* Die nachfolgende Story ist Bestandteil des Buchs 13 Reise-Fragmente *
* Die Busentführung fand tatsächlich im Norden Brasiliens auf dem Weg nach Belém statt *
Seit zwei Stunden saßen Kathrin und ich auf dem Busbahnhof der Stadt Imperatriz. Der Bus wurde ausgewechselt, und so hatten wir eine längere Pause, die wir mit Kartenspielen verbrachten.
Es war bereits abends, und wir befanden uns vor dem dortigen Restaurant an einem Tisch und übten unsere gewöhnliche Tätigkeit aus, die uns in solchen Momenten stets die Zeit vertrieb. Rommé, eine Runde folgte der anderen.
Vor dem flachen Gebäude standen ein paar Stühle und Tische, an denen wartende Reisende saßen. Zwei Busse standen nebeneinander auf dem Parkplatz. Leise brummten die Kühlungssysteme und erinnerten mich an riesige Insekten.
Nach dem Zwischenstop in Imperatriz fuhr unser Bus zügig die Schnellstraße in Richtung Norden entlang. Die letzten Häuser der sich hinziehenden Stadt zogen an den Fenstern vorüber.
Neben mir auf der anderen Seite des Mittelgangs befanden sich eine Frau und ein Mann. Sie saß schläfrig am Fenster, den Kopf an der Scheibe angelehnt, und er saß direkt vor dem Bordfernseher, der schräg über ihm befestigt war.
Die Bildqualität des Fernsehers war grässlich, und der laute, rauschende Ton strapazierte arg meine Nerven. Ich fragte mich, weshalb in Gottes Namen niemand dieses provozierende Geflacker ausschalten konnte. Mein Blick fiel auf den Mann, der keine Anstalten machte, den Knopf zu bedienen. Hat er irgend etwas? Er starrt so eigenartig in die Luft.
Der flimmernde und rauschende Fernseher nervte mich zunehmend. Kurz entschlossen stand ich auf und betätigte den Drehknopf.
Aus. Geschafft.
Mit einem Mal war es still im Bus. Kein bläulich graues Licht erhellte mehr die Gesichter der Reisenden. Nur die typischen Fahrgeräusche waren zu vernehmen.
Die Bordbeleuchtung war ebenfalls ausgeschaltet. Wie üblich wurden die Vorhänge der Fahrerkabine zugezogen, damit die von vorne einfallenden Lichtkegel der entgegenkommenden Fahrzeuge nicht die schlafenden Passagiere störten. Müde legte ich meinen Kopf an Kathrins Schulter.
Ich döste ein, alles schien so zu werden wie auf meiner Tour mit dem Greyhoundbus quer durch Kanada. Alles wie gehabt, dachte ich. Bus fahren ist weltweit eigentlich immer dasselbe.
Ich war gerade am einschlafen, als der Bus nach gut einstündiger Fahrt zu schaukeln begann.
Ließ die Qualität der Straße dermaßen nach, oder war es eine Umleitung? Müde schauten Kathrin und ich aus dem Fenster, strengten unsere Augen an und bemerkten, dass wir nun auf einem sandigen Waldweg fuhren. Die Scheinwerfer bahnten sich in der Dunkelheit ihren Weg.
Nach einigen Metern stoppte der Bus. Zuerst vermutete ich eine Panne, doch konnte ich mir nicht vorstellen, dass dies der Grund war, die Hauptstraße zu verlassen. Oder ging es ab nun über eine schlammige Sandpiste weiter? Hatte ich nicht gelesen, dass die Strecke Goiânia – Brasilia – Belém komplett asphaltiert ist?
Im Augenwinkel vernahm ich eine schlagartige Bewegung.
Etwas metallenes blitzte auf.
Der auf der anderen Seite sitzende Mann war mit schnellen Bewegungen aufgesprungen, hatte einen Revolver gezogen und ließ ihn nun in alle Richtungen kreisen. Dabei schrie er einige Sätze auf Portugiesisch, seine Augen dabei wild aufreißend.
Mein erster Gedanke war, daß er völlig ausrastete und wütend über die Unterbrechung der Fahrt war. Möglicherweise laufe er im Kopf nicht ganz rund. Er machte ja schon zuvor einen seltsamen Eindruck. Der Mann schien mir völlig durchgeknallt.
Diese Annahme verflog sehr bald, denn der Mann hämmerte mit seiner Faust gegen die Fahrerkabine. Die Tür flog auf, und ein zweiter Typ mit übergezogener Strumpfmaske kam hinzu. Auch er hielt eine Waffe in der Hand.
Eines wurde klar: Die Lage war sehr ernst. Dies war ein Überfall. Unser Bus wurde entführt! Fassungslos starrte ich die beiden Männer an. Das kann doch nur ein böser Alptraum sein. Die Angelegenheit schien seit Anfang an, seit dem Verlassen des Busbahnhofs von Imperatriz, eine abgekaterte Sache zu sein.
Draußen war absolute Dunkelheit. Mitten im Urwald stand unser Reisebus auf einem Sandweg. Der Motor war mittlerweile aus, und die Notbeleuchtung glimmte vor sich hin.
Wieviel Pech kann man eigentlich auf einer Reise haben, fragte ich mich. Wie kriminell ist dieses Land, dieses verfluchte Brasilien?!
War Rio nicht schon genug? Hatte man unsere Naivität nicht schon bestraft? Gingen nicht bereits Geld und Wertgegenstände am Strand der Copacabana verloren?
Der Mann mit der Strumpfmaske trat nach hinten durch, und sein Komplize mit dem Revolver blickte zu mir, redete auf mich ein und zeigte auf den Innengang.
Ich verstand kein einziges Wort, und mein Herz raste. Sollte ich mich auf den Gang knien? War ich, weil ich zufällig in der ersten Reihe saß, das erste Opfer? Sollte ich mich nun hinhocken oder hinlegen?
Hält er mir gleich die Knarre an den Kopf, um der Ernsthaftigkeit des Überfalls Nachdruck zu verleihen? Bei solchen Entführungen müssen doch westliche Touristen als erstes dran glauben, oder nicht? Nackte Angst lähmte mich. Ich hörte bereits den todbringenden Knall des Revolvers und sah mein Blut auf den Gang spritzen.
»Ele não fala português! Ele não entienda ti!«
Kathrins eindringliche Worte kamen im rechten Moment.
Nachdem Kathrin dem Entführer verständlich machen konnte, dass ich seine Worte nicht verstehe, wurde er ungeduldig. Er meinte, ich solle nun endlich mein Geld auf den Gang legen.
Nun verstand auch ich halbwegs das Gesagte. Nicht ich sollte mich auf den Mittelgang legen, sondern mein Geld sollte sich schnellstmöglich dort befinden.
Nervös griff ich in meine Hosentaschen. Mir wurde noch heißer, als mir eh schon war.
Ich drehte mich zu Kathrin und flüsterte:
»Hast du noch Geld? Ich habe nur noch Kleingeld!!«
»Nein, ich glaube nicht. Ich gab dir doch vorhin alles. Du weißt doch, wir wollten erst in Belém wieder Reiseschecks umtauschen.«
»Was soll ich denn jetzt machen?«
»Lege das Kleingeld einfach schnell auf den Gang, es ist ja dunkel hier im Bus.«
Ich nahm einen Realschein und eine Handvoll Münzen und legte sie auf den Boden des Reisebusses. Leise klimperte das Geld. Ich schrak bei diesem Geräusch zusammen. Was passiert, wenn er diese dürftigen Almosen bemerkt? Er wird sich auf den Arm genommen fühlen und wütend werden.
Diese Gedanken bereiteten mir große Sorgen, waren wir doch als Ausländer und Touristen ohne weiteres erkennbar. Ich erwartete bereits die nächsten drohenden Worte, doch der Mann ging mit seiner Waffe weiter und befahl den Insassen des Busses, die Augen zu schließen und den Kopf zu senken.
Im Bus herrschte bedrückende Stille, nur das tiefe, angsterfüllte Atmen und leise Wimmern der Leute war zu vernehmen. Mit fest zugedrückten Augen presste ich mich in den Sitz. Meine Hände krallten sich in das Polster.
»Es wird schon gut ausgehen. Sie wollen sicherlich nur das Geld, und dann verschwinden sie...«, flüsterte Kathrin und ergriff meine Hand.
Es war ein beruhigendes Gefühl, ihre Hand zu spüren. Ich war überaus froh, dass sie neben mir saß, und drückte ihre Hand fest. Mit dem Zeigefinger streichelte ich über ihre Haut. Ich atmete tief ein und betete, dass die Sache ein rasches und gutes Ende finden würde.
Ging nicht auch der abendliche Überfall in Rio de Janeiro glimpflich über die Bühne? Uns wurde einiges an Geld und Reiseschecks abgenommen. Armbanduhren und meine Fotokamera gingen ebenfalls verloren, doch hatten wir nicht Glück, dass Kathrin und ich nicht verletzt wurden? So schnell, wie die Männer an der Copacabana kamen, so schnell waren sie auch wieder in der Dunkelheit verschwunden. Konnte es nicht auch im Bus so schnell über die Bühne gehen?
Das Geräusch der klimpernden Münzen unterbrach von Zeit zu Zeit die Stille. Hinter uns jammerte leise ein jüngeres Ehepaar. Direkt neben mir hörte ich schweres Atmen.
Vorsichtig blinzelte ich mit einem Auge und sah den Mann mit der Strumpfmaske. Sein Gesicht war hässlich verzogen. Die Waffe hielt er schußbereit in der Hand. Bedrohlich und kalt ragte der Lauf mit der schwarzen Mündung in den Raum.
Ich erwartete, dass er uns ein zweites Mal ansprechen und mehr Geld verlangen würde. Ich kniff meine Augen wieder zu und spürte, wie sich Schweiß auf meiner Stirn sammelte. An den Schläfen perlten die ersten Tropfen ab.
Ich hörte das Wimmern der Mitreisenden hinter mir. Ein verkrampftes Schluchzen bereitete mir Gänsehaut. Meine größte Furcht war, dass wir als Geiseln genommen oder Kathrin und ich getrennt würden.
Während ich das Horrorszenario im Kopf weiter ausspielte, drehte sich der Maskierte um und ging nach draußen, von wo das Rumpeln der Gepäckfachklappen zu hören war. Der andere Mann lief auf und ab, und eine jüngere Frau sammelte das Geld mit einem Hut vom Fußboden auf.
Die Gesamtsituation war nicht mehr durchschaubar. Welche Rolle spielte die Frau? War sie Mitkomplizin oder wurde sie dazu gezwungen, das Geld einzusammeln? Offen blieb auch, ob sich draußen weitere Komplizen befanden. Der Busfahrer fiel als möglicher Komplize aus. Er saß auf einem Sitz, schüttelte seinen gesenkten Kopf und hielt seine Arme vor dem Bauch verschränkt.
Einige Minuten später verschwanden die Entführer mit den eingesammelten Wertgegenständen. Der Überfall schien überstanden, die Busentführung hatte ihr Ende gefunden.
Behutsam erhoben sich die ersten Leute. Kathrin und ich trauten der Lage noch nicht recht und blieben noch einen Moment ruhig sitzen. Wir fragten uns, ob nicht noch eine andere Person zum Täterkreis dazugehöre, und die ganze Sache noch einmal kippen könne.
Nach weiteren Minuten stand fest, der Überfall war überstanden. Es kam immer mehr Bewegung im Bus auf. Männer und Frauen griffen zum Handgepäck und eilten ins Freie. Eine Frau mit einem runden Blechkuchen in der Hand lief völlig verwirrt hin und her.
Einige Leute liefen Hals über Kopf davon. Manche kamen zurück, nahmen weitere Habseligkeiten und verschwanden anschließend ebenfalls im Dunkeln.
»Was ist denn das jetzt hier? Ist die Sache nun vorbei?« fragte ich Kathrin.
»Ich weiß nicht. Die Leute verhalten sich sehr merkwürdig«, antwortete sie und schaute sich um.
»Sollen wir auch ins Freie gehen? Lass uns lieber noch ein Weilchen warten. Wer weiß, was dort draußen so passiert!«
Nach einigen Minuten kehrte wieder Ruhe ein. Mit etwa fünfzehn Verbliebenen saßen wir im verwaisten Bus. Die meisten Leute waren aus Furcht vor einer Rückkehr der Entführer verschwunden.
Als auch wir uns endgültig sicher fühlten, gingen wir ins Freie. An der frischen Luft empfing uns ein funkelnder Sternenhimmel, wie er hätte schöner nicht sein können.
Für mich war es der schönste und klarste, den ich je gesehen hatte. Ehrfurchtsvoll betrachteten wir die Milchstraße und sprachen über das soeben Erlebte. Mit ungeschnürten Stiefeln, die Weste mit den Papieren in der Hand, starrte ich zum Himmel und erschauerte.
Das zweite Mal während unser Tour durch Brasilien kam es knüppeldick, und mir war bange bei dem Gedanken, was uns womöglich in Amazonien erwarte.
Als wir wieder den Bus betraten, wurden wir von den anderen Insassen angeschaut, als kämen wir von einem anderen Planeten.
Kathrin stellte den verbliebenen Frauen freundlich ein paar banale Fragen. Scheu gaben sie als Antwort nur unverständliches Zeug.
Die Frau in der ersten Reihe las in der Bibel und betete leise. Immer wieder schloss sie ihre Augen und murmelte vor sich hin.
Nach der überstandenen Aufregung wurde ich von einem euphorischen Glücksgefühl gepackt, schaltete das Radio am Fahrersitz ein und tat eine Kassette in das Gerät.
Brasilianische Musik dudelte in der Nacht. Lieder erklangen, die uns die gesamte Reise über begleiteten. Fast hätte ich mich hinter das Lenkrad gesetzt. Der Zündschlüssel steckte noch.
Das Leben kehrte im Bus wieder zurück. Man kam ins Gespräch, und freundliche Worte wurden gewechselt. Eine junge Frau schenkte uns einen Lolli, und wir gaben ihr als kleine Aufmerksamkeit im Gegenzug einen Schluck aus unserer Trinkflasche.
Die Zeit nahm ihren Lauf, Müdigkeit kam wieder auf, und wir legten uns auf die Sitze und dämmerten vor uns hin.
Die Situation war grotesk. In einem verlassenen Reisebus saßen wir im dunklen brasilianischen Urwald auf einer von Gott verlassenen Sandpiste. Kurz zuvor wurden wir Opfer einer Entführung. Opfer eines in Lateinamerika alltäglichen Überfalls. Alles überspannend ein einzigartiger Sternenhimmel. Die funkelnden Himmelskörper leuchteten in voller Kraft.
Von einem Moment zum anderen waren Motorengeräusche zu hören, und das Licht von nahenden Scheinwerfern erhellte Büsche und Bäume des Waldes.
Unbeschreiblicher Trubel begann ganz plötzlich. Die eingetroffene Polícia Federal lief mit schnittigen Uniformen und schweren Waffen umher. Polierte Pumpguns, Maschinenpistolen und langläufige Revolver wurden von den Männern der Bundespolizei herumgetragen.
Gleichzeitig mit der Polícia Federal trafen drei Fernsehteams mit tragbaren Lichtflutern und Kameraausrüstungen ein. Auch die verschwundenen Reisenden waren wieder aus dem Nichts aufgetaucht.
Ein buntes, quirliges Durcheinander entstand. Es wurde gefilmt, gestikuliert und diskutiert. Interviews wurden bereitwillig gegeben, als wenn es das Normalste der Welt sei.
Mitten im Geschehen stolzierten die Uniformierten mit erhobenen Waffen und betraten den Bus. Seht her, es ist alles wieder unter Kontrolle.
Die nächtliche Situation wurde äußerst peinlich. Leute, die den kleinsten Verstand besaßen, drängten sich in den Vordergrund und gaben die größte Anzahl an Interviews.
Da war unter anderem die Frau, die zuvor wie besessen mit dem Blechkuchen umherlief. Sie gab den Fernsehteams ihre Erlebnisberichte in ihrer ganz besonderen Art ab. Mit den Armen rudernd, erzählte sie ausschweifend von der Entführung, als ob sie der Mittelpunkt des gesamten Geschehens war.
Dem Fernsehen war es recht. Die Kameraleute filmten alles, wirklich alles, was ihnen vor die Linse kam. Den Bus, die Sandstraße, die Leute, die stolzierende Polícia Federal und den Innenraum des Busses. Alles kam vor das Kameraobjektiv.
Jeder wollte die besten Aufnahmen machen. Reporter gaben vor laufender Kamera überspitzt dramatische Meldungen, ganz in der typischen Art und Weise des Reality-TV.
Ernsthafte Befragungen wurden von Seiten der Bundespolizei nicht durchgeführt, Protokolle wurden, soweit ich beobachten konnte, nicht aufgenommen.
Der Hauptteil der Polícia Federal verschwand dann auch sehr bald. Die Fernsehteams rückten ebenfalls genauso schnell ab, wie sie aus der Dunkelheit gekommen waren. Ihre Arbeit war getan. Aktuelle, brandheiße Bilder waren aufgenommen worden.
Nun, auf der Suche und Jagd nach weiteren spektakulären, nächtlichen Erlebnissen ging es weiter, dabei in Kontakt mit der Polizei bleibend oder ganz einfach den Polizeifunk abhörend.
Es wurde festgestellt, dass eine alte Frau verschwunden war. Eine Suchaktion wurde gestartet, Männer liefen in den dunklen Wald. Vor lauter panischer Angst traute sich die alte Frau nicht mehr zurück zum Bus und blieb im sumpfigen Dickicht des Waldes.
Mit zerkratzten, aufgeschürften Beinen kehrten die Männer jedoch stolz zurück. Erfolg war zu verbuchen. Langsam und unsicher wankte die Frau zum Bus, umringt von den drauf los redenden Männern.
Mein Blick fiel auf den jungen Busfahrer, der ebenfalls heftig umlagert wurde. Männer und Frauen redeten auf ihn ein, und laute Wortfetzen flogen durch die Nacht.
Nach ausführlichen Diskussionen wurde beschlossen, nach Belém weiterzufahren. Ich war froh über diese Entscheidung, denn ich wollte diesen Ort endlich verlassen.
Die aufregenden Stunden der Nacht hatten reichlich Nerven gekostet. Halbtot fiel ich neben Kathrin in den Sitz und schlief auf der Stelle fest ein.
Als ich in der Frühe aufwachte, fuhren wir bereits durch die Vororte der Amazonasstadt Belém. Alles war wieder normal. Es schien, als sei alles nur ein böser Traum gewesen.
Nochmals dachte ich über das Geschehene nach, und mir wurde klar, dass in Lateinamerika das Risiko, Opfer eines Verbrechens zu werden ungleich größer ist als in Mitteleuropa.
Ich stellte mir vor, was bei einer früheren Ankunft der Polizei passiert wäre. Entweder hätten die Entführer die Nerven verloren und wären Amok gelaufen, oder die schwer bewaffnete Staatspolizei hätte den Bus gestürmt, dann hätte niemand etwas zu lachen gehabt.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Entführer klein beigegeben hätten. Was konnten sie auch verlieren? Die Polizei in Lateinamerika geht rustikaler zu Werke als anderswo, da schießt man gleich zurück.
Bei unser Ankunft in Belém wurden die Fahrkarten eingesammelt, damit keine nachträglichen Schadenersatzansprüche gestellt werden konnten. Das Kapitel »Nächtliche Busentführung hinter Imperatriz« wurde hiermit geschlossen, abgehakt und zu den Akten gelegt.
Beim Aussteigen klopfte ich dem Busfahrer behutsam auf die Schulter und reichte ihm meine Hand. Mit einem gequälten Lächeln erwiderte er meine Verabschiedung. Er sah übermüdet und um Jahre gealtert aus.
Kathrin und ich nahmen die zum Glück unangetasteten Rucksäcke aus dem Gepäckfach und liefen den Bürgersteig entlang. Die Sonne strahlte. Kein Wölkchen trübte den Himmel. Ein herrlicher Tag ...
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Marco Bertram).
Der Beitrag wurde von Marco Bertram auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.05.2006.
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