Christian Sommer

Warum ich das Rauchen unterbrach


”Kannst du vielleicht ein bisschen langsamer fahren?” Hansen bemühte sich gar nicht erst den Schlaglöchern auszuweichen, so schnell er konnte fuhr er die von Linden gesäumte Landstrasse entlang und bei fast jedem Schlag fiel mir die Asche meiner Zigarette auf die Hose.
 
“Wir sind spät dran.“
 
 “Ja, aber das ist kein Grund uns umzubringen. Außerdem sieht meine Hose total Scheiße aus.“
 
“Warum hast Du sie dann angezogen?“
 
„Arsch.“
 
Ich kannte Hansen nun schon fast mein ganzes Leben, also ein bisschen mehr als 17 Jahre. Er wohnte im Nachbardorf mit seinem großen Bruder und seiner geschiedenen Mutter im Haus des unterhaltspflichtigen Vaters.
 
Am Anfang konnten wir uns nicht leiden. Erst als er mit zwölf im Umkleideraum einen Heulausbruch hatte und ich mich als einziger dafür interessierte, brach das Eis. Seine Eltern ließen sich damals gerade scheiden und es war schwierig für ihn damit umzugehen. Ich hatte das schon hinter mir und erklärte ihm all die Vorteile, die so eine Scheidung für die Kinder haben konnte. Das half ihm und seit dem waren wir dicke Freunde. Wir unternahmen alles gemeinsam und teilten alles. Wir hatten sogar mit demselben Mädchen im Abstand von nur zwei Tagen unseren ersten Sex und in der Schule saßen wir am selben Tisch. Wir hätten auch Brüder sein können.
 
„Was für´ne Party issen das?” fragte ich. Nicht das es mich wirklich interessiert hätte, denn solange es was zu trinken gab, war eigentlich jede Party gut.
 
„Cordelias Geburtstagsparty. Sie wird 18, glaube ich. Sie hat uns eingeladen. Hast Du das schon vergessen?“
 
„Cordelia aussem Block?“ wunderte ich mich, denn die Cordelia die ich kannte, wohnte als einzige der ganzen Schule in dem grauen 8 Parteien-Mietsklotz am Rande des Dorfes. In dieser ländlichen Gegend wirkte das Mietshaus eher deplaziert und mit ihm all die, die darin wohnten. Cordelia musste sich oft dafür hänseln lassen, dass es Ihre Familie nicht zum Eigenheim gebracht hatte. Das änderte sich allerdings abrupt, als sie diese wunderschönen großen Brüste bekam. Von da an wurde sie von uns Jungs bewundert und den Mädchen beneidet. Ich besuchte sie einmal, da war sie noch nicht so gut ausgestattet. Wir knutschten und fummelten ein bisschen, bis ihr Vati von der Frühschicht kam. Ich erinnere mich, dass die Wohnung ziemlich klein war.
 
„Hat sie nur uns eingeladen, oder wo will sie all die Leute unterbringen?“
 
„Sie feiert im Garten ihrer Großeltern. Du kriegst auch gar nichts mehr mit, oder?“
 
„Scheinbar nicht.“ antwortete ich und zog kräftig an der Zigarette. Als wir bei der Kleingartenkolonie vorfuhren, war die Musik eher zu fühlen als zu hören. Je dichter wir dem Bass kamen, desto mehr Mopeds und Fahrräder standen querbeet rum. Wir waren wohl die einzigen, die mit einem Auto da waren.
 
Hansen parkte direkt vor der Tür und nach dem sichergestellt war, dass wir das Geschenk, eine Flasche Wein, die wir selber trinken wollten, auch dabei hatten, stiegen wir aus.
 
„Wie alt wird sie denn nun?“ wollte Hansen wissen.
 
„Keine Ahnung. Du wusstest doch, dass wir eingeladen sind.“
 
„Ja, aber. Ach, ist ja auch egal.“
 
„Schön. Dann können wir jetzt, ja?“ Ich war reichlich genervt, denn ich wollte nicht ewig in der Kälte stehen.
 
Als Cordelia die Tür öffnete blieb uns beiden der Atem stehen. Enge Jeans, enges T-Shirt und offen Haare, sie war wunderschön!
 
„Hansen und Cabman, die desaströsen Zwei!“ begrüßte sie uns überrascht tuend. „Seit wann habt ihr denn den Führerschein?“ wollte sie wissen.
 
„Ich habe keinen.“ antwortete ich und schaute Hansen an.
 
„Den kann man doch erst mit achtzehn machen.“ antwortete der und damit war dann auch schon alles gesagt.
 
Die Party war ganz gut. Das Vereinshaus der Kolonie bestand aus nur einem Raum, aber der war riesig. Überall turnten Leute rum, die ich auch schon mal gesehen hatte und die, die ich bis dato noch nicht gesehen hatte, waren die, die man auch nicht unbedingt sehen wollte.
 
Cordelia kam auf mich zu: “Danke für das Geschenk. Hansen hat sich wirklich gefreut!“
 
„Hat Hansen es Dir schon gegeben?“ fragte ich entsetzt.
 
„Naja, er hat es kurz ins Licht gehalten und dann mit Jana gekillt.“ erwiderte sie lachend.
 
„Toll. Der Ficker!“ Ich war wirklich sauer und versuchte mir eine Zigarette anzustecken.
 
„Das mit dem Rauchen solltest Du sein lassen. Es ist schädlich für Dich und die Küsse schmecken auch nicht.“
 
„Naja, da gibt es wohl zwei bis drei Dinge, die noch schädlicher sind und wir küssen ja schon lange nicht mehr.“
 
„Das könnte sich wieder ändern, wenn Du mit Rauchen aufhören würdest.“
 
Ab da sah ich wohl erschrocken und verstört aus und dann kam sie auf mich zu und gab mir einen Kuss und seit dem rauchte ich nicht mehr und zwar solange, wie ich mit Cordi zusammen war, also 5 Monate.
 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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