Yvonne Löll

I Love the way you love me Teil 1

Eine Liebe beginnt
 

Es war ein lauer Frühlingsabend und ich ging mit meiner Colliehündin Asta und  dem Hengstfohlen Benji spazieren. Ich genoss den Spaziergang nach dem stressigen Tag. Meine Eltern sind am Morgen nach einigen hin und her für zwei Wochen nach Italien geflogen. Ich hatte jetzt die Verantwortung für meinen zwei Jahre alten Bruder Christian und Björn meinen 16 jährigen Bruder. Ich habe für meine Eltern zwei Wochen Urlaub geopfert.

 

Der Himmel war klar und die Sterne wirkten heute abend unwahrscheinlich groß. Nachdem ich die zwei Tiere in den Stall gebracht hatte, der an unserem alten Haus stand machte ich mich auf den Weg nach Hause.

 

Als ich das Gartentor öffnete, bemerkte ich eine Gestalt auf der Treppe. Im ersten Moment blieb mir das Herz stehen, doch beim Näherkommen, erkannte ich diese Gestalt. Es war der ältere Sohn, der Trauzeugen meiner Eltern, Brian. „Hi!“, Sagte er etwas verlegen. „Hallo, was machst du um die Zeit hier?“ Erst jetzt bemerkte ich die Reisetasche auf der Treppe. Ich sah ihn etwas verwundert an und bat ihn ins Haus zu kommen.

 

Ich führte ihn in die Küche. „Willst du etwas Trinken?“ Fragte ich ihn und bat ihn einen Platz an. Brian schüttelte nur den Kopf. Er sah aus als hätte er schon ewig nicht mehr geschlafen. Er hatte dunkle Augenringe und war weiß wie ein leeres Blatt Papier. „He, was ist los! Du siehst aus als wenn dir ein Stein auf dem Herzen liegt.“ Fragte ich sanft. Nur leise und stockend fing er an zu erzählen. „Mir ist meine Ausbildungsstelle gekündigt wurden, weil ich angeblich Geld gestohlen habe.Es mag ja sein das ich ständig knapp bei Kasse bin, aber deswegen vergreife ich mich doch nicht an der Betriebskasse. Ich weiß ja nicht einmal wie ich an das Geld rankommen soll. Meine Eltern glauben auch noch dem Chef und sie waren so enttäuscht von mir.  Ich habe es nicht mehr ausgehalten, mir ständig die Vorwürfe von ihnen anzuhören. Und da ich nicht wusste wohin, bin ich zu euch gekommen. Deinen Eltern vertraue ich und die helfen mir bestimmt, oder?“ Er schaute mich fragend, mit großen traurigen Augen an. „Nun ja, meine Eltern sind im Moment verreist.“ Antwortete ich ihm und als ich sah wie er in sich zusammensackte, fügte ich schnell hinzu, „Aber wir werden das Kind schon schaukeln!“ Da erhellte sich sein Gesicht etwas.

 

Ich schaute auf die Uhr und bemerkte dass es schon ziemlich spät war.

 

„Ich würde vorschlagen das wir erst einmal schlafen gehen und morgen werden wir überlegen was, wir machen, o.K.?“ Er nickte. „Ich zeige dir jetzt erst einmal das Gästezimmer! „ Fügte ich entschloßen zu. Wir gingen ins Dachgeschoss, welche ich mir mit meinen Brüdern teilte. Das Gästezimmer hatte ich schon längst zu einem Büro umgewandelt und überall lagen Aktenordner verstreut. Ich sammelte sie schnell ein und räumte sie in Kartons, die dafür vorgesehen waren. „Willst du noch duschen?“ Fragte ich ihn und wieder nickte er nur. Er war schon immer ein wenig wortkarg. Ich ging in mein Zimmer und holte ein Badetuch und Bettwäsche. Brian verschwand unter der Dusche. Ich  räumte gar das Gästezimmer auf und überzog das Bett. Danach ging ich wieder in mein Zimmer, ließ aber die Tür offen damit Brian sehen konnte, wo ich bin. Björn schien schon zu schlafen. Ich schaltete den Fernseher an und zappte die Kanäle durch, da nichts lief, was mich interessierte machte ich die Kiste wieder aus.

 

Als ich zur Tür schaute stand Brian da, „Ich wollte nur Gute Nacht sagen und danke das ich erst mal bei euch bleiben darf.“ Sagte er leise. „Schon o.K. Schlaf schön!“ Und schon war er verschwunden. Ich schaute noch mal zu Christian ins Zimmer und als ich sah dass er selig schlief ging ich selber auch ins Bett.

 

Am nächsten Morgen stand ich schon zeitig auf um Frühstück zu machen.Christian war auch schon munter und rief mich durch das Babyfon, also ging ich, um ihn zu holen. Ich wusch ihn kurz und er putzte sich die Zähne, d.h. er kaute auf seiner Zahnbürste rum. Danach zog ich ihn an und schickte ihn zu Björn, um ihn zu wecken. Ich klopfte bei Brian und da sich nichts rührte, machte ich langsam die Tür auf. Brian schlief noch tief in die Decke eingemummelt und eine Hand über dem Bettrand hängend. Christian und Björn saßen schon in der Küche und frühstückten, was ich ihnen gleich tat. Während des Frühstücks erzählte ich Björn, was sich in der  Nacht ereignet hatte. Er überlegte kurz und meinte dann grinsend, “ Du machst das schon Sandra, ich weiß das.“ Ich nickte nur kurz, dann machten wir uns daran den Geschirrspüler einzuräumen.

 

Ich nahm mir ein Tablett, stellte Brians Frühstück darauf, und ging ins Gästezimmer, wo Brian noch immer schlief. Das Tablett stellte ich auf  den Schreibtisch und setzte mich auf die Bettkante. Vorsichtig schüttelte ich seine Schulter um ihn zu wecken, was aber keinen Erfolg zeigte. Ich strich ihm noch einmal über die Haare und ging wieder runter. Ich hatte mich eigentlich schon vor einer ganzen Weile in Brian verliebt, aber ich weiß ja nicht ob er was für mich empfindet, also versuchte ich meine Gefühle zu verdrängen. Unten wartete Björn bereits, er wollte zu seinem Tischtennistraining und er konnte ja Christian nicht alleine lassen. „Los verschwinde, sonst kommst du wegen mir noch zu spät!“ Rief ich ihm lachend zu und er verschwand.

 

„Und was machen wir jetzt?“ Fragte ich Christian. „Spielen, Spielen!“ Rief er ganz aufgeregt. Das hätte mir klar sein sollen. Ich holte die Spielzeugkiste aus der Ecke und wir begannen zu spielen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich mit Christian gespielt hatte, als ich ein Räuspern von der Tür her hörte. Erschrocken schaute ich in die Richtung aus der das Räuspern kam und da stand Brian. Seine Haare waren noch nass vom Duschen und unter seinem engen Shirt zeichneten sich seine Muskeln deutlich ab. Erschrocken bemerkte ich, dass ich ihn regelrecht anstarrte. Ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Guten Morgen!“ Stieß ich heißer hervor in der Hoffnung er sah nicht wie rot ich war. „ Guten Morgen!“ Antwortete er mir, noch ein wenig müde. „Ich habe das Tablett in die Küche gestellt. Danke für das Frühstück.“ „Du brauchst dich nicht bedanken, dass ist doch selbstverständlich.“ Plapperte ich los, um mein Herzklopfen und die tausend Schmetterlinge in meinem Bauch zu vergessen. In dem Moment klingelte es an der Tür. Ich sprang dankbar auf um zu öffnen. Vor der Tür stand Stefan, er war mein bester Freund, seit dem unsere Beziehung gescheitert war. Na ja er war eher so eine Art großer Bruder, der wie ein Schießhund auf mich aufpasste, dass ich mich ja in kein Unglück stürzte. Er hatte auch das Talent immer dann aufzutauchen, wenn ich ihn am meisten brauchte, er schien es zu spüren. „Na wie geht’s.“ Fragte er mich als er mich in den Arm nahm. „Geht so!“ Gab ich ihm zur Antwort und im nächsten Moment kam ein schreiender Christian angerannt  Stoffeeelllll!“ Und sprang Stefan in die Arme. Christian liebte Stefan abgöttisch und Stefan liebte Christian wie seinen Sohn. „Ich hatte mir gedacht, ich lade euch heute in den Zoo ein. Was haltet ihr davon?“ „Ich kann momentan nicht, ein Freund von mir ist da und braucht meine Hilfe.“ Antwortete ich ihm mit gesengtem Kopf, denn ich wusste genau was jetzt kommt. „Sandra, der Mülleimer der Nation. Versprich mir aber dich nicht allzu tief reinzusteigern!“ Ich nickte bloß beklommen, da ich ganz genau wusste, dass ich das machen würde, egal ob ich wollte oder nicht. „Ich mache dir einen Vorschlag, ich nehme Christian heute mit in den Zoo, damit du dich ganz und gar um deinen Gast kümmern kannst!“ „Ich danke dir!“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging mit Christian zum Auto. Ich winkte den Zweien nach und ging ins Haus zurück.

 

Brian saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, den Kopf in die Hände gelegt und schien zu überlegen. Er tat mir leid, ich wüsste gar nicht was ich machen würde, wenn meine Eltern mich so hängen lassen würden. Er schaute auf und sah mich mit feuchten Augen an. Ich setzte mich zu ihm und legte meinen Arm auf seine Schultern. Ich konnte nicht anders. „He, es wird alles wieder gut, lass den Kopf nicht hängen! Noch weiß ich nicht wie, aber das bekommen wir schon hin!“ Brian sah mich an und rang sich ein Lächeln ab. Ich stand auf, weil ich merkte, dass die Nähe zu ihm, mein Denken blockierte. Das war nicht gut, gar nicht gut.

 

„Ich muss jetzt mal nach den Pferden schauen, ich hab zwar ein Mädel das sich um die Pferde kümmert, aber ich will, dass sie es wirklich gut haben. Kommst du mit?“ Wieder nickte er bloß. Schweigen stiefelten wir zum Stall. Meine Araberstute Stella, Benji und mein Haflingerwallach Saturn begrüßten uns mit einem freudigen Wiehern. Ich holte die Halfter, damit ich sie auf die Koppel führen konnte und zäumte sie auf. Benji wehrte sich noch heftig dagegen, am Halfter geführt wurde. „Hilfst du mir beim rausführen, damit ich nicht zweimal laufen muss?“ Brian erwiderte meine Frage mit dem gewohnten Kopfnicken. Ich gab ihm Stella, da sie am einfachsten war. Saturn hatte nämlich auch so seine Macken, er ließ sich sowieso nur von mir anfassen. Es war schon ein Wunder das er meine Helferin an sich ran ließ, damit sie ihm den Stall ausmisten konnte. Asta lief schwanzwedelnd vor uns her. Als das erledigt war liefen wir wieder nach Hause. Brian hatte die ganze Zeit kein Wort gesprochen. Ich wusste aber auch nicht wirklich, wie ich ihn ermuntern konnte etwas zu sagen.

 

Als wir heimkamen blinkte die Anzeige vom Anrufbeantworter. Ich hörte ihn ab. Es war Björn der sagte, dass er die Nacht bei einem Freund übernachten würde und erst morgen heimkomme. Super jetzt lassen sie mich wieder alle im Stich. Aber ich hatte mir das eingebrockt und musste nun auch die Suppe alleine auslöffeln, irgendwie.

 

„Sag mal, was hält’s du davon, wenn wir heut Abend in die Disco gehen?“ Fragte ich aus einem Impuls heraus. Brian schaute mich erschrocken an. „Sorry, war wohl nicht die Idee des Jahres!“ Meinte ich, meine Idee schon wieder bereuend, als Brian meinte: „Warum nicht?“ Und er lächelte das erste mal seit dem er da war, ganz ungezwungen. „Aber was machst du mit Christian?“ „Kein Problem, Stefans Ma freut sich bestimmt, wenn sie auf ihn aufpassen darf. Für ihn ist sie wie eine Art Oma. Ich ruf sie mal schnell an.“ Helga war total happy, sie rief auch gleich Stefan an, das er Christian zu ihr bringen sollte.

 

Am Abend in der Disco trafen wir dann meine ganze Clique. Natalia machte sich sofort an Brian rann, wie an jeden Jungen den sie noch nicht kannte. Brian fand das am Anfang auch noch ganz lustig, sah sich dann aber hilfesuchend nach mir um. Ich überlegte kurz wie ich ihm helfen konnte.

 

Ich ging kurz entschlossen zu den Zweien und hakte mich besitzergreifend bei Brian unter und wie selbstverständlich legte er seinen Arm um meine Hüfte. Ich merkte wie die Schmetterlinge in meinem Bauch das Rasen anfingen. Das war nicht gut. Wie sollte das bloß enden. Als ein unwahrscheinlich langsames Lied lief, forderte mich Brian zum tanzen auf. Er zog mich ganz nah an sich rann und so tanzten wir engumschlungen. Mir wurde unwahrscheinlich heiß und meine Beine schienen aus Wackelpudding zu bestehen. Macht Brian das um Natalia zu entkommen, die ihn noch immer sehnsüchtig vom Rand der Tanzfläche her anhimmelte, oder fühlte er wie ich? Ich traute mich nicht ihn anzuschauen, aus Angst in seinen Augen eine Antwort  zu sehen.

 

Auf dem Heimweg herrschte wieder Schweigen, was mich aber weniger störte da ich mich auf den Verkehr konzentrieren musste. Zu Hause stellte ich das Auto in das Carbord und wir liefen, weiter schweigen, zum Haus. Vor den Zimmern wünschte ich Brian eine Gute Nacht, doch Brian hielt mich am Arm zurück: „Danke für den schönen Abend.“ „Gern geschehen!“ Antwortete ich ehrlich gemeint. „Träum schön!“ Sagte Brian dann, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand im Gästezimmer. Ich blieb noch einen Moment wie gelähmt stehen und ging dann in mein Zimmer. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Immer wieder musste ich an seinen Kuss denken. Dann muss ich wohl doch eingeschlafen sein. Um zehn stand ich wie gerädert auf. Mir fiel sofort wieder ein was am Abend davor passiert ist. Ob Brian noch schlief? Leise schlich ich mich zu seinem Zimmer. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit und sah das leere Bett. Ich schaute im Bad und in der Küche nach, aber nirgendwo war Brian zu finden. Wo wird er nur sein? Es klingelte an der Tür. Es war Stefan mit Christian. „Hi Kleines! Na was macht dein Gast?“ „Er ist heut Nacht spurlos verschwunden!“ Antwortete ich ihm wahrheitsgemäß, nahm mir aber fest vor ihm nichts von dem letzten Abend zu erzählen. Ich wusste zu genau dass, Stefan dann ausflippen würde. Stefans Augen funkelten jetzt schon vor Wut. „Der traut sich was. Erst beansprucht er deine Hilfe und dann haut er ohne ein Wort zu sagen ab.“ „Es ist schon o.k. Stefan, sicher hat er einen triftigen Grund warum er weggegangen ist, auch wenn ich nicht weiß warum.“ Stefan sah wohl meine traurigen Augen. Er stellte Christian, den er bis dahin auf dem Arm gehabt hat, zu Boden und nahm mich fest in den Arm. „Kleines? Hat er dich verletzt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Warum bist du dann so traurig?“ Ich konnte ihm nun wirklich nicht sagen, dass ich Brian liebte, aber er schien es zu merken. Stefan kannte mich gut genug. „Wenn du es mir nicht sagen willst, dann ist das wirklich o.K.! Soll ich dir noch etwas Gesellschaft leisten?“ Ich befreite mich aus seiner Umarmung und nickte stumm. Christian riss uns aus unseren Gedanken. „Reiten will!“ Wir mussten beide lachen. „Na denn mal los!“ Lachte Stefan immer noch.

 

Wir waren den ganzen Nachmittag bei den Pferden. Als wir daheim ankamen, fuhr Stefan gleich nach Hause. Björn hatte schon das Abendbrot hergerichtet. Während ich Christian abfütterte erzählte ich Björn, dass Brian verschwunden war. Auch Björn glaubte, dass Brian schon seinen Grund hätte. Nachdem ich Christian ins Bett gebracht hatte, räumte ich mit Björn den Tisch ab. Danach ging jeder seine Wege.

 

Auch diese Nacht schlief ich sehr schlecht. Ich machte mir echt Sorgen um Brian und langsam schlich sich unter diese Sorge auch Wut. Was fiel ihm eigentlich ein, sich ohne zu fragen in mein Leben zu stürzen, mir den Kopf ganz wirr zu machen, um dann wieder abzuhauen. Diese Nacht schlief ich wirklich nicht ein. Um sechs schlich ich mich aus dem Haus, schnappte mir Stella und ritt einfach darauf los.

 

Nach zwei Stunden war ich wieder daheim. Björn und Christian schliefen noch. Ich hing noch immer meinen Gedanken nach als es an der Tür klingelte. Bestimmt war es Stefan, wenn er gestern nicht unbedingt heim gemusst hätte, wäre er lieber bei mir geblieben. Ich ging zur Tür um zu öffnen, aber vor mir stand nicht Stefan sondern ein ziemlich betretener Brian. Im ersten Moment wusste ich gar nicht was ich sagen sollte. Ich trat einen Schritt bei Seite, um ihn rein zulassen. Ich ging in die Küche und er folgte mir, wenn auch nur langsam. Ich setzte mich auf die Eckbank und schaute ihn an.  Zwischen uns lag ein Schweigen, welches schlimmer nicht sein konnte. Ich gab mir einen Ruck und brach dieses Schweigen. „Gibt es einen Grund, warum du so einfach, ohne ein Wort, abgehauen bist?“ Er sah wie schon die ganze Zeit betreten auf seine Fußspitzen und das machte mich echt wütend. „Weißt du was, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich will dir helfen und du haust ab. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Sicher, du bist 19, alt genug um auf dich aufzupassen...“ Brian schaute mich unvermittelt an. Seine Augen waren rot und er hatte dunkle Ränder darunter, doch er schwieg immer noch. „Du raubst mir den letzten Nerv.“ Sagte ich traurig. „Ich würde dir gerne helfen, aber du musst dir helfen lassen!“ Christian meldete sich über das Babyfon: „Sanda, Chrischi wahach!“ „Ich hol ihn schnell, bevor er Björn weckt!“ Ich holte Christian aus seinem Bett, wusch ihn und zog ihn an. In der Küche bereitete ich ihm seine heißgeliebten Flaks zu und gab sie ihm.

 

„Willst du auch was essen?“ Brian schüttelte mit dem Kopf. Jetzt platzte mir der Kragen, denn seit Brian wieder aufgetaucht ist hat er noch nicht ein Wort gesagt. „Sagst du mir jetzt endlich mal was los ist! Du kommst hier an und sagst kein Wort. Ich hätte schon ganz gern eine Erklärung für dein echt seltsames Verhalten.“ Er schaute mich erschrocken an. „Es tut mir leid, dass ich dir Kummer bereitet habe. Es soll nicht mehr vorkommen. Ich werde gehen und euch nicht weiter von eurem Leben abhalten.“ Jetzt war ich an der Reihe erschrocken zu schauen, denn so hatte ich es nicht gemeint. Ich räusperte mich und sagte: „Du hast mich falsch verstanden. Du hältst uns von gar nichts ab, nur musst du verstehen, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Du hast hier geschlafen und bist ein Freund der Familie und dann verschwindest du einfach. Mensch Brian, mach’s mir doch nicht so schwer!“ Ich ging auf ihn zu, nahm ihn in den Arm und hoffte ihm damit ein wenig Halt zu geben. Brian schloss seine Arme um mich und flüsterte mir danke ins Ohr. Im Moment hielt ich es auch für klüger, nicht zu fragen wo er gewesen war und warum er weg war. Ich wollte darauf warten, dass er von selber damit anfing. Ich löste mich vorsichtig aus seinen Armen, denn die berühmten Schmetterlinge waren  einmal mehr in meinem Bauch gestartet.

 

In dem Moment klingelte das Telefon und ich wandte mich dankbar von Brian ab. „Ja, hier Bauer!?“ Meldete ich mich, nachdem ich den Hörer abgenommen hatte. Es war meine Ma. Sie wollte wissen wie ich mit Christian klarkam und ob es uns allen gut ginge. „Ja alles bestens. Christian ist echt lieb und Björn lässt sich wenig sehen, er ist immer auf Achse. Aber Ma, Brian ist bei mir. Er ist von daheim abgehauen, weil er Stress mit seinen Eltern hat. Es ist Ernst!“ Ich erzählte ihr kurz was vorgefallen war. „Sag ihm liebe Grüße von mir, er soll  unbedingt bei seinen Elter anrufen, er braucht ja nicht sagen wo er ist, nur das es ihm gut geht. Ich glaub nicht das sich seine Eltern keine Sorgen um ihn machen.“ Sagte sie mir darauf. „Ist gut Ma, ich werde es ihm ausrichten. Danke Ma.“ Wir verabschiedeten uns von einander und legten auf. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, lag Brian und Christian, aneinander gekuschelt, auf dem Sofa und schliefen. Mich rührte dieser Anblick tief, denn seit Brian da war, war Christian immer etwa distanziert von Brian. Christian hat wohl gemerkt, dass ich, dadurch das Brian da war, weniger Zeit für ihn hatte. Jetzt scheint es so, als wäre diese Distanz zwischen ihnen nie gewesen. Ich genoss diesen Anblick noch einen Augenblick, dann ging ich in die Küche um etwas aufzuräumen. Dann machte ich mich daran das Mittagessen zu kochen. Es gab Klöße und Schweinebraten. Als ich etwa eine Stunde später damit fertig war, musste ich mich überwinden und Christian und Brian aus ihren Träumen reißen.

 

Erst versuchte ich mein Glück bei Christian, aber da hatte ich irgendwie gar keine Chance, denn wenn er schlief, schlief er locker mal drei Stunden am Stück. Bei Brian gestaltete es sich dann weniger schwierig. Ich rüttelte ihn kurz an der Schulter und schon schauten mich seine sanften braunen Augen an. „Es gibt Mittag!“ Sagte ich leise, um Christian nicht zu wecken. Er löste sich vorsichtig von Christian und stand auf. Während ich noch schnell den Tisch deckte, holte Brian Björn zum Essen.

 

Das essen verlief dann ganz lustig, Björn lockerte die Stimmung mit Geschichten aus seinem Tischtennisverein erheblich auf. Nach dem Essen bot sich Björn auch an den Tisch abzuräumen und auf Christian aufzupassen. „Ihr braucht alle zwei Mal frische Luft, so blass wie ihr um die Nase seid.“ Meinte er nur frech. Also gingen Brian und ich spazieren. Die erste Zeit schwiegen wir, wie so oft. Doch dann ergriff ich das Wort. „Vorhin hat doch meine Ma angerufen, ich habe ihr erzählt das du da bist.“ Aus dem Augenwinkel schaute ich vorsichtig zu Brian rüber, und als er nichts sagte, sprach ich weiter. „Ich soll dir liebe Grüße ausrichten und dir sagen, dass du dich mal bei deinen Eltern melden sollst.“ Brian schaute mich jetzt erschrocken an. „Das kann ich nicht, schließlich glauben sie mir ja nicht. Ich bin da nicht ohne Grund abgehauen. Ihr wollt mich also doch loswerden! Ich gehe überall hin, nur nicht zu meinen Eltern. Ich habe gedacht du bist meine Freundin. Ich habe gedacht dir kann ich vertrauen.“ Sagte Brian. Er sah total verstört aus. „Brian, es hat keiner gesagt, dass ich dich los haben will. Du kannst so lang bleiben, wie du willst. Du sollst doch bloß deinen Eltern sagen, dass es dir gut geht. Du brauchst nicht sagen wo du bist, solang du nicht willst. Ich werde es ihnen auch nicht sagen.“ gab ich zurück und in Gedanken fügte ich hinzu, dass er wenn es nach mir ginge, für immer bei mir bleiben könne. Brian schwieg wieder und schien zu überlegen. „Es tut mir leid, ich bin ziemlich leicht auf Hundertachtzig momentan.“ Sagte er leise. Ich nahm seine Hand und antwortet sanft: „Es ist normal, ich wüsste nicht wie ich in deiner Situation handeln und fühlen würde. Wir gingen weiter und schwiegen, doch diesmal war es nicht unangenehm.

 

Als wir wieder nach Hause kamen und ins Wohnzimmer kamen, saßen Stefan und Christian auf dem Boden und spielten mit Duplosteinen.  „ Ich geh mal eben auf Toilette.“ sagte Brian plötzlich und verschwand. „Ist er wieder aufgetaucht, dein Sorgenkind!?“ Fragte Stefan. „Ja, zum Glück.“ Stefan schaute mich besorgt an. Er stand auf und kam auf mich zu. „Geht es dir gut, Kleines?“ Fragte er, nun etwas besorgt. Ich schüttelte den Kopf, da es bei Stefan eh keinen Sinn hatte zu verneinen, dafür kannte er mich gut genug. „Willst du darüber reden?“ Fragte er sanft und legte mir einen Arm um die Schultern. Ich nickte. „Na dann raus mit der Sprache!“ Forderte er mich sanft auf und zog mich aufs Sofa. Ich wusste das ich ihm vertrauen konnte und er mich verstehen oder es versuchen würde mich zu verstehen und trotzdem machte mich das, was ich ihm sagen wollte verlegen. Immerhin waren wir mal ein Paar. Stockend fing ich an zu erzählen: „ Es macht mich todunglücklich Brian so zu sehen. Ich glaub ich liebe ihn und das nicht aus Mitleid. Sondern von Herzen.“ „Ich weiß Kleines. Ich habe es schon gemerkt.“ Antwortete er. Er zog mich in seine Arme und gab mir so den Halt, den ich brauchte. Als ich mich wieder gefangen hatte, kam Christian zu uns auf das Sofa geklettert und drängte sich zwischen uns. Er hatte, wie Stefan, ein Gespür dafür wenn es mir schlecht ging. Er kuschelte sich ganz fest in meine Arme und sagte in seiner kindlichen Sprache: „ Chrischi hat Sanda lieb!“ „Ich dich auch mein Schatz!“ Flüsterte ich ihm ins Ohr.

 

Als Stefan gegangen war, war Brian noch oben. Ich nahm Christian auf den Arm und machte mich auf die Suche nach ihm. Als ich ins Bad schaute, war es leer. Auch in seinem Zimmer war er nicht. Ich fing schon wieder an, mir Sorgen zu machen. Ich klopfte bei Björn an und schaute ins Zimmer, da saßen die beiden und spielten am Computer. Sie schienen mich kaum zu bemerken, also schloss ich die Tür und ging wieder runter. „Christian? Wollen wir reiten gehen?“ Fragte ich den Kleinen und er stimmte fröhlich zu. Ich ging mit Christian runter zu den Pferden und holte den Kindersattel, den ich extra für Christian gekauft habe, aus der Sattelkammer. Ich sattelte die gutmütige Stella und befestigte die Longe am Halfter. Dann setzte ich Christian in den Sattel und führte Stella auf den Reitplatz, auf der anderen Straßenseite. Ich ließ Stella im Kreis erst im Schritt und dann im Trab laufen. Ich ließ Christian so oft reiten, wie es mir möglich war, denn es brachte ihn die nötige Balance und es machte ihm Spaß. Ich war mir sicher, dass er ein ausgezeichneter Reiter werden würde. Ich ließ ihn eine Weile reiten und dann kam ich auf die Idee einen Ausritt mit ihm zu machen. Ich ging mit Stella und Christian zurück zum Stall und holte Saturn von der Koppel um ihn zu satteln. Stella sattelte ich ab und brachte sie zur Koppel. Dann nahm ich Christian vor mir auf Saturn und wir ritten los. Es tat gut über Felder und Wiesen zu reiten und Christian fand auch Gefallen daran.

 

Wir waren gut zwei Stunden unterwegs. Wieder zu Hause angekommen merkte ich dass Christian müde war. Ich steckte ihn kurzer Hand ins Bett, wo ihm auch gleich darauf die Augen zu fielen. Ich ging zu Björn ins Zimmer, da ich vermutete, dass sich Brian noch bei ihm aufhielt, aber Björn meinte, dass Brian in sein Zimmer gegangen wäre, um ein wenig zu schlafen. Ich klopfte kurz bei Brian an die Tür und als ich keine Antwort bekam, öffnete ich sie kurzerhand. Brian lag auf seinem Bett, aber er schlief nicht, sondern starrte an die  Zimmerdecke. „Brian?“ Fragte ich vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken. Für einen Moment dachte ich, er habe mich nicht gehört, doch dann schaute er mich an. „Hast du deine Eltern schon angerufen?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Mensch, Brian. Ich habe dich darum gebeten. Bitte ruf sie an.“ Sagte ich sanft. Doch er schüttelte wieder mit dem Kopf und meinte: „Was macht das schon für einen Sinn? Ich meine, ich glaube nicht, dass sie sich Sorgen machen.“ Ich sah, dass es keinen Sinn hatte, ihn dazu zu drängen. Was sollte ich nur machen. Er hatte den Blick wieder zur Decke gewendet. Ich verließ das Zimmer und ging in meines. Ich warf mich aufs Bett und dachte über Brian nach, aber ich kam zu keiner Lösung. Wenn Brian nichts unternahm, was die Situation einfacher machen konnte, wie sollte ich ihm da helfen. Ich fühlte mich elend und hilflos, ich wollte helfen und konnte nicht. Aber wenn ich mich jetzt meinen Gefühlen auslieferte, brachte mich das auch nicht weiter. Also rappelte ich mich auf und ging in die Waschküche, machte eine Waschmaschine voll und schaltete sie an, danach wischte ich das komplette Haus. Als ich fertig war meldete Christian an, dass er wach war. Ich holte ihn runter und ließ ihn im Garten spielen, während ich mich auf die Hollywood- Schaukel setzte und ihn gedankenverloren beobachtet. Dabei muss ich dann wohl auch eingeschlafen sein. Wie ich wieder aufwachte, spielte Brian mit Christian im Sandkasten. Als Brian merkte, dass ich noch ziemlich verschlafen zu ihnen rüberschaute, grinste er frech und meinte: „Na, du Schlafmütze? Ausgeschlafen?“ „Ja, denke schon!“ Gab ich zurück und erhob mich von meinem ungewollten Schlafplatz. Ich ging zu den zwei Jungs und setzte mich neben Christian in den Sand. Brian machte wieder ein weniger glückliches Gesicht und ich fand es ratsam, nicht danach zu fragen, ob er daheim angerufen hat. „Chrischi große Sandbug gebaut!“ riss mich Christian aus meinen Gedanken. Ich strich ihm über seinen blonden Schopf und lobte ihn. „Ich werde jetzt mal Abendbrot machen! Ich ruf euch dann rein!“ Sagte ich und ging in die Küche.

 

Nach dem Abendbrot schaffte ich Christian ins Bett und Björn und Brian räumten die Küche auf. Als ich wieder runter kam war Björn auf sein Zimmer verschwunden und Brian saß im Wohnzimmer und schaute fern. Ich setzte mich zu ihm. Eine ganze Zeitlang saßen wir schweigend und auf die Mattscheibe starrend da. Bis Brian das Wort ergriff: „Was hältst du davon, wenn wir reiten gehen?“ Ich schaute ihn etwas erschrocken an und fragte ihn: „Kannst du das überhaupt?“ „Das nicht unbedingt, aber wenn wir langsam tun, wird es schon klappen!“ Also machten wir uns auf den Weg zum Stall.

 

Es wurde ein schöner Ausritt. Ich hatte Benji an der Führlonge und ritt auf Saturn, während ich für Brian Stella gesattelt hatte. Ich hatte das Gefühl, Brian blühte auf dem Pferd richtig auf. Wir sprachen über Gott und die Welt, wobei wir das Thema, Brians Eltern, sorgfältig vermieden. Als wir daheim waren, versorgten wir noch gemeinsam die Pferde und liefen dann langsam daheim. Doch je näher wir dem Haus kamen, desto mehr verschloss sich Brian wieder und verfiel schließlich wieder in das altvertraute Schweigen. Mir war, als wenn sich eine kalte Hand um mein Herz schloss. Ich wollte nicht, dass Brian litt, vor allem nicht alleine, aber er ließ mich nicht an sich ran. Nachdem wir ins Haus gegangen waren, sagte Brian Gute Nacht und verschwand auf sein Zimmer. Langsam ging mir die Puste aus, denn ich machte Brians Problem zu meinem. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich auf das Fensterbrett und starrte nach draußen, mein Kopf war leer und ich fühlte mich ausgelaugt. Im Babyphon verkündete Christian: „Chrischi ausschlaft!“ „Nicht wirklich, oder?“ Sagte ich zu mir. Ich ging rüber und schaute ihn ernst an: „Junger Mann es ist noch nicht morgens, du musst schon noch ein wenig schlafen!“ Sagte ich mit gespielten Ernst zu ihm, doch er grinste mich nur an. Ich nahm ihn aus seinem Bettchen und ging mit ihm in mein Zimmer. „Du darfst bei mir bleiben, unter der Bedingung das du jetzt schläft!“ Machte ich meinem kleinem Bruder klar und tatsächlich, er kuschelte sich unter meine Bettdecke und machte die Augen zu. Mittlerweile war ich auch müde und so schlief ich ein.  Am nächsten Morgen wurde ich von einem Schrei geweckt. Christian hatte die Gunst der Stunde genutzt und hat sich alleine aus dem Staub gemacht. Ich stand auf und machte mich auf die Suche nach ihm. Am Schrei zu urteilen war er in Brians Zimmer. Als ich Brians Tür öffnete saß mein kleiner Bruder auf Brians Bauch und grinste mich rotzfrech an. „Chrischi Bian geweckt!“ Verkündete er stolz. Ich musste so lachen das ich auf den Boden sank. Ich hätte mich wegschmeißen können, vor lauter Lachen. Einen Moment stutzte Brian noch, lachte dann aber mit. Christian fand es ebenfalls zu totlachen. „Du bist ein Banause!“ Sagte ich zu Christian, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte. „Chrischi Nause ist!“ „Komm, wir lassen Brian jetzt erst einmal aufstehen. Wir müssen uns auch erst einmal anziehen und dann gibt es Frühstück.“ Ich nahm Christian auf den Arm und ging mit ihm ins Bad. Nachdem Christian gewaschen und angezogen war, schickte ich ihn zu Björn, um ihn zu wecken. Währenddessen sprang ich schnell unter die Dusche und zog mich an. Als ich die Tür öffnete und rausging prallte ich mit Brian zusammen. Er reagierte schnell und zog mich an sich, damit ich nicht hinfiel. Mir wurde bei dieser Umarmung ganz anders zumute. Tausend Schmetterlinge schienen in meinem Bauch Testflüge zu starten und auf meine Beine konnte ich auch nicht mehr vertrauen, sie schienen nur noch aus Wackelpudding zu bestehen. Ich starrte auf Brians Brust, denn in sein Gesicht wagte ich nicht zu schauen. Für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben, doch dann räusperte sich Brian und schob mich sachte ein Stück von sich weg. In dem Augenblick fasste ich mich wieder. Ich sah zu ihm auf und blickte in seine braunen Augen, doch sie ließen mich nicht erkennen was er dacht oder fühlte. Er ließ mich ganz los und ging an mir vorbei ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Erst jetzt fiel mir auf, dass er den ganzen Morgen noch kein Wort gesagt hatte. Ich ging runter in die Küche, setzte Kaffee auf und deckte den Tisch. In Gedanken versunken nahm ich mir eine Tasse Kaffee und ging damit vor die Tür. Ich setzte mich auf die Treppe und genoss die wärmende Sonne. Was sollte ich nur mit Brian machen? Eine Frage die ich mir in den letzten Tagen so oft gestellt hatte, ohne auch nur eine Lösung gefunden zu haben. Meine Gefühle zu ihm machten es auch nicht gerade einfacher. Ich schrak auf als ich eine Bewegung neben mir wahrnahm. Ich schaute neben mich und da saß Brian. Er hatte ebenfalls eine Tasse Kaffee in der Hand und starrt auf irgendetwas vor sich. So saßen wir eine ganze Weile, schweigend und Kaffee trinkend nebeneinander, bis sich Brian räusperte „ Ich habe gestern abend noch daheim angerufen und du hattest recht. Ich meine damit, dass sie sich Sorgen gemacht haben. Sie wollen, dass ich wieder nach Hause komme. Ich habe allerdings gesagt das ich noch ein wenig Zeit brauche.“ Sagte er leise und schaute mich fragend an. Mir fiel ein Stein vom Herzen. „Du weißt gar nicht, wie ich mich für dich freue. Bleibe so lange du es willst!“ Und in Gedanken fügte ich hinzu, mir wegen kannst du für immer hier bleiben. „Komm, wir gehen frühstücken.“ Sagte ich und stand auf. In der Küche saßen Christian und Björn schon am Tisch und aßen. Wir setzten uns dazu. Das Frühstück verlief schweigsam und als wir fertig waren gingen Björn und Christian ins Bad um Christians Hände und sein Gesicht zu waschen, Brian meinte er müsse kurz telefonieren. Ich räumte den Tisch ab und verstaute das Geschirr in den Geschirrspüler, danach setzte ich mich ins Wohnzimmer und ließ mir noch mal alles, was in den letzten Tagen geschehen ist durch den Kopf gehen, als es an der Tür klingelte. Ich stand auf um sie aufzumachen. Vor der Tür stand Stefan mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Ich wollt Christian abholen und mit ihm in den Zoo gehen.“ In dem Moment kam Christian komplett mit Jacke und Rucksack ausgestattet runtergerannt und stürzte sich in Stefans Arme. Ich schaute etwas belämmert und wusste nicht was ich davon halten sollte. Stefan und Christian verabschiedeten sich von mir und fuhren los. Nachdenklich ging ich zurück ins Wohnzimmer. Ich war noch nicht ganz da, als es schon wieder an der Tür klingelte. Als ich aufmachte standen meine zwei Pferde im Garten, gestriegelt und gesattelt. „Was ist den hier los?“ murmelte ich entsetzt. „Überraschung!“ Sagte hinter mir eine vertraute Stimme sanft. Ich drehte mich um und sah Brian an. Er lächelte etwas schief. „Hast du das alles eingefädelt?“ Fragte ich ihn ungläubig. „Ja, ich will dich jetzt entführen.“ Antwortete er. „Und wohin?“ Ich konnte immer noch nicht recht glauben, was da vor sich ging. „Das ist ein Geheimnis!“ Sagte er lächelnd. Jetzt sah ich erst, dass Stella sogar mit Satteltaschen ausgerüstet war. Brian nahm mich an der Hand und zog mich mit sich zu den Pferden runter. Wir stiegen auf die Pferde und Brian ritt voran.

 

Wir ritten zu meinem Lieblingsplatz. Es war eine, am Waldrand gelegene Wiese. Hier waren die Straßen ganz fern. Es war wunderbar friedlich hier. Ich staunte nicht schlecht, woher wusste Brian das ich hier am liebsten war? Brian hielt Stella an und stieg ab. Er holte aus den Satteltaschen eine Decke und verschiedene Snacks und breitet es auf der Wiese aus, dann sattelte er Stella geschickt ab und ließ sie grasen. Ich saß immer noch sprachlos auf Saturn und wusste nicht wie mir geschah. Brian trat neben Saturn und reichte mir die Hand. „Komm, oder willst du Saturn nicht zu Stella lassen?“ Ich stieg ab und Brian befreite Saturn vom Sattel, dann nahm er mich an die Hand und führte mich zu der Decke. Wir setzten uns hin und langsam fiel auch die Befangenheit von mir ab. „Wann hast du das alles geplant?“ Fragte ich ihn immer noch erstaunt. „Na ja, wie du gestern mit Christian weg warst, hat Stefan angerufen und wir haben miteinander geredet. Er meinte, dass er sich Sorgen um dich mache und er war echt besorgt um dich. Ich hab gemeint, dass ich mich gerne bei dir für deine Hilfe bedanken würde, ich aber nicht wusste wie und vor allem nicht wie er darauf reagieren würde. Da hat er gelacht und gemeint, falls ich der Meinung wäre ihr wärt ein Paar würde ich völlig falsch liegen, denn zwischen euch wäre schon lange nur noch eine sehr gute Freundschaft. Allerdings sagte er, ich solle dir nicht wehtun, sonst bin ich fällig.“ Ich grinste in mich hinein, denn das war Stefan wie er leibt und lebt. „Dann hat er mir von deinem Lieblingsplatz erzählt und gemeint er würde uns Christian abnehmen. Ich hab gefragt ob er dem Mädchen Bescheid sagen könne, dass dir im Stall hilft, dass sie die Pferde satteln soll und in den Garten bringen könne. Wie du siehst ist alle so gelaufen, wie ich es geplant habe.“ „Es ist echt lieb von dir, aber du hättest das echt nicht machen brauchen.“ Sagte ich verlegen, mir war es immer etwas peinlich wenn sich jemand bei mir bedankt. „Ich wollt aber. Ich hab noch kein Mädchen wie dich kennengelernt. Ich meine, du warst immer für mich da, obwohl du in deinem Urlaub vielleicht was Besseres vorgehabt hast.“ Er schaute mich fragend an. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. „Brian, man nennt mich nicht nur Sandra, Stefan sagt immer zu mir, ich wäre der Mülleimer der Nation. Manchmal denke ich, ich bin dazu geboren. Allerdings war es bei dir irgendwie anders als sonst.“ Ich traute mich nicht Brian anzuschauen, aber ich merkte, dass er mich anschaute. „Hab ich jetzt was Falsches gesagt?“ Brian hob die Hand an mein Kinn und zwang mich dazu ihn anzuschauen. In seinem Blick lag etwas, was die tausend Schmetterlinge erwachen lies. Langsam kam sein Mund meinem sehr nahe und ich wusste nicht was ich davon halten sollte, dann lagen seine Lippen auf meinen und er gab mir ganz vorsichtig einen Kuss und bevor ich wusste wie mir geschah war er auch schon wieder vorbei. Brian schaute mir wieder in die Augen und jetzt lag eine Art Zufriedenheit darin. Er legte sich auf die Decke und streckte seine Beine aus. Er zog mich mit zu sich runter und ich kuschelte mich an seine Brust. „Ich liebe dich!“ flüsterte er und ich dachte mich verhört zu haben. „Sag das noch mal!“ Bat ich ihn deshalb ungläubig. „Ich liebe dich!“ Und das kam jetzt etwas lauter. Selig kuschelte ich mich noch näher an ihn. „Ich liebe dich auch!“ Wir lagen eine ganze Weile da und verwöhnten uns mit den Snacks und mit Küssen. Ich wäre auch ewig so da gelegen, aber irgendwann drängte Brian zum Aufbruch. „Sonst behält Stefan Christian für immer bei sich.“ Sagte er breit grinsend. „Ach ja, wir holen ihn ab. Ich hab’s Stefan versprochen.“ Also fingen wir die Pferde wieder ein und verstauten alles wieder in die Satteltaschen. Auf dem Weg ins Nachbardorf, wo Stefan wohnte, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.

 

Vor Stefans Haus blieb Brian bei den Pferden während ich rein ging um Christian zu holen. Ich klingelte an seiner Wohnungstür und Stefan machte auch gleich auf. „Na, Kleines! Ist die Überraschung gelungen?“ Fragte er mit einem Grinsen das von einem Ohr zum anderen reichte. „Allerdings. Du Verräter!“ Antwortete ich ihm glücklich. Er nahm mich in den Arm und sagte: „So glücklich hab ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Brian weiß ja Bescheid, für den Fall das sich das ändern sollte.“ „Sandaaa!“ Christian drängte sich zwischen uns und wollt auf meinen Arm. Ich tat ihm den Gefallen. „Ich werde jetzt mal gehen. Saturn mag keine Menschen die er nicht kennt und Brian ist alleine mit den Pferden. Ich ruf dich an, o.K.?“ „Ja klar! Machs gut Kleines.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann ging ich mit Christian zu Brian runter. Auf dem Heimweg saß Christian vor Brian im Sattel, stolz wie Oscar. Daheim sattelte ich die Pferde ab. Brian war mit Christian schon nach hause gelaufen, um Abendbrot zu machen. Ich war so mit Glück erfüllt, dass ich den Pferden eine extra Portion Hafer gab. Als ich alle versorgt hatte, machte auch ich mich auf den Weg zum Haus.

 

In der Küche war der Tisch schon gedeckt. Brian und Christian hörte ich oben im Bad toben. Ich ging hoch um zu schauen was die beiden trieben. Christian saß in der Badewanne, die vor lauter Schaum fast überlief und obwohl Brian nicht in der Wanne saß, sondern nur daneben, war er klatschnass. Sie spritzten sich beide voll und wie sie mich entdeckten war auch ich nicht mehr sicher. Brian sah mich an und ich konnte genau erkennen, dass er irgendetwas ausheckte. Doch bevor ich mich in Sicherheit bringen konnte, war er auch schon aufgesprungen und hat mich auf den Arm genommen. Er gab mir einen Kuss und setzte mich samt Klamotten in die Badewanne. Christian verschluckte sich fast vor lachen. „Na warte, dass gibt Rache!“ Schwor ich Brian lachend. Auf einmal ging die Türe auf und Björn schaute rein. Als er mich, in voller Montur, in der Badewanne sitzen sah, musste auch er lachen. „Schon mal gehört, dass man sich vor dem Baden in der Badewanne ausziehen soll?“ Belehrte er mich. „Ich bringe jetzt erst mal Christian in Sicherheit.“ Sagte er noch und nahm den Kleinen aus der Wanne und ging raus. Ich erhob mich auch aus der Wanne packte Brian am T-Shirt und zog ihn mit ins Wasser.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.02.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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