Horst Dreizler
Falkenstein
Als Faruk beschloss, aus Sicherheitsgründen, im Land Keist die Fantasie abzuschaffen und eigens dazu einen Polizeiapparat aufbaute, die Afant, um Verstösse zu ahnden , entwickelte sich wie erwartet und trotz strenger Strafen ein schwunghafter Schmuggel mit den Nachbarländern und die Traumhändler brachte fantastische Gedanken, bisweilen auch durchmischt mit banalem Abfall, durch schwer zugängliche Gebirgstäler bis nahe an die Grenze, von wo dann mutige und gewandte Hehler das verbotene Gut übernahmen und für ein ´Vergelts Gott´ unter die Keistleute streuten.
Auch Heaven, ein Traumhändler aus den südlichen Ländern , schleppte geraume Zeit wirres und weiches, aber auch feuchtes und bleiches an die Keistsche Grenze und wusste nicht, dass ihn die Afant schon lange im Visier hatte, aber noch mit dem Zugriff abwartete , denn sie hatte den Hehler, den Abnehmer aus Keist noch nicht aufdecken können.
Auch Heaven kannte seinen Gegenüber nicht, er legte seine Ware immer in einer kleinen Schutzhütte ab und machte sich gleich wieder auf den Rückweg.
Doch einmal war er später dran, der Weg war durch einen besonders sperrigen Traum schwerer zu bewältigen und als er an der Hütte ankam war es bereits Morgen.
Dort sah er sie sitzen.
Heaven konnte sie nicht genau erkennen, diese Gestalt, in einen weiten , dunklen Mantel gehüllt...eine Frau, das hörte er, als sie ihn ansprach, eine helle, klare Stimme: „Wo warst du solange?“...und schon diese Worte berührten ihn, lösten ein leises vibrieren in seinem Inneren aus und er antwortete ihr irgendwas, stellte eine Frage, wollte sie nur reden hören...nahm ihre Hände, küsste sie und sie öffnete ihren Mantel.
Es war eine solche Wärme und eine Weichheit, die ihn empfing, eine Seidensonne über sanften Hügeln und er erkannte an ihrem Körper den ein oder anderen Traum, den er selbst geliefert hatte.
Heaven vergass sich, er küsste jede Stelle dieses Wunders vergrub seine Kopf , presste seinen Körper an den ihren und eben als sie ihren Mantel um beide schliessen wollte, hörten sie hinter sich Hundegebell und Stimmen, die Afantagenten griffen zu.
Auf der kleinen Gebirgsstrasse zwischen Karr und dem im Süden gelegenen Garmund liegt ein Weiler, Falkenheim , verträumt, versponnen, und am Ende dieses Fleckens gleich am Waldrand sieht man einen kniehohen Steinquader , der von den Ansässigen oder von Wanderern gerne als Sitzgelegenheit benutzt wird. Es ist ein weicher, warmer Stein, auf dem auch im Winter nie Schnee liegt und es heisst, in seiner Nähe würde immer die Sonne scheinen.
Der Sage nach hat sich an dieser Stelle ein Liebespaar zum Liebesspiel niedergelassen und da verbotene Fantasien eingesetzt wurden habe sie ein finsterer Herrscher der Vorzeit zu Stein verwandelt.
Eines Tages würden die Liebenden sich aber aus ihrer steinernen Starre lösen und sich weiterlieben, so heisst es weiter...
...dann, wenn die Sonne im Süden aufgeht und das Wasser aller Meere und Flüsse zu seinen Quellen zurückfliesst und alle Menschen sich mit der gleichen Kraft lieben, mit der sie auch Kriege führen.
Die Zeit ist Gottseidank ein unzuverlässiger Genosse...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2006.
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