Phillip Weyerstall

Biogenetic Hunter - Das Experiment - Prolog


Prolog

Es regnet. Regen, ein flüssiger Niederschlag in Tropfenform, der aus der Atmosphäre fällt, wenn die Tropfen infolge ihrer Größe von der Luftströmung nicht mehr getragen werden können. Eine der vielen Launen von Mutter Natur. Wie gerne würde Vincent jetzt an irgendeinen Strand liegen und sich von der Sonne bräunen lassen, während er genüsslich einen Cocktail trinkt. Nach diesem Auftrag würde er sich definitiv einen Urlaub gönnen und vielleicht könnte er dann auch mal wieder seine Familie in Duisdorf besuchen.
   Der Regen wurde immer heftiger und langsam zog ein ziemlicher Sturm auf. Es war eine kühle Sommernacht, der Nebel hing tief, und es war so finster draußen, dass nur noch der Lichtkegel des Wagens ein wenig Helligkeit spendete.
Kein Stern erhellte die Nacht und Mond befand sich in der Neumondphase.
Vor einigen Kilometern waren noch einige fahle Strahlen von Straßenlaternen zu vernehmen, doch jetzt hallte das Rumpeln der Räder vom düsteren Himmel wider und auf der Straße war keine Menschenseele unterwegs.
Es hieß, sie hätten das Lager der „Schattendiebe“ gefunden, knapp 50 Kilometer hinter der südlichen Stadtgrenze hinter den Wäldern im stillgelegten Industriegebiet. Schon seit Monaten waren er und seine ganze Abteilung der Polizei hinter Ihnen her. Doch jetzt war es endlich so weit.
Damals, noch vor seiner Arbeit beim Polizei Präsidium Bonn, wusste Vincent nicht wie sich eine Pistole wirklich anfühlt.
Wenn man sie das erste Mal in der Hand hielt... vorsichtig das kalte, schwere Gewicht des Materials wog, sie nach allen Seiten drehte und begutachtete. Man konnte nicht verstehen welche physische Wirkung auf einen prallte, welche ungeheure Wucht nicht nur der Rückschlag in der Hand, sondern auch im Kopf hinterließ.
Und vor allem konnte man sich nur schwer vorstellen damit eine Situation richtig und vor allem angemessen zu meistern.
Nun war es für Vincent fast Alltag geworden. Er arbeitete jetzt schon seit vier ganzen Jahren für das Präsidium und sie alle waren fast wie eine Familie, an seine richtige konnte er sich nicht erinnern. Wenn er so in den Regen und die Finsternis hinausschaute, dachte er an seine Zeit im Waisenhaus, wo er aufgewachsen war. Vincent war die meiste Zeit alleine. Immer wenn er Freunde gewonnen hatte, wurden diese kurze Zeit später adoptiert. Nur er blieb immer zurück. Allein.
Gut ein Dutzend von Polizeiwagen und Transportern polterten die unebenen Straßen entlang. Es war schon spät, nach 23 Uhr.
„Noch 15 Minuten bis zum Ziel! Prüft eure Ausrüstung und macht euch bereit das Gebäude bei Ankunft zu stürmen!
Das war Captain Czech, der erste Truppenführer bei Sondereinsätzen der Polizei. Er war einer der Elite, sein Name war die Kurzform von Ceslav was Ehre bedeutete.
Aber nun kurz zu den anderen Teammitgliedern von Vincents Team und zu ihm selbst.
 Vincent Raave, 22 Jahre alt, konnte jemandem aus 50 Meter Entfernung eine Kugel zwischen die Augen jagen, jedoch dabei in Bewegung zu sein fiel ihm etwas schwer. Trotzdem war er der beste Schütze aus dem Präsidium.
„Zwei 9mm Pistolen, meine Magnum, G36 mit drei Magazinen… VERDAMMT wo sind die 9mm Magazine!?“
John Miller, der Unruhige der Truppe, 26 Jahre und eine Kämpfernatur. Bisher wurde nichts gefunden, was diesen Herrn aufhält. Schon früher hatte er an einigen Auslandseinsätzen Teilgenommen, als er noch bei der Bundeswehr war. Nun war er fast immer eine perfekte Besetzung für Sondereinsätze der Polizei.
„Reg dich nicht so auf, es sind noch genug da.“ Vincent verstaute vier Clips in Johns Tasche.
„Danke.“
Der Dritte im Bund Peter Droebel, genannt Pedro, kam zu dem Namen, weil er einfach besser klingt. 29 Jahre, ebenfalls ein guter Schütze mit Gefühl für das etwas stärkere Kaliber.
Zu guter letzt, Lynn Seeling. Diese Frau hatte Klasse und war fast schon eine Rasse für sich selbst.
 Eine geschickte Kämpferin, Waffenspezialistin und ein Computergenie. Ihre Verhaltensweisen und Stimmungen waren zwar anfangs für einige gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit entwickelte man schon eine Art Sympathie für sie. Auf sie würde man am ehesten hören, falls wirklich mal etwas schief gehen sollte.
Trotz ihrer Temperamentausbrüche war sie in jedem Team diejenige, welche in extremen Situationen einen klaren Kopf behielt.
In der Vergangenheit hatten sie und Vincent oft zusammen gearbeitet, deshalb waren sie sich etwas vertrauter als die anderen.
„Aufgepasst! Wir nähern uns unserem Zielgebiet. Fertig machen zum Stürmen des Lagergebäudes. Wir stürmen, nachdem die  erste Welle das Gebäude gesichert hat.“
Vincent überlegte kurz und wollte eigentlich noch einmal schnell sein Magazin überprüfen, doch dann stoppte der Transporter, John stieß die Türen auf und alle sprangen aus ihren Wagen. Die erste Welle umzingelte das Gebäude und drang ein.
Es handelte sich um ein altes verlassendes Fabrikgebäude, ziemlich groß, etwas mehr als 25 Meter hoch, circa 50 breit, wohl auch um die 70, beziehungsweise 80 Meter lang. Die Stormversorgungsleitungen waren außen demontiert und somit konnte man drinnen wohl auch kein Licht vermuten, aber das war in diesem Moment egal. Weiter an der Außenseite konnte man einen Lastenaufzug für LKW-Container sehen. Das vereinfachte wohl früher das Entladen. Innen angekommen, sah man gleich einen weiteren riesigen Lastenaufzug, welcher zu einer Transportstraße im oberen Teil des Gebäudes führte. Es gab das Erdgeschoss, in dem früher wohl die Maschinen standen, und zwei weitere Gehwegeetagen, auf der obersten einen Kontroll- und Übersichtsraum im Linken oberen Teil der Fabrik von der Haupttür aus. Das Dach und Tragepfeiler der Ebenen dieses Bauwerks bestanden zu großen Teilen aus Holz mit verstärkten Stahlringen, das Holz schon etwas modernd und der Stahl angerostet. Die Hauptpfeiler waren aus Stahl. Es war ein Wellblechdach das Schutz von oben gab, gesichert mit ein paar zusätzlichen Stahlstangen.  Ein paar einzelne Stahlträger und Kisten lagen rum. Stahlfässer standen überall auf den Ebenen verteilt. Man hatte wohl hier gelassen um die Kosten der Entsorgung zu sparen. Gefüllt mit benutztem Maschinenöl, wie einer der Polizisten noch herausfinden sollte.
Die erste Welle war nun ins Hallenzentrum vorgedrungen. Alle Nebengänge, Treppen, Ebenen und der Kontrollraum wurden schnell auf professionelle Weise gesichert.
„Entwarnung, hier ist niemand und überhaupt nichts.“ funkte ein Polizist zu Czech.
Draußen wartete währenddessen die zweite Welle auf ihren Einsatz. Darunter auch Vincent, Lynn und die anderen.
„Alle anderen außer Raave und Seeling bleiben hier! Ihr beiden kommt mit mir. Wir gehen rein. Anscheinend war unser Informant doch etwas schluderig mit seiner Arbeit.“
Die Drei betraten das Gebäude. Vincent guckte sich um, doch er sah nur das, was auch Lynn und Czech wahrnehmen konnten. Eine absolut leere Lagerhalle, ohne auch nur Anhaltspunkte von Diebesware. Einige der Polizisten untersuchten weiterhin sämtliche dunklen Winkel des Gebäudes, auch Lynn ging sich umsehen. Einer der Polizisten brachte ein Tonbandgerät mit Kassette aus dem Kontrollraum mit. Nachdem er es an Captain Czech übergeben hatte, spielte dieser dann das Tonband ab.
 
„Guten Abend, meine werten Herrschaften. Wie Ihnen sicherlich aufgefallen ist, ist dies hier nicht das Versteck, der von Ihnen gesuchten „Schattendiebe“, aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie von uns mehr zu befürchten haben. Nach unseren Informationen und Informanten, wissen wir einige Dinge, welche Sie noch nicht wissen und wohl auch nicht mehr erfahren werden. Ehrlich gesagt, falls es soweit gekommen wäre, wie es jetzt nicht mehr kommen wird, hätten Sie uns wohl im Weg gestanden. Aber jetzt mal Schluss mit den Förmlichkeiten. Die gesamte Fabrikhalle ist mit Sprengsätzen bestückt, in Ölfässer Sie verstehen, deshalb muss ich mich jetzt auch von Ihnen verabschieden. Ich hoffe Sie hatten ein angenehmes wenn auch kurzes Leben.“
 
Czech fiel es auch erst dann auf. Sämtliche Fässer standen an kritischen Punkten, oder Mitten im Raum. Im gleichen Moment des letzten Tonbandsatzes ertönte eine schauderhafte kurze Signalfolge, wodurch sich die Türen mit darüber angebrachten Stahlplatten verschlossen.
„SOFORT RAUS HIER! IN DEN ÖLFÄSSERN SIND SPRENGSÄTZE! IHR OBEN, KOMMT SCHNELL RUNTER!“ schrie Czech mit aller Kraft die er in seiner Stimme legen konnte. Einige der Polizisten versuchten schon panisch die Türen aufzustemmen, während die im zweiten Obergeschoss aus den dort noch offenen Fenstern fliehen wollten, doch den Sprung hätten sie noch weniger überlebt. Die Situation schien aussichtslos und Czech versuchte alle aufzurufen Ruhe zu bewahren, doch keiner hörte. Lynn befand sich an der Treppe zum ersten Obergeschoss und machte sich ein Bild von der Lage. Von ihr aus links der verschlossenen Eingangstür standen weder Fässer noch irgendwelche sonstigen Dinge. Als ihr Blick dann auch noch über einige Gasflasche am Boden streifte, reagierte sie sofort. Sie lief auf eine der Flaschen zu, hob sie an und versuchte diese soweit sie konnte an die Hallenwand zu befördern.
„VINCENT!“ schrie sie, als die Flasche noch im Wurf nach zwei Metern sich wieder dem Boden näherte und zur Wand rollte.
Vincent kannte diesen Klang ihrer Stimme gut. In der Drehung zog er seine Waffe, fand festen Halt, zielte auf die sich rollende Flasche und schoss eine Halb-Automatische Salve von drei Kugel genau auf das Zentrum der Gasflasche, welche genau im selben Moment wo die Kugel aufschlugen, die Wand berührte.
Die Explosion riss ein Loch in die Wand von einem großzügigen Meter Breite und einen Meter fünfzig Höhe. Die Polizisten flohen, andere rannten noch zum Loch als, nach weniger eine Minute nach dem Tonbandsignal die Sprengsätze explodierten. Czech, rettete sich mit einem beherzten Sprung von der Sprengung der Ölfässer neben ihm, stand wieder auf und  half danach anderen zum Riss in der Wand. Das Öl zog schnell Feuerwände durch den Raum und überall verteilten sich brennende Pfützen. Fässer die an den Hauptpfeilern und Holzstützen gestellt waren, rissen diese durch die Explosion weg und die Etagen brachen aufeinander hinunter. An Deckenträgeren wurden Brandsprengsätze gezündet, wodurch sich ein Feuer über den Trägern ausbreitete. Sie waren mit Spiritus präpariert worden. Einige der Polizisten erwischte es direkt, sie starben sofort, einer wurde vom Kontrollraum erschlagen, ein anderer rannte brennend durch das Loch und versuchte sich rollend auf dem nassen Gras von den Flammen zu befreien. Vincent, der in Hocke Deckung vor einer der Sprengungen Schutz fand, rang wegen dem Explosionsdruck dieser mit seinem Gleichgewicht.
Die ganze Halle brannte und von der Decke stürzten Stahlstangen und brennende Holzträger. Vincent guckte erschrocken erst rechts, dann nach oben als kurz neben ihm ein Holzträger aufschlug. Wie eine regungslose Säule, den Blick nach oben gerichtet kniete er da. Lynn schrie, doch er hörte sie nicht.
Vor seinen Augen blitzen verschwommene Bilder vorbei. Ein Haus. Es brannte und er war drin. Ein Mann blickte ihn von zwei in einer großen Blutlache liegenden Menschen an. Er stand auf und ging auf ihn zu. Die Decke brach ein…
Lynn sprang und riss Vincent zu Boden. Eine Sekunde später wäre er erschlagen worden.
„Vincent, komm! Wir müssen raus!“ mit aller Kraft zerrte sie ihn gleichzeitig Richtung Ausgang, während er langsam wieder klar wurde. Zehn Meter aus dem Gebäude raus und entfernt, stürzte es komplett in sich zusammen.
Viele ihrer Kameraden und Freunde waren jetzt schwer verletzt und über die Hälfte tot. Der Rest von ehemals 40 Einsatzkräften, welche knapp durch das Handeln von Lynn und Vincent überlebt hatten, stand vor der brennenden Lagerhalle, starrte ins Feuer und sah den pechschwarzen Rauch in den Himmel ziehen. Es begann wieder zu regnen. Regen, ein flüssiger Niederschlag in Tropfenform… Er wurde stärker und ein Sturm zog auf, so als würde der Himmel die Toten beklagen und über sie trauern. Der starke Regensturm löschte die Flammen nach einer Stunde. Einer Stunde in der alle Überlebenden ins Feuer blickten und für ihre Kameraden, ihre Freunde beteten.
 

Das Projekt Biogenetic Hunter befindet sich schon des längeren in Arbeit. Ich hatte schon mal 6 Kapitel, diese dann aber verworfen. Der damalige Titel "Biogenetic Hunter - Das Projekt Genesis" nagte mir zu sehr an alten Klischees. Ich versuche nun mehrere Aspekte in Einklang zu bringen und hoffe das es mir diesmal besser gelingt als bei der Vorversion. Vincent wird einiges über seine Vergangenheit erfahren und was wirklich passiert war. Dies arbeite ich gerade teilweise ins erste Kapitel ein. Auch Lynn wird noch eine wichtige Rolle spielen, an der jedoch von mir noch rumgesponnen wird. Ich weis, dass der Prolog nicht wirklich Horrorstimmung aufkommen lässt, aber ich werde versuchen, dies in den nächsten Kapiteln mehr einfließen zu lassen.

Ich hoffe es gefällt euch trotzdem.
Phillip Weyerstall, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.06.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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