Sandra Kahler

Anfangsstadium

Es ist ein ganz normaler Tag. Rein äußerlich aufgetragen.

 
Ich stehe an der Straße, friere, vor mir zwei Bauarbeiter, zwei junge, gutaussehende Bauarbeiter, die mich anstarren, versuchen mir zu helfen, bieten mir ihr Handy an.
 
Nach Hause telefonieren? Von einem neuseeländischen Handy nach Deutschland? Keine gute Idee. Trotzdem, ich bin froh, dass sie mir helfen möchten, mich wahrnehmen und mich nicht für blöd abstempeln. Seit genau zwei Stunden bin ich nun in Auckland.
 
Hinter mir liegen Monate voller Organisation, Krankenkassenversicherungen vergleichen, eine Konto bei der Deutschen Bank eröffnen, mir Ausrüstung zulegen, mich verabschieden, von meinem Freund, Freunden, meiner Familie, meinen Arbeitskollegen. Die Warterei hat eine Ende, die Ungeduld kann sich auflösen wie eine Brausetablette, ich brauche sie nicht mehr, das Gewohnte liegt hinter mir, das, was ich kenne und liebe, die Sicherheit habe ich zuhause gelassen, in meinem Backpack gibt es nur Platz für Neugier und Ungewissheit. 20 kg, das ist einen Menge Ungewissheit.
 
Die Bauarbeiter, sie würden mir gerne helfen, nur wie können sie einer 23-jährigen, heulenden Deutschen helfen, die sagt, dass prinzipiell alles in Ordnung ist? Ich sage, danke, und gehe weiter die Straße hinunter. Zu einem Café, das zum Inbegriff des Anfangs wird. Ich weiß nicht, dass ich in exakt 363 Tagen wieder dort sitzen werden. Dass ich dann voll aufgetankt bin mit Optimismus und Ideen, mit der Zuversicht einer Gelassenen, mit einem Lächeln auf den Lippen und schlauen Sprüchen im Gepäck, dass ich dann ein Jahr älter sein werde und mehr über mich gelernt habe als in den vergangenen 23 Jahren. Jetzt, in diesem Augenblick, habe ich nur Angst. Angst vor der Zukunft. Angst, dass ich alleine bleibe, für immer, dass mich meine Naivität einholen und mich am Nacken packen wird. Zu Boden zerren wird.

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