Nicole Scheidegger

Lebendige Rotation

Ich drehe mich immer wieder um meine eigene Achse. Es ist erstaunlich, wie man fortlaufend in den Genuss verschiedener Perspektiven kommt. Rotierend erblicke ich die ganze Welt und beobachte das Geschehen um mich herum. Da wäre zum einen der Himmel, überdeckt von grauen Wolken, welche mir den Blick auf das ewige Blau verwehren. Als Gegenpol der braune Humus, der bescheiden mit Gras bedeckt ist. Eine asphaltgraue Strasse führt an mir vorbei und verschwimmt immer wieder in meinem Augenwinkel. Ich sehe Füsse, ein reges Treiben, das sich vor mir erstreckt. Gehen - laufen - stehen bleiben - eilen - rasen. Die Menschen kommen und gehen, immer wieder neue Kombinationen bildend. Plötzlich bleibe ich auf dem Kopf stehen. Eine verkehrte Welt. Zum Glück bin ich schwindelfrei. Es geht weiter, diesmal in die andere Richtung.
Ich bin es gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen. Oft umkreist mich eine Gruppe von Menschen und verfolgt das Geschehen. Ein kleiner Junge zeigt staunend auf meine Gestalt. Es gefällt mir, Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Zudem umgibt mich eine wohlige Wärme, so dass ich auch in diesem kalten Winter nicht frieren muss. Ab und zu spüre ich Stiche, die meinen Körper durchdringen, doch diese sind zu ertragen.
Es gibt einen erneuten Halt. Ich lasse den Blick über die Menschenmenge schweifen. Ein Mann steht lächelnd neben mir und hält eine Tafel in seinen Händen. Er wendet sich mir zu und ich kann die Aufschrift darauf entziffern: "Schwein am Spiess, so frisch wie noch nie!"

 

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