Christine von Holtei-Cyrkiel

Geld ist Luxus

Ich liege im Bett und habe wenig Lust, mich zu rühren. Eine tiefe Ruhe kommt über mich, ich muß lächeln. Aber warum, weiß ich nicht. Was hat diese kleine Fliege in meinem Zimmer zu suchen? Ich greife langsam nach einem Schuh. Sie sitzt jetzt auf der Glühbirne. Ohne zu überlegen, schlage ich zu und zerschmetterte mit lautem Knall die Glühbirne und die Flüge. Licht habe ich jetzt auch nicht mehr. Ich muß jetzt unbedingt Geld für eine Glühbirne auftreiben. Es heißt, um jeden Preis muß ich Geld aufspüren. Ich gehe auf die Straße und betrachte aufmerksam das Pflaster, angenommen finde ich Geld. Anstatt mich um reale Sachen zu kümmern, träume dahin und warte auf das Wunder. Geld werde ich haben, das ist sicher, ich weiß nur noch nicht, wieviel es sein wird? Nach zwei Stunden Herumstreiten gehe ich müde ins mein Zimmer zurück. Mein Leben lang bin ich nicht so viel herumgelaufen wie in letzten Tagen. Ich fliehe vor dem Tod. Mein Zimmer sieht schon jetzt wie eine Gruft aus. Ich gehe in den Stadtpark, um alles zu vergessen. Im Park begegnete ich einem Freund, der kann ich leider nicht erkennen, aber ich sage nichts. Der fragte mich, wie mir geht? "Danke gut." Er spricht von dem schönen Wetter, dann reichte mir die Hand und geht weiter. Jetzt hat er sich umgedreht, er bleibt stehen und kommt zurück. "Sag mal, bin ich dir nicht etwas schuldig?" fragte mich. "Ja, dreihundert Euro" Er ist betroffen. Ich hätte hundert sagen sollen, dann würde er mir jetzt etwas geben können. Aber nein, er holt seine Brieftasche heraus und gibt mir das Geld. "Entschuldige, ich bin wenig vergeßlich. Auf Wiedersehen!" Der Mann hat mir diese dreihundert Euro wie ein Almosen gegeben. Hierauf beginne ich zu leben. Mit Taxi fahre ich zum Luxusrestaurant. Das Essen ist überraschend gut. Man bringt mir die Rechnung unter einer Serviette versteckt, wie eine Familienschande. Zweihundert Euro, das Trinkgeld frißt weitere 50 Euro. Es bleibt mir 50 Euro... der Teufel soll euch Hollen! Ich verlasse das Lokal, das Taxi steht vor dem Restaurant und wartet auf mich. Wäre ich noch lange drinnen geblieben, hätte ich das Taxi nicht mehr bezahlen können. Dann gehe ich zu Fuß, und die frische Luft tut mir gut. Aber ich bin hungrig. Fünfzehn Euro habe ich noch, soll ich im Imbiss noch was Essen? Es gibt keine Logik und keinen wohltätigen Übergang bei dem, was mit mir geschah. Ich kann nichts dafür, aber ich habe einen wahnsinnigen Hunger. In einer Bar, trinke ich Kaffee und esse zwei Berliner. Nächstemal, wenn ich wieder Geld habe... das Schlimmste ist, es gibt zwei Menschen in mir. Einen gemeinen und einen vernünftigen. Sobald kein Geld da ist, erwacht der Vernünftige. Jetzt ist der letzte Moment gekommen. Das letzte Geld muß gerettet werden. Der Teufel soll die dreihundert Euro Hollen. Ich bin dem Idioten gar nicht begegnet. Ich habe ihm das Geld überhaupt nicht geliehen. Ich muß das Leben genau dort fortsetzen, wo ich am Vormittag unterbrochen habe. Inzwischen habe ich Erfahrung gesammelt. Die reichen Leute darf man nicht beneiden. Sie sind verpflichtet, solche Mahlzeiten zu nehmen.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Christine von Holtei-Cyrkiel).
Der Beitrag wurde von Christine von Holtei-Cyrkiel auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Christine von Holtei-Cyrkiel

  Christine von Holtei-Cyrkiel als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Wilder Mohn von Jutta Maria Santler



"Wilder Mohn" ist eine kleine Sammlung von Gedichten, die die Autorin seit ihrer Jugendzeit geschrieben hat. Unterschiedliche Themen, v.a. betreffend Beziehungen, wurden darin aufgegriffen, um das, was zum Leben gehört wahrzunehmen, auszudrücken und neue Einsichten und Kräfte zu gewinnen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wie das Leben so spielt" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Christine von Holtei-Cyrkiel

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ein richtiger Sonntag von Christine von Holtei-Cyrkiel (Wie das Leben so spielt)
Chanel N° 5 von Monika Hoesch (Wie das Leben so spielt)
Das Kind und "der liebe Gott" (kein religiöses Werk!) von Alina Jeremin (Trauriges / Verzweiflung)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen