Andrea Renk

Das Geschenk

 
 
 
 
Tom hatte noch einiges zu tun. Immer diese blöden Hausaufgaben. Wer sagte eigentlich, dass die notwendig wären? Die halten einen doch nur vom Spielen ab.
Sein Freund Martin wartete schon. Er hatte nie so viele Hausaufgaben auf. Der hatte eine coole Lehrerin, die wusste, dass die Zeit nachmittags einfach zu wertvoll war um sie am Schreibtisch zu sitzen. Und übrigens, alle sagen, dass die Kinder sich so wenig bewegen.  Dabei liegt das einfach nur an den langen Schulzeiten und die vielen Hausaufgaben.
 
Tom schaute auf die Uhr. Och menno schon 15 Uhr. Und wenn er es überschlug, brauchte er noch 1 Stunde für die Hausaufgaben. Er musste wenigstens Martin Bescheid geben. Er suchte das Telefon. „ Mama, weißt du wo das Telefon ist? "Ich will Martin Bescheid sagen, dass es noch dauert.“ „ Das Telefon liegt im Wohnzimmer Tom. Hast du denn noch so viel zu tun?“
„Ja Mama, wir haben eine ganze Menge auf heute. Die haben kein Erbarmen mit uns.“
Tom hatte das Telefon gefunden. Da rief seine Mutter noch aus der Küche: „Denk dran Tom. "Du musst noch dein Geschenk für die Oma einpacken.“ Tom seufzte. Im blieb aber auch gar nichts erspart. „ Das kann ich doch auch heute abend noch machen Mama!“ Er war genervt. „Oder würdest du mir das Geschenk einpacken?“ „ Nein Tom, das machst du selbst. Du weißt, dass Oma da Wert drauf legt. "Und sie sieht es, wenn ich das für dich einpacke.“  „Du musst es ja nicht so ordentlich machen, dann fällt es auch nicht auf. "Dann merkt sie es nicht.“ Tom gab so schnell nicht auf. „Nein Tom, du weißt, dass du mich so nicht rum bekommst. Wegen mir packe das Geschenk heute abend ein aber du darfst es nicht vergessen.“
 
Tom war erleichtert. Es war zwar kein ganzer Sieg, aber ein akzeptabler Teilsieg. Damit konnte er leben. Er rief Martin an und sagte ihm, dass er noch eine Stunde brauchte.
Dass Tom nicht begeistern war, konnte man sich denken. Aber die Hausaufgaben gehen eben vor. Leider.
Er versuchte sich zu beeilen und schaffte es tatsächlich in der Stunde mit den Hausaufgaben fertig zu werden. Den Nachmittag mit Martin hatte er sich jetzt aber verdient.
Sie wollte mit den Fahrrädern in die Kiesgrube fahren. Da konnte man so herrlich abenteuerlich mit den Rädern abdrehen. Sie ließen sich am liebsten quer einen Kiesberg runtergleiten. Das war eine riesen Gaudi.
 
Der Nachmittag ging schnell vorbei. Immer, wenn etwas Spaß machte, ging es schnell vorbei. Das war schon immer so. Aber wehe, etwas war stressig anstrengend oder nervig, Dass zog sich immer in die Länge und ging nie zu Ende.
Als er zuhaue ankam war es schon dunkel. Mama wartete schon auf ihn. „ Tom, das Essen ist fertig, geh gleich ins Bad und komm dann Essen.
Tom machte sich fertig. Er hatte aber auch einen riesen Hunger. „Was gibt’s denn Mama?“  „Hackfleischbällchen mit Nudeln und Tomatensoße.“  „Das war oberlecker. Da musste das mit dem waschen heute ein bisschen schneller gehen. Er durfte nur nicht zu schnell fertig sein, sonst schickte ihn Mama noch mal ins Bad.
 
Er wusch sich sozusagen im Schnellwaschgang und achtete drauf, dass alle Körperteile wie Hände, Hals, Gesicht und Füße, also alles was man sah nachdem, er den Schlafanzug angezogen hatte, sauber war.
Er stürzte förmlich an den Tisch. Ich habe „Hunger wie ein Tier.“  Er griff zu. Mutter fragte ihn, wo sie denn waren und was sie gemacht hatten. Er erzählte ihr von dem Nachmittag. Morgen wollten sie wieder in die Kiesgrube. „Morgen sind doch Omas Geburtstag Tom. Und denke dran, du musst das Geschenk noch einpacken.“
Die Frau vergaß aber auch nichts. Es war zum Mäuse melken. So lies es sich doch nicht vermeiden, dass Tom das Geschenk doch selbst einpacken musste. Als er fertig mit essen war, machte er sich an die Arbeit.
„Es liegt alles auf dem Wohnzimmertusch Tom.“ Na immerhin musste Tom die Sachen nicht erst zusammensuchen.
Er ging ins Wohnzimmer. Dort lagen auf dem Tisch der Bilderrahmen, das Bild welches da rein sollte, die Schere, das Geschenkpapier und der Kleber.
„Mama wo ist der Tesafilm? "Mit dem Kleber kann ich nicht wirklich das Geschenk einpacken.“ Er schaute sich um. Nirgends war Tesafilm zu sehen. „Das ist leider verbraucht. Ich habe vergessen neues zu kaufen. "Du musst dir mit dem Klebstoff behelfen.“
Klasse auch das noch. Geschenke einpacken war einfach keine Männersache. Ihn nervte das total. Aber er wusste, dass sich Mama nicht erweichen lies.
 
Dann machte er sich an die Arbeit. Das Bild hätte Mama ja wenigstens in den Bilderrahmen machen können. Dann würde es ordentlicher aussehen.
„Das ist aber dein Bild, und dein Geschenk für Oma. Schöner ist es, wenn du es einpackst.“
Tom stutzte, guckte um sich. Es war keiner hier. Mann ich habe hallus (Halluzinationen) !!!! Mensch alter, das fängt aber früh an. Er dachte sich nichts weiter dabei und versuchte mehr als ungeschickt das Bild in den Bilderrahmen zu bekommen. Auf dem Bild war er zu sehen. Er fand das es nix aussah, wie alle seine Bilder. Mama war der Meinung, das würde Oma bestimmt gefallen. Na ja die Frau war ja auch nicht mehr die jüngste. Wahrscheinlich sah sie nicht mehr so richtig, sonst würde ihr nicht entgehen, dass er nicht so gut getroffen war. Und vor allem, das schlimmste an dem Bild war, dass er in ordentlichen Klamotten drauf war. Oder sagen wir so, dass was Mama unter ordentlichen Klamotten verstand.
Der Bilderrahmen war einer von denen die man hinstellen konnte. In Weinrotem Leder. Tom würde ihn „altengerecht“ nennen.  „Du bist aber ganz schön kleinlich.“
Tom hielt inne. „Was bin ich?“  „Kleinlich“ Tom drehte sich zur Tür. Da grinste ihn Mama an. Na du wirst doch wohl nicht an deinem Verstand gezweifelt haben Tom. Es macht wirklich Spaß dir zuzugucken wie du das Geschenk verpacken willst. „ Aber woher weißt du, was ich gedacht habe?“ „Na, weil du laut gedacht hast Tom.“ Mama lachte. „Das hast du gar nicht gemerkt, dass du vor dich hingesprochen hast.“
 
Nein das hatte er wirklich nicht. „Komm her Tom ich helfe dir, dann bist du schneller fertig und hast es nicht ganz so schwer.“  Mama setzte sich zu ihm half ihm das Bild in den Bilderrahmen zu machen. Das war eindeutig Frauensache. Allein an den Klämmerchen die hinten alles zusammenhielten hätte er sich die Finger gebrochen.
„Aber in das Papier da musste es schon allein einpacken. "Ich mache dir dann die Schleife drum.“ Na ok, er lies sich überreden.  Er schnitt soviel Geschenkpapier ab wie er zu brauchen dachte. Es war gelb mit dunkelblauen Streifen. Natürlich hatte er zu viel abgeschnitten, aber er schlug es einfach noch einmal um den Bilderrahmen Drumherum so fiel es gar nicht auf.
Den Klebestift konnte er somit auch großzügig verwenden, damit das Bild auch gut verpackt war und das Geschenk nicht aufgehen konnte.
Er strich das Geschenkpapier ein und klebte alles zusammen. Und so ein Klebestift hatte auch noch Vorteile. Man musste nicht  lange warten bis es getrocknet war. Es klebte gleich und ohne viel Sauerei.
Jetzt noch das Geschenkband.  Tom schnitt sich ein Stück von dem blauen, glänzendem Band ab und wickelte es sehr kunstvoll um das Geschenk. Als er fertig war, machte seine Mutter aus den Enden des Bandes eine Kunstvolle Schleife.
Tom betrachtete sein Kunstwerk.
„Man sah es wirklich, dass er es eingepackt hatte. "Na ja jedenfalls zum Teil.“ Und er wusste ja eigentlich auch, dass es nicht darum ging dass er damit einen Schönheitswettbewerb gewinnen soll, sondern, dass er sich Mühe gegeben und selbst gemacht hat.“
 
Omas Geburtstag konnte kommen.
 
a.r. © 01.01.2005
 
 
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andrea Renk).
Der Beitrag wurde von Andrea Renk auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Andrea Renk als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

wechselhaft heiter bis wolkig von Horst Rehmann



"wechselhaft heiter bis wolkig“ spricht Gemüter an, die durch Humor
des Lebens die leichtere Seite betrachten lässt. Über 190 unterschied-
liche Geschichten, Gedichte und Weisheiten mit gekonnter Poesie im
Wortschatz durchzogen, bringen auch Ihre Gehirnzellen zum nachden-
ken und setzen einen humorvollen Impuls. Humorvoll, nachdenklich,
poetisch, heiter – ein echter Rehmann eben, unverkennbar und einzig-
artig, wie der Mensch selbst. Ein wahrer Künstler im Wort, der dem
Individuum an sich viel zu geben hat. Er schenkt Ihnen Gute Laune,
die sich so ganz nebenbei ergibt, indem Sie die Zeilen lesen, während
Sie gerade noch über die Poente grübeln. Tun Sie sich etwas buchstäb-
lich Gutes und vergessen Sie nicht, dass man sich niemals traurig
fühlen kann, wenn heitere Worte Ihre Gedanken anregen…

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Leben mit Kindern" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andrea Renk

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Vorfreude auf Weihnachten von Andrea Renk (Weihnachten)
Jenny möchte helfen von Karin Ernst (Leben mit Kindern)
Ist Schreiben wichtig? von Christa Astl (Glossen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen