Marlene Wolfback

Der Zeuge im Lotosteich

Plötzlich vernahm er ein plumpsendes Geräusch hinter sich. Er wirbelte erschrocken herum. Dann stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus; es war nur ein großer grüner Frosch. Er war aus dem Teich auf die Marmorstufe des Pavillons gesprungen. Nun saß er da und sah ihn feierlich mit seinen vorstehenden, blinkenden Augen an.
„Du kannst nicht sprechen, Bastard!“ bemerkte der Mann höhnisch.
„Aber ich will doppelt sichergehen!“ indem er dies sagte, versetzte er dem Frosch einen heftigen Tritt, der ihn gegen das Tischbein schleuderte. Die langen Hinterbeine des Tieres zuckten, dann lag es still.
„Geh zu deinen Kameraden!“ sagte er verächtlich und stieß ihn ins Wasser. Mit einem Plumps fiel er zwischen die Lotospflanzen. Auf einmal zerriss das Quaken von Hunderten erschreckter Frösche die Stille der Nacht.


Marie-Claire wachte auf und verfluchte es, ihr Schlafzimmer hin zum Park eingerichtet zu haben. Als sie in die große Maisonette-Wohnung einzogen war, liebte sie den Gedanken daran am frühen Morgen die großen Vorhänge beiseite zu schieben und die Flügeltüren zu öffnen. Ihr Wunsch nach Ruhe, Harmonie und Natur hatte sich jedoch nach ein paar Jahren erübrigt, denn nachdem der Frost gegangen war, waren die Kaulquappen und somit die Frösche an den neu angelegten Teich gekommen. Marie-Claire wusste nicht immer warum, aber schon eine Katze oder ein unachtsamer Gast des asiatischen Gourmettempels von nebenan erzeugte ein quakendes Konzert der Extraklasse. Sie verstand nicht, wieso die Gäste des Esstempels es liebten im Pavillon zu sitzen und auf den in Mückenschwärme gehüllten und von Entengrütze natürlich begrünten Tümpel zu sehen. Das einzig Schöne daran waren wahrlich nur die majestätisch vom Wasser getragenen Lotospflanzen, die die exotische Atmosphäre des Restaurants in die früher so biederen Parkanlagen gezaubert hatten.
Als sie nach ihrer Brille tastete, traf sie den Lichtschalter ihrer antiken Nachttischlampe und blinzelte in ihr Schlafzimmer. Seit dem Tod ihres Mannes nächtigte sie hier allein. Sie schlief immer schlecht, doch langweilig wurde ihr in der Nacht nie. Sie hatte ja ihre Nachbarn…
Nachdem ihre schweißnasse Hand eine Schliere auf ein Glas ihrer Brille gezogen hatte, putzte sie diese an ihrem Nachthemd sauber und setzte sie auf. Als nächstes betätigte sie wieder den Lichtschalter, öffnete ihre Augen so weit sie konnte und hoffte, dass ihre alten Pupillen sich bald erweiterten und ihr die Sicht im Dunkeln erlaubten.
Beim ersten Versuch aus ihrem Bett aufzustehen überfiel ein kurzer Schwindel Marie-Claire, doch dann gehorchte ihr gebrechlicher Körper. Langsam trottete sie in ihren warmen Hausschuhen zum Fenster und zog den Vorhang vorsichtig einige Zentimeter zurück. Durch die weiße Gardine hindurch sah Marie-Claire den Pavillon. Sie erkannte die Bewegung einer schemenhaften Gestalt und räusperte sich bevor sie das riesige Fenster öffnete. Bald kam ein zweiter hagerer Mann auf den im Pavillon zu. Marie-Claire erkannte ihn als Herrn Kammoon. Nach einiger Zeit des gespannten Wartens drangen Stimmen an ihr Ohr.

„Die Kleine ist schwanger, das wird etwas mehr kosten für Sie“, sagte der Thai und blickte gespannt in Samuels Augen.
„Für mich? Ich denke nicht, dass ihr mir Unannehmlichkeiten bereiten wollt ...“
Samuels Hände ballten sich zu Fäusten und sein Blick heftete sich starr an den dürren Thailänder, der seine Hände an einer Küchenschürze abwischte.
„Wir haben schon damals die Verantwortung auf uns genommen, als diesem anderen Mädchen Ihre Lieferung im Magen geplatzt ist. Wir sind Partner, gleichberechtigt in Finanzfragen, ebenso verantwortungsbehaftet.“, antwortete der dünne Restaurantbesitzer zunehmend nervös.
„Mir habt ihr’s zu verdanken, dass ihr eure sauberen Kunden überhaupt noch beliefern könnt! Und Partner sind wir doch schon nicht mehr, seit ihr verdammten Wichser Raffaels Leute an die Bullen verraten habt!“
Samuel wirbelte herum und spuckte Tabakreste in den Teich. Wieder quakten die Frösche so laut, dass er die nicht ganz akzentfreie Antwort seines Gesprächspartners kaum verstand.
„Sie haben unserem Ruf geschadet! Drogentausch in meinem Restaurant; ich war es meiner Familie schuldig, dass ich -“
„Ach halt die Klappe Yai! Kümmer’ du dich um deine Schlampen, ich kümmer’ mich um den Stoff. Morgen kommt Hubért mit der Schweizer Lieferung, ich lasse von mir hören.“
Samuel beendete das Gespräch auf die für ihn typische Art. Immer die Oberhand behalten, nie Schwächen zugeben. Als Unterstreichung seiner Worte verließ er den Park immer in Richtung des Waldes. Sein Auto stand immer in einer anderen angrenzenden Straße, niemand würde ihm schnell folgen können. Samuel kannte den Wald besser als irgendjemand von den Kammoons.
Yai, „der Große“, zischte etwas in Thai. Über einen Pieper ließ er Sono kommen. Als sie den Pavillon erreichte, fand sie bloß eine Notiz von ihrem „por“. Missmutig machte sie sich an die Arbeit den Teich von Samuels Spuren zu reinigen. Die Frösche schreckten auf. Es war schon mitten in der Nacht, zu spät also, als dass dieser grausige Gesang nicht die gesamte Nachbarschaft aufwecken würde. Doch schleimige Tabakbrocken klebten an den sonst schier unberührbaren gelben Lotossen.
Dieser Samuel, dieser Deutsche, hinterließ einen tiefen Eindruck auf sie, er hatte ihren Vater in der Hand, verfügte scheinbar über Kontakte und er war in der Lage, ständig neue Autos zu fahren. Aber er erschien ihr auch zwielichtig. Denn um was es bei den Geschäften ging, die traditionell hier im Garten abgehandelt wurden, wusste sie nie.
„Meine Lotosblüte“, hatte ihre Mutter einmal gesagt, „dein Vater ist ein weiser Mann, er wird den richtigen Weg gehen. Er hat uns bis hierher gebracht und nun sollten wir nicht missmutig, sondern dankbar sein.“
Nachdem Sono ihr Studium begonnen hatte, bekam sie von den Geschäften zu Hause kaum noch was mit. Am Wochenende half sie selten aus, aber das Restaurant florierte. Ihr Vater konnte ihr ständig neue Dinge schenken, er war sehr aufmerksam, las Sono jeden Augen von den Lippen ab, nur am Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrem Mann schien sich etwas zu verändern. Sie schien oft misstrauisch zu sein, wiegelte aber auf Nachfrage sofort ab. Das Geschäft ginge die Frauen eben nichts an, sagte sie immer. Sono konnte ihre Mutter trotzdem manchmal beobachten, wenn sie nachts am Fenster stand und auf den Pavillon blickte. Dort schien „por“ manchmal noch Bekannte zu treffen – allein und ohne seine Frau.

Als Sono sich umkehrte, um zurück zum Haus zu gehen, fühlte sie sich beobachtet. Sie machte abermals kehrt, ließ ihren aufmerksamen Blick durch den angrenzenden Parkwald streifen und sah sich dann die Häuser genauer an. Drüben im zweiten Stock wackelte die Gardine. Ein Zeichen, dass Sono irgendwie beruhigte. Ihre kalten Hände verschwanden in den feinen Anzughosen und sie ging.

Marie-Claire ärgerte sich. Diese Sono musste sie gesehen haben. Ob sie die richtige Tochter von diesem Kammoon war? Und was war mit diesem Deutschen? Sam-irgendwas. Er trug immer dunkle Anzüge, verschwand immer schneller als er kam. Und immer in den Wald. War er nur ein zu gut bezahlter Laufbursche oder ein Geschäftspartner? War er vielleicht an einer der Frauen interessiert, die im Restaurant arbeiteten? Und, arbeiteten sie wirklich alle dort? Vielleicht war dieser Deutsche ja auch dieser Sono versprochen?
Viele Theorien wirbelten durch Marie-Claires Kopf als sie zurück ins Bett kroch. Sie durfte sich nicht zu auffällig verhalten, dachte sie noch, als sie einen erstickten Schrei durch die Nacht hallen hörte.

Samuel war sauer. Zahlen, für eine blöde Schlampe, die sich in Thailand schwängern lässt aber unbedingt nach Deutschland verheiratet werden wollte. Sollte sie sich doch selbst kümmern, wie sie das Balg loswerden könnte.
Samuel trat an einen Baumstumpf und nutzte den gleichen als Sitzgelegenheit. Er brauchte erst einmal ’ne Line. Vor Erregung zitternd bröselte ihm der feine Stoff fast von dem kleinen Spiegel, dann aber gelang es ihm schnell eine saubere Linie zu ziehen und sie mithilfe des grünen Scheins zu schnupfen.
Er selbst war nur froh, dass sie nicht schon in Thailand Wind von ihrer Schwangerschaft bekam. Dann hätte das dumme Huhn die lange Reise vielleicht noch abgesagt. Ein Kurier weniger. Die Lieferungen aus der Schweiz, wo es Abhängigen erlaubt war, auch harte Drogen zu besitzen, reichten lang nicht mehr aus, um die Wünsche von Yai’s Gästen und den anderen Stammkunden zu befriedigen, aber das durfte Yai selbst nie erfahren. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass dieser seine alten Kontakte neu aufleben lasen würde und Samuel wäre als Dealer nutz- und mittellos. Also mussten die Frauen als schweigende Schmuggelpakete dienen.
Tiefe Entspannung verbreitete sich in Samuel. Er würde sich langsam auf den Weg machen müssen. Es gab immer was zu tun, es gab ja zu viele Leute die Probleme machten, Leute, wie Yai oder seine menschliche Ware.

Marie-Claires Herz pochte wie wild. Dieser Schrei machte ihr eine Gänsehaut. Sie hasste dieses Nachbargrundstück und alles was auf jenem passierte. Sie wusste zwar nicht auf was sie gewartet hatte, aber irgendwann musste es ja zu weit gehen …
Ihr Herz pochte bis zum Hals. Sie traute sich nicht zu schlucken, ihr Mund war staubtrocken und ihr Hals kratzte. Marie-Claires Hände gruben sich in die Steppdecke.
Noch einmal zum Fenster? Gleich die Polizei rufen? Ahnungslos tun, nichts tun, alles auf einmal tun?
Plötzlich hörte sie erst die Frösche laut quaken, dann jedoch Schilf rascheln und zuletzt das Geräusch plätschernden Wassers. Marie-Claire lag wie versteinert in ihrem Bett und horchte auf die vielen nun folgenden Geräusche.

„Können Sie sich noch genau an die Situation erinnern, kurz bevor Ihr Vater starb?“
Der Beamte lehnte sich zurück und blickte Sono fragend an. Die junge Frau sah mit gläsernem Blick auf ihre Hände. Sie waren auf dem Schoß gefaltet und ihre Finger zupften nervös an einem Taschentuch. Eine Träne kullerte über ihre Wange.
„Mi por“, begann sie und schluckte laut, „er schrieb mir eine Notiz, ich sollte den Teich reinigen. Ich beugte mich über die Lotosse und spülte sie als ich… Ich wollte ihn nur noch da rausholen““
Sono brach ab und schluchzte. Die warmen Augen des Kommissars suchten Blickkontakt mit der hübschen Thailänderin.
„Die Notiz, ich muss Sie leider weiter ausfragen, war diese Notiz zweifellos von Ihrem Vater verfasst?“
„Ja, sie war in Thai geschrieben, mein Vater schrieb nie auf Deutsch“, antwortete Sono.
„Mit wem hatte sich Ihr Vater an diesem Abend getroffen?“
Schon in der Mordnacht musste Sono immer und immer wieder die gleichen Fragen beantworten. Lange hatte sie überlegt, ob sie Samuels Namen offenbaren sollte. Sie wusste ja nichts über die Geschäfte der beiden. Würde man ihr das eigentlich abnehmen? Und hätte sie nichts von einer zweiten Person gesagt, wäre sie doch an diesem Abend die einzige Kontaktperson ihres Vaters gewesen, oder?! Könnte sie sich selbst verdächtig machen?
„Ich bin die Woche über studieren, ich kenne die Leute meines Vaters nicht. Außerdem kümmern  wir Frauen uns nicht um das Geschäft“, antwortete Sono.
„Woher wissen Sie, dass die Person geschäftlich mit Ihrem Vater verkehrte?“
Der Beamte verschärfte seinen Ton.
„Suchen Sie woanders weiter Herr Kommissar, offensichtlich kann ich Ihnen nicht mehr weiterhelfen“, sagte Sono bestimmt und stand von ihrem Stuhl auf.
„Wollen Sie nicht wissen, wer der Mörder ihres Vaters ist?“
Sono zögerte. Dieser Bulle traf ihren wunden Punkt.
„Suchen Sie nach einem Samuel, mehr weiß ich nicht“, ließ Sie den Namen des Mannes, der zuletzt Kontakt mit ihrem Vater hatte, im Raum stehen.

Als Frau Kammoon am Tisch 13 gebackenen Hummer servierte, hörte sie das Klingeln des Telefons. Sie entschuldigte sich bei den Gästen für die übereilte Bedienung. Als sie im Büro ankam, hatte Sono schon den Hörer in der Hand:
„Mein Vater -“ „Hören sie, ich kann Ihnen nur sagen, dass -“ „Die Polizei war bei Ihnen?“ „Nein, wir -“
„Aufgelegt.“, sagte Sono fast ohne Stimme.
„War es Herr Sung vom Großhandel?“
„Es war dieser Samuel.“
Der Blick, den Sono in den Augen ihrer Mutter sah, zeigte ihr, dass etwas nicht stimmte.
„Wenn die Gäste gegangen sind schließen wir das Restaurant.“
„Es gibt Probleme, wenn die Polizei bei Samuel war, gibt es Probleme.“
„Für Samuel?“, fragte Sono naiv.
„Hast du der Polizei seinen Namen gesagt?“, fragte Frau Kammoon herrisch. „Das hättest du nicht tun dürfen. Wir müssen weg hier, raus aus der Stadt, vielleicht nach Thailand zu deiner Tante.“, fuhr sie fort und ließ Sono ohne ein tröstendes Wort zurück.

„Marie-Claire Duras?“, fragte der Polizist, nachdem die alte Frau ihm die Tür einen Spalt geöffnet hatte.
„Die bin ich“, antwortete sie.
„Wie Sie vielleicht wissen gab es einen tragischen Mordfall auf dem Grundstück neben Ihrem. Die Tochter des Opfers gab an, dass Sie uns vielleicht als Zeugin dienen könnten, darf ich also kurz reinkommen?“
Marie-Claire ließ den jungen Beamten in ihre Wohnung. Am Küchentisch fuhren sie fort mit dem Gespräch.
„Kannten Sie Herrn Kammoon?
„Nur flüchtig, er war sehr freundlich, genau wie der Rest seiner Familie. Kaffee?“
„Danke gern. Haben Sie in der Mordnacht irgendetwas feststellen können, haben Sie womöglich einen Schuss gehört oder -“
„Herr Kammoon wurde erschossen? So schlimm war es also…“, Marie-Claire betrachtete die Kaffeemaschine und schien nachzudenken.
„Es?“, wiederholte der Polizist.
„Wissen Sie, ich sah den Herrn Kammoon oft mit diesem Mann. Ein Sam-irgendwas. Wenige Tage später fielen mir immer einige Frauen auf dem Gelände auf. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, was die dort taten, da müssen Sie die Kammoons schon selbst fragen.“
„Sono Kammoon gab uns die Auskunft, dass die Frauen sich nicht um das Geschäft kümmern würden und -“
„Glauben Sie mir, die Frauen hängen da mit drin. Da drüben hängt jeder irgendwo mit drin. Gestern habe ich gesehen wie eine schwangere thailändische Frau mit Kammoons Frau sprach. Die beiden hatten sich viel zu erzählen, das können Sie wissen.“
Der Beamte trank die ihm von Marie-Claire überreichte Tasse aus. Sie saßen sich eine ganze Zeit schweigend gegenüber. Dann stand er auf und benutzte sein Mobiltelefon.
„Torben, komm bitte zum Restaurant, wir müssen was klären, es besteht Fluchtgefahr!“, dirigierte er, bedankte sich bei Marie-Claire und verschwand.

„Du hast mich verraten, du dumme Schlampe!“, brüllte Samuel Sono ins Ohr und hielt ihr seine Pistole an den Kopf. Sie wollte gerade den Tisch im Pavillon abräumen, als er aus dem Wald auf sie zugestürmt kam.
„Die Bullen haben mich verdächtigt, Sono, kannst du mir vielleicht sagen, woran das liegt?“
„Ich weiß nichts, ich dachte es ging um das Restaurant, wirklich, bitte, lass mich gehen und ich werde nichts sagen!“
Sono sah die Waffe an ihrer Schläfe und wimmerte. Samuel drückte sie an sich und schleifte sie ins Innere des Tempels.
„Mund halten, sonst knall ich dich ab“, zischte er und blickte sich nervös um. Sonos Tränen sammelten sich auf seiner Handkante und er ließ kurz los. Seine Finger hinterließen rote Druckstellen auf Sonos Gesicht.
„Lass sie in Ruhe“, ertönte eine Stimme aus Richtung des Büros.
Sono spürte wie sie herumgeschleudert wurde. Samuel nahm den Lauf von ihrer Schläfe und zielte nun direkt auf ihre Mutter. Er schubste Sono auf den Boden vor sich.
„Ihr Schlampen habt unser Geschäft verraten. Hochgenommen haben sie mich!“
„Wir haben nichts verraten. Sono hat den Beamten deinen Namen genannt und ich gab ihnen nur diesen klitzekleinen Wink. Nachdem ich durch Raffaels Leichtsinn damals erfahren habe, wo unser Reichtum herkommt, wollte ich diese Geschäft schleunigst beenden.… Zu lange konntet ihr hinter meinem Rücken Frauen grausames antun!“
„Du und die Schlampen, stimmt’s? Diesmal war’s die Schwangere. Das hätte ich mir denken könne, als sie nicht bei Richard war. Du hast jede Lieferung überwacht, richtig? Wie lange schon? Wie lange wolltest du uns schon dazwischenfunken? Hast schon vor der Ankunft Kontakt gehabt stimmt’s? Hast alles überwacht? Und warum? Mitleid vielleicht? Oder vielleicht-“
Samuel wurde immer lauter und bestimmter. Seine Stimme brach als er schrie. Sono sah ihre Mutter an. Sie konnte die Erniedrigung nicht mehr ertragen.
„Woher hast du denn die Waffe?“, piepste sie hilflos.
„Wenn der Mann im Haus dealt und Nutten schiebt, braucht man eine Waffe im Haus!“, lachte Samuel höhnisch.
„Hat dir nich’ gepasst, dass der Alte die jungen Dinger nach Deutschland brachte, was? Und deine dämliche Schwester sitzt immer noch in dem Loch von Heimatort fest? Ich habe sie auf der Webseite gesehen, ganz hübsch aber ein bisschen alt, findest du nicht? Das ist doch der Grund! Nur leider war sie nicht geeignet für’s Geschäft. Oder meintest du, wir geben den Damen hier ein neues schönes Zu Hause?“
Samuel verspottete Sonos Familie offensichtlich. Im Gesicht ihrer Mutter sah sie nur noch Wut und ihr selbst wurde schwindelig. Samuel grinste verstört.
„Nicht bewegen!“, ertönte eine Stimme am Eingang.
Sono erschrak heftig. Samuel feuerte seine Waffe ab, aber die Polizeibeamten, deren Schemen Sono im Licht sah, duckten sich.
„Kein Schritt weiter!“, schrie Samuel. Der Lauf zeigte auf Sonos Gesicht und sie kniff die Augen zusammen. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie betete laut. Das war alles zuviel für sie.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Frau Kamoon hatte auf Sonos Peiniger geschossen. Dieser ging zu Boden. Seine Waffe fiel genau neben Sono und ein Schuss löste sich, nachdem Samuels Finger sie losließen. Ein Projektil knallte in die Ummantelung der Bar. Sofort griffen die Polizisten zu. Sie warfen Sonos Mutter auf den Boden und legten ihr Handschellen an. Einer von beiden nahm Sono auf den Arm und brachte sie ebenfalls zum Wagen.
„Frau Kammoon, Sie sind aufgrund eines zweifachen Tötungsdeliktes festgenommen“, sagte einer der Beamten, der immer noch außer Atem war.
Sono blickte sich erschrocken zu ihrer Mutter um.
„Du?“, fragte sie nur noch, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor.

 

Mein nicht eingesandter Beitrag zum sz-Krimi-Wettbewerb "Der Zeuge im Lotosteich" ist eine Geschichte basierend auf dem ersten (kursiv-gedrucktem) Absatz und dem vorgegebenem Titel.Marlene Wolfback, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.06.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Geschnitzt, bemalt, bewegt: Mechanische Wunderwerke des sächsischen Universalgenies Elias Augst von Bernd Herrde



Eine in musealer Recherche und volkskundlicher Feldarbeit vom Autor erstellte und geschilderte Entdeckungsgeschichte eines sächsischen Universalgenies. Elias Augst (1775 - 1849) ein "Landbauer in Steinigtwolmsdorf", wie er sich selbst nannte, fertigte nicht nur ein mechanisches Figurentheater, "Das Leiden Christi" in sieben Abteilungen (Heute noch zu sehen im Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden), sondern noch weitere mechanische biblischen Szenen, aber auch ein Planetarium, für welches er auf der Dresdner Industrie-Ausstellung 1825 vom König Friedrich August I. eine silberne Medaille zugesprochen bekam, versuchte sich mit Ölgemälden, baute Draisinen und machte Flugversuche...!

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