Nina Scarlet Manok

X-Men: Lost Storie Teil 4

Kapitel 2: Mirrorwalker

 

Scarlet hörte die Turbinen des Jets, aber zeigte keine Regung.
 Wofür werde ich bestraft? Weil ich meine Familie verlassen habe? Wie bin ich nur in die Stadt gekommen?
Sie erinnerte sich nicht daran, ins Bett gegangen zu sein. Was war nur passiert? Ihr Kopf dröhnte, als wenn man mit einem Schlagbohrer in ihm hantieren würde und ihr Magen rumorte.
 Ihr wurde ganz anders, als sie daran dachte, dass sie gerade menschliches Fleisch verdaute. Dann war da noch dieses schmerzhafte Bild von Kurts Blick, wie er sie angesehen hatte. Als sei sie ein abgemagerter, alter Straßenhund.
 Ihre Lippen bebten und sie versuchte ihre Tränen zurück zuhalten. Wie lange starrte sie nun diese Stahlwand an? Ich habe nichts anderes verdient!
 Sie saß nun schon die ganze Nacht in Jean Greys Labor auf einem Stuhl vor dieser Wand.
 Sie hörte, wie sich die Tür öffnete und stieß sofort eine sich gegenüber hart klingende Warnung aus. „Komm nicht näher!“
 „Ich habe keine Angst vor dir!“, sagte Ororo freundlich, doch blieb trotzdem bei dem Diagnosetisch stehen.
 „Solltest du aber!“, bellte Scarlet sofort und sie war sich sicher, dass sie dieses Echo hier noch sehr lange hören würde.
 Ororo setzte sich hinter ihr auf den Tisch und seufzte, während sie ihren Blick nicht von ihr abwand.
 „Werdet ihr mich fortschicken?“
 „Nein!“, antwortete Ororo ausdrucksstark und hockte sich an Scarlets Seite, bevor diese etwas dagegen sagen konnte. Sie sah ihre traurigen, giftgrünen Augen.
 „Wir wollen dir helfen dein Leben und deine Kräfte in den Griff zu bekommen!“
 „Aber die anderen Schüler haben Angst vor mir!“, sagte Scarlet mit brechender Stimme und blinzelte ihre Tränen weg. „Ich habe wieder einen Menschen getötet! In mir lebt ein Monster, das ich nicht beherrschen kann! Und woher wollt ihr wissen, dass ich nicht eines Morgens neben der Leiche eines Schülers oder X-Mans aufwache?“
 Ororo sah ihr wortlos ins Gesicht. Darauf hatte sie keine Antwort.
 „Ich will euch nicht wehtun.“, flüsterte Scarlet völlig aufgelöst nach einer Weile.
 Storm legte ihr behutsam einen Arm und die Schultern und sah auf den Boden.
 Scarlet hat Recht!, dachte sie und wurde fast davon überzeugt, bis ihr einfiel, was Logan erzählt hatte und sie wand sich wieder neuen Mutes an sie.
 „Uns wirst du kein Haar krümmen!“, sagte sie lächelnd. „Wir vermuten, dass du in deiner Verwandlungsform Mutanten von Menschen unterscheiden kannst. Logan ist dir begegnet und ihn hast du verschont!“
 Scarlet sah sie nur an. Kein wirklicher Trost, aber dennoch danke!
 „Bist du sicher, dass du uns nicht doch noch etwas verheimlichst?“, fragte Ororo nach einigen Momenten.
 Scarlet wand ihren Blick von ihr ab und sah wieder die Wand an. Wieder schien es so, als würde sie nur Schweigen. Doch dann sah sie Ororo mit festem Blick an, den sie vor dem Vorfall hatte.
 „Jemand hat mir gestern ein Fläschchen Lavendelduft geschenkt.“, erwähnte Scarlet. „Eine Karte lag auch dabei in der stand, dass man mich um Mitternacht in der Lobby treffen wollte.“
 „Ein Duftfläschchen? Wo steht es?“
 „Auf meinem Nachttisch, denke ich!“, antwortete sie.
 Ororo dachte nach. Die meisten Tiere haben einen ausgeprägten Geruchssinn.
 „Bist du denn zum Treffen gegangen?“, fragte sie.
 „... Ich denke, ja.“


                                                                                   *

Lautlos glitt der X-Jet durch die oberste Wolkendecke, und reflektierte die warmen Sonnenstrahlen.
Die X-Men saßen angeschnallt in ihren Sitzen, während Scott als Pilot die Maschine flog. Neben ihm Jean als Copilot.
 „Noch zwei Meilen.“, sagte Jean.
 „Warum fliegen wir mit dem Jet?“, fragte Iceman. „Die Stadt soll doch angeblich so nahe sein.“ „Nun, wir hätten auch den Bus nehmen können!“, scherzte Cyclops.
 „..Nee!“, sagte Logan. „Zu schlechte Verbindung hier!“
 Rogue verdrehte kopfschüttelnd die Augen und grinste halbherzig.
 „So, haltet euch fest, wir gehen runter!“, erwähnte Scott.
 Die Maschine rüttelte, als Cyclops den Steuerknüppel langsam nach vorne drückte und die Insassen klammerten sich an ihren Armlehnen fest.
 Unmittelbar vor der gesagten Kleinstadt Bayville landete der nicht ganz so unauffällige X-Jet auf der Lichtung innerhalb eines kleinen Wäldchens und Scott legte alle Hebel um und schaltete die Turbinen aus, bzw. die Tarnung an.
 „Also gut!“, sagte Jean und schnallte sich los, während sie im Aufstehen in die Runde sah.
 „Wir gehen in Richtung Nord-Westen durch den Wald, dann sind wir in ca. zehn Minuten im Wohnviertel.“
 „Alles klar!“, sagte Bobby, alle anderen nickten und begaben sich zur Heckklappe; außer Kurt. Er zögerte.
 „Ich... Ich denke, ich bleibe besser hier!“, schlug er mit einem bedenklichen Blick vor. „Wacheschieben?“
 Sie sahen ihn in sein selbstgefälliges Lächeln, welches verriet, dass er lieber sein Äußeres vor der Öffentlichkeit verstecken wollte.
 Logan klopfte ihm etwas unsanft auf den Rücken, dass er leicht nach vorne stolperte und husten musste. „Hier spricht Gott!“, brummte Logan mit verstellter, tiefer Stimme und ging an ihm vorbei. „Schwing deinen Schwanz da raus!“
 Rogue grinste und sah Kurt an, der wiederum Logan anfunkelte, weil dieser ihn verarscht hatte, und reichte ihm einen Mantel mit Schirmmütze.
 „Wird schon!“, sagte sie aufmunternd.
 Der Weg durch den lichten Wald war schnell hinter sich gebracht und die Gruppe sah schon die ersten Familienhäuser, die mit schmückend leuchtenden Lichterketten und anderen Dekorationen die Weihnachtszeit ankündigten.
 Sie wechselten die Straßenseite und Wolverine steckte sich unter einer großen, bunten Tanne eine Zigarre an und sah am Baum hinauf.
 Zeitgleich musste er an seine jetzige Situation denken und dass er zu Heiligabend immer alles andere, außer zu Feiern, zu tun hatte.
 „Oh du Fröhliche...“, murrte er Lustlos.
 Kurt folgte, unter der Schirmmütze und weit ins Gesicht gezogenem Kragen, seinem Blick aber teilte Logans Gedanken nicht. Nur noch zwei Woche, bis zum Fest der Liebe und er betete im Stillen, dass diese Zeit nicht durch Krieg und Aufregung verschwendet wurde.
 „Wir bilden am Besten zweier Gruppen!“, sagte Scott selbstsicher.
 „Und wer hat dir das Kommando übertragen?“, fragte Logan schnippisch.
 „Seit dem du wieder von Kneipe zu Kneipe ziehst!“, konterte Cyclops gelassen und fügte die Gruppeneinteilung hinzu. „Ich und Jean gehen die Straße nach Norden und fragen die Bewohner, ob ihnen letzte Nacht etwas letzte Nacht seltsam vorgekommen ist! Rogue und Kurt, ihr geht nach Westen, und der Rest-“
 „Der dreckige Rest?“, fragte Logan und sah Cyclops an, als wenn er fragte, ob er nicht etwas vergessen hätte.
 „...Nach Süden!“, beendete Scott den Satz und vergaß Wolverines Zwischenkommentar. „Wenn ihr etwas gefunden habt, kontaktiert die anderen per Funk!“
 „Ok!“, sagten alle fast gleichzeitig und trennten sich.
 Kurt zog den Kopf ein und versteckte sich so gut, wie er nur konnte hinter seinem Mantelkragen.
 Er blieb immer verborgen vor der Gartenforte, eines jeden Hauses stehen, während Rogue an der Haustür klingelte und fragte, ob man letzte Nacht nicht etwas ungewöhnliches mitbekommen hätte.
 Aber die Leute waren hier Fremden gegenüber sehr misstrauisch und schlugen Rogue entweder die Tür vor der Nase zu, verneinten ihre Fragen, wimmelten sie kommentarlos ab oder machten ihr gar nicht erst auf. Kurt sah sich um und hauchte entnervt in seine Hände, bevor er sie wieder tief in die Manteltaschen steckte.
 Schon das 45ste Haus und noch immer nicht schlauer geworden!, dachte er.
 „Heilige Maria!“, murmelte er und zog ein genervtes Gesicht. „Komm schon Rogue! Es kann doch nicht sein, dass man hier nichts über die Fledermausbestie weiß!“ Sie tätschelte dem Haushund den Kopf und schloss seufzend die Gartenforte hinter sich.
 „Sie haben alle Angst.“, sagte sie schließlich. „Hast du bemerkt, dass sie alle in ihren Häusern hocken? Noch nicht einmal Spuren von im Schnee spielenden Kindern sind zu sehen!“
 Kurt schüttelte den Kopf. „Sie schließen sie im Haus ein. Kinder müssen doch raus gehen können!“
 „Vielleicht haben die anderen schon etwas gefunden.“, überlegte sie.
 „Glaube ich nicht!“, erwiderte er.
 „Komm!“, sagte Rogue, um sich selber aufzurappeln und zog ihn am Ärmel. „Wir versuchen es einfach weiter!“
 Sie gingen über die Straße, zum nächsten Haus gegenüber und während Rogue an der Haustür klingelte, hörte Kurt die quietschenden Bremsen eines Busses und hohe Kinderstimmen. Nur drei stiegen aus.
 Kurt lächelte.
 Ein kleines blondes Mädchen stieg auf ein Einrad und fuhr damit trudelnd über die Straße.
 Ziemlich gefährlich, so mitten auf der Straße, dachte er, als genau in diesem Augenblick ein schwarzer, zu schnell fahrender Kombibus um die Ecke bog.
 Alles ging schnell! Die Kinder riefen, die Bremsen des schwarzen Fahrzeuges kreischten und doch zerquetschte es krachend das Einrad unter seinen Reifen.
 Nur zwei Rauchwolken verpufften in der Luft. Das blonde Mädchen hatte sich in Rauch aufgelöst und eine Schirmmütze fiel auf den Bürgersteig.
 Rogue rannte sofort auf die Straße, um zu sehen, was geschehen war.
 „Nightcrawler?“, rief sie ihn und noch einmal lauter, nachdem sie seine Mütze aufgelesen hatte.
 Er stand in irgendeinem Vorgarten in der Nähe, mit dem verwirrten Kind im Arm, welches noch nicht so ganz realisierte, wie sie so schnell nach Hause gekommen war.
 „Du bist ja blau!“, sagte sie und ihr Blick traf sich mit dem von Kurt.
 „Ist das so?“, fragte er, als dieser bemerkte, dass seine Tarnung aufgeflogen war. Aber das Mädchen war nicht ängstlich.
 „Und schnell!“, fügte sie nur hinzu.
 Eine Tür wurde aufgerissen und eine Frau rief,: „Kassy!“, und rannte in Hausschuhen zu ihnen.
 Sie nahm das Mädchen aus Kurts Armen. „Oh Kassy! Hast du dir was getan?!“
 Er stand nur regungslos daneben und sah zu, wie die mögliche Mutter der Kleinen sie an sich drückte.
 Dann wand sie sich an ihn und er zuckte leicht zusammen. Er machte sich schon auf alles gefasst, als Mutant verschrien und davongejagt zu werden.
 Und nun schwang auch noch ungeschickt seine Rute unter dem Mantel hervor, er fühlte sich ertappt.
 „Ich habe alles mit angesehen! Vielen Dank!“, sagte die Mutter erleichtert, aber Kurt hatte nicht ganz mitbekommen, was sie gesagt hatte und schien sich in der Zwischenzeit einige Sachen zusammen gereimt zu haben, was er ihr sagen könnte.
 „Bitte entschuldigen Sie!! Wird nicht wieder vorkommen und ich werde ihre Tochter nie wieder – bitte, was haben sie gerade gesagt?“
 Rogue eilte währenddessen zu ihnen. „Nightcrawler, ist alles o.k.?“
 „Ach, sie gehört zu dir? Das wusste ich nicht!“, sagte die Frau freundlich und setzte Kassy auf dem Boden ab.
 „Ich bin Joanne Cather. Kommt doch erst mal rein. Ist etwas kalt hier!“
 Es stellte sich heraus, dass die kleine Familie Cather eine der wenigen Menschen waren, die weder Hass noch Angst für die Mutanten hegten. Mrs. Cathers Gastfreundschaft kam den beiden X-Men gerade recht und sie nahmen alle im Wohnzimmer Platz.
 „Die Menschheit ist dumm!“, sagte Joanne und schenkte für alle Tee ein.
 Kurt und Rogue saßen nebeneinander und sahen sich in dem recht ordentlichen Haushalt um. Familienportraits standen auf einer Kommode, auf denen Kurts Blick hängen blieb. Die Älteren zeigten eine Junge Frau, die Joanne Cather sehr ähnlich sah und weitere einen Jungen, mal alleine, mal mit Kassy.
 „Mein Sohn Robin.“, erzählte Joanne kurzfristig, als diese Kurts Blicke deutete, während Kasse mit großem Lächeln neben ihm auf das Sofa hopste und ihn mit ihren großen, blauen Augen betrachtete.
 „Nun. Ihr seid auf der Suche nach etwas?“, fragte Mrs. Cather.
 „So ist es!“, sagte Kurt und Rogue nickte zustimmend.
 „Haben Sie letzte Nacht etwas Merkwürdiges oder ... Ungewöhnliches bemerkt?“, fragte sie und fuhr eine ihrer weißen Haassträhnen hinters Ohr.
 „In wie fern, ungewöhnlich?“, fragte Joanne mit einem klugen Funkeln in den Augen.
 Rogue und Kurt sahen einander kurz an, bevor er mit einem mal sagte, : „In Form einer monströsen Fledermaus!“, es lag wieder diese Entschlossenheit in seiner Stimme.
 Joanne hielt mit bedacht inne und nippte seelenruhig an ihrem Tee.
 „Ja.“, sagte sie schließlich. „Diese große Fledermaus aus den Nachrichten hat uns gestern Nacht meinen Exmann umgebracht!“
 Lautloses Entsetzen spiegelte sich in den Gesichtern der X-Men wieder und bevor jemand etwas sagen konnte fuhr die zweifache Mutter fort.
 „Randy war sein Name. Er war en Ex-Soldat und kein besonders guter Vater! Für Kassy, ja. Aber, als mein Sohn Robin besondere Kräfte entwickelte, änderte er sich schlagartig!“
 „Hat er Robin geschlagen?“, fragte Rogue zurückhaltend.
 „An mich wagte er nie Hand anzulegen, da er mich als temperamentvoll kannte. Nur Robin war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen!“, bestätigte sie Rogues Vermutung und fuhr dann wieder fort. „Im Gegensatz zu mir, hasste er Mutanten. Er hatte große Angst vor ihnen, da er wohl einmal ihre Macht zu spüren bekommen hatte. Jedenfalls wurde er gewalttätig und misshandelte Robin, wenn ich mal nicht zuhause war. Ich trennte mich von ihm und zeigte ihn an. Da er schon vorbestraft war, bekam er ein paar Jährchen Knast! Wir sind dann aus seinem Haus ausgezogen und haben uns hier eingenistet.“
 Kassy wurde langweilig und begutachtete in der Zwischenzeit Kurts Teufelsschwanz und versuchte ihn zu fangen, als dieser sich bewegte.
 Joanne schmunzelte und erzählte weiter. „Er muss irgendwie ausgebrochen sein und hat uns aufgespürt! Wollte sich an uns wegen seinem Unglück rächen und dann kam diese Fledermausbestie.“, Joanne lächelte und schien sich nicht darum zu kümmern, dass ihr Exmann tot war. „Sie hat uns das Leben gerettet!“
 „Wer hätte das Gedacht?“, fragte sich Rogue laut. „Wo ist ihr Sohn jetzt?“
 „Robin müsste noch schlafen. Ich habe ihn heute vom Unterricht befreien lassen.“, antwortete sie, wollte noch etwas anderes erzählen, doch dann sah sie ihren Sohn an der Wand angelehnt, der den Besuch kalt betrachtete. Seine Augen lagen auf Kurts Aussehen.
 „Oh, Schätzchen. Wie geht es dir jetzt?“, fragte seine Mutter und die X-Men folgten ihrem Blick.
 Robin hatte rostbraunes, längeres Haar und schwarze Augen. Ein Pfeilchen färbte seine Wange bläulich.
 „Super, Mom!“, murrte er nicht gerade begeistert und verschwand wieder.
 „Robin, warte!“, rief Joanne und eilte ihm hinterher.
 Kurt ließ den Kopf hängen.
 „Schon gut!“, sagte Rogue, legte ihm eine Hand auf die Schulter und folgte Mrs. Cather.
 Der 17-Jährige war in sein Zimmer geflüchtet und hatte sich in seinen Drehstuhl gesetzt. Die Tür stand weit offen und seine Mutter stand neben ihm, mit einer Hand auf seinem Arm.
 Sie fing Rogues Blick auf und ging an ihre Seite.
 „Könnte ich für einen Augenblick mit ihm alleine reden, Mrs. Cather?“, fragte sie. Joanne nickte und entfernte sich.


                                                                                    *

„Siehst du immer so aus?“, fragte Kassy und strahlte Kurt weiterhin an.
 „Seit dem ich zurückdenken kann!“, antwortete dieser lächelnd.
 „Wie alt bist du?“, fragte Kassy weiter.
 „29.“
 „Warum redest du so komisch?“
 Kurt lachte auf. „Tue ich das?“
 „Ja! Warum denn?“
 „Weil ich aus Deutschland komme!“
 „Kenn ich nicht! Wo ist das?“
 „Weit , weit weg! Auf der anderes Seite der Welt!“, antwortete er.
 „Vermisst du nicht deine Eltern?“, fragte Kassy und machte Anstalten auf seinen Schoss zu klettern.
 „Nein. Also, ich habe sie nie kennen gelernt.“
 „Warum?“
 Kurt hielt inne. Weil ich ein Mutant bin haben sie mich wohl weg gegeben!, das konnte er nicht sagen. Das würde sie noch nicht verstehen. Und er hatte sich nie so wirklich Gedanken darum gemacht, wer nun seine wirklichen Eltern waren. Zumal er sich nicht darum geschert hatte. Seine Zieheltern, damals im Münchner Zirkus, waren wohl die besten Eltern, die man nur haben konnte. Seine wahre Familie waren jetzt aber die X-Men.
 Immer noch wartete Kassy auf seine Antwort und sah ihn in sein nachdenkliches Gesicht.
 „Was hast du?“, rüttelte sie ihn wach, aber er schüttelte nur den Kopf.
 „Mommysagt, dass Daddy Robin nicht wollte, weil sein Daddy ein Mutant war!“, erzählte Kassy nun.
 „War er denn nicht sein Vater?“, wunderte sich Kurt.
 Kassy schüttelte den Kopf. „Robins Daddy war schon in den Himmel gekommen, bevor ich geboren war! Und mein Daddy hat Robins Daddy auch immer beleidigt! Gut, dass dieser Freak tot ist! Hat er immer gesagt!“
 „So?“, Kurt dachte nach.
 Menschen konnten wirklich grausam sein. Armer Robin.
 Plötzlich fing etwas an zu piepen und Kurt sah an sich hinunter, bevor er einen Knopf auf seiner Armbanduhr drückte.
 „Nightcrawler hier?“, sprach er in die Uhr.
 „Cyclops hier. Habt ihr etwas gefunden?“, hörte er Scotts stimme.
 Er sah auf den Wohnzimmertisch und zuckte mit den Brauen. „Ja, doch! So einiges. Tee, Kekse und geblümte Untertassen..“
 „...Hab ganz vergessen zu lachen.“, murrte Scott. „Dafür haben wir keine Zeit, du Wochenendkomiker!“
 „Gut, Spaß beiseite!“, sagte Kurt. „Ich und Rogue sind zur Zeit bei einer Familie, die-“
 „Wer ist das??“, fragte Kassy neugierig mit ihren hohen Kinderstimme.
 „Freunde von uns!“
 „Sind deine Freunde auch Mutanten??“
 „..Wir kommen zu euch, Nightcrawler!“, sagte Scott sofort.„Wo befindet ihr euch?“
 „Öhm..-“
 „Hartstraße!“, rief Kassy, die ein Ohr an Kurts Uhr hielt. „Nr.75!“.
 „Ihr habts gehört!“, sagte Kurt hinterher.
 Scott machte eine Pause. „Ja, alles klar. Wir sind bald bei euch!“


                                                                                *

Robin saß die ganze Zeit nur mit verschränkten Armen in seinem Stuhl und starrte Rogue an, die sich in seinem Zimmer stumm umsah.
 „Warum seid ihr hier?“, fragte er plötzlich und seine Stimme war wohl härter, als die eines alten Veteran.
 „Wir sind hier, um zu helfen!“, antwortete Rogue wahrheitsgemäß.
 „Ihr könnt mir viel erzählen!“, gab Robin zurück. „Meine Mutter hat euch doch schon genug über uns erzählt, warum sollte ich-“
 „Weil diese Fledermausbestie, die deinen Stiefvater getötet hat, eigentlich eine verstörte, junge Frau ist, die mehr Angst vor ihrer Mutation, als vor dem Tod hat!“, unterbrach sie ihn mit klarer, durchgreifender Stimme.
 Rogue seufzte, als sie weiterhin nur Härte in seinem Blick erkannte und setzte sich auf sein Bett. Nach ein paar Minuten zog sie schließlich einen ihrer Lederhandschuhe aus und sah ihn an. Sein Blick war, außer etwas Verwunderung, unverändert.
 „Wenn ich dich jetzt berühren würde, würde ich durch meine Haut, deine Erinnerungen, Ängste und Lebensenergie, sowie deine Mutantenkräfte absorbieren!“, erzählte sie ihm kurzer Hand.
 „Warum tust du es denn nicht?“, fragte er sie kalt. „Dann hättest du, was du wissen willst!“ „Weil ich gelernt habe meine Kräfte für gute Sachen einzusetzen! Ohne Ausnahme!“
 „Das ist... Verrückt!“, sagte er.
 „Als ich so alt war, wie du, hatte ich große Probleme mit meiner Gabe. Ich konnte niemanden berühren, den ich liebte. Küssen und alles andere war tabu und ist es heute noch!“
 „O.k.! Nähere Details will ich nicht wissen!“, Robin hob die Hände.
 „Auf jeden fall habe ich Freunde gefunden, die mir geholfen haben, diese schweren Zeiten durchzustehen! Wir X-Men wollen nur helfen!“
 Nun herrschte Stille. Sie sahen sich in die Augen. Rogue hatte gehofft, Robin würde ihr nun etwas über sich erzählen, was vorerst nicht der Fall zu sein schien. Doch dann holte er unverhofft Luft.
 „Ich war ungefähr 13 oder 14. Da verschwand plötzlich mein Spiegelbild. Es war einfach weg. Von einer Sekunde zur anderen.“, fing er an von sich aus zu erzählen und das Eis in seinem Blick schien für kurze Zeit zu tauen. „Ich hatte keine Angst davor, da ich wusste, dass mein Vater auch Mutant war.“
 „Randy war auch ein Mutant?“, fragte Rogue stirnrunzelnd.
 Robin schüttelte aber wiederum den Kopf, drehte sich seinem Schreibtisch zu und zog eine Schublade auf, um darin zu wühlen. „Randy war nicht mein Vater!“.
 Er holte einen älteren Umschlag hervor, zog ein Foto heraus und gab es ihr. „Das ist mein Vater!“
 Rogue nahm das Foto in die Hand. Es zeigte einen jungen Mann, der neben einem 3-Jährirgen Jungen auf einem Dreirad stand. Seine Harre hatten, die selbe Farbe, wie Robins und seine Augen glühten rot auf schwarzem Hintergrund. Ein kleiner Kinnbart zierte sein gutaussehendes Gesicht.
 „Er nannte sich immer Gambit.“, fügte er hinzu.
 Gambit?, Rogue kannte diesen Mann. Sie hatte schon mal von ihm gehört und ihn irgendwo ein Bild von ihm gesehen. Aber sie hätte niemals gedacht, dass er eine Familie hatte.
 „Seinen richtigen Namen kennt nicht einmal Mom, sagt sie.“, meinte Robin. „Ich glaube ihr nicht! Ich bin verdammt noch mal sein Sohn. Sie sollte eigentlich mehr über ihn wissen!“ Rogue sagte nichts mehr und sah nur auf das Foto. Ihre Erinnerungen an ihn waren dunkel, aber sie wusste, dass es damals in den Nachrichten hieß, dass ein Mutant namens Gambit bei einem Anschlag ums Leben gekommen war. Seine Leiche je doch wurde nie gefunden. Robin starrte sie mit seinen kalten Augen an, als wollte er ihre Gedanken aufsaugen.
 „Randy lauerte uns in unserer Einfahrt auf.“, fingt er plötzlich an zu erzählen und sie spitzte die Ohren. „Wir kamen von einem Familienausflug zurück, da kam er plötzlich aus dem Schatten und bedrohte uns mit einer Waffe. Er wollte uns einen nach dem anderen erschießen, bis ...“
 „Bis die Fledermaus kam?“
 Er nickte und sagte,: „Sie fiel einfach vom Himmel. Randy konnte noch nicht einmal richtig reagieren, ich schätze er hatte einfach Angst. Mehr noch, als vor mir... Aber weißt du was?“ Sie schüttelte den Kopf.
 „Ihre Augen werde ich nie vergessen.“
 Rogue musste ungläubig lächelnd. „Wenn’s nur das ist?“, erwiderte sie. „Ich mein sie hat vor euren Augen Kassy’ s Vater umgebracht!“.
 „Nein.“, sagte er. „Wie sie es tat, konnten wir nicht sehen. Sie hat ihn ins Gebüsch gestoßen. Aber was ich jedenfalls sehen konnte, war, dass sie einen seinen Pistolenarm noch im Maul hatte, als sie wieder davonflog.“
 Einen Arm. Rogue dachte daran, dass sie ihn bis zum Handgelenk gefressen haben muss, und ihr wurde etwas flau im Magen.
 „Kann ich dir eine Frage stellen?“
 „Sicher doch!“, sie nickte.
 „Du sagtest, diese Fledermaus sei eine Mutantenfrau.“, fing er an und als sie wieder nickte fügte er zaghaft hinzu. „Ich möchte sie kennen lernen. Und auch auf eure Schule gehen.“
 Und in diesem Moment stand er auf und zog zwei fertig gepackte Reisekoffer unter dem Bett hervor.
 Rogue musste lachen. „Hast du gehofft, dass wir zu euch kommen?“
 „Meine Mutter hat sich vor ein paar Tagen mit Professor Charles Xavier in Kontakt gesetzt und mich in der Mutant High angemeldet!“, Er schmunzelte leicht, wenn aber nur kurz.
 „Na dann?“, sagte Rogue und deutete zur Tür. „Bist du dann bereit wieder mit ins Wohnzimmer zu kommen?“
 Er legte als Zustimmung nur kurz den Kopf schief und folgte ihr mit den beiden Koffern beladen.

 

  

 

Der 4 Teil und gleichzeitig auch der Anfang des zweiten Kapitels von Lost Storie, Mirrorwalker.

Zu den Altern. Ich habe keine Ahnung, wie alt die Charaktere eigentlich sind. Daher nahm ich ein angenehmes Alter für Nightcrawler. Damit er nicht Viel älter als Scarlet ist! ...

Ich habe Gambit auch etwas älter gemacht, als er eigentlich ist. Sein Sohn Robin ist ca. so alt, wie Snake und Arty. Denn mit denen hab ich noch was vor ;].
Was ich zu Joanne Cather zu sagen habe, ist dass sie in meiner Geschichte auch noch jünger ist, als der Druchschnitt.

Sie war so ca. 17, als sie Robin bekam .. (Ich mag die Zahl! XD 17! .. Klingt toll!*rauchz*)
Und daran, dass Kassy (Kassandra) 9 Jahre alt ist, kann man sich ca die Zeitspanne ausrechnen, in der die Geschichte spielt. (muss ich auch noch machen .. ach ich hasse Mathe!)

Wenn euch die Stories gefallen, dass bitte auch Benoten ^^ denn kann ich sehen, wie schlecht ich bin ;).

Gruß Myotis
Nina Scarlet Manok, Anmerkung zur Geschichte

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Der Beitrag wurde von Nina Scarlet Manok auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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