Egbert Schmitt

ach, – „NUR” ein alter Klavierstuhl …!?

 

 
 
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Es geht um Geschichte,
die in Alltagsdingen eingeschlossen liegt,
im Gebrauch dieser Dinge
und in ihren Chiffren.

Wenn wir aber das Alltägliche,
die Gegenwart verstehen wollen,
so werden wir Historiker. (Friedrich Nitsche)

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Für meine geschätzte Sina-Elisa, –
… ein lebhaftes Geschichts-Gleichnis in Erzählform.

… übrigens, Dein – GESCHICHTS-Buch –
(ERINNERN & URTEILEN - Bay.G7)
„angeblich beim Aufräumen” verloren,
habe ich vorgestern im Dielen-Flur
als Klavierstuhl-Justier-Unterlage
„für UNS” wiederentdeckt …

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Tja, meine liebe Erstgeborene, – „Tag-Täglich”, wenn ich Dich
und deinen jüngeren Bruder, bei allgeMEINER morgentlicher Hetze
zu den „nah-entfernten Lehranstalten” düse; und sich erst spät-Abends
für UNS der Feierabend-Hausschlüssel (fast)-final im Tür-Schlosse sperrt …

… fällt mein Blick und mein Rucksack beiläufig auf DIESEN
arg „abgenutzten KLAVIERSTUHL”, der im Flur „ dumm rum' ” steht,
so wie Du, meine durchaus nett-pupertierende Tochter –
„über dieses Teil” unserer Familiengeschichte ablästerst,
und IHR alle beide, Sina & Leo „gelegentlich beim Aufräumen”
über IHN abwertend&fluchend stolpert.

Seit ich denken kann, ist das vermeindlich „uncoole Stück”,
in meinem, oder genauer gesagt– im väterlichem Familienbesitz,
von einer „gewissen Tante Soffi” seelig.

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Detailiert beschrieben, SEIN ursprünglicher Standort
war in einer gutbürgerlichen „Belle-Etage”-Wohnung
im bevorzugten&geräumigen „ersten Obergeschoss”
gegen Ende der Gründerzeit um 1900 +/-, – mit Aus-Blick
auf die Baumkronen des lauschigen Nürnberger Nord-Stadtpark's.

Dort am Sprossen-Fenster stand ER, der „Dreh-Stuhl”,
dem eigentlichem Zwecke hold, als dekoratives Ponton,
seinen nussbraunen Schleiflack-Klavier-Bruder
des selben Baujahr's zu begleiten.

„Dekorativ” deshalb, weil – jener lederbespannte Dreibein-Hocker –
mit den Chrom-Nägeln – „als Notsitz” (zeitlebens) – benutzt wurde.
– Immerhin. –
Im Gegensatz zu seinem „tönenden Kameraden”, dem man wohl NIE
ein vollständiges „J.S.Bach-Klavierstück” entlocken durfte.

Eine Folianten-Partitur „Richard Wagner's'” – Gotterdämmerung –
lag stehts aufgeblättert daneben. Rein Optisch, versteht sich.

Für spätere Besucher „der Meister(siegheiler) von Nürnberg” –
und vergilbte, LAUT meines verst.Vaters-(RichardS.), genauso
wie das „antisemitische” Gedankengut aus „mein K(r)ampf”
– im bereinigten – und dadurch spärlich bestücktem Bücherregal.

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Viel lieber hätte „Klein-Richard” in der speckigen kurzen Lederhose,
freiwillig-intensiven K-Unterricht gehämmert.
Stattdessen spielte er später angeordnete&belämmerte Spielchen
im „K- und Freude-Unterricht” in HJ.-Zeltlagern.

Beleuchtet man mal dieses„ triste Klavierstuhl-Leben”, –
aus heutiger Sicht, so ist es durchaus ein „zweckendbundenes-
absurdes Dasein. – Ein Sinnbild gleichsam, über vergleichbare
Parallelgesellschaften des vormals deutschen Reiches.

Gehen wir also, in der stumme „Zeitzeugen- Tonleiter”,
ein halbes dutzend Oktaven-Jahrzehnte zurück. –
Blicken wir uns in jener „Reparations-Epoche” und innerhalb
dieser herrschaftlichen Wohnung etwas genauer um …

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Mittelpunkt SEINES Pseudo-Belle Stand-Platzes
war für den gedrechselten Dreibein-Hocker „DAS Wohnzimmer”.
Es hatte in jeder Hinsicht zentrale Bedeutung.
Als besondere Errungenschaft war es Repräsentationsraum
bürgerlicher Welt.

Während „die wirklich (Art-Deko)-Wohlhabenden”
sich bei einer üppigen Polsterung „tagtäglich” kaprizierten,
hielt „die Tante meines Vaters”, jenes Sammelsurium
an „zuviel Gründerzeit- und zuwenig Jugendstil”
in ihren Wohnzimmer-Räumlichkeiten,
das ganze Jahr hinweg „unter Verschluss”,
damit sich nichts, aber „rein gar nix” abnutzte.

Ein mächtiges Büffet aus massiv deutscher Eiche mit Vertiko,
einem Aufsatz für Nippes, waren ebenfalls Einrichtungsgegenstände
auf die kein „mehr SCHEIN als SEIN Bürger” verzichten wollte.

Obligatorisch, der schmuckvolle Kachelofen –
und auf dem großen Teppich oberhalb der Holz- oder
Parkettdielen lagen Perser-Brücken und mitunter ein Raubtierfell.

Über dem Sofa hing zentral ein prächtiges Gemälde.
Meist ein Öl-Stillleben mit Obstschale und Meeresfrüchten.

In „der besseren Gesellschaft” sollte hierzu
die Klavier-Hausmusik einen fliesenden Übergang
zu einem musisch-intelektuellen Gespräch führen,
wenn „die deligierende Hausdame” in der Erkernische
ihr Nähzeug allabendlich beiseite legte.

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Normalerweise ein gepflegtes Ritual, dies HIER am Spät-Abend
„ebenfalls ausblieb”, da „die Tante Soffi” nicht annähern Nähen konnte,
geschweige denn – musisch-gebildet – veranlagt war.

Den „Floh”WALZER” für zwischendurch, kannte&konnte eh' kein Kind,
da – das geWIENERte Klavier berühren – „strengstens verboten" war. –

Selbst die „Wanzen tanzten” höchstens im Paterre (Erdgeschoss)
bei den vermeindlichen Floh&Läuse-Proleten, oder plumpsten angeblich
von derer vielen Einlieger-Wohngemeinschaften, aus den darüber liegenden
„billigen Rang-Stockwerken” beim Ausschütteln aus den klammen Betten
und zugigen Fenstern.

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„Stille Nacht” bestenfalls auf zwei bis fünf Fingern&Stimmbändern,
lautstark „von irgend einem Kriegs-Onkel auf Front-Urlaub”
indisponiert(LebensBORNiert)-intoniert und NOCH „Blitz-Kriegs-euforisch”
nach einigen „BRAUNEN” Cogniac-NS-chen das H.Wessel-Lied begleitend.

Jenes un„Lied-Gut” mit solch knödelnden Stimmen zu Gehör brachten,–
(Vater berichtete trefflich), – dass dies NS-Getöse allerhöchstens
„zum Brikett-abzählen” im Kohlenvorratskeller nach Heilig-Abend ausreichte.–

Während in der Gerü(t)che-KÜCHE „der neue VOLKSempfänger”
die Meute-Leute schon mal propagandistisch-vorsorglich
auf die stehts geleugneten KZs „aufheizte”.

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Auch der Kachelofen „heizte” nur an Weihnachten
behaglich die „gute Stube”.

Das Wohnzimmer „als solches” ein einziges Vorzeigeobjekt.
Gepflegt, gehätschelt und gefälligst NUR „vom Türstock aus” zu betrachten.

Geburtstage mal ausgenommen, der REST-Wohnwert
spielte sich in der „arg menschelden” KÜCHE ab,
DIE rundum stetig beöchelt und (ab)bewohnt wurde.

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NUN, das sind die historischen Hintergrundfakten, die sich
zwischen 1905 und 1929 bis ca.1936 abspielten.

Wie aber kam dann danach NUR DER KLAVIERSTUHL
„über fünf Ecken” in meinen späteren Besitz?

Dazu vorab noch ein kleiner konträrer Wohnungs-
und Zeitwechsel-Abstecher in die Nürnberger Südstadt,
zum allgemeinen Verständniss dieser GESCHICHTE.

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Klar doch, – das später vererbte „dumme Teil”
mit dem rissig-grünen Lederbezug stammte von
meiner „heiß-geliebten Großmutter”, jener jüngsten Schwester
der „besser gestellten Tante Soffi”.

Mein Großvater mit 48, ein durchtriainierter olypioniker Turnlehrer,
und organisch-fitter Frühpensionist (trotz Beinschuss,1ter WeltKrieg 1912),
war zunächst mit der ältesten Schwester der Tante Soffi verbandelt. –

In keinster Weise „sportlich” so behinderte,
ging „ER SEINEN Neigungen” weiterhin nach,
bis eben „diese erste Frau” um 1931
„an Auszehrung” verstarb, wie man es
in „dieser mannhaften Zeit” so benannte !

Damals „durchaus normal” , dass viele überforderte
und von den Männern alleingelassenen Hausmütterchen,
knapp über 40ig aus den einfachen Lebens- Wohnverhältnissen,
so „mir nix dir nix” an Erschöpfung „sich hinrafften”.–

Somit hinterlies die Verstorbene (erste Frau) VIER Kinder !

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„Die neue Hauswirschafterin ”, (meine 26jährige Oma),
wie gesagt, eine jüngere Schwester der „verblichenen Ehe-Frau”,
lies sich „spontan” von ihrem Ehe-maligen Schwager „sportlich umgarnen”
und ernährte „so notgeheiratet” die Rasselbande weiter.

Wobei Sie erst an ihrem Hochzeitstag erfuhr,–
das NOCH zwei weitere, „fast erwachsene Kinder”
bei einer entfernten Verwandten „in Wien ausgelagert”
auf Abruf weilten.

Leider hatte „DIEse meine OMA” insgesamt zu den anfangs 4ren+?
noch 3 eigene Kinder unter „unsäglichen Mühen” aufgezogen,
darunter auch meinen Vater, quasi als Malefitz-Schlussstein …

… und spätestens 1984, als es ins Altenstift und zwei Jahre danach
auf den Südfriedhof ging, auch nicht mehr das passende Klavier
zum Hocker dazu, um es zu vererben. – Punktum. –

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Ja, WO war dies „gute sperrige Klavier-Stück” dann abgeblieben.
Verkauft? Ohne Drehstuhl! – Absurd.

Nun denn, die wahrhaftige Begebenheit über das Verschwinden
des fehlenden musisch-verstimmten Klang-Austellungsstückes
ist eigentlich recht simpel und trotzdem anektodisch.

Unberührte Jahrzehnte zuvor stand „eben dieser Klimper-Kasten”
umrahmt von den abgestaubten und kaum berührten Spitzendeckchen-
Aussteuer- und Hausfrau-Besitzer Wohnraum-Stolz-Teilen,
in dieser vermeindlich noblen Wohngegend am Stadtpark.

Zwei „dumme Kriege” kamen und gingen.
Halt, „fast” zwei. Aber „nur fast”.

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Erinnern wir an die letzten Kriegstage, anfang 1945 und den
vorletzten von 28 Luftangriffen der „diese Alt-Stadt Nürnberg”
zu 90% in Schutt und Asche zerlegte.
Genau ge- und betroffen, die historische Altstadt und besonders
die Nürnberger Arbeiter-Südstadt mit den Fabrikanlagen. –

Komischerweise fiel in diesen täglichen Feuerstürmen
„nicht eine einzige Stab-Bombe” nur in die Nähe des Nord-Stadtparkes.–
Während mein Vater als kleiner Knirps in der Südstadt,
von der Xten-Sprengminen-Druckwelle im stock-finster'n Kohlenkeller
„seine Treffer” fürs Seelenleben mit auf den späteren Weg abbekam.

Wenig Nürnberger Familien hatten die Möglichkeit, sich bei Bekannten-
oder Verwandten in ländlicheren Gefilden einzuquartieren.

Die „noble Tante Soffi” residierte in der abgeschiedenen Oberpfalz,
dessen dortige bäuerliche Herkunft SIE steht's gut genährt,
im Gegensatz zu meiner Oma - einer ihrer Schwestern,
auf schärfte verleugnete.
So dies mein Vater in jungen Jahren, überhaupt so beurteilten
vermochte, als ER MIR später diese Geschichte vererbte.

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Also, WAS passierte. – Der finale 28zig-ste Luftangriff war vorbei,
und alle Einwohner versuchten – noch zu retten,
was noch zu retten – übrig war.

Wie gesagt, fast die komplette Süd&Altstadt waren zerstört.
Auch die überlebenden Familien aus den vielen anderen
ebenfalls heimgesuchten Stadtteilen, suchten noch ihre
verschüttenden Lebenden&Toten in der ausgebrannte Resthabe.

„Tante Soffi” erschien erst mal einige paar Wochen später.
Sicherheitshalber. –

Die lebende Restverwandtschaft hatte vom Stadtpark aus,
„den einwandtfreien Zustand“ der intakten Straßenfront
postalisch gemeldet, und zogen dann „selbst frierend”
„zum Organisieren” mit HeisMANGEL-Leiterwägelchen
nach Oberfranken den entgegenkommenden Strömen
von Flüchtlingen begegnend, „deren Habe” eben NUR NOCH
aus „einem Leiterwagen” ohne PLAN(e) bestand.

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Tatsächlich blieb diese spezielle Nordstadt-Häuserzeile intakt.–
Leider hatte keiner in der Eile „DEN Hinterhof” begutachtet.

Dort entschärfte man gerade „EINEN BLINDGÄNGER”,
„der WENN” – es so gewesen, wie Abwurf-geplant –
den gesamten Wohn-Block pulverisiert hätte .–

Ne, Leutchen – falsch gedacht,
DER Sprengsatz GING „nicht hoch”.
Brauchte ER auch nicht.

ER oder genauer gesagt, „DIE blinde BOMBE”
hatte sich „IHREN schrägen WEG” durch das
wohlgehütete Belle-Etage-WOHNZIMMER der Tante S. gesucht;
und ALLES gründlich-exakt ab Küchen-Türrahmen-Trittkante
restlos mit NACH UNTEN gerissen.

EINE „EINZIGE BOMBE”
die im weiten Umkreis der zufällig verschonten
„Gärten hinter der Veste” Maxfeld-Nordstadt
vom End-Ziel-Kurs abkam.

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Dort unten lag auch das „polyphone Klavier”,
oder vielmehr, – was davon übrig blieb –
und nicht „den BACH” runter ging …

Sowie der verstreute und zerschlagene Rest
der nicht nur „wohltemperierten”-mobiliaren Gründerzeit
und des leicht verkürzen 1000-jährigen HJ-Reiches.

„NUR der Klavierhocker” überlebte „den tiefen Fall”
der unsäglichen deutschen „Geschichte”.
Leicht verzogen im Drehgewinde.

Kein gutes Geschirr oder ähnlich bewahrte Aussteuer
übelebte den Angriff auf die „bessere Gesellschaft”,
die „zumindestens” mit dem Leben in der Oberpfalz davonkam.

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Den dreibeinigen Dreh-Hocker hat ein älterer Erwachsener
und Stief-Bruder „für meinen Vater” aufgelesen,
weil „der doch” immer so gerne Jazz-Pianist geworden wäre,
aber nie durfte, da das jetzige Brennholz, wie gesagt,
zeitlebens nur repräsentativen Zwecken diente.

Den brauchbaren Rest an Münzen&Biefmarken plus
olympische Medallien&milit.Orden, hat – der (ab)staubige Bruder –
„für sich” eingesackt und auch zeitlebens „nie mehr” rausgerückt.

Meiner Oma aber, seiner Stief-Mutter, in der „mineralisierte Südstadt”
lange auf der Einkaufskorb-Tasche gelegen.

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Den Klavierstuhl – vermisste – keiner in „Soffis engen Küche”,
„jetzt auch mit freiem Blick” auf die ledierte Nürnberger RUINen-Burg
(vom Türstock aus) …

In den staubigen Restzimmern&Gehirnen ist eh' kein Platz mehr
„aus-Sicht” der Tante „für unnüztes Graffl” und dergleichen gewesen.

Auch nicht für Flüchtlinge, die keine Bleibe hatten.
Manche hatten schnell noch eine Wand rausgerissen,
wiederum sicherheitshalber !

Eventuell hat Sie auch auf ein Lebens-Zeichen ihres Ost-Front-Sohnes
und von der Rückkehr seines Vaters aus dem Stalingrad-Kessel gehofft …
und die leeren Zimmer dafür freigehalten.
Wer weiss das heute nach über 60 Jahren noch so genau …

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Für die nächsten Jahre wohnten ALLE, außer Tante Soffi,
VORNEHMlich in der „intakten Südstadt-Wohnung” meiner Großeltern.
Teils- und zeitweise mit den 3 alten +4 uralten Kindern
und dessen Ehefrauen, plus eigenen Geschwistern
und spätere Enkel in Abfolge.

Sie verwohnten das „einfachen kleine Wohnzimmer”
mit den zwei Nebenräumen, ohne Bad im fünften Stock;
liesen sich auf diesem „seither stetig-quitschenden” Not-Sitz-Klavierstuhl
von IHR „der Marrie” (Maria) „durch die Nachkriegs-Bank”
zu allen bietenden Gelegenheiten mit selbstgemachten
kindskopfgroßen „Klöß'n mit „a weng a” Sauce” durchfuttern.

Auch „ich mich” mit meinen Eltern, zwei Jahre lang, bis 1959.

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Erinnere an die „MichReisbrei-Tage mit Schlagsahne
aus der Email-Waschschüssel, die im Küchentisch eingelassen war.

Ebenso an viele Heismangel&Bäcker Handwagen-Transporte
mit gestärkter Wäsche einerseits, andererseits an viele
Doppeldecker-Pflaumenkuchen-Ofenbleche, die wegen
der fehlenden häuslichen Ofenhitze in die Backstube gebracht …

… und von der fest zusammen-gewachsenen Leid&Freud-Nachbarschaft,
in dieser späten Nach-Trümmerzeit, – schon am Heimweg – von „der OMA”
mit ihrem Spät-Hilfe-Anteil, als rückwirkendes Dankeschön bedacht&verteilt wurden.

Möchte nicht wissen, wie viele Rest-Stücke „Zwetschgendatschi” ich trotzdem
noch auf dem Küchen-Klavier-Hocker nach der Schule „bei Oma” verdrückte.

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Wenn man's genau nimmt, – so bin ICH eigentlich derjenige gewesen,
der die längste Zeit, auf „diesem Behelfs-Stuhle” saß.

Saß? – Dieses Wort kannte ich kaum. Ich und dauerhaft sitzen.
Ne, – bestimmt nicht. Meistens irre gedreht um die eigene Achse,
auf diesem Not-Sitz, bis mein Reisbrei-Magen rotierte,
Ja. so könnte man dass wohl besser bezeichnen.

Na, wieviele Umdrehungen schaffte ich Wohl „oder ÜBEL”
auf diesem Teufels-Dreh-Rad !?!

Mit einem einzigen Fliehkraft-verrosteten physikalischen
Hantel-Schwung, aus Grossvaters Turner-Aservaten-Kammer,
zentrifugal bis das Drehgewinde aushakte; und die Schleuder-Stuhl-Einheit
mit MIR in neue Atomare-Kleinteilchen auf dem Flur-Lenoleum zerviel !

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War damals garantiert predestiniert als NASA-Test-Pilot,
kurz vor der ersten „Apollo-Mondlandung ' 69”. (+Schulfrei !)

Mit meinem websigen Sitzfleisch hatte ER, der „Stuben-Hocker”
auch noch die Schularbeiten-Jahre der End60iger und Flip70er geduldig
mit mir ungeduldigen „Südstadt-Bou & „Oma-Einzel-Kind”
unter Zurufen aus der Holz&Gas Herd-Küche durch-gekaut:

Orginalton, in etwa:
… na, Egbert-(ler), konnst dees wirklich a gscheid,
„dei Geschicht's-Hausaufgab' ” für morng' ? –
– Moggst nou' wos zom' Essen, mei Waggerler, – a lauwarms Milch-(erler)
bis zum Rand, aus'm Kachelofen – oder a scheens Honigbrot vielleicht ?

Na, – danke OMA, (sag mal pfropf) – ich platz' et's fei-fast scho … !

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Du Großer, bas‘ auf – an' Griesbrei mit Himbeer-Sirup hätt ich noch dou ! –
Morg'n mache ich Dir „a Kirschenmännler” oder Baggers (=Kartoffel-Reibekuchen)
und zum Nachtisch an' Kaiserschmarrn ?

Kumm Bou, iss nou woos, bevor mer dei Mutter nochsoocht,
dass'd bei MIR nix gscheits zum Essen greichst. – Gell mei' Buberl',
b'such mich fei' ruhig Morg'n widder „nach der Schul” !

Oh ja,– oder besser gesagt, ach ja OMA, –
lang, sehr lang ist's her –
deine „spezielle Fürsorglichkeit”, bis zur Selbstaufgabe.

Alles Negative hattest du von von deinen vielen Kindern
und speziel später von deinen Enkeln abgeschottet.

Manchmal „zuviel des Guten”, – WIR Nachfahren mussten UNS
ein unvermittelt- „kritisches Aufbegehren” erst später, im Laufe
„des wahren Lebens” selbst hart aneignen, um im Selbigen zu bestehen.

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Du hattest NIE wirklich aufbegehrt.
Das entsprach nicht deinem r.kath.-anerzogenen Wesen.

Nur der Klavierhocker und der selbstgemachte Schokopudding
in dieser einfachsten Küche hörte dein Seufzen und registrierte
die stillen Tränen, wenn z.B. der ältere Sohn deiner Schwester
als neuer Zahn-Klinik-Oberarzt zur VIP-Hochzeit „viele deiner Torten orderte”.

Aber zu „seinem Dental-High-Light” – die OMA für's Grobe –
keinerlei Einladung erhielt. – Dort wo auch der von Dir sehr geschätzte
Langzeit-Oberbürgermeister Dr. Urschlechter als Ehrengast geladen war.
DU aber anscheinend „jetzt im besseren Gesellschaft-Erfolgs-Schemata ”
eines Pateibuch-Zahnklemptners keinen noch so kleinen Sitz-Platz fandest …

… oder hatte „da jemand” die (un)heimliche nationale Befürchtung,
das ER jenes erhoffte Bundesverdienst-Kreuz abgesprochen bekäme.

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Wenn (auf den Zahn gefühlt) dessen damalige Untaten
dieses schwind(el)süchtigen Kerls, der sich durch's
Entnazi-Bundes-Raster wie das FDP-Fähnchen im Wind mogelte
und auf Omas Küchenklavier-Stuhl einiges an NS-Seilschaft-Hilfe
bei vielen Nachkriegs-(Kartoffel-Baggers) leichtfertig
und gesättigt ausgeplapperte …?

… und dachte, dass evtl. an diesem Abend Dr. Ur(plötzlich)
ein Licht-Durch-Blick aufging; und NICHT dem Zahnarzt-Chef,
sondern DIR „DER OMA” den höchsten Bürger-Orden zuteilte –
für wirkliche Verdienste an der Menschlichkeit – !

Tröste dich, selbst die junge Friseuse der Bundespräsidenten-Gattin Lübke
bekam in der Zeit „das Kreuz des Bundes” unverhofft für die günstigen
Ver-Dienste an der Dauerwählerwelle umgeschnallt.

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Aber wer will dies, Dir „gute, schweigsame Oma-Seele” im Nachhinein,
als stetiger Sorgen-Anlauf-Mittelpunkt nochmals aufgewärmt vergällen.

Die Härte&Kälte des Lebens, die du selbst an Leib&Seele erfuhrst,
gabst du wie Deine gut sortiert Vorratskammer „mit Eingemachtem”
wie ein Aggregat weiter. – Tausche Kälte gegen Wärme. –

Gottgewollt in deinem Verständniss&Vermächtnis; und deshalb Zeitlebens
eine sanfte Kraftmaschine, (d)ein Antrieb-Motor des Überlebens.

DIEse(r) gerät nicht in Vergessenheit, das prägte ALLE,
die deinen herzensguten Durchlauferhitzer
langzeitstudierlich auf diesem alten „Fuss-Hocker” erlebten,
der deine stehts geschwollenen Beine über 30 Jahre entlastete.

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Na, fast hät' ich's vergessen, die Jazz-Schule auf diesem Dreh-Stuhle.
Darauf erübten zwei unterschiedliche Generationen
von angehenden Trombone-Playern ihre Musikauffassung.

Leider war ER (der Musik-Über-Vater) zeitlebens, aus meiner Warte,
der „beruf(ene)liche bessere&erfolgreichere Profi, in seiner Sparte.

Aus IHM wäre auch ein Piano-excelenter zweiter „Erol Garner” geworden,
wenn er rechzeitig damals ans Klavier „gedurft”, wo&wie ER „gewollt hätte”.

Wie auch immer !

Bei MIR, in meiner ersten Belle-Etage-Wohnung 1981
AUCH (wieder) am Stadtpark, durfte sich der Klavier-Hocker
vermutlich die Ohren zugehalten haben,
wenn ER es gekonnt hätte, oder besser,
WENN ICH „ES” besser gekonnt hätte !

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Übrigens, Grossvater starb schon 1962;
und nach dieser Zeit bewirtete – die Oma – „Ihre Hirschledernen”,
wie Sie „die Belle-Bagage” nannte, DANN nur noch an „ihren Geburtstagen”
mit einem Waschzuber voll-gefüllt mit Würstchen
und einer viertel Tonne Kartoffelsalat mit Bauch-Speck.

Wobei ihr kaum einer half. Auch „nachher” nicht „zur Hand” ging.
Kann sein, dass sie sich „jetzt auch nicht mehr” (zu spät, vertan, vertan …)
helfen lassen wollte, vermute ich. – IHR BERUF, so sah sie das.–

Eine Selbst-Schutzbehauptung, evtl. gegen's älter-
oder „ich möchte so gerne noch gebraucht werden.

Ein der ersten Doppel8-Farbfilme belegt dies glaubwürdig
in einer zugestellten Küche, wo sie „jetzt gut genährt”
auf dem „schmalen Klavierhocker” entkräftet, aber lächelnd
sich aufmacht „ENDLICH ALLEINE” und in RUHE
ihrer Bestimmung nachzugehen, wie Sie es einmal formulierte.

Während im Filmabspann meines Film-Paten-Onkels
folgendes „Klavier-Musikstück auf Hocker” ironische ausklang.
„Es geht alles vorrüber es geht alles vorbei. – Abspann. –

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Tante Soffi übrigens, lebte „fortan zurückgezogen” alleine.
Dort starb Sie Anfang's der 60ziger Jahre.

Denn, Soffis Mann und der einzige Sohn gingen „auch verloren”,
oder blieben da liegen, – wo ein größenwahnsinniger
hinkender KUNSTtmaler und dümmlicher Emporkömmling
„Millionen und Abermillionen” in Freund&Feind-Lagern
„nach allen unregeln der Propaganda-KUNST AUSschließlich
nach seinen Regeln&Helfeshelfern „regel(ge)recht verheizte”.

Wie gesagt, – NUR „der Klavierstuhl” – überlebte den Sturz.
Das einzigen Teil, dass von „Tante Soffi's” und anderen
„Wunsch-deutschen Belle-eTagen” übrigblieb.

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Dieser „ausrangierte Sitzgelegenheit” aus dieser
UNS mahnend-verplichtenden GESCHICHTE,
hatte mehr als nur einen Schutzengel gehabt …

… und vielmehr „vom Dasein” mitbekommen,
als WIR „UNS Wohlstands-Spät-Nachfahren”,
nicht im Entferntesten eine Vorstellung machen können.

Seine „wahre Chiffren-Bestimmung” hat
jenes „Mahnmal-Klavierstuhl-Zeug(e)nis”,
dadurch auch letztendlich gefunden.

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– Könnte ja durchaus so sein … –

… dass SICH dieser NUR als st(d)ummer „vertikal”-drehbarer
unbeweglicher Zeit-ZEUGE, aus DEM disharmonischen ZEITALTER
ohne hörenswerte, humanistische Horizonte einfach raushielt.

Nicht mithelfen konnte, wenn selbsternannte Dis-DiriRegenten
eine NEU-Deutsche verGötter-Dämmerungs HITler-Welle
– in Wagnerischen-WAHNfried‘ Schluss-Akkorden –
absichlich falsch mit(be)stimmten.

„Dann lieber „nur dumm” rumstehen …? ,–
NEUTRAL bleiben, und nicht auch noch …?!

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Wie's manche Nachkömmlinge falsch interpretieren,
die spät-pupertäts-blind mit mpg3-Kopfhörern
in unaufgeräumten Gegenwarts-Dielen
über „unschuldige Klavierhocker” vor Türstöcken stolpern …

… dabei „Bushido-Rap & Eko Fresh-HipHop” huldigen,
die als NEU-Deutsche HIT-VOLKsEMPFÄNGER Welle- (Agro-Berlin-Chat),
WIEDER unterschwellig, viel zu gefährliches NS-Text-Gedankengut
konsumreiBACHmäßig einschleusen und ungefiltert „übers Müll-Net”
dies für empfängliche Dum(m)pfbacken-Fans verkommerzial-neo-nationalisieren !

… und zudem leichtfertig „ihre GESCHICHTsbücher”
als „zweckfremde BalastSTOFFE” verkennen.

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Hoffnungsvoll
von egbert (Sina-Elisa Curator)
(lat: Pfleger, Vertreter oder Vormund)

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PS: die Schutzengel-Klavierstuhl-Geschichte, DIE ZWEITE:
handelt dann „eben von der Gegenwart”
und von meinem zweitgeborenen SohneMANN …

 

 

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Egbert Schmitt).
Der Beitrag wurde von Egbert Schmitt auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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