Dr. Peter Satori

Aktive Sterbebegleitung zzgl. 16% Reinkarnation



Kennt Ihr solche Leute?? Ja? Kennt Ihr sie??
Die wissen einfach alles – die könnt Ihr fragen, was immer Ihr wollt. Die haben auf ALLES eine Antwort.
Ja, solche Leute gibt es. Alle Verschwörungstheorien sind denen bekannt – restlos alle.

Klar waren die Amerikaner niemals auf dem Mond – wenn, dann sind die höchstens hinterm Mond (wobei ich mich bei dieser Theorie sogar zu einer gewissen Zustimmung hinreißen lassen könnte!!). Diese Alleswisser (meist in Gestalt von rollkragenpullovertragenden Taxifahrern, mit leicht verklebten Haaren) geben Euch Antworten auf Fragen, die keiner Person in den Sinn gekommen wären.

Die informieren Dich über „morphogenetische Felder“ und sehen Deiner Aura an, dass du eine höchstcharismatische, sensible Person bist und klären Dich dann darüber auf, dass die von Flugzeugen verursachten Kondensstreifen am Himmel in Wirklichkeit hochwirksame Tranquilizergase enthalten, die alle Menschen in die Alkoholabhängigkeit treiben sollen und ganz Deutschland in den Wahn einer großen Koalition geleitet haben und gleichzeitig dafür verantwortlich sind, dass kabarettistische Veranstaltungen aufgesucht werden und Komödianten in Priesterkutte auftreten, womit nach und nach die Gravitationskraft unseres blauen Planeten reduziert wird und letztendlich ein Schwebezustand von Omnibussen ausgelöst wird, damit um die Erde kreisende außerirdische Raumpatrouillen (mit Erich von Däniken als 2. Steuermann an Bord) sich der im Bus befindlichen Menschen bemächtigen können, um ihnen zusätzliche, transparente Organe zur Steuerung unserer Gehirne einzusetzen, was zur Folge hat, dass alle männlichen Erdbewohner mit einer Dauererektion rumlaufen und nur noch an eines denken:



Wie soll ich denn diese Taxirechnung jemals begleichen??



Mittlerweile zeigte das Taxameter nämlich einen dreistelligen Eurobetrag an, obwohl ich mir doch nur 3 Kilometer Fußmarsch von meiner Stammkneipe zu meinem Landsitz ersparen wollte.


Wagt es niemals, solch einem Taxifahrer zu widersprechen – machen Sie nicht denselben Fehler, den ich begangen habe.


„Tschuldigung, haben sie vergessen, wo ich hinwollte? WILDTAL – ich will nur ins Freiburger Wildtal, nicht in die Umlaufbahn – außerdem habe ich nicht soviel Geld bei mir.“

„Aha, umsonst und besoffen mit dem Taxi durch die Gegend fahren – das sind mir die Liebsten.“

„Nein, ich wollte nur die 3 KM ins Wildtal – kostet sonst so um die 8 Euro und soviel Geld habe ich auch bei mir.“

„Pech gehabt, da hätten sie sich schon genauer artikulieren müssen, es gibt auch ein Wildtal im Erzgebirge.

Solche reaktionären Schweine wie sie, tragen dazu bei, dass das Gewerbe von uns Taxifahrern in Verruf gerät.

Ich werde ihnen aber noch eine Chance zur Wiedergutmachung geben: da vorn ist ein Geldautomat – sie werden doch wohl im Besitz einer EC-Karte sein. Zum Saufen war ja schließlich auch Geld da.“


Bevor ich einwilligte durchsuchte ich mein Sakko nach einem Brotmesser und spielte kurz mit dem Gedanken, den Taxifahrer einfach abzustechen – wäre ja nicht so ungewöhnlich und mir mittlerweile vollkommen verständlich, warum rollkragenpullovertragende Taxifahrer reihenweise ermordet werden.

Da ich in meinem Sakko leider kein Brotmesser oder ein anderes Meuchelwerkzeug fand, stieg ich am Geldautomaten aus und schöpfte meine Dispokreditoption voll aus, indem ich 3.500 € abhob – mit dem blassen Schimmer der Hoffnung, dass dies wohl bis ins Erzgebirge reichen müsse.

Wieder beim Taxifahrer angelangt, fragte ich zögerlich, ob der von mir abgehobene Betrag in Höhe von 3.500 € denn ausreichend wäre.

„Könnte knapp reichen, aber äußerst knapp, da wir mehrere Tage im Erzgebirge verbringen müssen – kann schließlich nicht am Stück hin und zurück fahren“, schnauzte er mich an. „Außerdem habe ich dort eine Freundin, welche den dortigen esoterischen Zirkel leitet, und die ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen habe.

Sie werden hoffentlich dafür Verständnis haben, dass solch ein Wiedersehen entsprechend gefeiert werden muss. Ihnen kann es auch nicht schaden, sich mal ein paar Wochen mit sinnvollen Dingen zu beschäftigen – sie werden danach ein völlig neuer Mensch sein!“

„Ja“, antwortete ich despektierlich, „ein Mensch, der keine finanziellen Mittel mehr hat und sich eine neue Frau suchen darf.“

„Sehen sie“, antwortete mein Taxifahrer, „so gefallen sie mir – offen für alles Neue. Der esoterische Zirkel meiner Freundin besteht fast ausschließlich aus Frauen – da wird sich bestimmt was ergeben. Ich denke da an eine gewisse Rosel – gutaussehende deutschsprachige Schwarzwälderin, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Sie verfügt über die Möglichkeit, mit noch nicht lebenden Menschen in Kontakt zu treten. Ein international einzigartiges Phänomen.

Nun passierte mir mein erster verhängnisvoller Fehler: ich widersprach dem Taxifahrer:

„Ah ja, nennt man dieses Phänomen in der medizinischen Fachsprache nicht auch Schizophrenie??“

Die sofort nach meiner frechen Antwort eingeleitete Vollbremsung hatte es in sich. Deutlich verspürte ich das Knacken einer meiner Rippen – ausgelöst durch den nunmehr straff anliegenden Sicherheitsgurt.

„Solche Schnösel wie sie, sollte man keinen Meter transportieren“, schrie mir mein esoterischer Taxichauffeur entgegen.

„Nur weil sie jetzt ein paar Euros haben, glauben sie wohl, dass sie ihre Mitmenschen verunglimpfen können. Ich sollte sie auf der Stelle rausschmeißen und ihrem Schicksal überlassen“.

Langsam dämmerte mir, dass ich diesem durchgeknallten Taxifahrer ausgeliefert war – zumal wir uns bereits über 300 km entfernt von meinem gewünschten Zielort befanden und einen verlassenen Landstrich durchfuhren, den ich zuvor noch nie gesehen hatte – außerdem zeigte die Autouhr 3 Uhr 10 an.

Es galt nunmehr zu vermeiden, dass ich von dem taxifahrenden Subjekt in dieser mir unbekannten Gegend ausgesetzt wurde.

Ich begann zu begreifen, wie sich wohl meine Lieblingshündin Aika gefühlt haben muss, als ich sie vorletzte Woche an einem gottverlassenen Autobahnparkplatz aussetzte und sie fürsorglich an eine dieser grünen Mülltonnen ankettete, damit sie hin und ab Essensreste aus selbiger herauswühlen konnte – schließlich ist man ja kein Unmensch.

Ein Zusammenleben mit diesem Hund war einfach nicht mehr möglich – sein penetrantes furzen und schnarchen ließ mich nächtelang kein Auge mehr zumachen.

Trotz dieses, meine Handlung rechtfertigenden Sachverhaltes, bekam ich den Anflug eines schlechten Gewissens und fragte mich, ob es wohl ausreichend war, dem Hund an besagten Autobahnparkplatz ein Schild mit der Aufschrift „KOSTENLOS“ umzuhängen. Zumal dieser Hund alles andere als „keine-Kosten-verursachend“ war. Horrende Ausgaben an Tiernahrung, Entwurmung, Entflohung, Sterilisation, etc. – nicht zu vergessen, die wöchentlich neu zu beschaffenden Hausschuhe und Perserteppiche.

„Hören Sie mir überhaupt zu?“, fauchte mich mein Taxifahrer von der Seite an und riss mich aus meinen Gedankengängen.

„Es, es tut mir leid“, stammelte ich, „ich wollte Ihre Bekannte nicht verunglimpfen – schließlich kenne ich sie nicht mal. Welchen Grund hätte ich also.“

„Eben, genau so ist es, welchen Grund haben Sie drecksackiger Ungläubiger, unser Medium Rosel als schizophren abzustempeln? Ich werde Sie nicht aus meinem Taxi rausschmeißen, obwohl ich gute Gründe dazu hätte, denn Sie sollen unserem Medium persönlich gegenübertreten.“

Momentan erschien mir dies als das kleinere Übel, da ich absolut keine Motivation hatte, des nächtens in einer mir unbekannten Gegend bei gefühlten 15 Minusgraden ausgesetzt zu werden.

„Ich bin schon richtig gespannt auf diese Rosel, bitte entschuldigen Sie, wenn ich mich vorhin etwas unbeholfen ausgedrückt habe“, opportunierte ich.

„Nun gut, dann will ich Ihnen diesen Ausrutscher nochmals nachsehen, bin schließlich kompromiss- und hilfsbereit. ABER ICH WARNE SIE, noch eine unüberlegte, abfällige Bemerkung und Sie können nach Hause laufen!“, ermahnte mich mein dragonischer Chauffeur.

„Wir haben noch einige Stunden Fahrt vor uns“, teilte mir mein nunmehr wieder versöhnlich gestimmter Eso-Taxi-Chauffeur mit. „Werde Ihnen mal erzählen, was ich vorletzte Woche für eine unglaubliche Geschichte erlebt habe.“

„AHA“, dachte ich mir „mein persönlicher Choleriker hat sich beruhigt und will mir eine „Gute-Nacht-Geschichte“ erzählen.“

Vielleicht eine günstige Gelegenheit, um nebenbei eine Mütze Schlaf zu nehmen.

„Heiße übrigens HANS-OTTO – würde vorschlagen, dass wir uns duzen.“

„o.k. – bin der Peter“, erwiderte ich.

„Also, vorletzte Woche hatte ich eine Fahrt nach Emmendingen. Da ich den Stadtverkehr umgehen wollte, nahm ich die Autobahn. Ungefähr auf Höhe von Gundelfingen musste ich einen Autobahnparkplatz ansteuern, da meine Blase die zuvor genommenen Weizenbiere nicht mehr halten konnte.“

Ich dämmerte schon langsam weg, da ich vermutete, dass mein neuer Duzfreund Hans-Otto mir jetzt erklären wird, dass er bei dieser Gelegenheit einen „Kraftplatz“ an der Autobahn entdeckt hat. Es kam aber ganz anders.

„Stell Dir vor,“ fuhr er fort, „auf diesem Parkplatz hat doch tatsächlich jemand seinen Hund an eine Mülltonne angekettet und ihm ein Schild mit der Aufschrift „KOSTENLOS“ umgebunden. Wenn ich den Kerl erwischt hätte, der das gemacht hat, dann hätte ich ihn nackt ausgezogen, seine Eier abgeschnitten, an die Mülltonne getackert und ihm ein Schild mit der Aufschrift „impotent“ umgebunden. Der Scheißkerl kann wirklich von Glück reden, dass er mir nicht begegnet ist.“

Schlagartig war ich hellwach, mein Puls überschlug sich. Dennoch musste ich Fassung bewahren, damit der Kerl nicht herausbekommen konnte, dass ich der Vorbesitzer dieses Hundes war.

„Das ist ja eine unverschämte Frechheit,“ antwortete ich dreist, „wo doch jedes Kind weiß, dass ein Hund alles andere als KOSTENLOS ist.“

Trotz Dunkelheit glaubte ich erkennen zu können, wie in Hans-Ottos Gesicht Zornesröte aufstieg.

„Willst Du mich verarschen?“ Seine Stimme überschlug sich mehrfach. „Willst Du als Märtyrer für alle Zyniker sterben und von mir persönlich am nächstbesten Baum gekreuzigt werden??“

„Nein – um Gottes Willen, dann könnte ich ja die geheimnisvolle Rosel nicht mehr kennenlernen. Ein kleiner Scherz wird doch wohl noch erlaubt sein!“ konterte ich.

„Über so etwas scherzt man nicht. Du hättest den Hund sehen sollen – vollkommen verstört und sturzbesoffen. Der Hund hat nämlich in seiner Not 4 Packungen Weinbrandbohnen aufgefressen, derer sich anscheinend jemand entledigt hatte.“

„Von wegen Not“, dachte ich bei mir, „der Hund hatte schon immer einen Drang zum Alkohol.“

War übrigens mit einer der Gründe dafür, warum ich mich von diesem Hund trennen musste. Immer wenn ich mir eine Flasche Schnaps genehmigte, bettelte der Hund so lange, bis ich ihm ebenfall eine Flasche Schnaps überließ.

Voller Alkoholiker – für mich finanziell auf lange Sicht einfach nicht mehr tragbar.

„Was hast Du denn dann mit dem Hund gemacht?“, fragte ich scheinheilig.

„Ja was schon – natürlich mitgenommen und erstmal therapiert. Du wirst den Hund nachher kennenlernen, er ist jetzt in Rosels Obhut, da wir festgestellt haben, dass er über besondere Fähigkeiten verfügt.“

„WAAAS“, entfuhr es mir, „WO ist dieser Hund jetzt? Bei dieser Rosel? Ich dachte, Du hättest sie schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen?“

„Na na, warum auf einmal so hysterisch“, versuchte mich mein Nebenan zu beschwichtigen, „ein Freund aus dem Freiburger esoterischen Zirkel hatte vor ein paar Tagen eine Tour ins Erzgebirge und bei dieser Gelegenheit fragte ich ihn, ob er freundlicherweise den Hund mitnehmen könnte, damit Rosel die besondere Fähigkeit dieses Hundes noch besser herausarbeiten kann.“

Mir wurde kotzübel bei dem Gedanken, dass ich in ein paar Stunden meinem Hund wieder gegenüber stehen würde. So weit durfte es auf gar keinen Fall kommen. Selbstverständlich würde er mich wiedererkennen und sicherlich hat auch er mir die Sache mit dem Schild sehr übel genommen.

„Was hat der Hund denn für besondere Fähigkeiten“, fragte ich neugierig.

„Ja Peter, dieser Hund ist schon etwas ganz Besonderes.“ Hans-Ottos Stimme klang glücklicherweise wieder sehr entspannt.

„Zuerst habe ich an dem Hund auch nichts Außergewöhnliches entdecken können – ganz im Gegenteil. Während der Fahrt hat er meinen Autoteppich komplett zerlegt, zu Hause meine Hausschuhe und den Rotweinkuchen verschlungen.“

Wären wir tagsüber unterwegs gewesen, so hätte Hans-Otto auf meinem Gesicht ein breites Grinsen entdecken können und ich hätte mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder eine Standpauke mit vehementen Kreuzigungsdrohungen anhören müssen.

Währenddessen erzählte Hans-Otto weiter:

„Ich sag dir Peter, mir riss schon fast der Geduldsfaden, als dieser Hund begann, meine Wohnungseinrichtung zu demolieren. Zusätzlich plagte mich ein pochender Zahnschmerz meines mir noch verbliebenen Backenzahnes derart, dass ich mich fast dazu entschlossen hätte, nach über 18 Jahren mal wieder einen Zahnarzt aufzusuchen.“

„So gegen Mitternacht peinigten den Hund dann unheimliche Blähungen, so dass meine ganze Wohnung in eine Gaswolke getaucht wurde.

Aber das Phänomenale: Jede Entgasung aus dem Darm des Hundes verschaffte meinem pochenden Zahn Linderung, bis hin zur vollkommenen Schmerzfreiheit. Da war mir klar, dass die Gase dieses Hundes einen besonderen Wirkstoff enthalten müssen.“

Diesen Wirkstoff kannte ich – er ist so aggressiv, dass bei Nichtbelüftung der Räume der gesamte Denkapparat ausgeschaltet werden kann.

„Und, wie ging es dann weiter?“ erkundigte ich mich und hätte eigentlich vor Lachen losprusten können, musste meine Gefühle aber im Zaume halten.

„Natürlich habe ich mich sofort mit Rosel in Verbindung gesetzt“, plauderte Hans-Otto, „und ihr die ganze Geschichte erzählt. Sie war hellauf begeistert und bat mich, ihr umgehend den Hund zu überlassen, damit sie sich seiner besonderen Fähigkeit annehmen kann. Rosel hatte die Idee, den Hund in Hospize zur Schmerzlinderung und Sterbebegleitung einzusetzen. Außerdem hat sie mittlerweile festgestellt, dass der Hund sich auch hervorragend als Medium eignet, mittels dem eine Verbindung in die Totenwelt der badischen Haustiere hergestellt werden kann.“

„Ja, das könnte funktionieren“, warf ich ein, „also das mit der aktiven STERBEHILFE.“

Verwundert blickte mich mein Taxifahrer an und erwiderte nur lapidar: „Was verstehst denn Du schon davon!“

„Mit so etwas kennt sich nur Rosel aus. Schließlich erforscht sie schon seit Jahren die „instrumentelle Biokommunikation“ und arbeitet mit der in Rosenquarzdreiecken gebündelten Energie von „Zwillingsphotonen“ und rastert dabei „morphogenetische Felder“ mit Hilfe von „Affirmationen“ aus fünf Datenbankpaketen ab.

Laien nennen diesen Vorgang auch „Fernheilung“, klärte mich Hans-Otto auf.

„Du brauchst dieser Frau nur ein Foto zu schicken – innerhalb weniger Tage wirst Du heilende Kräfte verspüren. Transformative Energie. Rosel kann jede Krankheit heilen, auch Aids und Tollwut. Der Patient muss nur mitmachen.“

„Was kostet denn solch eine Fernheilung?“ fragte ich interessiert.

„Geld, Geld, Geld, ja, solch eine unqualifizierte Frage musste ja von Dir kommen. Was für eine Rolle spielt denn noch Geld, wenn man sterbenskrank ist – oder hast Du schon mal jemanden kennengelernt, der sein Geld mit ins Grab genommen hat?“

Die Antwort überzeugte mich.

„Natürlich muss auch Rosel von irgendetwas leben und ist selbstverständlich darauf angewiesen, dass ihre Patienten sie großzügig beschenken, da sie sonst der Menschheit nicht mehr helfen könnte.“

„Den Wirkstoff des von mir gefundenen Hundes, füllt sie in kleine Glasampullen ab und empfiehlt eine Inhallation durch den Mund oder die Nase.“

Bei dem Gedanken, wie dieser von meinem Ex-Hund absorbierte Wirkstoff angewendet werden soll, überkam mich Ekel. Mein Speichelfluss erhöhte sich und ich hätte mich fast übergeben müssen.

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Im Osten wurde es derweil immer heller – der Morgen machte sich daran, die Nacht zu verdrängen. Panik stieg in mir auf. Auf gar keinen Fall wollte ich meinem wirkstoffbehafteten Hund und dieser biokommunikativen Rosel in diesem Leben jemals begegnen. Mein Gehirn versagte mir den Dienst. Ich hatte einfach keine Idee, wie ich aus dieser Nummer einigermaßen unbeschadet herauskommen könnte.

„Wie weit ist es denn noch?“ erkundigte ich mich.

„Ach, noch so ein gutes Stündchen, dann sind wir am Ziel und können bei Rosel einen Auratee genießen.“

„Verdammte Scheiße“, dachte ich mir, „was soll ich nur tun – wie komme ich wieder an mein Geld, damit ich von hier abhauen kann?“

Während sich meine Gedanken im Kreise drehten und ich meine Lage als nahezu aussichtslos deklarieren musste, vernahm ich ein Stöhnen, welches über Hans-Ottos Lippen glitt. Ich schaute zu ihm rüber und sah, wie er seine rechte Hand an die rechte Wange presste.

„Ah, Zahnschmerz am Backenzahn? Hat der Wirkstoff des Hundes wohl doch nicht so dolle gewirkt?“, lästerte ich.

„Quatsch, Du hast doch keine Ahnung. Der Wirkstoff muss mindestens 2 Monate tagtäglich inhalliert werden. Mach mal das Handschuhfach auf. Da müssen noch 60 Ampullen mit dem Hundewirkstoff drin sein. Gib mir mal eine.“

Jetzt endlich war mir klar, was mir an diesem Taxi so vertraut vorkam – der Geruch des Wirkstoffes meines Ex-Hundes. Dieser Wirkstoff kann nämlich auch Beton- und Glaswände durchdringen. Wunschgemäß öffnete ich die Handschuhfachklappe und blickte in eine ganze Batterie von Ampullen. Niemals hätte ich mir erträumt, dass ich auf diese Art und Weise einem Teil meines Hundes wieder begegnen würde. Ich übergab Hans-Otto eine Ampulle.

Die in der Ampulle befindlichen Gase wurden mittels Korkpfropfen verschlossen. Hans-Otto nahm den Pfropfen zwischen seine Zähne und zog ihn ab. Ein PLOPP schenkte der Verdauungswolke meines Hundes wieder die Freiheit.

Ein mir leider sehr wohlbekannter Geruch heftete sich an alle Moleküle in diesem Auto und verwandelte es in eine fahrende Kloake. Hans-Otto setzte sich das Röhrchen an sein rechtes Nasenloch und holte viermal tief Luft.

„Gib mir noch eine Ampulle, der Schmerz ist heut besonders groß!“

Sofort entsprach ich seinem Wunsch und offerierte ihm das zweite Röhrchen, dessen Inhalt er diesmal in sein linkes Nasenloch pumpte.

„Noch eine!“

Mir schwanden schon allmählich die Sinne, ob dieses Gestankes. Das dritte Röhrchen setzte er wie einen Flachmann an seinen Mund und sog mit einigen tiefen Lungenzügen den Wirkstoff ein.

Mein Fenster hatte ich bereits komplett runtergekurbelt, doch die frische Luft weigerte sich strikt, ins Wageninnere einzutreten. Ich hängte meinen Kopf aus dem Fenster – aber dies half auch nur minimal. Es reichte knapp aus, um am Bewusstsein zu bleiben.

Plötzlich verlangsamte sich unsere Fahrt. Ich schaute zu Hans-Otto rüber und sah in ein Gesicht mit verdrehten Augen und grünlicher Verfärbung. Geistesgegenwärtig fasste ich mit meiner linken Hand ins Steuer, hebelte fast gleichzeitig den Gang heraus und betätigte langsam die Handbremse, damit ich den Wagen an den rechten Straßenrand bugsieren konnte.

Geschafft – das Auto stand. Schnell stieg ich aus und öffnete die Fahrertür. Hans-Otto atmete nur noch schnappartig. An der Seitentasche der Fahrertür befand sich auch seine Geldbörse mit meinen 3.500 €.

„Ein Glückstag“, dachte ich mir. Um dem Schicksal keine Konterchance zu geben, langte ich nochmals ins Handschuhfach, fingerte 7 weitere Ampullen heraus und öffnete sie. Fünf stopfte ich in Hans-Ottos Mund und jeweils eine in seine Nasenlöcher.

SICHER IST SICHER – und jetzt nichts wie weg.

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Ungefähr fünf Stunden lief ich durch Wälder und querfeldein, bis ich am Rande eines kleinen Gebirges eine noch kleinere Ortschaft erspähte. Freute mich schon auf mehrere Biere in Verbindung mit mehreren Schnäpsen.

Es stellte sich regelrecht ein Hochgefühl bei mir ein. Mein Geld war wieder unter meiner Obhut, der Taxifahrer auf direktem Wege ins Universum und vor mir eine Ortschaft mit Wirtshaus (hoffentlich).

Nach einer halben Stunde befand ich mich so nah am Ortseingang, dass ich die Schrift auf dem Ortsschild lesen konnte:

Wildtal – im Erzgebirge.


Etwa 100 Meter hinter dem Ortsschild erblickte ich einen mir entgegeneilenden Hund, der dem meinigen verteufelt ähnlich sah.

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Dr. Peter Satori).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.05.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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