Rainer Pick

Kinder wohnen mit Menschen

In der Wohnung nebenan ist es jetzt immer sehr laut. Andauernd bohrt und klopft einer.
Mutti und Vati gucken sich am Abend immer wieder, gar nicht freundlich,
in die Augen und dann auf unsere große Wohnzimmeruhr.
Solange die anzeigt, daß es noch nicht 8 Uhr ist, seufzen sie nur.
Aber, wenn es danach ist, dann steht Papi ganz schnell auf,
richtig wichtig und fast ein bißchen böse.
Er will wohl den neuen Nachbarn erzählen, wie spät es jetzt schon ist.
Zweimal hat er schon so gestanden und wollte losgehen, da hörte der Lärm schnell auf.
Und Papi konnte sich sofort wieder hinsetzen.
Die neuen Nachbarn haben wohl auch eine schöne Wohnzimmeruhr, so eine wie wir.
          Manchmal lacht Mutti dann und sagt: „„ Denk´ mal an unseren Einzug. Du hast doch manchmal viel länger herum gebohrt und Paul kam herunter.“
Paul ist eigentlich Onkel Paul und er wohnt mit Tante Käthe genau über uns.
Sie haben einen Hund.
Als Onkel Paul mit Lenin, so haben sie den Hund genannt,
an der Leine die Treppe herunter ging, wo ich auf der letzten Stufe saß und mit meinem Gameboy spielte, bekam ich einen dollen Schreck.
Lenins nasse Schnauzenspitze kitzelte mich am Arm und ich erschrak.
„„Games over“ machte der Gameboy.
Ich habe ihn schnell beiseite gelegt, sprang hoch und wollte weglaufen.
Da sagte Onkel Paul:
„„ He, he, nicht so eilig und nur keine Angst haben.
Lenin beißt nicht.“
Und wirklich, der schwarze Lenin wollte nur einmal auf den Gameboy gucken,
deswegen hatte er mich am Arm gestupst.
          Die Bohrmaschine hört man jetzt immer weniger, auch das Klopfen ist vorbei, bloß Papi ist noch immer nicht zufrieden. Der neue Nachbar macht sein Radio viel zu laut an. Außerdem komme jetzt öfter Neger zu Besuch. Nicht bei uns. Nein, beim neuen Nachbarn.
Und so laut, da kann man in unserer Wohnung ganz deutlich das Lachen hören.
Seitdem Papi nicht mehr arbeiten kann, ist er der Hausmann. Er paßt auch auf, daß der Hausflur gereinigt wird. Immer wieder muß den ein anderer Nachbar sauber machen. Bloß, der neue macht da nicht mit. „„Der lebt noch, wie im Buschwald !“, sagt Papi dann zu Mutti.
          Jecki und ich werden heute wieder zum Kanal gehen. Wir wollen uns die Eisschollen ansehen, die jetzt träge und ruhig unter der Stadtbrücke hindurch treiben.
Vati packte gerade die Waschmaschine in der Küche voll,
meine Hosen müssen ja schmutzig werden, wenn ich mit Jecki draußen spiele,
auch meine Schlüpfer sind dabei.
Manchmal muß ich ganz schnell wieder raus, weil Jecki und die anderen warten,
dann wische ich mir auch nur ganz schnell den Po ab,
so kommen ganz schnell die braunen Streifen in die Hose,
die Papa abends, kurz vor dem Schlafen gehen,
noch einmal hoch hält,
laut seufzt und dann mit dem Schlüpfer in der Hand verschwindet.
          Ich bin jetzt genauso schnell verschwunden.
Papa muß heute meine Schulaufgaben alleine kontrollieren,
denn Jecki wartet schon vor der Haustür.
Zusammen gehen wir über die Straße. Dahinter sind schon die Wiesen und die Stadtbrücke.
Alte Leute gehen hier immer spazieren. Da kommt schon wieder einer, seinen Hund interessieren die Bäume. Er schnüffelt und bleibt stehen. Da hat wohl ein anderer Hund seine Postkarte angeschrieben. Wir Menschen können die nicht sehen. Wir können nicht, wie die Hunde mit der Nase „„lesen“.
Oben, auf der Stadtbrücke fahren die Autos nach Polen.
Und wir setzen uns unter die Brücke, da wo noch ein schmaler Sandstreifen ist, bevor auf der einen Seite das Wasser und auf der anderen Seite der Brückenpfeiler anfängt, der die Brücke, zusammen mit den anderen Pfeilern in der Mitte vom Kanal und am anderen Ufer, in der Luft hält.
Da kommen eine ganze Menge Eisschollen vorbei geschwommen. Manche sehen aus wie die Wolken am Himmel. Ich frage Jecki: „„Kannst du mir erklären, warum die Eisschollen mal ganz weiß und mal so schmutzig sind ? Die kommen doch alle aus der gleichen Gegend ?“
Jecki kullert einen Stein in das Wasser und sagt: „„ Weiter oben, da wo die Eisschollen herkommen, sind eine Menge Leute Schlittschuh gelaufen. Da war der Kanal ganz zu gefroren. Alle konnten über das Eis gehen. Mutti war mit mir auch da. Aber wir hatten den Schlitten mitgenommen und vor dem zugefrorenen Kanal war ein Sandstreifen ohne Schnee. Die Schlittenspuren auf dem Eis waren richtig gelb und schmutzig. Auch die Spuren von Muttis Schuhen sahen so aus und die Spuren von den anderen Leuten, die genau wie wir über den Sandstreifen gekommen sind.
Als wir vom Eis wieder runtergegangen sind, wollte Mutti noch auf die Brücke über dem Kanal, um sich noch einmal in den Poldern umzusehen. Von oben sah die Eisfläche dann richtig scheckig aus.
Wahrscheinlich sind die Eisschollen deswegen so unterschiedlich.“
Ja, das kann ja wohl der Grund sein.
Zwischen den Schollen schwimmen Schwäne. Das sind die großen, weißen Vögel, die immer gleich ans Ufer kommen, wenn wir hier sind. Die denken immer, daß wir sie füttern wollen. Aber heute haben wir keine Stullen dabei. Sie kucken uns an und warten. Wir staunen immer wieder, daß sie an einer Stelle bleiben können, ohne daß wir sehen, wie stark sie rudern. Die Strömung hätte sie schon längst weiter weg bringen müssen. Aber, man kann ja nicht sehen, was sie unter dem Wasser mit ihren Schwimmfüßen machen.
Da rauschen die Schwäne wieder davon. Oben, in der Mitte von der Brücke hat einer etwas ins Wasser geworfen. Da müssen sie sofort nachsehen. Vielleicht ist es Futter ?
Wir stehen jetzt auf. Da können wir besser sehen, was die Schwäne jetzt machen.
Da kommen jetzt auch die kleineren Enten und Bleßhühner mit. Schließlich wollen alle etwas abbekommen. Da, schon wieder fällt ein Stück Brot herab. Die großen Schwäne drängen die kleineren Vögel weg. Die nehmen sich einfach die großen Brocken.
„„Heh !“, ich rufe ganz laut, aber die Schwäne lassen sich davon gar nicht stören.
„„Heh, Heh !“, jetzt rufen wir beide. Ich halte mich ein bißchen an Jecki fest und recke mich weiter vor, damit die Schwäne endlich verstehen, daß auch die kleinen Vögel etwas abbekommen müssen.
Da ist es dann passiert.
Mit dem linken Fuß bin ich bestimmt auf ein Stückchen Eis gekommen, denn der rutscht plötzlich ganz weit vor und der andere Fuß kann mich nicht halten. Platsch! Ich bin direkt zwischen die Eisschollen gefallen. Gerade noch kann ich mich am Rand der einen Scholle festhalten.
Jecki ruft: „„ Dave ! Hilfe ! Hilfe !“
Die Schwäne kommen auch nicht her. Und ich bin schon nicht mehr unter der Brücke, sondern treibe mit den Eisschollen den Kanal hinunter.
Jecki rennt am Ufer und ruft noch immer: „„Hilfe ! Hilfe !“
Ich kann ihn gut sehen, die Eisscholle hat sich gedreht, so daß ich das Ufer sehen kann. Und Jecki. Eigentlich sieht er lustig aus, wie er rennt und mit den Armen winkt. Aber, mir wird kalt. Ich habe Angst. Ich muß doch wieder raus aus dem Kanal.
Ich fange jetzt auch an zu rufen. Erst ganz leise: „„Mutti ! Mutti !“. Dann ganz laut: „„Mutti !!“
Wenigstens aus dem kalten Wasser raus kommen. Ganz langsam versuche ich mich auf die Eisscholle zu schieben. Ganz fest krallen meine Hände in den Eisrand. Aber, immer wenn ich ein Stückchen höher gekommen bin, dann bricht der Rand , an dem ich mich festhalte und ich komme da nicht rauf.
Jecki ruft noch immer, aber seine Stimme ist leiser geworden. Auch seine Gestalt wird immer kleiner und mir wird noch kälter. Ich kann meine roten Hände sehen. Die werden jetzt blau.
Jeckis Stimme ist noch leiser geworden und er ist nur noch eine ganz kleine Person, die mit den Händen winkt.
Ich bin allein im Wasser.
„„Pruuschsch !!“
Neben mir taucht plötzlich eine Gestalt auf. Kommt aus dem Wasser hoch und ist ganz dunkel im Gesicht. Schwarze Pranken greifen nach mir. Ich lasse los. Nun ist mir alles egal.

Langsam bekommen meine Augen ein Bild.
Es ist warm, schön warm. Ein helles Zimmer, das ich nicht kenne.
Ich liege in einem Bett.
„„Dave“, eine liebe Stimme kann ich hören. Mutti ist da. Papi ist da. Jecki ist da.
Alle sehen mich freundlich an.
Langsam kapiere ich es, ich bin ertrunken ? Oder erfroren ?
Da war doch dieses schwarze Ungetüm neben mir aufgetaucht ?
Was ist hier los ?
Ich stehe auf.
Mutti hält mich fest: „„Bleib liegen.“ Sanft drückt sie mich wieder auf das Kopfkissen zurück.
Also lebe ich ?!

Wir sind im Klinikum. Dahin hatte mich der Mann gebracht, der mich gerettet hat. Sie haben mich nur wieder aufgewärmt und die nassen Sache hat Mutti gegen trockene ausgetauscht.
Am Abend hat Papi uns beide abgeholt. Mutti und mich.
„„Wir sind so froh, daß wir dich wieder haben.“
Statt schimpfen, gab es nur kuscheln und liebe Worte. Ich war auch froh, wieder zu Hause zu sein.
„„Dave, weißt du eigentlich, wer der Mann war, der dich aus dem Wasser geholt hat ?“, Papas Stimme klingt so belegt, fast kleinlaut.

Da ist der Klingelknopf.
Auf der Fußmatte, wo jeder der den Nachbarn besuchen kommt, drauf treten muß, ist der Papa Simpson zu sehen.
Die Matte war aber heute morgen noch nicht da.
Vielleicht hat der Nachbar Kinder, die auch gerne Simpsons gucken.
Ich muß mich aber ganz schön recken, damit ich klingeln kann.
So, jetzt hat es geklappt.
Ganz schön laut, die Klingeln. Ist wohl mehr ein Bimbam.
Hinter der Tür kommt wer.
Man hört ihn schon.
Dann geht die Tür auf.
Beinahe hätte ich erschrocken laut „„Huch!“ geschrien.
Da ist er, der schwarze Mann !
„„Ja !?“ sagt er und seine Augen rollen von oben nach unten.
Sie sehen mich an.
Tapfer sehe ich zurück.
„„Bist du der Nachbar, der mich gerettet hat ?“ frage ich, mitten hinein in die Augen und die knollige,
ganz dunkle Nase und die weißen Zähne.
„„Jau !“
„„Komm rein !“
Er lacht schon wieder.
In seiner Wohnung ist alles bunt, sehr bunt.
Das macht mir Spaß.
„„Karin !“ ruft der Nachbar in die Küche hinein,
ich muß aber in das Wohnzimmer, wie er mir mit der Hand zeigt.
Karin kommt auch in das Wohnzimmer. Sie ist seine Frau, aber weiß.
„„Ich will mich bei dir bedanken. Weil du mich gerettet hast.“
„„Das brauchst du nicht, es war ja nur ein Zufall, daß ich gerade da war, als du dein frühes Bad genommen hast.“
Der schwarze Mann sieht jetzt nicht mehr so schrecklich aus.
„„ Bist du hier geboren ?“, frage ich ihn.
„„Du bist ja ganz schwarz ?“
Jetzt lacht er schon wieder.
„„Nee, meine Mutter kommt aus Amerika.
Die ist auch so schwarz, wie ich. In Amerika bin ich geboren. Und mein Vater kommt aus Simbabwe. Das ist in Afrika. Und weil der auch ganz schwarz ist, bin ich es eben auch.“
Dann lacht er wieder.
Die Zähne sind bis hinten ganz weiß.
Man sieht es, wenn er so lacht.
Dabei lacht sein Bauch extra mit.
Die lachen beide viel länger als ich.
Dann werden sie still.
„„Ist ein schwarzer Mann besser, als ein weißer ?“, frage ich Karin.
„„ Ja, ich kann dir das gar nicht genau sagen, es gibt wohl bei allen Männer gute und schlechte. Ich liebe eben dieses, und der ist zufällig schwarz.“
„„ Was arbeitest du ?“, frage ich den schwarzen Mann.
„„Kannst Ulli zu mir sagen.“
„„Wir sind beide beim Fernsehen, ich bin der,
der den anderen Schauspielern sagt, was sie machen sollen und Karin sorgt dafür, daß die Schauspieler nicht alles selber machen müssen.
Immer, wenn es gefährlich wird, dann macht sie das.“
Oh, sie ist eine Standfrau.
Da, jetzt klingelt es an der Wohnungstür vom Nachbarn.
Karin geht schon los, die Tür zu öffnen. Sie kommt schon wieder.
Mutti und Papi kommen hinter ihr hervor. Mutti hält einen großen Blumenstrauß in der Hand und die beiden haben ganz rote Köpfe.
Ulli steht jetzt ach auf. So etwas habe ich noch nie gesehen, ein schwarzer Mann, der im Gesicht auch noch rot wird.
Er hält beide Hände vor, als wenn er etwas ablehnen will, aber Mutti ist viel schneller, sie drückt Karin den Blumenstrauß in die Hand und fliegt dem Ulli an den Hals. Der steht da und läßt die Hände nah unten hängen. Dann klopft er Mutti mit der einen Hand vorsichtig auf den Rücken. Mutti geht einen Schritt zurück und guckt Papi an. Der nimmt die Hand von Ulli in seine Hand und drückt sie fest, sieht ihn stumm in die Augen und sie sehen sich beide länger an.
„„Kaffee !!“, ruft Karin und alle Erwachsenen lächeln ein bißchen.

Am Abend, nach dem Essen bin ich gleich noch einmal in mein Zimmer gegangen und habe wieder Games Boy gespielt, in der Küche sprechen Papa und Mutti und manchmal lachen sie.
„„Ich muß noch etwas einkaufen !“, ruft Papa und verschwindet mit dem Einkaufskorb.
Mutti entspannt sich.
Sie sitzt im Wohnzimmer auf dem Sessel, der wie ein Bett ganz weit nach hinten geklappt wird, dann kommt eine Fußstütze hervor und man kann richtig gut liegen.
„„Nur 5 Minuten“, sagt Mutti und schließt die Augen.
Sonst paßt Papi immer auf, daß ich in dieser Zeit leise bin.
Heute ist er einkaufen, also passe ich auf.
Aber es kommt keiner und Mutti steht schon wieder in der Küche.
In der Küche ?
Wir haben doch schon gegessen ?
„„Papi hat sich mit Ulli und Karin verabredet.
Wir feiern ein kleines Fest, eine Party.
Da kann man sich besser kennen lernen.“
Ich freu ´mich drauf !
          - West- Minster-Konk - oder so ähnlich.
Papa hatte unsere Klingel gekauft und ich war dabei gewesen. Deswegen weiß ich auch, wie unsere Klingel genannt wird.
- West- Minster-Konk -
Schon zwei Mal hatte es an der Tür geklingelt. Mutti steht im Schlafzimmer und ist erst halb angezogen, sie steht in ihrem Rock, der am Boden liegt, und ruft:
„„Willi, mach doch `mal auf, ich bin doch noch nicht fertig !“
- West- Minster-Konk -
Jetzt steht Papi und ich an der Tür. Papa macht auf und sagt : „„Hallo“.
„„Hier sind wir !“ sagt Karin.
„„Na, dann kommt ´rein.“
Papi macht die Tür weiter auf und Mutti ruft, ein bißchen schrill: „„Geht gleich ins Wohnzimmer, ich komme gleich.
Willi, mach bitte die Schlafzimmertür zu !“
Die Erwachsenen und ich gehen in das Wohnzimmer. Papi und Mutti hatten den Tisch auseinander gezogen und die Stühle richtig hingestellt. Der Tisch hat eine neue Decke bekommen und es stehen viele Gläser, kleine Teller und Naschsachen drauf.
Hmm, die Erdnüsse schmecken mir gut.
„„Das ist für alle, du mußt nicht alles aufessen“, zischt Papa mir zu.
Dann haben sich alle hingesetzt und begrüßen nun meine Mutti.
Sie ist etwas rot im Gesicht und sieht sonst aber sehr schick aus.
„„Greift zu !“, sagt Mutti.
Aber als ich wieder zu den Erdnüssen greife, streift mich ihr Blick. Kurz und klar. Ich soll nicht. Also versuche ich erst einmal die anderen Sachen.
Die Erwachsenen trinken Bier, Wein und Schnaps. Und rauchen dürfen sie auch. Papi schickt Mutti zum Rauchen immer auf den Balkon, und jetzt macht er die Balkontür auf, sagt aber nichts.
Er unterhält sich mit Karin. Mutti guckt manchmal wie unsere Lehrerin bei einer Klassenarbeit. Aber sie guckt jetzt zu Karin und meine Lehrerin guckt zu mir, damit ich nicht abschreibe.
Karin schreibt doch gar nicht ab ?! Bloß Papi guckt jetzt zu Mutti. Die unterhält sich gerade mit Ulli.
Jetzt gucken sich meine Eltern an und lachen los.
Verstehe ich nicht ! Aber, die Erwachsenen verstehen sich jetzt gut.
Zwischen durch gucke ich Fernsehen,
die Erwachsenen – Party wird immer anstrengender.
Sie stehen jetzt oft alle zusammen und rufen: „„Prost“, dann trinken sie auf einmal los. Onkel Paul hat auch schon einen roten Kopf. Er ist mit Tante Käthe etwas später am abend dazu gekommen. Die beiden sind die Nachbaren, die über uns wohnen.
Jetzt kann ich gar nichts mehr verstehen, weil alle auf einmal erzählen wollen.
Ich gehe zu Tante Käthe. „„Kann ich Lenin herunter holen ?“
„„Klar, wenn du willst.“
Sie gibt mir die Schlüssel für ihre Wohnung.
Ich gehe hoch. Lenin ist der Hund von Tante Käthe und Onkel Paul und er ist froh, daß er nicht mehr alleine ist.
Er geht mit mir mit.
In unserer Wohnung läuft er gleich zu Onkel Paul. Der hat aber keine Zeit.
Dann läuft Lenin zu Karin.
Die kniet plötzlich auf dem Teppich und ruft immer: „„Ach ist der süß !“
Auch Ulli kniet nun unten. Beide streicheln Lenin und der freut sich richtig.
In Wirklichkeit schielt er schon zum Tisch, sicherlich will er wieder etwas fressen.
Ich setze mich wieder auf das Sofa. Habe mir aber vorher schnell noch eine Hand voll Nüsse vom Tisch genommen.
Lenin kommt jetzt zu mir auf das Sofa.
Er hat alles mitbekommen. Meine Eltern nicht.
Wir essen beide von den Nüssen.
Dann werde ich müde. Die Erwachsenen lärmen und erzählen. Dann lachen sie wieder.
Die verstehen sich.
Lenin kuschelt an meiner Seite.
Ich lege meinen Arm um ihn.
Im Fernsehen ist Werbung.
Ich bin müde. Der Lärm wird immer leiser.
Ich träume. Von Afrika, wo die großen Löwen satt und laut schnurrend liegen und auf das Gras gucken.

Morgens bin ich in meinem Bett aufgewacht.
Kein Löwe war zu sehen.

Diese Geschichte stellt meine Wahlheimatstadt Schwedt/Oder vor. Nicht nur das Wohnen in der Platte, die Nachbarn und Freunde, die Umgebung und Natur sondern ein bißchen auch Konflikte und Probleme des Miteinanders verschiedener Menschen. Dave ist irgendwo zwischen 9 und 12 jahre alt. Seine Schilderung des Alltags in der Uckermark hat auch schon viele Erwachsene beeindruckt. Warum ? Kinder sehen die Dinge, den Alltag viel genauer und aus einer anderen Perspektive. Da können die Erwachsenen viel lernen, denn sie haben oft ihre Kindheit vergessen.

PS:
Inzwischen gibt es auch eine CD mit den Geschichten von Dave.
Rainer Pick, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.06.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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