Sandy Petri

Alone in the Dark

Ich öffnete meine Augen und sah in die Dunkelheit. Oder waren meine Augen die ganze Zeit schon offen? Schon zu lange lag ich hier in der Dunkelheit. Zu lange, um zu wissen, welche Dunkelheit zu sehen war. Oder auch nicht. Schon zu lange hörte ich die Geräusche, die nicht da waren. Wie lange ich hier schon lag? Ich wusste es nicht. Tage, Stunden, Minuten... Ich hatte jeden Sinn für Zeit verloren. Ich fuhr mit der Zunge über meine rauen, aufgesprungenen Lippen. Jetzt ein Labello.. Ich lächelte wegen dem Gedanken. Ich lag in totaler Dunkelheit, wusste nicht wo und wie lange ich schon hier war und machte mir Gedanken über meine Lippen. Ich richtete mich vorsichtig auf. Wie schon viele male zuvor tasteten sich meine Hände über den kalten Steinfußboden zu meinen Füßen. Sie waren immer noch fest an den Boden gekettet. Ich dachte an die Ereignisse, die sich vorher ereignet hatten. Bevor ich in dieser Dunkelheit erwacht war. Ich saß an meinem Computer, wie jeden Tag. Ich hatte mit meinem Ex gechattet, mit Steffen.. Ich wollte ihm wie immer sagen, das ich ihn liebe, aber ich schaffte es nicht. Wie jedes mal. Und wie jedes mal weinte ich. Und dann? Ich wusste, da war etwas!! Aber was? Ich erinnerte mich nicht. Ich ließ mich langsam zurücksinken und starrte in die Dunkelheit und dachte an Steffen. An diese süßen Augen.. Ich schlug mit der Faust auf den harten Boden. Ich ignorierte die Schmerzen. Und zum ersten mal, seit ich hier war, erhob ich meine Stimme. Es hörte sich komisch an, so leise. Und doch lauter als alles, was ich in den letzten Stunden gehört hatte. „Hallo? Ist da jemand?“ Es war ein großer Raum, in dem ich war. Ich hörte es an dem Echo. Etwas reales zu hören machte mir Mut. „Hallo? Kann mich jemand hören? Hilfe!!“ rief ich etwas lauter. Und ich bemerkte das mein Hals weh tat und ganz trocken war. Ich musste also schon mehrere Stunden hier liegen. Ich richtete mich. „HALLO?“ brüllte ich ein letztes mal. Doch keine Antwort kam. Verzweifelt starrte ich wieder in die Dunkelheit, suchte nach irgendetwas, vielleicht ein Licht, doch nichts war dort. Doch, da.. Vor mir ging eine Tür auf. Ich war von dem Licht geblendet, doch bevor meine Augen sich an das Licht gewöhnten, viel die Tür auch wieder zu. Und zurück blieb nur die totale Dunkelheit. Nein! Da war doch etwas! Oder jemand? Ich hörte ein Atmen. Es war also eine Person? Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf das Geräusch. Ich wusste, das die Person durch den Raum ging. Ab und zu hörte ich, wie ein Schrank oder so etwas geöffnet wurde. Doch ich sah nichts. Und schließlich kam das Atmen immer näher zu mir. „Sag etwas, bevor ich dich trete.“ sagte eine dunkle, kalte Stimme hinter mir. „Ich bin hier“ flüsterte ich. Ich hörte Schritte. Sie stoppten kurz neben mir. Eine Hand tastete nach mir. Eine Männerhand. „Wo bin ich hier?“ fragte ich. Die Hand tastete nach meinem Kopf und drückte mich brutal zurück auf den Boden. Etwas schob sich zwischen meine Lippen. Vorsichtig betastete ich es mit der Zunge. Eine Flasche.. So eine Powerade-Flasche! Gierig fing ich an zu trinken und bemerkte, wie groß mein Durst schon war. Die Flasche war so ungefähr zur Hälfte leer, als die Person sie mir wegnahm. „Wer sind sie? Wo bin ich hier? “ fragte ich erneut. Aber es kam immer noch keine Antwort. Die Hände des Mannes neben mir tasteten sich nach unten zu meinen Füßen. Ich hörte ein Knacken. Dann nichts mehr. Die Schritte und das Atmen entfernten sich, und wieder ging die Tür auf. Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete war die Tür geschlossen. Vorsichtig bewegte ich meine Füße. Ich war frei! Das ganze machte mich noch verwirrter. Was war hier eigentlich los? Was wollten diese Leute von mir?
Ich drehte mich auf den Bauch und tastete mich vorsichtig über den kalten Steinfußboden. Aufzustehen traute ich mich nicht, erst als ich an einer Wand ankam. Vorsichtig zog ich mich an der Wand hoch und kippte wieder zurück, da meine Beine wieder nachgaben. War ich schon so lange hier? Ich versuchte erneut aufzustehen und tastete mich an der Wand hoch. Dieses mal klappte es. Ich lehnte mich an die Wand und fuhr mit den Fingerspitzen über die kalten Steine und über etwas weiches. Moos? Etwas huschte über meine Hand und ich zog sie erschrocken zurück. „Bitte keine Spinnen!“ flüsterte ich. Mit zitternden Fingern tastete ich mich weiter nach rechts, in die Richtung, in der ich die Tür vermutete. Und tatsächlich kam ich nach wenigen Metern zu einer großen, schweren Eisentür. Ich fand sogar einen Türgriff und drückte ihn runter. Ich erwartete nicht das die Tür sich öffnet, aber sie bewegte sich! Mit letzter Kraft drückte ich mich gegen die Tür und sie ging auf! Ich stolperte nach draußen, starrte in das helle Licht. Ich konnte kaum etwas sehen, nur weiße Wände. Doch bevor sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten hörte ich „Hey was soll das?“ und spürte, wie mich 2 Hände zurück in die Dunkelheit schubsten. Ich fiel hart auf den Boden, stand aber sofort wieder auf und versucht die Tür erneut zu öffnen. Sie war verschlossen. Verzweifelt rutschte ich wieder auf den Boden. „ich will hier raus“ flüsterte ich. Dann sagte ich es lauter. Und am Ende schrie ich es. Doch es kam keine Antwort und auch die Tür öffnete sich nicht und niemand kam rein. Doch irgendwie bekam ich wieder Mut, ich stand auf und tastete mich an der Wand weiter, bis ich zu einer Art Schrank kam. Das musste der Mann eben geöffnet haben! Bei dem Versuch die Schranktür zu öffnen brach ich mir ein paar Fingernägel ab, doch ich schaffte es. Nacheinander tastete ich die Fächer ab, und fand eine Packung Streichhölzer! Ich glaubte es kaum! Mit zitternden Fingern machte ich eins an und schaute mich in dem Raum um. Dort war die Tür, dort lag ich am Anfang, in der Ecke sah ich einen Mann mit einer merkwürdigen Narbe im Gesicht liegen, doch ich sah nicht den Mann, der hinter mir stand, ich spürte nur noch wie etwas auf meinen Kopf schlug und dann lange Zeit gar nichts mehr.
Und irgendwann wachte ich in meinem Bett auf. Ich betastete vorsichtig die Beule an meinem Kopf, die blauen Flecken, betrachtete meine aufgerissenen Hände, von denen ich das Moos entfernte, und schaute mir die Zeitung an, die auf meinem Bauch lag, mit einer Vermisstenmeldung von einem Mann mit einer merkwürdigen Narbe im Gesicht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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