Hallo liebe Zuhörer. Wir haben es 18 Uhr 37 am Sonntag Abend! Mein Name ist..., plärrte es aus dem Radio auf der gegenüber liegenden Seite des Raumes.
Plötzlich erklang ein lautes Rauschen.
Er hatte noch einmal warmes Wasser ins Bad dazugelassen.
Der breite, harte Strahl aus spritzendem H2O bahnte sich seinen Weg durch den Seifenschaumteppich, der das Badewasser fast ganz bedeckte.
Nur ein kleines Loch war ohne Schaum, da wo er seinen Kopf aus dem Wasser luken ließ.
Es ist schon herrlich, dachte er, so ein schönes, heißes Bad am Sonntag Abend nach einer harten Woche.
Mann. War das hart gewesen in der vergangenen Woche. Die vielen Aufträge in der neuen Firma, das Bauen des Hauses, die Kinder, die Frau – alles wollte erledigt werden – purer Stress.
Naja, nun ist Entspannung angesagt.
Nachdem er das Wasser wieder abgedreht hatte, nahm er einen Schluck des guten Burgunder, den er aus dem Keller geholt hatte.
Eine der teuersten Flaschen – doch was soll´s.
Er schmeckte vollmundig.
Er schaufelte die kostbare Flüssigkeit von einer Seite des Mundes zur anderen und wieder zurück, bevor er behutsam den Wein seine Kehle hinunter laufen ließ.
Im Hintergrund wurde „Wake me up when September ends“ von Green Day gespielt.
Er drehte sich, vorsichtig, damit aus der randvollen Wanne kein Wasser herausschwappte.
Mann, war er ausgebrannt vom Leben.
Was treibt einen Menschen nur zu solch einem Leben?, fragte er sich.
Was ist es, was einen zum Abrackern Tag für Tag bewegt?
Man arbeitet, um Geld zu verdienen und um sich davon zu ernähren um noch mehr zu arbeiten um noch mehr Geld zu verdienen um sich weiter zu ernähren um dann wieder arbeiten zu können... – weiter, immer weiter.
Ein ewiger Kreislauf bis man mal nicht mehr arbeitet, dann wird das Geld mit der Rente auch weniger, man isst weniger im Alter.
Irgendwann verliert man den Sinn des Lebens, eben diesen Kreislauf aus Arbeit, Geld verdienen, ernähren und wieder Arbeit in Schwung zu halten um am Ende doch zu sterben.
Irgendwann muss man dies ja mal für einen Moment durchbrechen, mal abschalten.
Ja, der Sonntag Abend ist dafür gut geeignet., sagte er sich., mit guter Musik, einem Glas guten, alten Burgunder und viel Ruhe.
Er war jetzt beinahe in Trance. Schon oft war er beim Baden eingeschlafen und war erst durch die langsam sich einschleichende Kälte des Wassers, die auf seinen Körper übergriff, aufgewacht,
Doch diesmal war es irgendwie schöner, ruhiger.
Seine Beine wurden langsam schwerer, die Atmung flacher.
Eine tiefe Ruhe zog in ihn ein.
Die Augen schon geraume Zeit geschlossen, wagte er einen letzten Blick.
Er schaute aufs Wasser mit dem darauf liegenden Schaumteppich.
Alles war rötlich verfärbt.
Beinahe so schön rot wie der gute, alte Burgunder.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.01.2006.
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