Stephanie Müller

Sternenklar


Er
war klein, fast winzig, aber doch gut zu sehen. Sie umschloss ihn mit ihren
Fingern und wollte ihn für immer festhalten. War es ihr möglich? Konnte sie so
etwas Kostbares für sich behalten?

Ihr
Herz schlug in einem sanften Rhythmus, es gab ihr die Ruhe die sie brauchte um
ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Und durch die gleichmäßigen Schläge, gab
es ihr die Gewissheit am Leben zu sein und nicht nur zu träumen. Aus einem
solchen Traum wachte sie nicht gern auf, lieber wollte sie ewig schlafen, nur
um ihn nicht hergeben zu müssen.

Er
gab all seine Wärme, die er trotz seiner Winzigkeit besaß. Es schien als
erwärmte er nur sie. Überhaupt beachtete sonst niemand ihn. War er zu klein um
von den anderen gesehen zu werden oder war ihr Leben zu wichtig um sich ihm zu
widmen? Sie starrte ihn an, als erwarte sie eine Antwort von ihm. Es schien als
wollte er ihr etwas zurufen, ihr all die Fragen, die ihr in der Seele brannten,
beantworten. Seit Jahren suchte sie nach dem passenden Gesprächspartner um ihren
Schmerz in Worte zu fassen, um nicht mehr allein zu sein. Keiner konnte den
Durst oder das Brennen ihrer Seele löschen. Sie sehnte sich nach den Momenten
an den nur Leere ihre Gedanken beherrschte. Doch war es die Leere, die sie
suchte? Nein, wenn schon wollte sie wärmende Leere. In dem Moment als sie ihn
erblickte schien es als habe sie diese gefunden. Sie betrachtete ihn, umrahmte
ihn mit ihren zarten, von der Kälte der Welt und der Nacht spröden Fingern.
Wenn du doch bei mir sein könntest und ich deine Wärme spüren könnte, dachte
sie in das Brennen ihrer Seele hinein. Er ging nicht weg, das war ein gutes
Zeichen, er blieb wie sie erstarrt vor Erfurcht stehen und beide ließen die
Blicke nicht voneinander. Langsam stellte sich ein Gefühl der Vertrautheit ein,
so als wären sie sich schon jeden Tag begegnet, nur ohne sich so direkt
anzuschauen. Was war passiert, dass sie sich plötzlich sahen?
Sie hatte doch nur einen
Moment innegehalten zwischen dem Lärm der vorbeifahrenden Autos und den wenigen
Menschen, die sich bei der Kälte auf die Straße wagten. Was war der Anlass
ihres Aufwärtsblicken? Sie hatte Hoffnung verspürt, nachdem sich die Tür hinter
ihr geschlossen hatte, sehr hart und laut, als würde sie ihr einen Tritt
verpassen wollen, da bemerkte sie, dass ihre Einsamkeit ein Ende haben würde.
Was gab ihr den Mut in die Kälte hinaus zu gehen, den Mut sich allem zu
stellen, was ihr in den Weg kommen würde? Eine Zuversicht mischte sich in das
Brennen ihrer Seele wie ein Tropfen des kältesten Bergquellwassers, das es
löschen wollte. In diesem Moment schaute sie vorwärts, schaute sie nach oben.
Und dort stand er: klein, weit weg, aber doch wunderschön. Sie ließ sich nicht
von seinem Schein täuschen, sie wusste er war etwas Besonderes, etwa Großes –
denn trotz der Masse an Sternen am klaren flirrenden Nachthimmel, ragte er ihr
entgegen, als sei er nur für sie geschaffen. Er rief ihr etwas zu, dass sie
nicht verstehen, aber erahnen konnte. Liebe durchzuckte ihre verbrannte Seele.
Und er war es, der ihr diese zeigen würde.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.04.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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