Stephanie Müller

3,2,1 Ecstasy

 
 
Ich stehe auf dem 2nd Floor. Ich tanze. Beweg mich zur Musik. Vergesse alles um mich herum. Einer der wenigen Momente in denen ich frei bin. Ganz egal wer mich sieht, wer mich beachtet, mich antanzt, mich auslacht.

Ich halte kurz inne und lasse meinen Blick über die gefüllte Tanzfläche schweifen. Neben mir, einige meiner Bekannten, die ich eigentlich gar nicht kenne und sie mir auch egal sind. Sie haben mich mitgenommen. Mit dem Auto. Das ist die Hauptsache. Ich komme nach Hause und muss nicht trampen.

Ich box` mich durch die Menge und versuche an der überfüllten Theke was zu Trinken zu bekommen. Du rämpelst Leute an, sie schauen dich genervt an. Verpiss dich! Such dir nen andern Weg! Ich kann dir auch keinen Platz machen! – Ach verpiss dich doch selber, denke ich. Es gleicht dem Kampf aller Samen zur Eizelle. Ich werde aggressiv und nehme auf die anderen keine Rücksicht mehr. Angekommen hoffe ich einen Dummen zu finden, dem ich seine letzten Cent raube, indem er mich einlädt. Es dauert nicht lange. Durchschnittstyp, meiner Meinung. Wir unterhalten uns oberflächlich. Ist auch nicht wichtig. Der Alkohol fließt. Wir stehen an der Theke. Bumm. Bumm. Bumm. Der DJ heizt der Menge ein. Er will plötzlich gehen. Andere Bar, anderer Floor, ihm egal. Warum? Hier gefalle es ihm nicht mehr. Die Musik dröhnt. Ich verstehe fast nichts mehr. Er wird neben mir unruhig. Lass uns gehen! Er zieht mich von meinem Stuhl. Versehentlich stoße ich mein Glas um. Es fällt zu Boden. Ich merke wie sich hinter mir jemand umdreht. Er zerrt weiter an mir. Was soll das? Lass´ mich los und such dir ne andere dafür! Psycho! Er ignoriert mich. Stattdessen mischt sich der Kerl hinter mir ein. Alter, was willst du? , denke ich. Kümmer´ dich um deinen Scheiß, mit dem werde ich schon selbst fertig! Doch ich bin ihm egal. Es kommt zu immer lauter werdenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden, von denen ich nichts verstehe. Sie scheinen sich zu kennen. Und er scheint auch der Grund zu sein, warum wir gehen sollten. Keine Sekunde geht es um mich. Ehe ich mich versehe finde ich mich inmitten einer Schlägerei wieder, bei der ich nicht einmal der Anlass bin. Kein Glas oder Flasche wird dabei ausgelassen. Es erinnert mich an schlechte Westernfilme, denen das Geld für genügend Waffen ausgegangen ist. Ich hab´ keine Lust rumgeschubst und ein Teil der Auseinandersetzung zu werden und flüchte mich in die Arme eines Vorbeikommenden. Er zeigt Verständnis für meine Situation. Meine Koordination und Orientierung lässt nach. Mein Promillespiegel ist gestiegen. Er begleitet mich netterweise zum Klo. Die lange Schlange davor entgeht mir. Ich gehe vorbei und sichere mir die nächste Toilette. Was fällt der dummen Kuh ein? Hier müssen au´ noch andere auf´s Klo! – Krieg dich wieder ein! Hätte sie´s halt genauso gemacht! Ich stolpere aus der Tür und will in Richtung second Floor weiter. Wer zahlt mir jetzt den Rest des Abends? Vor der Tür wartet überraschenderweise mein Klozubringer! Naja warum nicht? , denke ich mir. Wir gehen Arm in Arm zurück zur Bar. Ich sehe, wie Securities die beiden Schläger rausschmeissen. Recht so! Wenn es wenigstens wegen mir gewesen wäre!

Ich schaue nach meinem alten Platz und suche meine Mitfahrgelegenheit. Meine Leute sind weg! Scheiße! Sie sind ohne mich gefahren! Macht nichts, flüstert er mir ins Ohr. Mein Bett sehnt sich nach Zweisamkeit. – Jaja, wir werden sehen. Wir gehen an die Theke. Ich hab´ keine Ahnung mehr, was ich überhaupt trinke. Er stellt mir seine Hiphopfreunde vor, die einiges drauf haben. Er weiß selbst nicht, warum er mit ihnen befreundet ist, denn früher war für ihn das einzig Wahre Techno. Heute sei das ein bisschen anders. Von mir aus! Alles was grooved, eben. Er schiebt sich irgendetwas in den Mund. Wir tanzen. Zwischen Tischen und Barhockern. Enger und enger. Wir küssen uns. Seine Pille wandert in meinen Mund. Schluck´ Süße! Der Bass vibriert. Mein Herz rast. Das Discolicht flimmert. Es dauert eine Weile. Mir wird schwindelig. Es dreht sich. Alles entfernt sich. Wo ist die Musik? Ich greife nach einem Stuhl und klammere mich fest. Er und seine Hiphopfreunde lachen und trinken weiter. Meine Füße werden schwach. Er hält mich. Mach´ dich locker! , fordert er mich auf. Plötzlich blüht alles auf und ich fühle mich gut und befreit. Ich tanze. Ich lache. Ich trinke. Mich kümmert nichts mehr und ich hoffe, dass dieser Zustand nie wieder verfliegt. Es ist spät, als er mich mit aus der Disco zieht. Seine Freunde verabschieden sich von uns. Er setzt mich auf seinen Beifahrersitz und steigt in den Wagen. Ich bin mir sicher, dass er noch fahren kann. Wir sind irgendwo auf der Landstrasse unterwegs. Bin ich angeschnallt? Ich habe keine Ahnung wie schnell er fährt. Es presst mich in den Sitz. Alles dreht sich. Wir nähern uns einem Auto, das gemütlich vor uns rumtuckert. So kommt es mir vor. Er zögert nicht zu überholen. Ich sehe, wie es in die Kurve geht. Vor uns taucht ein entgegenkommendes Auto auf. Scheiße noch mal, was machst du? , schreie ich. Er reißt sein Lenkrad rum. Wir drehen uns. Vor uns ein Baum. Wo kommt der her? Mein Leben im Schnelldurchgang.

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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