Karin Schmitz

Auf der Suche nach mir / Die Kraft der Natur

Auf der Suche nach mir / Die Kraft der Natur
 
Das Auto ist gepackt. Es soll ein ruhiges Wochenende werden. Ich will einfach nur eins... in den Wald - nachdenken. Die Hektik und den Streß der letzten Tage lasse ich Zuhause, schalte einfach ab und schließe die Tür zu. Nach ca 1 Stunde fahrt kommen die ersten Berge. Es geht ins Mittelgebirge.... nach 1 1/2 Std. habe ich mein Ziel erreicht. Im Hotel angekommen streife ich mir gleich den Regenkombi über und ziehe meine Wanderschuhe an. Mein hang zur Natur liegt wohl in den Genen. In den letzten Wochen und Monaten habe ich viel gutes und schlechtes erlebt. Im Moment fühle ich mich einfach leer. Nein, nicht wirklich. In der Herzgegend spüre ich immer noch starke Schmerzen - sporadisch! Vor einigen Tagen noch war es ein Dauerschmerz. Sicherlich hätte ich  meinen Hausarzt aufgesucht, wenn ich nicht die Ursache kennen würde. Ich folge einem schmalen Pfad im Wald. Der Pfad reicht bis tief in den Wald hinein. Wenn ich einmal laufe, bin ich wie aufgedreht... gerade im Wald. Ich atme tief durch. Der Geruch von feuchtem Holz und Moos strömt tief durch meine Nase. Es tut gut. Regenwetter hat auch was für sich. Gut, es ist matschig, aber der Geruch des Waldes ist einzigartig. Kurz vor einer Lichtung steht ein alter, knorriger, dicker Baum. Ich sehe mir den Stamm an, entdecke Risse und Löcher und frage mich, wie lang er wohl schon an dieser Stelle hier steht. Ich lege meine Hände auf den Stamm und schließe meine Augen. Nun fühle ich nur noch mit den Händen, streichel sanft über die Rinde. Mir kommt es so vor, als spüre das der Baum.
Er fragt: "Bist du traurig?"
Ich antworte perplex: "Ja, woher weisst Du das?"
"Ich spüre es! Erzähl, was ist passiert?"
"Ich habe meine GROSSE LIEBE verloren, und mit ihr mein Herz!"
"Wieso dein Herz?"
"Ich habe es ihm geschenkt! Ich will es auch nicht zurück!"
"Erzähl mir deine Geschichte! Ich bin ein guter Zuhörer! Ich bin alt und weise und kann dir vielleicht mit einem guten Rat zur Seite stehen!"
Ich fange an zu erzählen, wie ich dich zum ersten Mal im Chat getroffen habe, gleich die Funken flogen, wie wir uns das erste Mal in die Augen gesehen haben... minutenlang... Ich beschreibe ihm deine Augen und unseren ersten Kuß, die Aufregung bei jedem Wiedersehen, wie wir Arm in Arm tanzten... langsam zur Musik...Ich erzähle ihm all  die schönen Dinge und er sagt: "Das hört sich ja so an, als wäre er Deine GROSSE LIEBE!"
"Für mich ist er es auch, die GROSSE LIEBE!!! "
"Warum habt ihr euch getrennt?"  will der große Baum von mir wissen.
Ich erzähle ihm von den Mißverständnissen, der 2. Chance und von meinem Verstand, der mich maßlos betrogen hat. Der Baum sagt: "Du hast auf deinen Verstand mehr gehört, als auf dein Herz? Dein Verstand ist in der Lage, dich zu betrügen, dein Herz jedoch ist immer ehrlich! In der Liebe sollte man besser den Verstand ausschalten, er hat eine enorme Zerstörungskraft!"
"Ja, daß habe ich gemerkt. In Zukunft werde ich mich nach meinem Herzen richten, versprochen! Warum - Baum - gibt es dieses ständige Auf und Ab? Was sollen die Schmerzen? Ich will l(i)eben!"
"Seh es als ein Stück Lebenserfahrung! Irgendwann wirst auch du wieder glücklich sein!"
"Aber ich war es doch!!! Ich war glücklich, sehr sogar... ich habe mich tanzend, singend durch das Haus bewegt, mich auf unser Wiedersehen gefreut... und ich hatte Angst, warum auch immer! "
"Weil du ihn von ganzen Herzen geliebt hast! Die große Liebe erlebt man nicht jeden Tag, viele haben sie nie erlebt! Sie ist etwas Besonderes! Wovor hattest du denn Angst?"
"Es klingt paradox... ich hatte Angst, ihn wieder zu verlieren, nur ein Flirt für ihn zu sein. Und das, obwohl ich tags zuvor die Liebe in seinen Augen sehen konnte. Vielleicht, weil er es mir nie gesagt hat. Vielleicht war es einfach die Unsicherheit!"
"Liebt er dich noch?"
"Ich glaube nicht, ich habe beim letzten Mal zu viel zerstört. Ich glaube, er fühlt nichts mehr für mich!"
"Siehst du überhaupt noch eine Chance?"
"Ja, nein, vielleicht... ach ich weiss es auch nicht! Das letzte Wochenende mit ihm war traumhaft. Ich würde sogar einen ganzen Teller Muscheln für ihn essen, wenn ich damit die Zeit zurückdrehen könnte und mein stümperhaftes Verhalten dadurch Rückgängig machen könnte. Wir sind uns unglaublich ähnlich... in vielen Dingen. Wir reden gerne, mögen die gleiche Musik, lieben beide die Natur....Wir würden ein perfektes Paar abgeben, wenn wir den Mut dazu hätten. Ich weiss nicht wie es weitergehen kann, wird, ich will ihn bloß nicht verlieren. Er ist mir so enorm wichtig geworden. Ich höre ihm gerne zu, versinke gern in seinen Augen und ich mag seinen Geruch. Ich genieße es, mit ihm zusammen zu sein. Aber ich will ihn nie wieder verletzen. Am schlimmsten ist es für mich, ihn unglücklich zu sehen! Nun, was kann ich machen? Soll ich kämpfen, wie eine Löwin, soll ich auf Stumm schalten oder soll ich abwarten?"
"Da gibt es leider keine Medizin!" so der Baum. "Du wirst ihn erst aufstehen lassen müssen. Du hast ihn arg verletzt... und dich selber auch!!! Laßt euch einfach Zeit. Wunden müssen heilen!"
"Und wenn ich ihn ganz verliere? Der Frühling wäre viel schöner... mit ihm zusammen!"
"Dann hat das Leben einen anderen Weg für Euch vorgesehen! Sei optimistisch, glaube an das Gute und glaube an Deine Zukunft! Du hast viel erlebt und viel erreicht! Auf dir lastet viel Verantwortung. Ist dir bewußt, wie viel du leistest? Genieße jeden Tag und jedes Lächeln, daß dir deine Kinder schenken. Du mußt wieder glücklich sein, du mußt wieder leben! Und wenn es sein muß... auch ohne deine GROSSE LIEBE!!!"
"Ich versuche es ja! Aber wirklich glücklich bin ich nur mit ihm! Es ist so, als habe man einen Schuh verloren.... Was macht man mit einem Schuh? Er ist praktisch wertlos."
"Ich schätze, nun kann ich dir auch nicht mehr weiterhelfen, aber vertraue darauf, daß du deinen Weg finden wirst!"
"Ich möchte, daß er wieder glücklich wird! Er hat viel erlebt! Ich möchte nicht, daß er sich einsam fühlt, er soll leben, er ist so liebenswert!"
"Er wird wieder glücklich werden und auch wieder leben... er wird seinen Weg finden! Vielleicht trefft ihr Euch an einer Weggabelung!!! Vertraue der Zukunft."
Plötzlich spüre ich, wie meine Hände und mein Gesicht warm werden. Ich öffne die Augen, die Sonne blendet mich. Die Sonne... eben war noch alles grau! Die Regentropfen auf den Zweigen glitzern wie kleine Kristalle. Ich fühle mich besser, streichel noch einmal über die Rinde. "Danke Baum."
Gestärkt trete ich den Heimweg an, genieße noch einmal die gute Luft und verlasse den Wald. Wieder Zuhause denke ich, wenn es mir schlecht geht, an den Baum - "Die Kraft der Natur"!!!
 
 
 
 

Mina rakatan sunuaKarin Schmitz, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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