Susanne Aukschun

Hausbesuche vom Chef (Teil 4)

 
Hausbesuche vom Chef – Teil 4
 
Ich suchte und suchte und bekam schließlich eine Antwort auf eine meiner vielen Bewerbun­gen. Anfangs dachte ich noch, naja, Kreuzberg (Berlin-West) ist kein schlechter Bezirk, da kenne ich mich wenigstens aus. Aber in einem kleinen Betrieb wollte ich nicht mehr, wollte endlich wieder Gleitzeit und 30 Tage Urlaub. Dementsprechend war ich sehr überrascht, als man mich in dieser Firma aus dem Erdgeschoß in den zweiten Stock bat. Dann folgte die Weiterleitung in den fünften, wobei ich feststellen mußte, daß es ein sehr großes Haus war und die Firma um die 200 Angestellten haben sollte. Auch das Gespräch im Kreis vieler Mit­arbeiter wie die Vorgesetzten der Filiale und der Hauptdirektion, dem Betriebsrat und meiner zukünftigen Mentorin verlief sehr positiv. Meine Freude, für diese Firma arbeiten zu wollen, hatte man mir offensichtlich angesehen, weshalb ich den Job auch bald bekam.
 
Damit hatte der „Chef“ mal wieder richtig zugeschlagen, denn ohne dieses karge Jahr dazwi­schen hätte ich den neuen Arbeitsplatz wohl nie so zu schätzen gewußt. Und daß es dann auch noch ein „Traumjob“ werden würde, war für mich eine große Freude. Ja wirklich, die Arbeit machte mir großen Spaß. Alles war wieder gut und im Nachhinein richtig, daß ich den Job bei der Versicherung verloren hatte. Dort kämpfte man noch jahrelang um sein Bestehen, denn die Wirtschaftslage wurde immer schlechter. Die Angestellten hatten ständig Angst, gekün­digt zu werden, denn man wollte den Standort Berlin auflösen.
 
Daß ich dann diesen Superjob wieder riskieren würde, weil mir ein gesundheitliches Ereignis dazwischen kam, hätte ich nie gedacht. Trotzdem stellte sich auch dieser Schicksalsschlag als Glück im Unglück heraus, verschaffte er mir doch die Telearbeit und ermöglichte mir, bei meinen Tieren zuhause zu sein. Anfangs hatte deren Pflege nämlich mein langjähriger Le­bensgefährte übernommen, der beruflich immer recht erfolglos blieb. Ständig schwebte er zwischen Arbeitslosigkeit und freischaffendem Künstlertum, verdiente nicht viel, aber hatte Freizeit. Ich hingegen versuchte, für uns beide das Geld heranzuschaffen, was mir jedoch nach dem Kauf des Hauses in der „Pampa“ nur mit 20-stündiger Abwesenheit von zuhause gelang. Neben meinem Stundenmaximum in der Firma und vier Stunden An- und Abfahrt hatte ich nämlich auch noch bis zu drei Nebenjobs. Das brachte gut Geld, doch nach dem ge­sundheitlichen Zusammenbruch ging das nicht mehr. Nun hatte aber der „Chef“ entschieden, daß es Ingo beruflich besser gehen sollte und fand für mich die Lösung mit einer Krankheit. Das klingt erst einmal komisch, doch brachte sie mir – wie gesagt – die Vorzüge eines Heim­arbeitsplatzes mit allen seinen Konsequenzen. Dabei hätte „er“ mir ja durchaus auch etwas Ernstes aufdrücken können, doch „er“ entschied sich „nur“ für Knochenschwund, was ich im Gegensatz zu einer Krebserkrankung oder einem Schlaganfall als durchaus harmlos bezeich­nen möchte.
 
Fortsetzung folgt.

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