Norman Boos

Anwesenheit- 2. Teil

Mein Handy lag anklagend vor mir auf dem runden kleinen Holztisch. Es war eingeschaltet und zeigte mir an das ich schon mehr als zwanzig Minuten sinnlos auf der Couch davor saß und mir in solch kurzer Zeit bereits die zweite Zigarette angezündet hatte. Mein Kopf war leer und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Nicht das dieser Zustand ungewöhnlich ist, nein aber in diesem Fall war er noch leerer als sonst. Die Tatsache das ich immer noch Angst hatte dich anzurufen ließ meinen Geist erstarren und blendete meinen Verstand aufs äußerste. Ich sah nach links aus dem Fenster. Das Wetter war trüb an diesem frühen Abend und Regen lag in der Luft. Es war einer jener Tage an denen man richtig Lust auf nichts hatte. Ein trüber Tag der Sorte an dem man froh war früh nach Hause zu kommen und leblos vor dem Fernseher zu liegen. Ich hasse solche Tage, aber leider zählte ich das diesmal nicht als gelungene Ausrede meinen Anruf erneut zu verschieben. Ähnliche Situationen hatte ich schon an den beiden Tagen zuvor durchgestanden und meine Feigheit ärgerte mich jedes mal aufs Neue. Mittlerweile war unser Treffen im Kino fünf Tage her, es war nun Donnerstag, und wenn ich dich nicht spätestens an diesem Abend angerufen hätte wäre das Wochenende bald da gewesen, was eine Verabredung in naher und ferner Zukunft für mich unmöglich gemacht hätte. Jetzt musste das nur noch jemand meinen Händen begreiflich machen und sie dazu zwingen das Telefon aufzunehmen um deine Nummer im Telefonspeicher auszuwählen. Dieser jemand konnte niemand anderes sein als ich selbst und das war das ganze Problem. Ich stand auf, hatte innerlich das dritte Mal diese Woche mit dir abgeschlossen, schalt mich selbst einen Feigling, ging zur Tür und blieb stehn. War ich wirklich so verängstigt? Ich meine, bisher hatte ich noch nie eine Chance bei dir. Doch am letzten Wochenende ging jegliche Initiative von dir aus. Du hattest vorgeschlagen das wir uns noch einmal treffen sollten, nicht ich. Warum verweigerte ich mir selbst meinen Wunsch? Weil ich vorher selbst nie fähig gewesen war dich anzusprechen? Okay, das eine Mal. Aber da war ich betrunken. Ich setzte mich wieder vor mein Telefon und dachte nach. Konnte das ernst gemeint sein von dir oder war es nur eine Spielerei? Ich hatte gehört das du in den letzten Monaten mit einigen Männern „gespielt" hattest. Ich konnte mir aber nicht vorstellen das ich ebenfalls ein derartiges Spielzeug sein würde. Meine Beschaffenheit war nicht dazu geeignet meiner Meinung nach. Die übliche Frage ob das unsere Freundschaft zerstören würde wenn es schief ging war unnötig denn ich verzichtete liebend gerne auf Freundschaft wenn mir der Rest verweigert bliebe.

Meine auferstandenen Gedanken forschten weiter nach und ich kam nach einigen unnützen Überlegungen dazu das ich nicht wollte das meine Fantasie von dir und mir kaputt ging. Doch was bringt einem sowas? Entweder dreht man durch oder lebt bis ans Ende aller Tage unter dem Niveau der eigenen Ansprüche während man sich selbst für vergangene Fehler hasst. Diese Überlegung gab mir letztendlich den Mut dich anzurufen. Heute denke ich einfach nur das solche Überlegungen nur von äußerst verwirrten Geistern stammen können.

Meine Hände zitterten trotzdem und ich rauchte noch eine in der Hoffnung damit ein wenig Gelassenheit wieder zu finden.

Es klingelte zum ersten Mal.

Ich überlegte was sein würde wenn du nicht abnehmen würdest.

Es klingelte zum dritten Mal.

Ich würde denken du hast die Nummer gesehen und nicht abgenommen und dieser Gedanke würde mich zerschmettern.

Es klingelte zum sechsten Mal.

Die nächste Kippe.

Die Mailbox ging dran. Ich legte das Telefon wieder auf den Tisch und stand langsam auf. Mein Herz hämmerte und ich sah mich um. Der Tisch stand vor mir, ein kleiner Korbsessel ein wenig rechts daneben. Dann schüttelte ich den Kopf und warf den Tisch um worauf ein Tritt gegen den Stuhl folgt. Der Tisch lag mit den Beinen nach oben, das Telefon irgendwo drunter. Der Stuhl war irgendwo am anderen Ende des Zimmers eingeschlagen - dem Klang zu Urteilen gegen die Stereoanlage - und ich war immer noch schlecht gelaunt. Ich sah mich nach anderen Dingen um an denen ich ein wenig Frust ablassen konnte und ging sodann Richtung Bett als hinter mir das Telefon klingelte.

Meine Frustration wandelte sich in Nervosität. Warst du das? Sollte ich abnehmen? Vor einigen Momenten war ich noch bereit dazu mit dir zu reden, da war ich vorbereitet. Jetzt allerdings waren meine Gedanken erneut blockiert und ich ging erst einmal auf den umgestürzten Tisch zu, warf ihn barsch zur Seite, und hob das Telefon hoch. Es lag unter dem vollen Aschenbecher - wo hätte es auch sonst landen sollen.

Dein Name stand auf dem Display und ich musste nun abnehmen wenn ich mir noch etwas ausrechnen wollte. Also gut dann.

„Hallo?" nahm ich ab.

„Hey hallo. Hatte schon gedacht du hast mich vergessen. Sorry das ich nicht rangegangen bin, war gerade unter der Dusche." meintest du fröhlich.

Ein Bild von dir unter der Dusche sprang in meinen Kopf doch löste es sich auf durch den ekligen Geruch der Asche auf meinem Handy.

„Nein nein. Kein... kein Thema. Hab bisher nicht viel Zeit gehabt. Überstunden weist du." Heuchelte ich und mein Gesicht wurde feuerrot. Ich war schon immer ein schlechter Lügner.

„Tja schade. Jetzt hab ich die Rechnung." Sagtest du kichernd. „Was machst du am Wochenende."

Mein Herz hörte kurz auf zu schlagen bis es loshämmerte als würde ich vor dem Teufel selbst davonlaufen. Ein unangenehmes Schweigen entstand und ich wurde nervös. Stotternd antwortet ich um die Stille zu unterbrechen.

„I-i-i-ich... keine Ahnung. Wir... eigentlich noch nichts. Wie... wie siehts bei dir aus?"

„Ich weis noch nicht. Hast du Lust was zusammen mit unserem neuen Liebespärchen zu machen? Die beiden haben sich die ganze letzte Woche zusammen amüsiert. Ich denke es tut ihnen gut mal wieder was mit anderen zu tun. Was meinst du?"

„Wie wäre es mit einem DVD-Abend." Sagte ich spontan und verfluchte mich sofort dafür. Das war viel zu persönlich. Andererseits war es eigentlich genau das was ich wollte, verstand ich zum ersten Mal in den letzten fünf Tagen. Ich wollte „persönlich" mit dir zusammenkommen.

„Ja, klingt gut. Meine Eltern sind übers Wochenende bei meinen Großeltern in Hamburg und ich hab sturmfrei."

Jetzt war der entsprechende Augenblick für Panik. Ich weis nicht wie, aber ich unterdrückte das Gefühl von Ausweglosigkeit. Der Vergleich mit einem in die Enge getriebenen Tier scheint mir äußerst passend, denn was macht ein Keiler in der Falle, der von Jägern Umstellt ist? Er geht in die Offensive da er weis das er sterben wird.

„Geht klar. Sagen wir um acht, okay? Ich geb den anderen Beiden Bescheid und überlass es ihnen die Filme zu holen."

„Komm doch bitte schon um sechs." Batest du mit einer Stimme welche Honig bitter erscheinen ließ.

„Gut dann treffen wir uns alle schon um sechs am Samstag." Ich bestand auf das Wort „alle".

„Nein nein! Wenn die beiden die DVD`s holen können wir noch... einkaufen gehen, oder?"

Einkaufen klang gut. Ein öffentlicher Ort ist immer gut wenn man sich vorsichtig näher kennen lernen will.

„Okay. Ich bin dann um sechs bei dir." Es musste noch irgendwas von mir kommen. „Ich freu mich drauf."

„Ich freu mich auch. Bis dann."

„Bis dann dann."

Ich wartete bis ich hörte wie du aufgelegt hattest, dann ging meine Hand endlich ihren Weg zu meinem Kippenpäckchen auf dem Boden. Ich hasste diese Angewohnheit, aber es beruhigte mich ein wenig in diesem Moment.

Es blieb noch genug Zeit zum Nachdenken, also fing ich am besten gleich damit an - noch bevor ich dieses Chaos beseitigte. Du hattest gesagt das du dich freust und du wolltest mit mir allein einkaufen gehen. Das gab mir Mut und meine Gedanken überschlugen sich. Ein romatischer Abend schwebte mir vor der in Leidenschaft gipfelte und weitere Details leider auch. Diese Gedanken gingen mir die ganze Zeit bis zum Samstag durch den Kopf. Die Arbeit Freitags war ein kopfloses Durcheinander und beim Einkaufen vergaß ich die Hälfte. Anstatt Brot und einem Kasten Wasser kaufte ich unnützen Plunder wie Teekerzen und Chips. Nicht das bei mir zu Hause noch mehr als genug davon herumlagen. Das einzige was am Freitag besser lief als sonst war das Einschlafen. Ich träumte nichts und das war das Beste was mir passieren konnte.

Ich wachte erst um zehn am nächsten Tag auf und blieb liegen in der Hoffnung das ich noch einmal in einen traumlosen Schlaf sinke. So döste ich vor mich hin bis es Zeit fürs Mittagessen wurde. Zwar hatte ich kaum Hunger, aß aber trotzdem eine Kleinigkeit. Den Rest des Tages verbrachte ich wieder mit den Gedanken an dich und versuchte vergebens zu verhindern mir alle möglichen Konstellationen des Abends vorzustellen. Gegen vier war ich dann unter der Dusche und zog was gutes aber einfaches an. Dann war die Schonfrist vorbei und ich machte mich auf den Weg.

Als ich mit meinem Auto vor deinem Haus stand und die Eingangstür anstarrte, bereute ich meine nachmittäglichen Gedanken schwer, denn nun hatte ich Erwartungen und lief große Gefahr enttäuscht zu werden. Daher versuchte ich es mit einer Konzentrationsübung aus einem Buch das ich mal gelesen hatte. Ich konzentrierte mich, schloss die Augen und stellte mir so gut es ging eine Flamme vor in die ich meine Sorgen und Befürchtung langsam hineinwarf. Wer immer das auch geschrieben haben mag, es funktionierte nicht und ich schwor mir es nachzulesen damit ich nie wieder den Fehler mache von dieser Person ein Buch zu kaufen.

Es war kurz vor sechs und ich versuchte mich von meinen Ängsten zu lösen, doch es fiel mir schwer. Allerdings musste ich langsam aussteigen und klingeln bevor du nach draußen sehen und mich wartend vorfinden würdest. Das wäre wieder eine peinliche Situation für mich also raffte ich mich auf, legte mir die Worte zurecht mit denen ich dich begrüßen würde, und ging die kleine geschwungene Natursteintreppe langsam, nahezu in Zeitlupe hinauf. Soso, deine Tür was? Nett.

Es dauerte wohl zehn bis fünfzehn Herzschläge, also drei oder vier Sekunden, bis ich mich daran erinnerte das ich erst klingeln musste. Nette Klingel. So schön.... was auch immer. Ich hörte auf mich mit Kleinigkeiten abzulenken und drückte mit geschlossenen Augen die verfluchte Klingel. Augen auf.

Es dauerte keine acht Sekunden und die Tür ging auf.

„Hey hallo. Pünktlich auf die Minute:" sagtest du mit einem wundervollen Lächeln auf dem Gesicht.

Meine Kinnlade ging nach unten als ich dich ansah. Du standest barfuß in Shorts und mit einem Top vor mir. Sonst nichts. Während ich die unerwünschten Bilder in meinem Kopf zu unterdrücken versuchte und um Fassung rang, fiel mir ein das ich immer noch vermutete das du weißt wie ich auf dich reagiere und du absichtlich immer wieder versuchst mich in Verlegenheit zu bringen.

Glücklicherweise fand ich nach kurzer Zeit meinen Verstand wieder. Zumindest das was davon übrig war. Gefasst antwortete ich mit dem größten Maß an Disziplin.

„H-h-h-h-hey....h-h-h-h-aaalo. Bist... bist du fertig?" Ein neuer Einsteiger in die Top Ten der dümmsten Fragen die ein Mensch stellen kann. Bei diesem Anblick.

„Ich zieh mir grad noch was an. Komm doch rein und setz dich."

Du gingst einen Schritt zur Seite um mich einzulassen und ich trat, dankbar um eine Denkpause von vier Sekunden, ein. Nachdem du die Tür geschlossen hattest liefst du voran und mir fiel es schwer nur auf deinen Hinterkopf zu sehn während ich dir ins Wohnzimmer folgte. Von der Einrichtung bekam ich eigentlich kaum was mit. Irgendwann, einige Momente später, saß ich allein im Wohnzimmer auf der Couch und starrte den ausgeschalteten Fernseher an, während du die Treppe im Flur raufgegangen warst um dich fertig zu machen. Mein Hirn gab mir Windows Fehlermeldungen am Fließband durch und ich begann mir mit beiden Handballen gegen den Kopf zu hämmern in der Hoffnung das ich irgendwo in meiner Verwandtschaft einen Flipperautomaten hatte. Leider nein, also fing es irgendwann an weh zu tun. Den Rest der Zeit allein im Wohnzimmer schrieb ich unter der Rubrik „Filmriss" ab.

Ich saß auf dem Beifahrersitz deines Autos. Du hattest darauf bestanden zu fahren und ich war nervös. Wäre ich gefahren hätte ich mich wenigstens auf den Verkehr konzentrieren können und eine Unterhaltung wäre so für mich um einiges leichter zu führen gewesen. So allerdings dachte ich zwanghaft darüber nach was ich sagen sollte. Am besten zum ersten Mal in meinem Leben etwas das nicht dämlich klang, aber gut das wäre wohl zu viel des Guten.

Aus dem Augenwinkel sah ich zu dir rüber. Du hattest einen dunklen Pullover und ein paar Jeans an, doch das reichte schon für meinen Geschmack. Ich denke es hätte auch gereicht wenn du mit einem Eskimomantel bekleidet gewesen wärst, du warst einfach zu schön für mich. Ich konnte glücklicherweise mein bisschen Verstand soweit kontrollieren das ich mich nicht mehr Verlegen fühlte. Nur noch nervös aufgrund des Schweigens. Vielleicht ein Witz, aber welcher... Hmm. Wie wärs mit „Was hat ein Schäferhund und ein kurzsichtiger Gynkologe gemeinsam? Die feuchte Nase." Nein, der hätte sein Ziel so sicher verfehlt wie die Stealthbomber es im ersten Irakkrieg getan haben, wie ich mal gehört habe. Oder vielleicht eine alte Geschichte von etwas das wir gemeinsam erlebt haben. Mal nachdenken...ist mir peinlich...ist mir peinlich.... und.... nein nein, das könnte dir peinlich sein. Ich dachte es gäbe nie was passendes, doch dann fragte ich mich was wir so einkaufen würden und hatte endlich einen Grund die Zähne auseinander zu bringen.

„Was müssen wir eigentlich noch holen?" fragte ich in beiläufigem Tonfall.

„Keine Ahnung. Vielleicht Chips und was zu trinken. Fällt dir sonst noch was ein?"

Ob mir was einfiele? Ich hab geschlagene fünfzehn Minuten gebraucht bis ich in deiner Gegenwart einen Satz rausbringen konnte ohne das ich Gefahr lief einen Herzinfarkt zu erleiden.

„Ähhm. Nee nicht wirklich."

Schon war das Gesprächsthema, welches ich mit solcher Mühe ersonnen hatte, durch. Mir fiel auch nichts mehr ein bis wir im Supermarkt standen. Ich schob den Wagen neben dir her während du ohne Ende Erdnüsse, Chips, Flips, Pistazien, Tacos, Tortillas, zwei Sechser Bier, ein Kasten mit gemischten Softgetänken und noch viel viel mehr hineinwarfst. Am Ende kamen wir auf eine Gesamtrechnung von über sechzig Euro. Viel Geld für einen Abend, aber meiner Meinung nach waren wir mit der Jahresladung an Zeug noch recht günstig

weggekommen. Vielleicht gabs hier ja Mengenrabatt für Großkunden.

Rückweg. Immer noch kein Gesprächsthema. Langsam fühlte ich mich echt unwohl und ich fürchtete es würde ein mieser Abend für mich werden. Mir fiel nichts ein über das ich mit dir reden konnte - oder wollte. Vielleicht sollte einfach nichts zwischen uns sein, aber diesen Gedanken schob ich soweit von mir weg wie nur irgend möglich. Ich bin mir zwar nicht mehr ganz sicher, jedoch meine auf der Fahrt darüber nachgedacht zu haben ob dies überhaupt mehr war als körperliche Anziehung. Vielleicht liegt meine Affinität zu dir nur daran das du das schönste und begehrenswerteste Wesen bist das ich kenne. Dies würde zumindest sehr gut deine Rolle in meiner Fantasie erklären. Ich empfand einen schlichten Ekel mir selbst gegenüber und hatte ein verdammt schlechtes Gewissen.

Die Fahrt verlief schweigend und ich fragte mich schon ob du mich nur mitgenommen hattest damit wir uns die Kosten teilen und du fürs nächste Jahrtausend versorgt bist.

Recht schnell ging dann das Ausladen von Statten, ich glaub es war gerade einmal sieben als wir alles aufgestellt hatten. Viel zu früh für meinen Geschmack. Bis unser Liebespäärchen eintreffen würde sollte noch eine Stunde vergehen. Ich fühlte mich hoffnungslos verloren und nahm am rechten Eck der Dreisitzercouch Platz während du den Fernseher einschaltetest. Ich wusste nicht ob ich mich freuen oder ob ich verwirrt sein sollte das du neben mir Platz nahmst. Nachdem du alle Programme durch hattest, und wohl nichts richtiges lief - ich achtete kaum darauf - bliebst du bei irgendeinem Musiksender.

Ich lehnte mich auf der Couch zurück und versuchte mich zu entspannen. Solange ein Fernseher lief musste es einem nicht unangenehm sein wenn man seine gesamte Muttersprache vergessen hatte. Ich kann nicht beschreiben was die nächsten paar Momente passierte, aber ich registrierte kaum das du dich ebenfalls zurücklehntest und ich mich langsam quer auf die Couch schob, so dass ich nach einigen Minuten vollkommen auf dem Rücken lag und du, mit dem Kopf auf meine Brust lehnend, neben und halb auf mir lagst. Wäre ich fähig gewesen zu denken wäre ich vor Wohlgefallen gestorben. Dem war jedoch ganz und gar nicht so. Ich nahm deine Nähe einfach so hin und das wars auch schon . Es fühlte sich behaglich an und ich legte meine Hand auf deine Taille, mehr aber nicht. Mein Puls war ruhig und mein Verstand beschimpfte mich. Der Gedanke ob ich wirklich dich, oder einfach nur meinen Spaß mit dir, haben wollte, machte mir schwer zu schaffen. Zu meiner allgemeinen Unsicherheit hatte dies noch gefehlt und es war ein Gefühl als ob ich allein zwischen zwei Armeen stand die alsbald aufeinander losgehen würden. Klarheit ist ein ebenso seltenes Gut in meinem Kopf wie Quantenphysik.

Ich spürte wie dein Kopf sich bewegte und sah vom Fernseher weg zu dir. Dein Kinn lag nun auf meiner Brust und deine Hand streichelte meinen Oberschenkel. Verwirrung machte sich in mir breit da ich in deine Augen sah. Bisher war ich immer der Überzeugung sie seien braun, doch musste ich nunmehr feststellen das sie grün waren. Für mich ein klarer Beweis das ich ein noch größerer Idiot sei als mir ohnehin schon bewusst war und ich fühlte mich furchtbar.

„Ich möchte dich küssen." Meintest du sanft.

Da war sie. Diese eine Situation welche ich so oft erträumt hatte. Ich hatte auch dieses flaue Gefühl in der Magengegend welches ich mit diesen Träumen in Verbindung brachte, doch schienen deine Worte zu subtil um zu mir durchzudringen. Mir fiel das alte Sprichwort ein in dem es heißt, man soll vorsichtig mit seinen Wünschen sein da sie in Erfüllung gehen könnten. Auch fiel mir nun auf das ich dich schon küsste. Als Entschuldigung meinte ich zu der mich immer noch beschimpfenden Stimme in meinem Kopf ich sei auch nur ein Kerl, was sie aber nicht wirklich interessierte. Was mich wiederum nicht wirklich interessierte - zumindest in diesem Moment.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Er, der sehnsuchtsvoll Begehrende - sie, die Klare, Nüchterne und vielfach Engagierte. Dazwischen viel Alltag, fast 30 Jahre Ehe, eingeschliffene Gewohnheiten. Beide haben mittlerweile die 50 überschritten. Die erotische Spannung ist aus dem Leben gewichen. Im Schreiben sucht Giovanni einen Weg, seine Liebe neu zu finden. In einer poetischen Sprache voll Sehnsucht und Erotik, die bei aller Deutlichkeit der Bilder nie ins Vulgäre abgleitet und streckenweise an mittelalterliche Minnelieder erinnert, spürt er seinen Gefühlen nach, singt von Lust und Ekstase, enttäuschten Erwartungen und unerfüllten Sehnsüchten...

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