Die geladenen Gäste dieser Sendung haben
ihre Plätze eingenommen.
Es sollte eigentlich nicht viel passieren, technische
Probleme waren eigentlich Routine.
Jeder Blick, jede Veränderung, war einigermaßen
vorhersehbar, ein Standard mit variablem Text.
Eine einfache Szene, eine Frau mittleren Alters
liest aus einem Buch, es wird also nicht viel Bewegung geben, zwei, drei
verschiedene Kameraeinstellungen, etwas Beleuchtung, ein projezierter Hintergrund,
der auch als Leinwand für untermalende Bilder dienen wird.
Es wird eigentlich kein Szenenapplaus erwartet,
eher Hintergrundgeräüsche, wie Niesen, Hüsteln, Stuhlbewegungen.
Wir fangen mit einem Gedicht an, und versuchen
uns mit Beleuchtungseffekten der Stimmung zu nähern.
Fast-Nacht
Da wird die Küche ausgeblendet, ein weiß
geschminktes Gesicht lächelt belanglos durch als Papierservietten
verkleidete Monitore, keine Tasse ist mit Kaffee oder Tee gefüllt,
die Gläser stehen als Verzierung, und ein korrekt gekleideter Kellner
überprüft noch einmal die vorbereitete Tafel.
Vor dem geöffneten Fenster der angedeuteten
Lokalität erscheint das eben auf den Servietten vorübergehuschte
weiße Gesicht, allerdings mit Spuren ausgewaschener Haut, und flüstert
ein Gedicht.
Fast_Nacht
wieder wird es ein wenig dunkler, der Kellner
verschwindet, eigentlich wird er eher aus dem Bild entblassen und das Gesicht
murmelt mit der leicht brüchigem Stimme eines nachdenklichen Menschen
die ersten Zeilen.
Das Leben läßt sie gewähren und
man hört das Rascheln von Papier.
Schicksalsfarben tönen ein Gesicht
Dasselbe blickt geradewegs in die Kamera, als
wolle es seine Sichtbarkeit überprüfen,
Das ist ein Spiel und ist doch keines, weil man
ja etwas zu sagen hat.
Man weiß nicht ob man verstanden wird,
man weiß nicht, ob es überhaupt wert ist verstanden zu werden,
aber es soll so inszeniert werden, wie es einem vorschwebt.
Masken, gemalte, gefärbte, genähte,
geschnitzte, getöpferte, liebliche, wütende, lächelnde,
verführerisch in alle Sorten von Stoffen und alle Farben gewebt
schweben durchs Fenster, der Tisch ist gedeckt.
Das Leben ist ein Bildschirm.
Die Welt ist sein Bildschirmschoner
Für Wesen deren Verstehen ausschließlich
aus optischer Information besteht wäre dies ausreichend.
Das Bühnenstudio wird ganz ausgeblendet,
und die Szene erscheint nur auf der Leinwand, das geschminkte Gesicht im
Fenster nickt.
Fast-Nacht
Schicksalsfarben tönen ein Gesicht
Dem Ruf des Herzens folge -
Schreie - Ich versteh sie nicht.
Im Tanz der Gesten ,
Marionetten des Gebärdenspiels
gleich bunten Bändern - flatternd,
Träume - Wünsche , Hände ringend
fast zur Zierde um ein
unbewegliches Gesicht.
Das, als wär's aus Gips geformt,
jedoch von Innen scheint
nun Schicht um Schicht
dem Unsichtbarem angepaßt.
In Falten glitzert noch ein Lächeln.
In großen Augen glänzt die Nacht.
Im Tanz des Lebens
starren nachgezeichnete Grimassen
einander spiegelnd ins Gericht.
Da ruft ein neuer Traum die Tänzer an.
Schon fassen sich, gereichte Hände
dann folgt ein Ruck
und alle wiederholen sich im Takt
sehr† sauber eingefädelt
bewegte Marionetten
auf unsichbarer Bahn.
Der leise Ton dabei
das ist die Schrift der Seele,
kaum hörbar flüstert
Sie kennt die immergleichen Reigen
La grande Danza Illusione
Hab Acht!
Um Mitternacht läßt Gott die Masken
fallen -
und lauter Fremde zeigen ihr Gesicht.
†
http://www.geocities.com/Athens/Oracle/5256/Hanuman.html