Gaby Bleckmann

Auf der Suche nach dem goldenen Phönix - Teil 2

Seit Anbeginn der Zeiten wird der Zauberwald vom Volk der Waldelfen bewohnt.  Dieser Wald, die letzte Zuflucht für magische Geschöpfe und Fabeltiere, war durch die Jahrtausende immer ein Ort des Friedens gewesen, doch diese Idylle ist nun in großer Gefahr.   Ein skrupelloser Geschäftsmann will den Wald abholzen und an seiner Stelle eine riesige Fabrik errichten.

 

Um das zu verhindern begibt sich die junge Waldelfenprinzessin Taranee heimlich auf die lange und gefahrvolle Suche nach dem goldenen Phönix.

 

Seit Tagen schon streifte Taranee begleitet von ihrer roten Stute durch das nahezu undurchdringliche Dickicht des nördlichen Zauberwaldes.   Hier an der Grenze zu den Felsenbergen hatte der Zauberwald nichts von der tropischen Schönheit seiner südlichen Gefilde, die knorrigen Bäume hier zierte nicht ein grünes Blatt und das Unterholz bestand nur aus verfilztem grauen Dornengestrüpp.   Fluchend kämpfte sich Taranee durch die meterhohen dornenbewehrten Gestrüppmauern.   Sie war erschöpft, zerkratzt, hungrig, durstig und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.   Irgendwann blieb auch ihr Pferd vor Erschöpfung einfach stehen, sie zog verzweifelt an den Zügeln, doch sie konnte das Tier nicht dazu bewegen weiter zu gehen.   Selbst zu schwach um sich auf den Beinen zu halten, brach Taranee zusammen und alles um sie herum versank in tiefste Dunkelheit.

 

 

Als sie wieder zu sich kam, lag sie in einem mit weißem Leinen bezogenem Bett, doch viel mehr konnte sie nicht erkennen, denn der Raum, in dem sie sich befand, war abgedunkelt.   Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, doch die Geräusche, die zu ihr drangen, gedämpftes Hufgeklapper und ein leises Rauschen (war es Wasser oder Laub?), erinnerten sie an daheim.   Nahezu lautlos öffnete sich die Tür und eine junge Frau, deren langes silbrig-weißes Haar hell im Dämmerlicht des Raumes schimmerte, trat ein.   Taranee starrte die Frau verwundert an, denn von der Taille abwärts hatte sie den Körper eines weißen Pferdes.   >>Was guckst du denn so?<<, fragte die Fremde,>>Hast du noch nie einen Zentaur gesehen?<<   >>Nein, ich dachte immer Zentauren gibt es nur im Märchen.<<, antwortete Taranee.   Die Zentaurenfrau lachte:>>Im Märchen?!?!   Wir sind doch hier im Zauberwald!<<   >>Ach ja, das hatte ich ganz vergessen, im Zauberwald ist einfach nichts unmöglich.<<

 

 

Durch die gute Pflege der Zentaurenfrau kam Taranee sehr schnell wieder auf die Beine und ihre schlimmen Wunden von den riesigen Dornen verheilten spurlos.    Kaum durfte sie aufstehen, suchte sie nach ihrem Pferd.   Sie fand die Stute mit glänzendem Fell frei auf einer kleinen Wiese grasen, von den Strapazen der Reise war ihr nichts mehr anzusehen.   Taranee war froh darüber, ihr Pferd in solch exzellenter Verfassung zu sehen, denn sie mußte die Zeit, die sie durch ihre Verletzungen verloren hatte möglichst schnell wieder aufholen.          So etwas konnte ihr nur gelingen, wenn sie über ein gutes und gesundes Pferd verfügte.   Sie wollte gerade aufbrechen, als ein großer Zentaur aus der Tür des kleinen Wohnhauses trat.   Er war von beeindruckender Gestalt, mit seinem kräftigem menschlichen Oberkörper auf dem Leib eines imposanten falbfarben Pferdes.   >>Wo willst du denn hin, daß du es so eilig hast, das du dich noch nicht einmal bei deinem Retter bedankst?<<, rief er ihr hinterher.    Sie antwortete:>> Ich muß unbedingt den goldenen Phönix finden!<<   Sein Gesicht verfinsterte sich.   >>Warum suchst du nach jenem Wesen, welches über das Schicksal dieses Waldes wacht?   Weißt du nicht, daß das verboten ist?<<   >>Sicher weiß ich das, aber wir haben sozusagen einen Notfall!   Ist dir noch nicht zu Ohren gekommen, daß unser Wald in großer Gefahr ist?!?<<   Taranee war kurz davor die Beherrschung zu verlieren.   Der Zentaur starrte sie fassungslos an.   >>Ja wenn das so ist<<, stammelte er, >>dann werde ich dich auf deiner Suche begleiten.   Eigentlich sollte ich die grünen Lichtungen nie mehr im Leben betreten, denn meine Herde hat mich verbannt, aber ich bin sicher, daß es bald viele Tote geben wird, wenn ein Krieg ausbricht und ich den „Sineach“ nicht gefunden habe.   Und wer wüßte ein solches Geheimnis besser als der goldene Phönix!<<    Er verschwand im Haus und kehrte kurz darauf mit einem eilig zusammengeschnürtem Bündel zurück.   >>Na, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen!<<, sagte er unternehmungslustig,>>Übrigens, mein Name ist Heron.<<   Taranee antwortete, nun etwas freundlicher: >>Es freut mich, dich kennen zu lernen, ich heiße Taranee.<<     >>Ich habe schon von dir gehört, du bist die Tochter des Waldelfenkönigs, nicht wahr?<<     Sie nickte.    Heron sah nach dem Stand der Sonne und meinte: >>Wir sollten nun schnell aufbrechen, bevor es zu spät ist.<<   Und so begaben sie sich zu zweit auf den gefährlichen Weg ins Ungewisse.

 

 

Gegen Abend erreichten sie die fruchtbareren Gegenden des Zauberwaldes, wo sie an einer kleinen, von Weiden umgebenen Quelle übernachteten.    Nach einem kärglichem Nachtmahl rollte sich Taranee in ihre Decke und schlief ein.   Heron hatte die erste Wache in dieser Nacht und er nutzte die Zeit, um die Sterne zu beobachten.   Die Zeit kroch dahin wie eine schläfrige Schnecke und der Himmel wollte dem Zentaur nicht eines seines Geheimnisse preisgeben.   Es war inzwischen Mitternacht und Heron wollte gerade Taranee wecken, als er plötzlich von einer mächtigen Vision überwältigt wurde.   Er sah eine Frau vor sich stehen, sie wirkte irgendwie seltsam, so als bestünde sie aus Nebel.   Mit glockenheller Stimme sagte sie einen Vers auf.   Es klang wie eine Prophezeiung:

 

Zwei Menschen aus dem Kreis der Steine

 

Mit gutem Herz und edlem Blut

 

Bringen alten Streit ins Reine

 

Durch sie wird alles wieder gut

 

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