Benjamin Lennarz

Tod?

Es war wieder einer dieser Tage, an welchen er überhaupt keine Lust hatte, auf die Arbeit zu gehen. Es war wieder Dunkel draußen, und die Laternen, welche in dem kalt-nassen Wetter zu flackern begannen, taten auch nicht mehr ihren Dienst. Mal fiel eine aus, mal wurde eine komplett abgerissen. Die Jugendlichen hatten einen heiden- spaß daran, welche auszutreten. Er richtete sich auf, zog sich seine „Amerika-Flaggen-Shorts“ aus und ging ins Bad. Der modrige Geschmack der letzten Kippe gestern morgen hatte er immer noch im Mund und das Bier hatte seinem Kopf auch nicht wirklich gut getan. Alles war wie immer. Der Spiegel hatte immer noch die gleichen Risse und der Gestank im Bad war erbärmlich. Obwohl er alles hätte ändern können, war er zu müde es zu tun. Zu müde von der Arbeit. Ein Privat-Leben hatte er nicht. Jeder auf dieser Welt kannte ihn. Nachdem er erst einmal geduscht hatte, begann er, seine Alltagskluft anzuziehen. Die Shorts, eine lederne, abgetragene Hose mit einigen Löchern, ein nikotin-gelbes T-Shirt und ein langer, auch etwas übel zugerichteter schwarzer Stoffmantel. Er schnappte sich noch den alten Hut, den er damals von seinem Vater bekommen hatte und ging durch die Türe hinaus ins Freie. Nachdem er einige Zeit gebraucht hatte um wach zu werden, durchsuchte er seine Taschen nach den heutigen Menschen, die er in ein besseres Leben führen sollte. Auf einem kleinen, zerknitterten Zettel waren heute 3689 Namen aufgelistet. „Hmm... recht wenige diesmal...“, dachte er sich und war auf einmal verschwunden und tauchte im Haus einer 83-jährigen, alten Dame wieder auf. Sie schlief. So friedlich. Seine Arbeit war ihm mittlerweile egal. Jede Nacht das gleiche. Und manchmal auch noch eine Tagschicht. Nun gut. Was heißt Tagschicht. Eigentlich war er der dumme für alles, der Tags- sowie Nachtsüber arbeiten musste. Schlaf bekam er nur selten. Er seufzte einmal tief und berührte die Frau sanft auf der Stirn. Ihr Körper zuckte kurz und wurde dann ganz steif. Ihr faltiges, dennoch hübsches, Gesicht wurde bleich. Eine Träne kullerte ihm die Wange hinab und der dachte nur an die 3688 weiteren armen Seelen, welche heute Nacht ihr Ende finden würden.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.07.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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