Stephanie Müller

Die gestiefelte Katze


Jeden Winter ist es soweit: ich suche Stiefel. Wie die Katze die auf einen gefüllten Futternapf wartet, warte ich auf das richtige Paar Stiefel. Der Unterschied zur Katze ist nur der, das sie irgendwann Futter bekommt, nur ich bekomme nie Stiefel. Ich begebe mich also Winter für Winter in den Strom der Suchenden, selten trifft man hier Männer an. Nur meinen der am Anfang jedes Mal brav mittrottet. „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“, trifft des Pudelskern fast genau (oder sollten wir an dieser Stelle lieber des Katerskern sagen?) Sind die Frauen erst einmal durch Werbeprospekte und Schlussverkäufe jeglicher Art angefüttert, bremst sie nur noch das Stiefelpaar ihrer Träume. Auch ich suche nach dieser Bremse, meist läuft es jedoch nur auf eine Notbremse hinaus. Was soviel bedeutet wie, ich nehme ein Paar Stiefel das an meine ursprünglichen Vorstellungen ungefähr so dicht rankommt, wie eine Maus an einen Elefanten. Ich habe es aufgegeben das Paar meines Winters – wir Frauen sind ja doch eher kurzfristig orientiert – zu finden. Mein lieber Wegbegleiter, der schon nach dem 3. Schuhregal im 4. Geschäft langsam anfängt seine grauen Zellen abzuschalten (was Männer ja können und müssen um sich zu regenerieren). Jeder 3.Satz von ihm geht ungefähr so: Schatz, deine Wünsche sind einfach zu speziell. Dem kann ich nicht zustimmen, es kann doch nicht so schwer sein ein braunes Paar mit Absatz, nicht zu dünn, nicht zu hoch, innen leicht gefüttert und möglichst aus Leder, nicht zu teurer, weil ja im nächsten Winter wieder neue her müssen. Ist das zuviel verlangt? Es gibt ca. 2043 Schuhläden in dieser Stadt und alle haben die gleichen Schuhe, nur nicht mein Wunschpaar. Das ist ja wie mit Katzenfutter, es gibt ca. 10000 Sorten und schmecken tun sie doch alle gleich. Mein Mitgeschliffener steht neben mir und betrachtet 7. Paar an meinem Fuß, der immer zu groß ist für die wirklich hübschen Stiefel. Genauso wie man oft zur falschen Zeit am falschen Ort ist, hat man als Frau auch immer die falschen Körpermaße: Busen zu klein, Beine zu kurz, Arme zu lang, Füße zu groß…Ich höre neben mir nur noch ein leises: Ja, die sehen gut aus. Dieser Satz kommt wie von einer Platte mit Sprung. Ich suche weiter, meist so lange bis die ersten Schneeglöckchen sich durch die kalte Wintererde zwängen und das Ende des Winters ankündigen. Dann beginnt die Sommerschuhsaison… Ich glaube trotzdem daran, einen Winter die gestiefelte Katze zu sein.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.05.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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