Sarah Klee

Und mir geht's gut

Es ist so selbstverständlich dass ich lache
Man bemerkt es nicht mal mehr
Wie geht’s dir fragen sie aus Höflichkeit
Und gehen ohne Antwort einfach weiter
"Und mir geht’s gut" ruf ich hinterher
haben wir uns fast gedacht sagt ihr
und geht schon wieder, doch wenn ich lache
weiß ich, ich brauch nicht mehr lang allein zu sein
 
darum lach ich wenn ich mich einsam fühle
und ihr kommt her und freut euch mit
weil ja alles besser ist an diesem Tag
und auf eure Frage antworte ich wie immer
mit nem Grinsen im Gesicht
"Und mir geht’s gut"
 
ihr versteht nicht was es heißt
wenn alle von euch erwarten
immer da zu sein für sie
ich tu's ja gern, doch allen geht es dreckig, mir geht's immer gut, aha
niemand sieht die tiefen Narben mitten im Gesicht
wenn sie fertig sind mit dem Erzählen
fragen sie mich einmal kurz
sag, wie geht’s dir heute morgen?
"Und mir geht’s gut"
 
Wenn ihr mich mit Tränen seht
Klar, das ist die Pubertät
Niemand stellt sich mal die frage
Wie in Echt mir es ergeht
Ihr könnt nicht verstehen
Wenn ich Ruhe haben will
Deshalb folgt ihr mir, auf Schritt und Tritt
"Und ja, es geht mir gut"
 
Herzzerreißend stehst du da
Siehst mich fragend an
Soviel kann ich noch erkennen
Denn mit unsichtbaren Tränen in den Augen
Sieht man nun mal schlecht
Ich bin mir relativ egal
Solang ich helfen kann wo es geht
Doch irgend etwas macht mich krank
Die Leere in mir ist es nicht
Doch auf die Frage wie's mir ginge
Lüg ich schon zum 5ten mal
"und es geht mir gut"
 
Ja, diese Lüge frisst mich auf
Das kannst du sehen
Und langsam bist du es der begreift
Und dafür dank ich dir und lächle
Ich dachte du würdest dich darüber freuen
Doch statt dessen stehst du vor mir, es ist dunkel
Aber im Mondschein kann ich deine Tränen sehen
Was ist los, habe ich gefragt, doch ich wusste es genau
Es macht dich traurig wenn du siehst
Dass ich mich für dich verstelle
Und das seh ich ein
"jetzt sag mir doch wie es dir geht", hast du gemeint
deine Tränen brachten mich fast um
"Und mir geht es wirklich gut" sagte ich
 
Langsam kamst du auf mich zu
Den Blick nie abgewandt von mir
Und so warst du so ruhig und schön
Die einzige Person der ich vertrau
Deine Arme kommen näher
Du hast Angst ich kann es sehen
Aber ich liebe dich und lass es passieren
Bin so glücklich wie nie
"wie geht’s dir" fragst du ein letztes mal
die Antwort fällt mir sichtlich schwer
ich will nicht wieder lügen, darum sag ich es
"Und mir geht es gut"
 
seitdem bist du der einzige der mich versteht
löcherst mich nicht mit dieser verhassten Frage
auf die es keine Antwort gibt
ich hab gelernt euch zu belügen
und es tut mir leid
ich will nicht noch einmal sagen dass ich sterben will
ich tu es einfach so
denn wenn niemand davon weiß
tut es nicht so weh
ich brauche dich, das weißt du ja
weil du der bist der versteht
dass die vielen Narben durch Angst entstehen
und wenn du schweigst sag ich leise zu dir
"Schatz, es geht mir gut"
 
Dabei weiß ich so gut wie du
Der Tag an dem ich gehe ist der
An dem ich dir sage wie's mir geht
Ohne Lügen, ohne Schmerz
Schlag mir ins Gesicht und ich sag dir noch mal
"Schatz, es geht mir gut"
 
die Lichter gehen langsam aus
ich wandere durch den langen Gang
und erfreue mich am Fliegen
bin so leicht wie nie, hier in deinem Arm
und als ich vor Gott stehe und er mich fragt
wie es mir ginge
sag ich leise und ich weiß es ist mein Ernst
"Gott, verdammt, es geht mir gut!"

Hey hey
is schon ein relativ alter Text, find aber er is es trotzdem wert hier gepostet zu werden;-)
Liebe Grüße
Sarah
Sarah Klee, Anmerkung zur Geschichte

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