Reinhard Schanzer

Hundehalter/innen

 
Wer bisher geglaubt hat, Hunde wäre reine "Männertiere", den muß ich hiermit leider um eine seiner Illusionen berauben.
Dies mag vielleicht in früheren, archaischen Zeiten so gewesen sein, als Hunde noch zur Jagd, zur Bewachung des Viehs oder als Zugtiere für den Hundeschlitten benötigt wurden. In der heutigen Zeit dagegen hat sich die Daseinsberechtigung und somit die Aufgabe eines Hundes völlig gewandelt.
 
Nehmen wir das Beispiel der modernen Frau:
Wenn Frau es aus irgendwelchen - zumeist optischen - Gründen nicht geschafft hat, sich einen Mann untertan zu machen, so ist der Weg ins nächste Tierheim ja glücklicherweise nicht weit.
Dort gibt es Hunde mit treuherzigen Augen im Überfluß, die mit dem Schwanze wedeln und betteln: "Bitte nimm mich mit!" Und welche Frau mit Herz könnte da schon widerstehen.
Hunde kümmern sich einen Dreck um die sogenannte äußere Ästhetik wie fettige Haare, Hüftspeck, Akne, Raucherzähne, watschelnden Gang und schlabberige Jogginghosen. Sie sehen ausschließlich die inneren Werte und das kommt - besonders in fortgeschrittenem Alter - dem weiblichen Empfinden sehr entgegen.
Bevorzugt werden - wie im richtigen Leben - natürlich Rüden, möglichst so groß wie ein Kalb und möglichst genauso dumm.
Natürlich wird diese Dummheit nicht Dummheit, sondern Gutmütigkeit genannt. Frau weiß schließlich, was sie sich und ihrem Image schuldig ist. Außerdem wissen Männer eben immer noch am besten, was einer Frau gefällt, sogar wenn es sich dabei nur um einen Hund handelt.
Aggressive, unberechenbare Kampfhunde und krummbeinige, eigensinnige Dackel finden nur äußerst selten eine Abnehmerin, - wie im richtigen Leben eben auch.
Diese wenigen Ausnahmen müssen wirklich darauf hoffen, daß sich irgendwann ein männlicher Abnehmer in das Tierheim verirrt und sich für sie und ihre Charaktereigenschaften interessiert.
Tja, - Pech gehabt!
Für solche Exemplare interessieren sich i.d.R. nur Männer, die weder Zuhause, noch am Arbeitsplatz das Geringste zu sagen haben, oder ganz schüchterne, in sich gekehrte Typen, die - zu Brille, Pfeife und Vollbart - einen Hund als zusätzlichen Abstandshalter benötigen, damit jaaa niemand sich erdreistet, sie einfach anzusprechen oder sie gar in ein unerwünschtes Gespräch verwickelt.
 
Aber zurück zur weiblichen Hundehalterin:
Ein Hund ist viel pflegeleichter als so mancher Mann. Er macht immer sofort und bereitwillig genau das, was Frau ihm sagt. Ja, im Gegensatz zu seinem menschlichen Pedanten wartet er sogar schon mit wachem Blick darauf, daß sie endlich etwas sagt.
Niemals wird er auf die Idee kommen, alleine Gassi zu gehen, unterwegs in einer Kneipe zu versacken und erst spät Abends völlig besoffen nach Hause zu kommen. Niemals wird er herumnölen, daß er lieber einen Abenteuer- oder Bildungsurlaub machen würde, als drei Wochen in Rimini am Strand zu liegen. Wenn er gut erzogen ist, so geht er stets "bei Fuß" und blickt fragend zu Ihnen auf, bevor er eine fremde Katze jagt und sich mit ihr vergnügt. Außerdem frißt so ein Köter ja nicht viel mehr als ein Mann und dies sogar noch aus der Hand.
Die vollgepisste Yuccapalme und die paar Hundehaare in der Wohnung sind auch nicht viel nerviger als offene Zahnpasta-Tuben, stinkende Socken und dergleichen reizvolle Hinterlassenschaften von männlichen Lebenspartnern. Und die jährliche Hundesteuer kostet viel weniger als die Kfz-Steuer z.B. für einen Porsche oder ein Motorrad.
Das Lebensalter ist leicht überschaubar und die Beseitigung in der kommunalen Tierkörperverwertung kostet ebenfalls viel weniger als ein normales Begräbnis und die anschließende Grabpflege.
Sofort am nächsten Tag ist Platz für einen neuen Hund, der sogar den Freßnapf, den Schlafplatz und das Halsband seines Vorgängers widerspruchslos übernimmt.
 
Sie sehen also, die Anschaffung eines Hundes bietet keinerlei Nach- sondern nur Vorteile.
Ich kann Ihnen nur raten: Vergiften Sie endlich Ihren Mann und legen Sie sich dafür einen großen Hund zu!
 
 

Der Autor dieses Textes ist bekennender Katzenliebhaber.Reinhard Schanzer, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Reinhard Schanzer).
Der Beitrag wurde von Reinhard Schanzer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Reinhard Schanzer

  Reinhard Schanzer als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Meier. Ein deutscher Geheimagent von Peter Rieprich



Bei der Amtsübergabe hatte ihn sein glückloser Vorgänger nach dem offiziellen Teil beiseite genommen und ihn zu einem kleinen Spaziergang durch den Tiergarten eingeladen. Ängstlich nach allen Seiten blickend hatte der ihm dann ins Ohr geflüstert, dass es neben den bekannten Geheimdiensten noch einen ganz „geheimen“ gäbe, von dessen Existenz nur der Kanzler und er selbst wüssten. Dieser käme immer dann zum Einsatz, wenn die offiziellen Dienste versagten, was ja leider ziemlich oft der Fall sei.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (8)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Satire" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Reinhard Schanzer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Alaska 2 (Der Duft rothaariger Frauen) von Reinhard Schanzer (Romane)
Mein Dank an mich selbst von Norbert Wittke (Satire)
Wie ich zu meinem Namen kam... von Rüdiger Nazar (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen