Lisa Müller

Freiheit!

Ein leichter Windhauch lässt mein Haar tanzen. Die Aussicht ist wunderbar, Berge, Schnee und die aufgehende Sonne. Einfach herrlich. Man möchte eins sein mit der Luft und einfach über die Berge hinüber fliegen. Alles vergessen und alle Sorgen erst einmal verbannen. Ich schließe die Augen und strecke die Arme aus. Der Wind umhüllt meinen gesamten Körper, reißt an meinem Kleid, will mich in die Tiefe ziehen. Gestützt gegen  die Brüstung strecke ich mich weiter dem Abgrund entgegen. Freiheit, so muss sich fast die Freiheit anfühlen. Denke ich mir und lächle in den Himmel hinein. So viel Ruhe und Gelassenheit. Die Stimmen der anderen Menschen um mich herum verhallen langsam und ich höre nur noch den Wind in meinen Ohren.
 
Doch plötzlich holt mich ein Rufen und Schreien aus meiner Welt der Freiheit zurück.
 
Ich mache die Augen auf und schau mich um. Ein riesige Gruppe an Menschen die eben noch umher liefen lachten und die Aussicht bestaunten, hatten sich am höchsten Aufstieg versammelt und schauen nach oben. Ein Mann steht am höchsten Punkt, die Arme ausgebreitet auf der Brüstung. Der Wind zerrt an seiner Kleidung und scheint ihn immer wieder aufzufordern mit ihm zu kommen, in die Freiheit. Ein sanftes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen bei dem Gedanken daran. Eine alte Frau neben mir schaut mit ängstlichem Blick zum Mann empor. Der Mann beginnt zu wanken an. Die Menschenmasse schreit auf und ein anderer stark gebauter Mann klettert empor zu ihm. Doch auf halben Wege verweilt er und spricht auf dem Mann ein, doch dieser scheint ihn nicht zu hören, mit geschlossenen Augen steht er immer noch mit gestreckten Armen dort. Der Wind zerrt immer stärker an seiner Kleidung.
 
Meinen Lippen entgleitet ein warmes Kichern und die alte Frau neben mir schaut mich entsetzt an. Grimmigen Blicke treffen mich, als wollte sie mich mit ihren Blicken töten. Stolzen Blickes schaue ich ihr entgegen und richte meinen Blick dann wieder auf den Mann, der dort oben immer  noch verweilt und sich noch nicht von der Erde trennen kann..
 
Gedanken huschen durch meinen Kopf und mit stolzem Lächeln dränge ich mich durch die Masse, die immer dichter werdend erscehint. Doch mein starker Wille bringt mich hin durch.
 
Ich will nur zu ihm. Lächelnd bitte ich die Menschen platz zu machen. Statt freundlicher Blicke ernte ich nur Spott und Getuschel. Doch das ist mir gleich, bald habe ich es geschafft. Der andere Mann auf der auf dem Wege nach oben war dreht sich zu mir um und schaut mich mit skeptischem Blick an. „Was möchten sie hier. Bleiben sie hinten. Ich werde mich schon darum kümmern.“ Sagt er zu mir und versucht mich mit seinem Blick zurück zu drängen. Mit stolzem Blick und einem Lächeln im Gesicht drücke ich ihn zur Seite und bedanke mich und steige weiter empor.
 
Der Wind wird immer stärker und zerrt immer mehr an der Kleidung. Mein Haar weht wild im Wind und auch mein Kleid flattert unaufhörlich. Lächelnd steige ich auf die Brüstung. Strecke die Arme auseinander und fasse seine Hand. Seine Augen öffnen sich und schauen mich an. Er lächelt. Und fasst auch meine Hand. Die Menge schreit unverständliche Worte, wir wissen was sie schreien. Doch sie wissen nicht, was Freiheit bedeutet, was sie ist und wie sie sich anfühlt.
 
Ich lächle ihn weiter an und schließe auch dann die Augen. “Schön das du gekommen bist.“ Sagt er und schließt die Augen. Wir beiden lächeln in den Abgrund und halten und an den Händen fest.
 
Der Wind drückt mit starker Hand gegen unser Kreuz. Ein Lachen entfleucht unsern Lippen und zusammen fallen wir in die Tiefe. Die Menge schreit auf, Frauen fassen sich an die Köpfe andere weinen. Mein Haar weht im Wind. Freiheit, wir haben sie gefunden. Lachend fallen wir immer weiter.
 
 
 
Doch zwischen all den entsetzten Menschen steht ein kleiner Junge, er lächelt.
 
„FREIHEIT!“
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.07.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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