Hans-Peter Zürcher

s’Säntisliechtli

 
18. Februar 2006
 
Amene milde früene Früeligsobet höckli henderem Hus osse ond luege bim iidunkle de Vögeli zu, wies gschäftig omnand flatteret ond flüget. S’ischt e he ond e her, wenns i d’Strücher ond i Böm ine ond wider use flüget. Si hönd allerlei a Gräs ond fiini Steckli i erne Schnäbeli. S’ischt höchschti Zyt zom Neschtli baue. Döt ond dei singt e Amsle eres Liebeslied. Jo, me merkt, dass de Früelig öbers Land ine cho ischt. De Himmel zääget sich imene tüüfe Dunkelblau, ond dei öber de Böm lüüchtet ond glitzeret de Obedstern. Langsam fangts a dunkle. I siniere öber allerlei Züüg no, ond je längeri wie me  verformet sich d’Siluette vo de Böm. Plötzlich gsie n is ganz dütlich vor mer, de Omress vom Säntis isches, ond dei wo grad no voreme wiili de Obetstern derewegte glüüchtet ond glitzeret het, gsini jetzt s’Säntisliechtli.
 
...De Grosvatter höcklet nebet mer. I bi a en anegleenet ond er het sin lingge Arm öber mini Schulter glegt gcha. E so sönd mer still of em Bänkli gsesse ond hönd i d’Höger ond in Alpstä useglueget. Mer sönd dozmol a de Sonnhalde z’Herisau de hem gse. S’Hus ischt Nord - Süd orientiert gse, grad wie da Hus, wo mer hüte drenn wohne tönd, no da, wo hüte hene ischt, ischt doozmol vorne gse ond omkehrt. Mer sönd also vor em Hus of de Siite gege Süde gsesse, hönd denn plötzlich aagfange mitenand z pläuderle ond debi die schö Uusicht gnosse, dei zom Säntis öbere. De Grosvatter het mer agfange verzelle, wie seb Liechtli döt hene of de Gipfel vom Säntis ufe cho ischt.
 
< Vor vile Joore seis gse >, het er agfange, < er sei do, wo seb Liechli dei ufe cho sei, au no nöd of dere Welt gse, aber em hegs denn e mool en alte Maa verzellt, grad öppe zo sebere Zyt, wo n er so alt gse seg wie n i jetzt sei. > De Grosvatter het mer fii ober Chopf gschtriichelet, s Jäckli nochli mee öber mi zoge, ond i bi debi no e betzeli me an en ane grotschet. < Also, vor vile Joore ischt of de Schwägalp amene junge Senn ufgfalle, das em zwo Gäässe fälet. Denn ali sönd am Obet immer om die gliich Zyt zom Melche a d’Stallige anecho. S ischt zwor nünt ossergwöhnlichs, wenn e mol e Tierli fäält, aber noch e paar Tag chonts em denn doch eber gschpässig vor. Wo n ers denn amene Obet i de Sibehötte  hene amene andere Senn verzellt het, ment de, seg em de letscht doch gse, woner gege d’Muusfalle ufe go e vertlauffeni Chue go hole seg, dass wiit obe of em Bergweg so näbes wie n e fiis Glöggle z’ghöre gse seg, er heg denn aber denkt, s’chönnt jo s’Echo vo dene vili Glogge ond Glöggli os de Schwägalp one ue se.
 
Am andere Tag, amene uusnahm schöne Früeherbschtmorge i n aller herrgottsfrüeni, zücht denn de jung Porscht de Berg uuf de Muusfalle zu, döruf i de Hoffnig, sini zwo Gääse zfönde. D’Muusfalle ischt en enge, gär schtotzlige Iischtig i de alt Bergweg of de Säntis, för Gässe aber ke Hendernis, denn die chöglet gern ober Stock ond Ste. Ond au för de jung Porscht ischt s öberhopt e ke Schwirigkeit gse, döt deruf z go. Er het gueti Schue a gcha, ond en lange, dicke Haselstecke zom sich abschtötze. E chliis Rocksäckli het er au no mit debi gcha. Denn das er nüd grad noch chorzem wider obe n abe chöm, do demit het er jo scho grechnet. Zo Sicherheit het er au no e Cherzelaterne iipackt, denn om die Jooreszyt fangts doch scho erber früe a dunkle. 
 
Immer wider ischt er bim ufstiige sto blebe on het omenand gloset ond glueget, öber echt d’Glöggli vo dene zwo Gääse ghöri oder gsäch, aber er het no vo wiit one ue s’Glüüt vo dene vile n andere Tier ghört, wo of de Schwägalp one wädet. Öpe näbe het er au en Mungge gse, wo of emene Ste gsönnelet het. Zwöschet ine het er aber au d’Uusicht bewonderet. Bis wiit is Land ie het er chöne luege, ond wie höcher das er ufe cho ischt, deschto me ond wiiter het er au gse, jo, sogär de Bodesee ischt uftaucht. Da het em derewgte gfalle, das er het möse en herzhafte Juchtz ablo. S’ischte scho fescht gege de Mittag zue gange, wo n er de höchscht Punkt vom Säntisgrot erreicht gcha het. Vor em breitet sich e chliises, schös Wäädli innere talähnliche Senki us. Ond de schreg dehender de Säntisgipfel. Saftig grües Gräss zmittzt zwöschet de Felse inne, dodemit het er jetz doch nüd grad grechnet. Of dem Wäädli gsiet er mitte in ere chline Herde Gemse sini zwoo Gäässe fridlich a dene feine Chrütli knabere, wos dei gcha het. Dezue bimbelet loschtig erni Glöggli, wos om de Hals trät gcha hönd. Er het sich oosinnig gfreut ond die längscht Zyt dene Tierli zueglueget of dem Fleckli Wese. „Herrgott“, sät de jung Senn lut vor sich ane, „ischt da e malefiz schös Bild, wie die Tierli do fridlich mitenand wäädet of dere Wese do obe, e richtigi Tierwes“. Ond sit do häässt’s döt obe ebe Tierwes.
 
De jung Senn het denkt, wenn er jetzt scho do obe sei, chönt er grad au no da chlii stöckli bis of de Gipfel vom Säntis ufe stiige. De Gipfel ischt me südöstlich hender dem Wäädli ond erber stotzlig. Zerscht isches zwor no mit ere liechtere Stiigig östlich zu gange, bevors denn erber gäch dör d’Feldse deruf gege de Säntigipfel gange ischt. S’het dozmol no gche Ufstiighilf im Felse inne gcha ond me het erber möse chlettere. S’Seäntisschwebibähnli hetts zo sebere Zyt au no nöd ge gcha. S’Rocksäckli samt de Laterne ond em Haselstecke het er mit ufe gschleikt. Die ganz Müe hett sich denn aber schwär uuszalt. Da ischt e Luege gse of all Siite. Vorne abe d’Schägalp mit erne ville Sennhötte, s’Hügelig Appezellerland mit sine saftig grüene Wese ond Wälder. Döt ond dei ischt e fiis Nebeli os emene Tobel use gchroche. Öberal sönd siberig glänzegi Flüssli ond Bäch dör d’Landschaft gschlänglet. De Bodesee ond tälwiis sin Zuefluss het mer chöne gsie, wie au die andere Alpstächettene, ond wiit hene die höche, schneebedeckt Berge. Grad hene, onderem Säntisgipfel gsiet er e grossi Flächi vom ewige Schnee. Hei nonemol, ischt da e Luege gse. En Juchtz am andere het de Porscht vo sich ge, deretwegete Freud het er gcha.
 
Vo dem Ufstiig of de Säntis het er denn au e betzeli mee als no en chline Hunger gcha. Er het sich of en grosse Stee anegsetzt ond vo dem Brot ond Chääs agfange esse, wo n er i sim Rocksäckli mit ufegschleikt gcha het. Zwöschet ine het e Schlöckli Wii os ere Fläsche use trunke ond de bii öbers Land, öber sini Heimat abe glueget, ond het sich amene prächtig schöne Sonneondergang gfreut. Das er wider derab het sölle, a da het er scho grad gärnöd denkt. Die erschte Sterne hönd scho aagfange blinzle, ond de Moo, wo scho fascht voll gse ischt, het d’Sonn, wo erscht  grad no als füüregi Chugle im Weschte ondere gange ischt, abglöst, do ischt em erber plötzlich doch no in Sinn cho, das er jo do ufecho sei, zom sini zwo Gäässe z’sueche. Zom ganz abe of d’Alp abe z’cho hets em bigoscht nüme glanget, au wenn do Moo no so hell glüüchtet het, er het sich denn da doch nöd zuetrauet.
 
-Bis zo de Tierwes schaff is scho no- het er sich denkt gcha, ond zom Zääche, das er no lebi, het er sini Cherzelaterne vöregno, aazöndet, on zoberscht of em Säntigipfel anere gschützte Stell heregschtellt. Denn het er sich wädli an Abschtiig dör die schtotzlig Felswand de Tierwes zu gmacht. Döte het er sich denn zwöschet sini zwo Gäässe, wo fiedlich anere gschützte Stell of dem Wäädli glege sönd, de zwöschet glät ond ischt fridlich iigschloofe. I dere Nacht het mer denn wiit ome im Land da Liechtli of em Säntis gse lüüchte. Ond vo do a het mer denn da Säntisliechtli au jede Obet bi schönem Wetter ond guete Sicht gse lüüchte ond glitzere, ond wie du gsiescht, duets da hüt no.
 
Am andere Morge ischt de jung Senn denn mit sine zwo Gäässe munter, glücklich ond zfrede de Schwägalp zu abgschtege >.
 
De Grosvatter het e lengers wiili gschwege. I ha s’Säntisliechtli aaglueget ond die vile Sterne, wo öber de ganz Himmel vertält gse sönd. < So, jetzt werds den lansam Zyt, das mer ine gönd go schloofe > ment de Grosvatter. Wo mer denn de Hustöör zueglaufe sönd, sät er no >, de jung Senn ischt ebe grad de alt Maa gse, wo mer dozmol, wo n i no en chline Bueb gse bi wie du jetzt en bischt, da Gschichtli verzellt het...
 
Ebe grad die Gschicht ischt mer dör min Chopf gange, do a dem milde Früeligsobet, wo sich de Obetschtern is Säntislichtli verwandlet het. Ond sit do passierts mer öppe n e mool, das i do Rieche, wiitab vo minere Heimat, s’Säntisliechtli gsie lüüchte ond glitzere.
 
© 2006   Alle Rechte bei Hans-Peter  Zürcher

Liebe Leserinnen und Leser, ich habe einen weiteren Versuch gemacht, eine Erzählung in meinem Appenzellerdialekt zu verfassen. In der Mundart zu schreiben ist sehr schwierig, da es keine eigentlichen Lexika dafür gibt und vor allem,jedes Dorf oder Bezierk hat seinen eigenen Dialekt. All den geneigten Leserinnen und Leser, die mit diesem Text nicht anfangen können, sei gesagt, dass ich diesen auch noch ins Deutsch übersetze. Und allen, die aus dem alemannischen Raum oder die Worte verstehen, stammen wünsche ich viel Vergnügen beim lesen.
Liebe Grüsse, Hans-Peter
Hans-Peter Zürcher, Anmerkung zur Geschichte

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