Michael Treml

Unglückliche Ehe

Als der alte Bauer hereinkam, stand sie schon vor ihm. Durch die Spalten in den rustikalen Holzwänden fiel dumpfes Licht herein und legte sich über ihren Körper. Sie war genauso, wie Gott sie geschaffen hatte. Und in den Augen des Landwirtes war sie schlichtweg perfekt. Er kam näher an sie heran und streichelte sie sanft mit seinen rauen Arbeiterhänden.
 
Schon als er mit seinem schäbigen Lastwagen durch das Dorf gefahren war und sie dort so allein stehen gesehen hatte, war ihm klar: „Die muss ich haben“ Und tatsächlich: Für eine ordentliche Stange Geld konnte er sie gleich mitnehmen.
Und nun stand sie vor ihm auf dem flachgetretenen Heu in seiner Scheune. Sie war noch sehr jung und das sollte heute ihr „erstes Mal“ werden.
 
Der Bauer setzte sich neben sie und starrte ihr lange wortlos zwischen die Beine. Ein paar mal griff er kurz hin, zog seine Hand dann aber doch wieder zurück, schloss die Augen und genoss die stille Atmosphäre, während er leicht auf und ab wippte.
 
Dann strich er ihr noch einmal mit einer Hand über den Rücken und ließ selbige dann bedächtig auf die andere Seite zu einem prallen Körperteil gleiten, das nun direkt vor seinem Gesicht hing. Es griff sich fremd und weich an, aber doch irgendwie gut. Er strich fest darüber, knetete es schon fast. Dann nahm er auch noch die zweite Hand hinzu und ließ das Streichen über die nackte Haut auf sich wirken, während er entspannt die Augen zudrückte.
 
Sie wandte ihm ihren Kopf zu und sah ihn an, während er wieder kurz pausierte. Er legte sein Haupt zurück und atmete ein paar Mal tief durch. Er rieb sich die Hände, die sich immer noch seltsam anfühlten.
 
Nach seiner Pause beschloss er, nun richtig loszulegen. Was er an ihr eben noch energisch gestreichelt und gerieben hatte war noch nicht alles, was hier hing. So griff er also nach einem   diesmal länglichen Körperteil, das von der Form her in etwa einer kleinen Wurst ähnelte.
 
Erst umfasste er es mit der ganzen Hand und wälzte es in dieser vorsichtig ein wenig hin und her, anschließend strich er vom Ansatz ausgehend nach vorne und als er schon fast am Ende angekommen war, spritzte die heißersehnte, weiße Flüssigkeit heraus.
 
„Mist!“, fluchte der Bauer, denn er hatte sein Ziel verfehlt. Die Flüssigkeit rann nun über eines ihrer Beine.
 
In diesem Moment kam die Bäuerin, eine verrunzelte alte Frau, zum offenen Scheunentor herein. Als sie ihren Gatten vor sich sitzen sah, wurde sie sauer und schimpfte: „Franz, Du alter Depp! Was trödelst Du schon wieder so lange herum? Hast Du das neue Rindsvieh endlich fertig gemolken?“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Eine klare und leicht verständliche Sprache sowie wohlgeformte Reime ermöglichen dem Leser einen guten Zugang zu den Gedichten.
Etwas für Lyrik-Liebhaber und jene, die gerne über das Leben philosophieren. Eine kleine poetische Reise, die den Leser zum Verweilen und zum Nachdenken über den Sinn des Lebens einlädt.

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