Uwe Neugebauer

Der Weihnachtspakt

 

 

Er lag eingewickelt in der braunen Wolldecke, seitlings auf dem Fußboden und schlief. Im Innern der verfallenen Ruine, wo Isaac jetzt lag, roch es nach Moder und feuchter Luft. Aber in den Wintermonaten war dies unvermeidlich, und als der eisige Wind die Melodie eines von Knabenstimmen gesungenen Weihnachtsliedes durch das leerstehende Gebäude trug, erwachte er.
Eine Zeit lang blieb Isaac regungslos auf den harten Holzdielen liegen. Es war das taube Gefühl in Hüfte und Steiß, das ihm zusetzte und wieder an den gebrochenen Mann erinnerte, der er nun war. Langsam mühte er sich auf. Durch das verdreckte Glas eines Fensters überblickte Isaac die breite, gepflasterte Straße. Er dachte darüber nach, dass dies die beste Zeit des ganzen Jahres sei, und dass es gut ist, wenn die Leute ihren weihnachtlichen Geschäften nachgingen, da es nun einfacher war, sie um ein Almosen zu bitten. Er schüttelte sich die Kälte aus den Gliedern und machte sich auf den Weg, wo er, nachdem er die Behausung verlassen hatte, über den Gehweg der Innenstadt hatschte und sich in der Unbequemlichkeit einer kalten Mauernische niederließ. Hier schien es ihm, einen guten Platz erwischt zu haben. Es gab genug Leute, die an ihm vorbei mussten, ehe sie durch die Eingangstür in ´Wellmers fröhliche Bäckerei´ verschwanden. Jedesmal schellte dabei die Glocke, und manchmal, wenn die Eingangstür lange genug offenstand, drang der süße Duft von Zimt und Butterstollen zu ihm.
Als Isaac das heftgroße Stück Pappe mit der Aufschrift ´Hier sitzt ein Mensch´ neben sich an die Wand lehnte, das linke Bein halb über den Gehweg streckte und sich seiner gewohnten Sitzhaltung hingab, wurde ihm plötzlich wieder gewahr, dass er nun mehr als fünf Jahre sein Leben als Penner auf den Straßen verbrachte. All die Dinge, die damals geschahen, dass er in jener Wirklichkeit lebte, kehrten stetig zu den bevorstehenden Festtagen wie ein alter treuer Hund in seine Erinnerung zurück. Dann fiel ihm wieder ein, wie Isabelle die Scheidung verlangte und er kurz darauf das Haus verlor. Und dass er mit dem Trinken begann, als es nichts mehr zu retten gab. Damals schwor er sich noch, dass es eines Tages besser würde. Doch die langen, harten Jahre hatten Isaac mürbe gemacht. Seine Haut war derb geworden, der Wille gebrochen. Es gab jetzt graue und lichte Stellen auf seinem Schädel. Alles an ihm, hatte den fahlen Geruch der Straße angenommen. Zudem war es der heutige Tag, der 21. Dezember, der ihn daran erinnerte, dass der Anfang seines Endes sich jährte. Wenn er wenigstens genügend Geld besäße, dachte Isaac, dann könnte er dieses Jubiläum mit billigem Fusel begießen, solange, bis ihm schwindlig würde und er hier steifgefroren säße, da es sowieso keinem Menschen auffiele, wenn das Erbrochene in seinem Mund ihm das Atmen versagte und die glasig, offenstehenden Augen ins Leere starrten und es dann endlich, endlich vorbei wär.
Er drückte den Rücken fest gegen die harte Ziegelwand und sah den Leuten zu, wie sie mit buntbedruckten Tüten vorüber eilten. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, die Menschen nach ihren Blicken zu beurteilen. Da gab es beschämende Blicke - das waren die einfachen Leute. Dann gab es beinah mitleidige Blicke - das waren die noch einfacheren Leute. Und zu guter Letzt gab es die Blicke, die direkt durch ihn hindurch glitten, obgleich diese Leute ihn ansahen. Das waren die geschäftigen und ehrsamen Menschen jeder Stadt, die immer eilends durch die Straßen liefen, so dass sich Isaac oft die Frage stellte, wer von beiden nun das schwerere Leben durchzustehen hatte.
Das Schellen der Türglocke riss ihn aus den Gedanken. Eine Frau trat aus dem Geschäft. Mit ihrer Linken bewahrte sie die Eingangstür vor dem Zufallen. Sie wartete. Ein liebevolles Leuchten behielt sie in den Augen, dann sagte sie sanft: „Na komm, den Lebkuchen kannst du ja zu Hause essen."
Das kleine Mädchen biss noch einmal ab und griff nach dem ockerfarbenen Mantel der Mutter. „Der Weihnachtsmann" sagte das Mädchen glücklich, während sie vergaß, den schokoladenüberzogenen Bissen in ihrem Mund durchzukauen.
Isaac schmunzelte. Er konnte nicht umhin, den Blick gegen seine Brust zu richten, wo das Ende seines ergrauten Vollbartes ruhte. Es war ihm peinlich, dass das Blau seiner gesteppten Jacke von unzähligen dunklen Flecken durchsetzt war, dass er nur knöchelhohe, abgewetzte Lederschuhe trug. Aus einer verschwommenen Erinnerung heraus, versuchte Isaac dem Glauben des Kindes gerecht zu werden. Er blickte streng aber gütig in zwei staunende Kinderaugen und sagte mit tiefer Stimme: „Ho, ho, ho."
Die Kleine lächelte und die Mutter zog sie mit Mühe fort, so dass es ein zweites Mal schellte, als die schwere Eingangstür gedämpft ins Schloss fiel.
Er riss sich zusammen, um es nach außen hin weniger dramatisch aussehen zu lassen. Das Wetter, dachte Isaac, verdammtes Wetter. Ein Ziehen in den Hüften verriet ihm, dass die Luft sich bald erwärmen würde und dass es zu schneien begänne. Er sah zum Himmel, wo das schneidend klare Azur in die Unendlichkeit überging und wo es keine glänzenden Kinderaugen gab.
„Drecksau", sagte eine kehlige Stimme, während die dazugehörende, männliche Gestalt undeutlich vorbeihuschte.
Die Türglocke schellte erneut und Isaac bemühte sich, dem Tun seines zweifelhaften Tagesgeschäftes nachzugehen. Er holte drei 10-Cent- Münzen aus dem Innern seiner Jackentasche, legte sie in seine ausgebreitete Hand und streckte diese, ruhend auf dem angewinkelten Knie, in die kalte Dezemberluft. Vom nicht allzu weit entfernten Rathausplatz schallten Weihnachtslieder durch die Straßen. Manche sang er leise mit - alte, deutsche Weihnachtslieder.
Aus einer Seitentür, wenige Schritte entlang des Hauses, näherte sich ein schmächtiger Jüngling. Sein unerfahrenes Gesicht war von glitzernden Schweißperlen bedeckt. Er trug eine steife Bäckermütze und war mit seinem kurzärmeligen T-Shirt recht spärlich bekleidet. Zögernd ging er auf Isaac zu.
„Ich soll fragen", sagte der Jüngling gedrückt, dann blieb er stehen. „Mein Vater", verbesserte er sich, „also, Sie soll´n mal mit in die Backstube kommen. Gleich."
„In die Backstube, ich?"
„Ja, gleich."
Isaac ballte die Hand mit den Münzen zusammen. Er stand auf und besah sich den Jüngling, dann fragte er mürrisch: „Was will er denn von mir, dein Vater?"
„Weiß nicht. Ich soll sie nur holen."
Beide gingen zu der Seitentür, die in ein schummriges Treppenhaus führte. Ein breiter, vom Seifenwasser stumpf gewordener Fußboden erstreckte sich über die Länge des Hauses und endete an jener Tür, die den wohligen Duft von frisch Gebackenem davor bewahrte, das gesamte Treppenhaus zu erfüllen. Als sie im hinteren Teil der Backstube standen, befiel Isaac das unbestimmte Gefühl gleich in Ohnmacht fallen zu müssen. Sein anspruchsloser Magen schien sich plötzlich der besseren Zeiten zu erinnern, so dass ihm schwindelte, in dieser warmen, stickigen Behaglichkeit.
„Kommen Sie", sagte der Jüngling. Im nächsten Raum schwirrte feiner Mehlstaub im grellen Lampenlicht. Ein zweiter Geselle, der wesentlich stämmiger war, wälzte auf einer hölzernen Unterlage den Teig. Neben ihm stand ein kleinwüchsiger Mann, der jenes Tun genau kontrollierte. Als der Kleinwüchsige Isaac und den Jüngling bemerkte, hob er das gerötete Gesicht und sagte sehr freundlich: „Wellmer, Gottfried Wellmer." Seine Hand, die er Isaac energisch entgegenstreckte, hatte gut und gerne die Form eines halben Laibes Brot. Sein Händedruck war fest und beherzt. „Sie sind genau mein Mann", sagte Gottfried Wellmer, der Besitzer der Bäckerei.
„Ihr Mann? Wozu?"
„Langsam, mein Freund." Nun stützte Wellmer die geballten Fäuste in die Hüfte, wobei ein musternder Blick langsam und wie der Lichtstrahl einer Taschenlampe an Isaac hinabglitt. Er murmelte irgendwas, sah Isaac in das verhärmte Gesicht und fuhr fort: „Als erstes werden Sie mal ein gründliches Bad nehmen. Den Bart wird Ihnen meine Frau geschmeidig pflegen, dann wirkt er noch flauschiger. Und ein Kissen wird sie Ihnen um den Bauch binden müssen. Das dürfte reichen."
„Was haben Sie vor?"
„Sie haben Glück", antwortete Wellmer. „Das kleine Mädchen vorhin, das Sie irrtümlich für den Weihnachtsmann hielt, brachte mich auf den Gedanken. Versteh´n Sie?" sagte er euphorisch. „Weihnachtsmann, ein richtiger Weihnachtsmann. Wenn sich das herumspricht, rennen mir die Leute die Bude ein. Das Kostüm besorgt heute noch meine Frau und Ihre Aufgabe ist es, vor dem Laden zu steh´n und Süßes an die Kinder zu verteilen."
Isaac stand vor Wellmer, dessen feister Leibesumfang ihn plötzlich an offenes Kaminfeuer erinnerte: einladend schön, beruhigend warm aber trotzdem bedenklich, wenn er es wagte, den Flammen zu nahe zu treten. Doch schließlich ist bald Weihnachten, dachte Isaac, da kommen die Leute schon mal auf die gutherzigsten Gedanken. Überdies war es lange her, dass ihn jemand so beachtete, dass er tatsächlich noch gut genug für irgendeine Aufgabe war. Vielleicht könnte er Wellmer erzählen, dass er wisse, was von einem guten Geschäftsmann erwartet wird, da er doch selbst einer war. Vor vielen Jahren, als er sein Baugeschäft noch hatte und seine besten Freunde ihn um sein Geld betrogen, da war er noch ein guter Geschäftsmann. Er hatte mit Anstand und Würde das Spiel verloren, und bei Gott, nie gab er einen anderen als sich selbst die Schuld dafür. Dann trieben ihn die Schulden auf die Straße. Er würde es Wellmer schon beweisen. Er würde Süßes an die Kinder verteilen und ihnen sagen, dass es besser ist, brav zu sein. Er würde mit tiefer Stimme seine Rute schwingen, und Hergott im Himmel noch mal, verflucht, er wäre ein verdammt guter Weihnachtsmann.
So vieles kam Isaac in den Sinn. So vieles wollte er sagen. Der aufgewirbelte Mehlstaub flirrte durch den Raum und bedeckte beider Gesichter, und als der Stämmige aufhörte den Teig zu wälzen, als sich Staub und Anspannung allmählich setzten, bemerkte Isaac, dass das Brennen in den Augen nicht vom Mehlstaub herrührte. Beschämt sagte er: „Das würd´ ich gerne tun."
„Na seh´n Sie, mein Freund", sagte Wellmer, „da sind wir uns doch schon einig." Er streckte Isaac gewichtig die Hand entgegen und schüttelte ihm die seine. Ein geschäftiges Grinsen überspannte Wellmers rundes Gesicht, so dass es schwerlich zu verbergen war, welch hintergründiges Spiel seine Gedanken beherrschte. Erst nach und nach konnte Wellmer sein Grinsen abschwächen. Er klärte Isaac auf, zu welcher Uhrzeit er vor dem Geschäft zu stehen habe, wie lange, und dass er nur zum Mittagessen mit in die Backstube könne. Etwas unwillig füge er an: „Ach ja, meine Frau wird ihnen ein Bett im Dachboden zurecht machen. Sie schlafen natürlich hier, was soll´n denn sonst die Leute denken."
Es war ein gutes Geschäft, sowohl für Isaac, als auch für Wellmer. Beide hatten diesen Gedanken, doch nur Isaac war die Erleichterung wirklich anzusehen. Dieser fügte sich dem Wunsch seines neuen Gönners, und nach einem erholsamen Bad ließ er sich den Vollbart geschmeidig pflegen, zur Anprobe des Kostüms ein Kissen um den Bauch binden und anschließend stieg er die steile Holztreppe empor, die ins Zimmer des Dachbodens führte.

Als die Nacht hereinbrach, war Isaac mit sich selbst im Frieden und schläfrig genug, um all die seltsamen Geschehnisse des Tages an sich vorüberziehen zu lassen. Sein Kopf ruhte auf weichem Daunen und der Federkern des Bettes schmiegte sich annehmlich gegen den geschundenen Rücken. Er dachte an das Glück im Allgemeinen, wie es letzen Endes doch zu jedem Menschen kommen müsse. Er sah sich im roten Kostüm, umringt von leuchtenden Kinderaugen, zufrieden schmunzelnden Müttern, und wenn er es richtig anstellte, könnte er nach den Festtagen als gute Aushilfe in Wellmers Geschäft weiter arbeiten. Beruhigt holte Isaac die eine Hand unter der warmen Bettdecke hervor und losch das Licht der Nachttischlampe, so dass die drei auf einer Linie stehenden hellen Punkte des Sternbildes Orion ihm in den Blick fielen und er die schneeerfüllte Luft roch, die durch die halbgeöffnete Dachluke über ihm ins Zimmer wehte.

Die wenigen Tage vor Heiligabend verliefen für die Wellmers in ungewohnt geschäftiger Weise. Diese Idee mit einem lebendigen Weihnachtsmann vor dem Geschäft erwies sich tatsächlich als wahre Goldgrube. Der alte Bäckermeister hatte wieder mal aufs richtige Pferd gesetzt. Unter dem leuchtend roten Kostüm und jenem flauschig, grau-schwarzen Vollbart fiel es niemandem auf, dass dieses gewinnbringende Pferd eigentlich ein ausgedienter Ackergaul war. Besonders den staunenden Kinderaugen musste dies entgeh´n, denn Isaac spielte seine Rolle gut, wenn er seine braunen Augen rollte und mit brummendem Bass sagte: „Ho, ho, ho. Euch allen eine frohe Weihnacht." Bei jedem Schellen der Türglocke sagte er es, und es schien so sonderbar, dass ihm Menschen freundlich zulächelten. Auch wenn er ins Schaufenster des Ladens blickte, befiel Isaac ein Behagen. Im Gedränge der Leute, wenn es der Augenblick zuließ, konnte er manchmal das hohlwangige Gesicht von Wellmers Frau erkennen, die ihm dann zunickte und beide Augen gutmütig zusammenkniff. Doch diese Momente waren kurz, unaussprechlich weit entfernt. Um die Mittagszeit schloss das Geschäft. Die Freundlichkeit floh mit der enteilenden Kundschaft, und vom Rathausplatz verkündete der Glockenschag der Turmuhr nun die stummste Zeit des Tages. Diese beiden Stunden, bis die Jalousie des Schaufensters wieder hochgezogen wurde, liefen stets auf eigenartig stille Weise ab.
Abgespannt kam Isaac in den Laden, ging hinter die Verkaufstheke auf die Küchentür zu, wo der Duft von geräuchterem Fleisch hervor quoll. Alle, die in der Bäckerei arbeiteten, saßen bereits zu Tisch, während eine hochgeschossene, viel ältere Frau, die von den kargen Gesichtszügen her die Mutter von Wellmers Frau sein musste, sich am Herd bemühte.
Die Gespräche untereinander waren rege, und erst als Isaac die Küche betrat, verstummten die Worte. Nun war sie wieder allgegenwärtig, die Stille. Er legte Nikolausmütze und Leinensack ab und setzte sich ebenso schweigend an die Stirnseite des Tisches.
Der Jüngling, der neben ihm saß, hielt wie alle anderen den Blick auf den leeren Teller oder irgendwo in den Raum gerichtet. Wellmers Frau räusperte sich, dann sah sie zu ihrem Mann und räusperte sich noch einmal.
„Das riecht ja köstlich", sagte Isaac. Obgleich er laut und deutlich sprach, schien es keiner gehört zu haben. Im Stillen, mit gefalteten Händen, bedankte sich Isaac für seine warme Mahlzeit.
„Heiligabend gibt es immer Linsen", sagte plötzlich eine helle Stimme. Der Stämmige, der zu Isaac´s Linken saß, unterbrach die Stille. Allerdings nur für diese Feststellung, denn Wellmer blickte den Gesellen misslaunig an. Nun wurde der großer Topf mit Linsen und Rauchfleisch zu Tisch gebracht. Jeder schöpfte daraus so oft er wollte. Alle aßen sie wortlos. Nur das Geräusch von klappernden Besteck und schmatzenden Mündern war zu hören. Und dennoch war heute etwas anders. Isaac fühlte es. Er spürte, dass etwas nicht stimmte.
Nach dem Essen blieben alle sitzen, was Isaac wunderte, da es üblich war, dass danach alle aufsprangen, um den Teig weiter zu bearbeiten oder Gebackenes rechtzeitig aus dem Ofen zu holen.
„Das war ein sehr gutes Jahr", sagte Wellmer.
Wellmers Frau nickte bestätigend. Wobei dieses Kopfnicken von einem ernsten Blick begleitet war, der durch Isaac glitt. Es war ein Blick jener Kategorie, der geschäftig und ehrsam und auf individuelle Weise ablehnend war.
Gefasst fuhr Wellmer fort: „Nun." Er sah zu Isaac, mit dem gleichen Blick, aber härter, da die Last jener Entscheidung auf seinen Schultern ruhte. Mit dem Finger der ausgestreckten Hand deutete er auf das Weihnachtsmannkostüm und sagte: „Das wirst du jetzt nicht mehr brauchen. Es ist Heiligabend, wir schließen heute früher. Dann kommen die Feiertage und bis zum Dreikönigstag bleibt der Laden dicht."
„Ich versteh schon", erwiderte Isaac, ,,bis es weiter geht." Doch dann dachte er: Was mag jetzt auf mich niederstürzen?
„Ja ja, bis es weiter geht", sagte Wellmer gereizt. „Aber nicht für dich."
Aus! dachte Isaac und sah Wellmer an.
Dieser fühlte keine Reue. Seine hellen Schweinsaugen blickten entschlossen und die Stirn war von tiefen Falten durchzogen.
Aus und vorbei, dachte Isaac wieder. Keiner von denen wollte dich je bei sich haben. Er zog Mantel und Hose aus, band sich das Kissen vom Leib, streifte die gefütterten Stiefel von den Füßen und tauschte diese gegen Lederschuhe und seine blaue Jacke. Nach weiteren wortlosen Minuten ging er mit einem stummen Handgruß davon und bis auf seinen gesättigten Magen, war nun wieder alles wie es immer war.
Als Wellmer ihm die Eingangstür öffnete, und die Glocke schellte, fiel diesem ein, dass er den Namen seines geliehenen Weihnachtsmannes nicht einmal kannte.
Isaac ging die Stufen hinab. Nun brauchte er sich nicht mehr umzusehen, da er Recht behielt, dass alle Menschen Geschäftsleute sind. Und auch das Ziehen in den Hüften, das nun nicht mehr war, gab ihm Recht, als lautlos schwebende Flocken die Erde weiß bedeckten, und er die Spuren seiner Lederschuhe in dem frischen Schnee hinterließ, die die Straße entlang ins Nirgendwo führten.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Uwe Neugebauer).
Der Beitrag wurde von Uwe Neugebauer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Uwe Neugebauer als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Mammis Hospital von Elke Anita Dewitt



Ein Roman um Liebe und Leidenschaft.
Melanie K. verlässt ihren Mann und die Kinder, um eigene Wege zu gehen. Bei einer Amerikareise verliebt sie sich in den Arzt Hans S. Es kommt zu einer schicksalhaften Begegnung mit einer alten Farbigen "Mammi".
Melanie kehrt aus Liebe und Schuldgefühlen zu ihrer Familie zurück, doch ihr Herz schlägt für Hans.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Uwe Neugebauer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Das vierte Übel von Uwe Neugebauer (Wie das Leben so spielt)
Wunder der Weihnacht von Werner Gschwandtner (Weihnachten)
Manitoba - dritter Teil - Thompson von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen