Nicole Schnatmann

Licht und Schatten

 

 

Als Katharina an diesem Morgen wach wird, fällt ihr erster Blick auf das schöne Spiel zwischen Licht und Schatten an ihrer Schlafzimmerwand. Dann ihr erster Gedanke: Ich brauche mehr Licht in meinem Leben!

Sie steht auf, zieht sich an und geht kurz darauf vor ihrem Bett auf die Knie um ihre Reisetasche hervor zu holen.

 

Katharina weiß noch genau, wie schön es damals mit ihnen begonnen hat.
Es war einer dieser verregneten Herbsttage, an denen man wach wird und sich am liebsten ganz tief unter der Bettdecke verkriechen möchte.

Das Problem war allerdings, das sie genau das tat.

Zu verschlafen ist ja eigentlich schon schlimm genug, dann aber noch den Bus zur Arbeit direkt vor der Nase abfahren zu sehen gab ihr fast den Rest.

Als Katharina dann fluchend hinter dem Bus herrannte und verzweifelt versuchte auf sich aufmerksam zu machen, fing es natürlich auch noch an zu regnen.

Selbstverständlich nicht nur Tröpfchen weise, nein, ganze Eimer mußten es sein!

Was blieb ihr da noch anderes übrig als wie zu laufen.

Als sie so die Straße endlang ging, machte sie sich nur Gedanken darüber welchen ärger das wieder bei der Arbeit geben würde, doch natürlich hatte sie, wie könnte es anders sein, noch nicht einmal ihr Handy dabei.

In Gedanken wie sie war bemerkte sie nicht das Auto, das ihr entgegen kam.

Ein lautes Platsch und Kathi war von oben bis unten klatsch naß.

<oh nein, nicht daß auch noch!>

Doch auch an solchen Tagen geschehen manchmal noch kleine Wunder. Ein Wagen hielt neben ihr, es war der gleiche wie zu vor.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Er nahm sie in seinem Wagen mit, gab ihr erst sein Handy und brachte sie dann nach Hause.

 
Kaffee, eigentlich würde ich jetzt gerne einen Kaffee trinken, schießt es ihr durch den Kopf, doch sie weiß, setzt sie sich jetzt erst einmal mit ihm in die Küche, wird ihr der Mut fehlen um das zu tun, was schon so lange fällig ist. Also lässt sie sich nicht beirren und geht sofort zum Kleiderschrank und will ihre Sachen packen, doch der erste Griff in den Kleiderschrank ist natürlich ein voll Treffer. Genau diesen Pulli trug sie an dem Tag an dem sie ihm ganz verfallen war.
Zwei Tage später brachte ein Kurier einen großen Blumenstrauß in den kleinen Laden am Markt in dem Kathi arbeitete, in der bei gelegten Karte stand geschrieben.
 
Ich weiß, du hast sicher Angst,

daß ich dich noch einmal naß mache,

aber bekomme ich trotzdem eine Zweite Chance?

Heute abend 20:00 Uhr vor deiner Haustür?

Ich warte auf dich, mit Regenschirm!

Thomas

 

Natürlich war sie da und er stand wirklich wie versprochen mit einem Regenschirm vor ihrer Haustür. Der Schmollmund mit dem er sie anschaute, entlockte ihr ein herzhaftes Lachen. Sie gingen Essen, lachten viel und verstanden sich einfach nur gut.

In den nächsten Wochen und Monaten kamen sie sich immer näher, zogen zusammen und wollten heiraten, doch leider war das nicht das Happyend.

Sie hätte nie gedacht, dass etwas wie Arbeitslosigkeit einen Menschen so verändern kann. Es interessierte ihn nicht mehr, wie es ihr ging, ob sie weinte oder lachte. Jedes liebe Wort, jede Umarmung war zu viel, es sei denn ihm war der Sinn nach einer Bestimmten Sportart. Katharina wartete, hoffte und ja, sie betete sogar darum dass er Arbeit finden würde.

Sie verbrachte Tage und Nächte damit weinend im Bett zu liegen und einen Ausweg zu suchen. Doch je mehr Zeit verstrich, desto tiefer versank er in einem Sumpf aus Frust und Selbstmitleid und im gleichen Maß verzweifelte und verbitterte Katharina immer mehr. Darüber hinaus bemerkte er nicht, wie sie sich immer mehr von einander entfernten. Von der Frau an seiner Seite mutierte sie zu der Frau die bei ihm wohnte.

 
Doch trotzdem stehen ihr die Tränen in den Augen, als sie durch die Küche geht.

Nicht wegen dem Mann der nun betrunken zwischen den ganzen Flaschen liegt und schläft, sondern wegen dem Mann der er einmal war.

Gut aussehend, charmant, talentiert, liebevoll und einfühlsam.

Sie schreibt ihm noch eine Nachricht, holt ihre Sachen aus dem Bad, legt ihre Schlüssel auf den Tisch und geht.

Erst als sie die Haustür hinter sich schließt, dreht sie sich noch einmal um und fragt sich, ob sie wirklich das Richtige tut, doch die Tür ist zu.

Doch ihr Gang wird zögerlicher:

Was er wohl denken wird, wenn er meine Nachricht liest?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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