Das
grelle Neonlicht reflektierte sich in den weißen Wänden und tauchte den
gesamten Raum in eine alles ausleuchtende Helligkeit. Kein Schatten, keine
Abwechslung, nur das grelle Weiß. Man sagt, Licht sei Wärme, Licht sei Liebe.
Doch dieses Licht war alles Andere als das. Kalt, gefühllos, alles
kontrollierend und anklagend.
Es gab
keinerlei Gegenstände in dem kleinen Zimmer, in dem Cellaryl in eine Ecke
gekauert da saß. Nur dieses grelle, gefühllose Licht, das ihm keine Möglichkeit
ließ, den Klauen seiner Feinde zu entkommen.
So nah...
so nah war er dran gewesen, an der Person, die sein Inneres getötet hatte. So
unheimlich nah. Es war seine Chance gewesen. Doch er hatte versagt. Er hatte
wieder versagt. Wie damals. Es änderte sich nichts, alles wiederholte sich. Er
war ein Versager. Alles vergeblich. Alle Bemühungen umsonst. Nun wartete er
hier auf das, was sie mit ihm anstellen würden. Er wusste, dass er nicht
entkommen konnte. Genauso wenig, wie dieser Raum ihm Verstecke bot würden sie
ihm Gelegenheiten geben, zu entkommen. Es war ihr Triumph. Der Triumph der
Mörder.
Cellaryl
versuchte, diese Gedanken und Hoffnungslosigkeit abzuwehren, doch die
Trostlosigkeit seiner Umgebung spiegelte exakt die seiner Zukunft wieder. Er
hatte seine Chance verspielt. Und das Schicksal war kein gnädiger Richter - es
würde ihm keine zweite Chance lassen - SIE würden ihm keine zweite Chance
lassen.
In seinem
Kopf hämmerten die Gedanken gegen sein Bewusstsein. Ein wirrer Strudel an
Gefühlen, Erinnerungen und Gedanken, der ihn langsam an den Grund der
Resignation führte. Die absolute Stille schien ihm seinen Verstand zu rauben
und er versuchte vergeblich, zu Schreien und die Fesseln seiner inneren
Gefangenschaft zu durchbrechen.
Warum tat
er das alles? Tat er es für sie? Oder tat er es für sich? Zweifel an seiner
Mission, an seinem Hass, an dem, was ihn antrieb machten sich breit. War es
seine Geliebte, für die er kämpfte? War es seine zerbrochene Liebe? Oder war es
sein Rachedurst, seine eigene Befriedigung? War er der Gute? Oder der Böse? Auf
welcher Seite stand er?
Warnungen
seiner Freunde schossen ihm durch den Kopf. "Dein Hass wird dich
verzehren..." Waren es seine Freunde gewesen? Oder seine Feinde? Wer war
überhaupt Freund, wer Feind?
Zweifel
und innere Anklagen überfluteten seinen Verstand. Trotz des hell erleuchteten
Zimmers umfing ihn langsam Dunkelheit und nahm ihn mit. Mit hinein in den
Abgrund der Resignation...
Die Hände
vor dem Gesicht zusammengeschlagen drang plötzlich ein Geräusch an das Ohr des
Privatdetektivs. Er blickte auf und Momente später öffnete sich die Tür. Ein
Wachmann betrat den Raum. Allein! Plötzlich keimte Hoffnung in Cellaryl auf.
Vielleicht war es doch noch nicht zu spät, vielleicht war sein Schicksal gnädig
mit ihm und er bekam eine zweite Chance. Nach außen hin zusammengesunken
spannte sich jede Faser seines gestählten Körpers, bereit, sich diese zweite
Chance zu erkämpfen. Langsam kam der Mann auf ihn zu.
Fassungslos
bemerkte der Abenteurer, dass der kräftig gebaute Wärter seine Waffe nicht im
Anschlag hatte, sondern sie ihm locker von der Seite hing. Was für ein
Schwachkopf! Innerlich grinsend fasste Cellaryl neuen Mut, als sich der Wächter
plötzlich zu ihm niederkauerte. Es wäre ein Leichtes für den Abenteurer
gewesen, dem Wachmann mit einer schnellen Bewegung am Kopf zu packen und ihm
das Genick zu brechen. Freiheit! schrie eine Stimme in seinem Innern. Er sah
seinem Gegenüber in die Augen, bereit, alles zu riskieren und einen weiteren
Menschen zu töten. Diese Leute waren garantiert nicht in irgendeiner
Insurance-Datenbank gespeichert...
Blitzschnell
schoss er vor und packte seinen Schlüssel zur Freiheit am Hals. Doch er drückte
nicht zu. Er sah in die Augen des Mannes und was er sah, ließ ihn verharren.
Trauer spiegelte sich in den Augen des Wächters. Und Mitleid... Was ging hier
vor?
"Ich
heiße Rob."
Den
ausgebildeten Soldat schien es nicht zu stören, dass Cellaryls Hand noch immer seinen
Hals umfasste, jederzeit bereit, ihm die lebensnotwendige Luft zu nehmen.
"Hallo...
Rob..."
Die
Beiden schauten sich an und in diesem Augenblick wurde eine starke,
unerklärliche Bande um sie geschlungen, die ihre Herzen zusammenfügte. Mit
einem Mal fühlte sich Cellaryl diesem, seinem Feind so verbunden, als würde er
ihn schon jahrelang kennen.
Und er
verstand... er verstand, was sich in den Augen des Andern spiegelte.
"Ich...
ich habe sie gekannt."
"Wen,
Romena?"
Rob
nickte.
Cellaryl
wusste, dass es nicht der Zeitpunkt war, weitere Fragen über die Umstände zu
stellen, die Rob mit seiner geliebten Romena zusammengeführt hatten.
"Du
hast sie sehr geliebt... ich habe es in deinen Augen gesehen, als ich dich
abführte..."
Cellaryl senkte
seinen Blick. Langsam löste er seine Hand vom Hals seines vermeintlichen
Gegners.
"Warum
bist du hier, Rob?"
Der
Detektiv hob seinen Kopf und sah direkt in die tiefblauen Augen seines
Gegenübers. Lange sahen sie sich an und Cellaryl begann zu begreifen, was
dieser Mann durchgemacht und mitangesehen haben musste.
Einen
Moment lang glaubte er, direkt in die Seele seines neuen Verbündeten sehen zu
können.
Dann
begann Rob plötzlich zu grinsen und der unsichtbare Schutzwall zu seinem Herzen
wurde wieder undurchdringlich. Es war die natürliche Schutzfunktion eines
Menschen, der zu oft gute Miene zu bösem Spiel machen musste...
"Ich
bin schon zulange in diesem Geschäft. Muss mir mal ne neue Branche suchen. Also
lass ich zur Abwechslung mal Leute frei, anstatt sie einzusperren.... und
verteile Leben... anstatt es zu nehmen..."
Das
Grinsen verblasste.
Cellaryl
blickte seinen Befreier durchdringend an.
"Du
warst es, der Gence zur Flucht verholfen hat..."
Rob
nickte und setzte dann sein Grinsen wieder auf.
"Komm,
lass uns gehen. Ich glaube, wir Beide haben Einiges hier in Ordnung zu
bringen."
Der
ehemalige Wachmann stand auf und bot Cellaryl seine starke Hand an. Der
Detektiv fasste sie, stand mit Schwung auf und legte eine Hand auf Rob's
Schulter, während er ihn ansah.
"Du
tust das Richtige... Freund!"
Rob
grinste und zuckte mit der Schulter..
"Ich
weiß!“
Er
lächelte.
„Ich
glaube, du hast etwas verloren..."
Der neue
Freund überreichte Cellaryl seine beiden Pistolen, die Ersatzmagazine... und
auch die "Spezialmunition"...
Der
Detektiv lud seine Waffen, steckte sie in die Schulterhalfter und wog dann
vorsichtig die beiden rot markierten Nanomagazine in der Hand. Er würde sie
brauchen... er würde sie benutzen.
"Lass
uns gehen, ist nicht sehr gemütlich hier..."
Die beiden
Männer näherten sich der Tür. Rob fummelte etwas mit seiner Chipkarte herum und
die Tür öffnete sich. Fast im selben Augenblick hörte man knappe, militärische
Rufe. "Halt! Stehenbleiben! Was haben Sie da zu suchen?"
Vielleicht
wäre es gut gegangen, wenn Rob sich eine schnelle Erklärung für Cellaryls
Befreiung hätte einfallen lassen. Doch jeder macht einmal einen Fehler. In
diesem Fall wurde der Fehler brutal bestraft.
Statt
ruhig auf die 3er Patroullie einzureden, hob Rob seine Maschinenpistole und
eröffnete das Feuer auf die Soldaten. Einer der Wächter taumelte nach hinten,
während die anderen Beiden sich zu Boden warfen und sofort das Feuer
erwiderten. Die Kugeln durchschlugen Robs Panzerung, Brust und Bauch und der
kräftige Kämpfer wurde nach hinten geschleudert.
Alles war
furchtbar schnell gegangen und Cellaryl wusste noch gar nicht richtig, was
geschehen war. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle und er hechtete sich
seitlich durch die Tür in den Flur. Während er noch in der Luft schwebte,
erfasste er die beiden Angreifer und feuerte aus beiden Pistolen.
Kugeln
schlugen über ihm in die Wand und Putz und kleine Metallteilchen rieselten auf
den Detektiv hinunter, der die Abzüge seiner Waffen immer und immer wieder
durchzog.
Eines der
Geschosse traf den Kopf eines Wachmanns und tötete ihn sofort. Der Andere wurde
von den Kugeln mehrmals in die Brust getroffen und gegen die weiße Wand
geschleudert. Als Cellaryl aufhörte, zu schießen, rutschte der leblose Körper
langsam zu Boden und hinterließ eine hässliche Blutspur an der Wand. Alles war
mit Blut bespritzt und der Geruch von Pulver und Tod lag in der Luft.
Der
Abenteurer rappelte sich auf und stürzte zu seinem neuen Freund, der in einer
dunkelroten Lache lag. Seine Augen irrten wild umher, bis sie schließlich
Cellaryl erfassten, der sich über ihn beugte, Trauer und Entsetzen in den
Augen.
"Rob...
hörst du mich? Rob!"
Das
schmerzverzerrte Gesicht des Freundes verformte sich zu einem leichten Grinsen.
"Ich...
ich... habe... das Richtige... getan!" presste er unter Schmerzen hervor.
Cellaryls
Augen füllten sich mit Tränen!
"Ja,
mein Freund, das hast du!"
Der
Detektiv wusste, dass Rob zu schwer getroffen war. Er fühlte die Faustgroße
Austrittswunde an dessen Rücken, als er den Verbündeten leicht aufrichtete, der
noch vor wenigen Minuten sein Feind gewesen war.
Rob
hustete und spuckte Blut. Die dunkelrote Flüssigkeit drang aus mehreren Wunden,
floss über Cellaryls Hände und nahm das Leben des Wächters mit sich.
"Du..
musst... zerstören! Selbst.. zerstörung... im Haupt... terminal!"
"Ja
Rob.. ich werde es zerstören! Ich werde alles zerstören!" Der Detektiv
drückte Rob fest die Hand. Die beiden Freunde sahen sich an. Auf Robs Gesicht
war Schmerz zu lesen, doch seine Augen lächelten.
"Ich...
habe... richtig.. gehandelt!" flüsterte er und versuchte zu lächeln.
Dann
brachen seine Augen. Einige Augenblick verharrte Cellaryl in dieser Stellung,
seinen Befreier in den Armen, während das Blut unaufhörlich weiter floss. Dann
legte er Robs Kopf zu Boden und schloss ihm die Augen, während sich eine
einzelne, heiße Träne ihren Weg über sein Gesicht bahnte.
Rob war
gut gewesen. Besser als er. Besser als die meisten Menschen. Er hatte Dinge
getan, die er nicht hatte tun wollen. Doch er hatte stets an das Gute
geglaubt... und das Gute getan, obwohl es seinen Tod bedeutet hatte. Zorn stieg
in dem Abenteurer auf. Es war nicht fair. Es war einfach nicht fair! In seinem
Herzen loderte Hass auf. Tiefer Hass. Hatte er sich noch vor wenigen Minuten
gefragt, ob es richtig war, was er tat, so kümmerte es ihn nun kein bisschen
mehr.
Einzig
der Wunsch nach Rache beherrschte ihn. Schmerz und Trauer verwandelten sich in
Wut und Hass, als er die langen Flure entlang schritt, die Pistolen umkrampft.
Oh ja, er würde zerstören. Er würde alles zerstören, jeden einzelnen Teil, was
immer es auch war, gegen das er kämpfte. Cellaryl glaubte nicht mehr daran,
dass G. die Antwort auf alles sein konnte. Doch es war ihm egal, wer oder was
sich hier abspielte, er würde es zerstören! Er würde nehmen, was ihm genommen
wurde, was Rob genommen wurde, was Romena genommen wurde. Zuviel Blut war
geflossen - zuviel von geliebten Menschen. Nun würde es durch das Blut derer
gesühnt werden, die es vergossen hatten.
Eine Tür
öffnete sich und ein kleiner, gedrungener Wissenschaftler trat heraus. Ein
Schrei entfuhr ihm, als er den blutüberströmten Rächer sah, der zielstrebig die
Gänge durchschritt. Ohne mit der Wimper zu zucken, ohne eine Gefühlswallung hob
Cellaryl den rechten Arm und drückte ab. Der Wissenschaftler wurde gegen die
Wand geschleudert als ihn die tödliche Kugel zwischen die Augen traf.
Ohne inne
zu halten schritt Cellaryl weiter. Es war ihm egal, wer die Leute hier waren.
Für ihn waren sie schuldig. Schuldig an Robs Tod, schuldig an Romenas Tod,
schuld an seinem Schicksal. Gnade würde es nicht geben - auch sie hatten keine
Gnade gezeigt, als sie ihm das Liebste genommen hatten.
Als er um
eine Ecke bog, immer in die Richtung gehend, in der er den großen Konferenzsaal
vermutete, stand plötzlich eine weitere, bewaffnete Patroullie vor ihm. Doch
noch ehe sie bemerkten, was passierte, hob Cellaryl, keinen Moment im Schritt
innehaltend, seine Waffen und durchlöcherte die beiden Soldaten. So völlig
überrascht hatten sie nicht einen Schuss abgeben können.
Obwohl
die Pistolenschüsse recht laut waren, schienen sie keine weiteren Wachen auf
den Plan zu rufen. Oder es gab keine weiteren Wachen um diese Zeit, denn es war
mittlerweile 01.20 Uhr, was Cellaryl auf seinem ComPad sehen konnte, das er ebenfalls
von Rob wieder zurückbekommen hatte.
Raschen
Schrittes näherte sich der Privatdetektiv dem großen Konferenzsaal, während
sein Hass immer größere Flammen in ihm schlug. Er war das verzehrende Feuer
seines eigenen Hasses und das Werkzeug des Zorns, der ihn beherrschte. Er würde
über sie kommen, bevor sie überhaupt wussten, was mit ihnen geschah.
Berger
saß an dem großen Schreibtisch, wie Cellaryl gehofft hatte. G. oder wer immer
sein Vorgesetzter war, hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, was mehr als
verständlich war, nachdem ein gefährlicher Gegner es schaffen konnte, in den
gut gesicherten Bunker einzudringen.
Berger
schaute auf, als sich der Abenteurer mit erhobener Pistole näherte.
"Was..."
Berger versuchte, nach seiner Waffe zu greifen, die an seine Seite geschnallt
war. Cellaryls BBI spuckte Feuer und Berger wurde von seinem Stuhl
geschleudert. Auf den sich am Boden windenden Gangster zielend, kam Cellaryl
näher.
"Was
wollen Sie?" wimmerte Berger, während er sich die zerschmetterte Schulter
hielt.
"Wo
ist sie?"
"Wer?"
Ohne Mitleid trat der Detektiv dem am Boden Liegenden in die Seite. Berger
stöhnte vor Schmerz.
"Frau
Gromanov? Sie ist nicht mehr hier..."
"Wo
ist sie?"
"Ich
weiß es nicht... Aaahh..." wieder traf ihn ein Fußtritt.
"Ich
lass mich nicht belügen! Wie nimmst du Kontakt zu ihr auf?"
"Sie...
sie ruft mich an und kommt. Ich weiß nicht, wer sie ist... ich weiß nichts!
Bitte..."
Cellaryl
kniete sich zu ihm an den Boden, die Pistole unter das Kinn des bleichen
Verbrechers gepresst und sah ihm direkt in die Augen, so dass dieser den Hass
lodern sehen konnte.
"Erinnerst
du dich an Gence?"
"Gence?
Wer ist das... Argh..."
"Du
solltest dich besser erinnern, du miese Versuchsratte!"
"Ja,
ja, Gence... so eine kleine... die ist vor Jahren hier abgehauen..."
"Du
warst verantwortlich für das, was ihr angetan wurde, richtig?"
"Nein,
nein, ich habe davon nie etwas gewusst, ich schwöre!"
"Du
weißt also nichts von den Versuchen, die hier an Menschen durchgeführt
werden?"
"Nein,
gar nichts, gibt es sowas? Bitte..."
Von Ekel
gepackt ließ Cellaryl den Mann los und stand auf.
Seine
Augen waren hart, als er in seine Tasche griff und ein rot markiertes Magazin
herausholte.
"Bitte...
lassen Sie mich in Ruhe... ich habe nichts getan..."
Abscheu
überkam den Abenteurer, als er den Feigling so vor sich liegen und wimmern sah.
Nicht einmal im Angesicht des Todes hatte er die Courage, seine Fehler
einzugestehen...
Cellaryl
steckte das Magazin in seine BBI Faithful und lud sie durch.
"Theodor
Berger, ich sehe es als erwiesen an, dass Sie Menschen entwürdigt, auf das
schlimmste missbraucht, misshandelt und ermordet haben! Das ist
verachtenwürdig. Aber außerdem sind Sie ein feiger Lügner..." sagte der
Detektiv, als er langsam die Pistole auf Berger richtete.
"Ich
spreche Sie schuldig in allen Anklagepunkten und verhänge die Todesstrafe über
Sie. Sie werden für das büßen, was Sie getan haben und nie wieder einem
Menschen gefährlich werden! Mögen Sie nach dem Tod einen gnädigen Richter
finden - ich bin es nicht!"
Als die
Worte verklungen waren, krümmte sich der Finger des selbsternannten Richters
und das nanobehandelte Geschoss besiegelte das Urteil.
Noch
lange, nachdem der Schuss verklungen war, stand Cellaryl so da - unfähig etwas
zu denken oder zu empfinden. Dann sicherte er wie mechanisch seine Waffe,
steckte sie ein und ging zum Computerterminal des Verurteilten. Mit der
Chipkarte, die er bei dem Toten gefunden hatte, verschaffte er sich Zugang zum
System und durchsuchte die Datenbanken.
Ihm wurde
übel, als er die Versuchsunterlagen, Statistiken und Zahlen vor sich auf dem
Bildschirm sah. Das Urteil war wahrlich berechtigt gewesen.
Nachdem
er zig Akten und Beobachtungsunterlagen durchgelesen hatte, stieß er auf eine
höchst interessante und aufschlussreiche Akte. Er begann zu lesen. Seine Züge
wurden hart, als er das Dokument auf sein ComPad lud. Er hatte genug gesehen -
sein nächstes Ziel war klar. Und es würde der finale Rachefeldzug sein. Er war
kurz vor dem Ziel. Der Tag der Abrechnung war nahe.
Nach
einigem Suchen fand er, was Rob ihm mitteilen hatte wollen - ein Programm, das
die Selbstzerstörung der gesamten Forschungseinrichtung auslösen konnte. Nach
einigen Minuten atmete er nochmals tief durch und aktivierte dann das Programm
mit einem auf dem persönlichen ComPad Bergers gefundenen Code. Eine rote Lampe
ging an und die Sirene heulte auf. Cellaryl brachte sie mit einem gezielten
Schuss zum Schweigen und zerstörte dann sämtliche Eingabegeräte an diesem
Terminal. Niemandem sollte es gelingen, die Selbstzerstörung rückgängig zu
machen.
Durch
einen Schalter verschloss er im gesamten Bunker sämtliche Türen. Lediglich ein
einziger Fluchtaufzug im Konferenzraum führte noch nach draußen.
Alle
würden bei dem Inferno umkommen. Sie alle waren schuldig. Das Urteil war
gesprochen. Cellaryl wurde mit dem Aufzug an die Oberfläche gebeamt, während
unten das Chaos losbrach. Vergeblich versuchten Wissenschaftler, Angestellte
und Wachen die Türen zu öffnen.
Der
Abenteurer zog den Stift einer Handgranate, legte sie in den Notaufzug und
schickte sie nach unten. Sie würde die letzte Fluchtmöglichkeit zerstören.
Hier
oben, vor den Toren von Borealis war nichts zu hören vom dem Drama, das sich
unten abspielte. Doch Cellaryl war davon nicht bewegt. Seine Gesichtszüge waren
kalt, als er auf einen kleinen Hügel kletterte, von dem aus er das Gebiet gut
überblicken konnte. Das Urteil war gesprochen.
Während
er bewegungslos da stand, die Arme vor der Brust verschränkt, begann plötzlich
ein Grollen, das tief aus dem Innern der Erde zu kommen schien. Der Ton schwoll
an und plötzlich öffnete sich die Erde und ein riesiger Feuer und Rauchpilz
stieg auf. Felsen, Erde, alles wurde durch die Luft geschleudert. Der Boden
riss an mehreren Stellen auf und Flammen schlugen daraus hervor.
Der Rauch
war so stark, dass er den Himmel zu verdunkeln schien, während die
Forschungsstation, die so vielen Menschen das Leben gekostet hatte, in Flammen
aufging.
Asche zu
Asche, Staub zu Staub.
Cellaryl
spürte ihre Anwesenheit, bevor er die Gestalt aus den Augenwinkeln wahrnahm,
die sich neben ihn stellte und mit ihm gemeinsam dem Feuerwerk folgte.
"Ich
wusste, dass du kommen würdest."
Die
Gestalt erwiderte nichts, schaute nur auf die hoch lodernden Flammen.
"Es
ist schön, dich wieder zu sehen, Erendir!"
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http://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?14093Samuel Nitsche, Anmerkung zur Geschichte
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Samuel Nitsche).
Der Beitrag wurde von Samuel Nitsche auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.04.2006.
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Samuel Nitsche als Lieblingsautor markieren
Im Dschungel der Phantasie
von Elfie Nadolny
Die Anthologie ist nach der Anthologie: "Notizen aus der Vergangenheit, Verweht?" die zweite Anthologie des Inselchen-Forums (www.inselchen.com) und ein Ergebnis konstruktiver Zusammenarbeit und gemeinsamer Freude am Schreiben. Sie ist eine Blütenauslese der besten Märchen und Fantasiegeschichten, die die Herausgeberin sorgfältig ausgewählt hat.
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