Zufällig einer
Meinung sein....
Er
wollte eigentlich nur nach Feierabend,
mit ein paar Bieren seinen am Tage aufgestauten Ärger herunter spülen und
suchte wahllos eine der vielen kleinen
Kneipen seiner Stadt auf. “ Doch es kam anders als er dachte!“
Diese
Frau, von der hier die Rede ist, lernte er in einer dieser üblichen Szene -
Kneipe kennen, sie erweckte mit ihrer Andersartigkeit, schon als er die Kneipe
betrat, sein Interesse. Als er sich das erste kleine Bier genüsslich auf der
Zunge zergehen ließ, nahm er sich die
Zeit, sich umzusehen. Die Kneipe war recht gut besucht durch diese neue In -
Generation der After - Work Trinker und
er schaute sich all diese fremden Wichtigtuer - Gesichter an. Da sah er sie
wieder ganz nah vor sich stehen. Diese kleine schlanke Figur mit diesen wohl
geformten Rundungen und diesem langen blonden Haaren war eine Augenweide. Sie
sah herüber und ihre Blicke trafen
sich, so scheinbar rein zufällig. Aber
der Charme, den sie versprühte, ließ eine Vertrautheit in ihm aufkommen, so
dass er mit einem freundlichen " Hallo" auf sie zuging. Diese
Vertrautheit, die sie reflektierte, lies in ihm zu, das er sich enthemmt fühlte
und sie kam, wie alte Bekannte in ein Gespräch. Erst waren es nur
Oberflächlichkeit, die sie von sich Preis gaben, aber sie spürten beide, das da
eine Innerlichkeit war, die eine Anziehungskraft hatte, die beide erregte. Ihm war dieses Gefühl schon lange abhanden
gekommen und hatte es auch nicht mehr zugelassen für sein eigenes leben. Er war
verwundert über diesen schon lange verschüttet geglaubten Zustand der Verwirrung. Das kühle Frische
Bier, der Wein den sie trank sowie die leise Musik im Hintergrund und
diese menschliche Nähe taten gut. Er spürte wie der Tags über aufgestaute Ärger verflog. Die Anwesenheit dieser Frau ließ zu, dass er
nicht spürte wie die Zeit verging und ehe er sich versah, war es weit nach
Mitternacht. Sie waren sich in der kurzen Zeit sehr nah gekommen und wussten beide, dass sie die Nacht nicht
alleine verbringen würden. Sie waren an diesem Abend die letzen Gäste und als
der Wirt hinter ihnen die Tür schloss, standen sie sich im fahlen
Mondlicht, ein wenig verlegen gegenüber
und keiner wagte es, dass auszusprechen, was beide eigentlich von Anfang an, im
Unterbewusstsein wollten.
Als
er am Morgen in einer ihn fremden, ungewohnten Umgebung aufwachte, und
verschlafen um sich schaute und erst Fragment für Fragment, des vorangegangen
Abend zusammensetzen musste, erschrak er über seine eigene Kühnheit. Die Frau,
die neben ihn lag und noch schlief,
war nach langer Zeit das erste weibliche Wesen mit der er wieder eine Nacht in
enger Umarmung verbracht hatte. Er
brauchte eine lange Zeit um das Geschehen zu verarbeiten.
Sie
lag auf den Bauch, das lange offene blonde Haar verteilte sich in wilder
Schönheit über ihre Schultern.
Der
Körper war sonnengebräunt und sehr feingliedrig. Die stille regelmäßige Atmung, lies vermuten, dass sie
in einem Wachzustand war. Er strich ihr sanft mit den Fingerkuppen über den Rücken, der unbedeckt vor ihm
lag und sah, wie sich die feinen
Härchen aufstellten so dass der Körper
eine Gänsehaut bekam. Er beugte sich über, um ihn mit Küsse und
Zärtlichkeit wieder zum leben zu
erwecken. Sie aber drehte sich ruckartig auf die Seite, sah ihn mit großen
erstaunten Augen an, so als wollte sie ihn
fragen, was das soll und wer er sei! Sie hatte einen exaltierten Ausdruck in
den Augen und wirkte verstört. Es war
ihr nicht gleich möglich, die Situation
zu erkennen, in der sie sich befand.
Sie
saßen sich beide gegenüber, ohne sich zu berühren und schauten verlegen, aber neugierig an einander vorbei. Beide
machten den Versuch, als erste das Wort zu ergreifen und verstummten sofort
wieder. Immer noch ohne sich dabei in die Augen zu schauen. Ein paar Minuten,
schwiegen sie sich unsicher an. Das in der vorangegangenen Nacht Durchlebte
mussten beide erst einmal verarbeiten. Diese überwältigende Leidenschaft, dieses Ausgehungert sein nach
Zuneigung und Zärtlichkeit. Diese Gier nach sexueller Berührung und Erotik,
dieses Verlangen nach Erfüllung der Sinnenfreude, war so stark, dass es von
Beiden ganz egoistisch ausgelebt wurde.
Es
gab in dieser Nacht keine Tabus. Die Schweißnasen zerwühlten Laken bezeugten noch in der frühen
Morgenstunde, dass hier zwei Menschen in vollen Zügen, sich in ihrer Wollust und Hemmungslosigkeit
vereint hatten.
Nun
kam aber die Stunde der Besinnung, der Klarheit für sie und sie fuhr sich
verlegen durch das lange blonde Haar. Wie sollte sie sich erklären und wie würde er die Wahrheit aufnehmen? „Die Wahrheit, dass es für sie nur die pure
Laune und Lust auf ein Abenteuer war“. Sie saßen sich immer noch schweigend gegenüber und wussten nicht wie sie sich verhalten sollten. Zwei
Menschen, die in ihren Leben schon einige Höhen und Tiefen hinter sich hatten,
und Lebenserfahren waren, fühlten sich auf einmal Hilflos und Gehemmt. Wie
würden sie Beide, die Beichte des Andern aufnehmen.
Er
war der erste, der die wortlose Stille mit der Frage: „Wie heißt du eigentlich
wirklich mit richtigen Namen“ Sie antwortete nicht sofort, war ein wenig
zögerlich und fragte sich innerlich „Soll ich ihnen meinen richtigen Namen
sagen“.
Sie
stotterte ein wenig herum, und stellte ihn die gleiche Frage! Er schien ein wenig verwirrt, damit hatte er
nicht gerechnet. Er wusste, er hatte
sich am Abend beim Kennen lernen mit vollem Namen vorgestellt und hatte ihr
auch noch seinen Lieblingsspitznamen genannt und sie hatte noch herzhaft
gelacht. Sein ungläubiger Blick, irritierte sie und Beide schwiegen sich wieder
eine einige Zeit an.
Es
war für alle zwei, sie und ihm, schwer diesen Augenblick, die Sprachlosigkeit
zu überbrücken. Wie und was würde der Andere denken, wie fühlte er oder sie
sich in dieser Situation.
Sie
stand jetzt neben dem Bett und ihr
Makelloser nackter Körper, war als Silhouette im gedämpften Licht noch schöner
und reizvoller anzusehen. Sie wollte erst einmal in das Badezimmer und sich ein
wenig frisch machen um klare Gedanken zu bekommen. Sie bat ihn, doch in der
Küche die Kaffeemaschine an zu Schalten, die sie, wie gewohnt, am Abend vorher
schon vorbereitet hatte. Sie ging aus dem Schlafraum und war froh einige Zeit
mit ihren verwirrten Überlegungen alleine zu sein. Er machte sich auf der such,
die Küchentür zu finden, um Kaffe zu kochen. Die ihm fremden Räume der Wohnung
machten ihn neugierig und er stellte
sich die Frage, wie lebt diese Frau? Endlich nach vergeblichen öffnen einiger Türen, stand er in der
Küche. Er sah sich um in dem Raum, der
einen sehr aufgeräumten Eindruck machte und etwas Intimes und auch
Soziales von der Person preisgab, die
hier lebte. Die Küche, sowie all die anderen Räume hatten einen sehr
bürgerlichen Anschein. Ob das so ist und diese vorangegangene Nacht nur ein
Versuch dieser Frau war, aus ihrer Einsamkeit auszubrechen, Das sollte sich noch herausstellen.
Das
Wasser der Dusche, ergoss sich lauwarm über diesen schönen schlangen makellosen
Körper. Das nasse lange blonde Haar hing über der Stirn und hatte einen seidig
schimmerten Glanz. Den Kopf nach vorne über gebeugt, so als wäre sie in
Gedanken versunken, um diese Nacht noch einmal Revue passieren zu lassen. So
stand sie Minuten lang regungslos da. Was war da in Nacht passiert, dachte sie,
wie konnte es angehen, dass sie diesen Mann, dessen Namen sie nicht einmal mehr
wusste, mit zu sich nach hause genommen hatte. War es das Gefühl der
Einsamkeit, diese Sehnsucht nach wärme oder einfach die Sexuelle Gier, nach
maskuliner Körperlichkeit, oder war sie einfach nur so betrunken und nicht
mehr „Frau ihrer Sinne“?! Sie war
gerade dabei, sich ein weiches flauschiges Frotteehandtuch um den schönen
gebräunten Körper zu wickeln, als er
rief, dass der Kaffee fertig sei.
Als
die Küchentür öffnete, konnte sie ihr Erstaunen nicht verbergen: Der kleine
Küchentisch war für ein Frühstück zu zweit gedeckt. Er saß schon da, wie
selbstverständlich und hatte eine Tasse Kaffee vor sich stehen. Sie nahm, noch
verblüfft Platz und ließ sich von ihm den Kaffee reichen. Sie schauten sich
jetzt mit offenem Blick an. Die Bedenkzeit, die sie beide, durch die
kurzfristige Räumliche Trennung hatten, hob diese verkrampfte Sprachlosigkeit
auf.
Er
hatte all seinen Mut, den am Abend davor verspürte um sie überhaupt in dieser
Kneipe anzusprechen wieder gefunden und erzählte von sich: Das er schon lange,
Verursacht durch eine große Enttäuschung alleine lebe. Das er gar nicht so
richtig wisse, was ihn antrieben habe, sie anzusprechen. er sei von Grund auf
ein etwas schüchterner und zurückhaltender Mensch. Aber sie sei ihm beim
betreten des Lokals gleich aufgefallen
und der freundliche Blickkontakt, hatte ihn mutig gemacht. Sie hörte ihm zu und
dachte, er hatte Recht. So ähnlich sei es ihr auch ergangene, unter all den
vielen fremden Menschen, gab es große und kleine, interessante und
Langweiler, schöne und weniger schöne,
extrovertierte und introvertierte und doch hatten sich ihre Blicke getroffen.
War es Zufall, oder Schicksal, war es eine Laune des Augenblicks oder etwa
Bestimmung, dass sie beide zur selben Zeit am gleichen Ort waren. Sie hörte
ihnen sagen, das er sich so langsam auf dem Weg machen würde und ob sie sich
irgend wann einmal wieder sehen könnten, er würde sich darüber sehr freuen,
wenn der Kontakt bestehen bleibe. Sie
stand auf und ging auf ihm zu, legte ihre Hände auf seine Schultern, strich ihn
zart über die Wangen und durch sein
Haar. Schaute ihn tief in die Augen, zog ihn an sich, so dass er noch einmal
ihren warmen weichen Körper spürte und sagte mit leiser Stimme „Ja wir sehen
uns wieder, aber lass uns nichts überstürzen!“
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Alfons Czeskleba).
Der Beitrag wurde von Alfons Czeskleba auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.12.2005.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Alfons Czeskleba als Lieblingsautor markieren
Unsere Welt erstrahlt in vielen Farben - Notre monde rayonne de mille couleurs
von Martina Merks-Krahforst
Zweisprachiger Gedichteband (Deutsch / Französisch) von Autorinnen und Autoren zwischen 7 und 22 Jahren aus Deutschland, Frankreich, Lettland.
Die Erlöse aus dem Verkauf gehen an die Peter Maffay Stiftung
Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!
Vorheriger Titel Nächster Titel
Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:
Diesen Beitrag empfehlen: