..hatte ich schon erwähnt, dass Einkaufen, auch Shopping genannt, als
Mutanten-Gen in einer Frau schlummert um kurzfristig auszubrechen?
Vorzugsweise natürlich mitten in der Fußgängerzone, am besten vor dem
neuesten Trendy-Schicki-Micki-Laden?
So stand ich denn nun mit meiner besten Freundin in dem angesagtesten
Hip-Store und schwankte zwischen einer sexy Hüfthose, sowie einem
ausgeflippten Minirock, der mehr einem Gürtel als einem Rock ähnelte.
Natürlich gab es zu beidem das passende Oberteil, kurz, knapp, schräg
und schrill.
Die Qual der Wahl, was tun sprach Zeus? Oder nehm ich doch beides? Aber
irgendwie war mir im Hinterkopf, dass mein Konto über diese Aussicht
nicht wirklich erpicht sein dürfte. Also doch nur eine
Kombi......während ich gedankenverloren dastand und überlegte, ob ich
denn nun lieber Bauch oder Bein zeige, kam aus der benachbarten Kabine
ein blondes Gift, leicht verbrannt durch zu langes Liegen unter dem
Assi-Toaster, aber mit ungefähr der selben Figur wie ich....
Die Hüfthosen, die selben, die ich auch als Objekt der Begierde ins
Auge gefasst hatte, saßen ziemlich knackig und mit einem extremen
Neidgefühl entdeckte ich ein umwerfendes Bauchnabelpiercing, welches
durch die knappen Teilchen ziemlich gut rüberkam.
In mir regte sich eine teuflische Idee...ein Piercing musste her....!!!!
Anscheinend hatte meine Freundin das diabolische Funkeln in meinen
Augen richtig gedeutet, denn aus ihrem Munde purzelten Worte wie:
...Entzündung, Schmerzen, jeder hat es schon.....Worte, deren
Bedeutung, im Moment meines Wahnes, nicht in meine Gehirnwindungen
vorzudringen vermochten.
Also trabte ich zur Kasse um mir die Hüfthose einpacken zu lassen, denn
in meinem Geiste trug ich sie schon zu meinem Date am kommenden
Wochenende....der Sahneschnitte würden die Augen aus dem Kopf fallen
wenn er mich in diesem sexy Outfit und dem neuen Piercing den ganzen
Abend vor der Nase hat....
Beschwingt durch die Möglichkeit, noch umwerfender auszusehen als ich
es mit den neuen Sachen schon tun würde, ignorierte ich das Geunke
meiner Freundin und steuerte zielstrebig das nächste Piercingstudio
an......solche Entschlüsse setzt frau am besten sofort in die Tat um,
bevor sich Zweifel einnisten und man alles wieder verwirft.
Gesagt, getan...mit schmachtendem Blick erklärte ich dem Piercer die
Notwendigkeit, mich sofort in seine fachlichen Hände begeben zu müssen,
um mir den heissersehnten Körperschmuck anpassen zu lassen, damit ich
bei meinem Date im wahrsten Sinne des Wortes glänzen kann.
Nach langem Bitten und Betteln hatte das Piercer-Herz ein Erbarmen,
oder konnte er nur mein Genöhle nicht mehr ertragen?...egal...ich hatte
meinen Willen und durfte mich lang legen, auf dass mir nicht der
Kreislauf weg- und ich mitten in der Bude umkipp...
Irgendwie kam ich mir vor wie ein Osterlamm, das sich gerade freiwillig
zur Schlachtbank geschleppt hatte, aber bevor ich je zugeben würde,
dass ich mir vor Angst fast in die Hose machte, spielte ich dann doch
lieber Madame Cool und unterhielt mit meinem losen Mundwerk das ganze
Studio, egal, ob jemand zuhörte oder nicht.
Bevor ich es richtig mitbekam hatte ich schon das Eisspray auf der Haut
und es näherte sich unerbittlich die Nadel, mit der mein Bauch
malträtiert werden sollte....a bisserl mulmig wurde mir ja schon, aber
ein Indianer kennt keinen Schmerz....dachte ich !!!
Scheisse tat das weh!
Ich hatte das Gefühl, als ob ich von Minimonstern lebendig gefressen werden sollte und sie fingen genau in der Körpermitte an.
Nichts, aber auch gar nichts ließ ich mir anmerken und überstand mit
stoischer Gelassenheit die Tortur, um kurze Zeit später an meinem
Bauchnabel einen Ring zu entdecken.
Wow, ich hatte es geschafft....!!! Stolz wie Nachbar´s Lumpi erhob ich mich von der Liege und.... mir wurde erstmal schummrig.
Einmal tief durchatmen, sich nichts anmerken lassen und am Arm der
Feundin schwebte ich raus auf die Strasse, vollkommen der Meinung, mein
Seelenheil hätte bis dato nur an dem Piercing gehangen.
Ich war ein neuer Mensch...yeah....ein Vamp, die Mata Hari der Moderne. Unwiderstehlich, sexy und betörend.
Was so ein kleines Stück Metall im Körper doch für Auswirkungen haben konnte, unglaublich.
Jetzt schnell nach Hause, die Beute auspacken und sich nach dem
anstrengenden Shopping-Tag ausruhen...Geld ausgeben macht so
unglaublich müde, außerdem musste ich mir doch die neuesten Storys von
Carrie & Co. reinziehen. Sowas nennt sich moderne
Weiterbildungsmaßnahme für die Frau von Heute.
Am nächsten Morgen wachte ich recht früh auf, weil ich einen doch sehr
ungewohnten Druck am Bauch verspürte, um nicht zu sagen:
AUAAAAAAAAAAAAAAAAA !!!!!!!
...an der Stelle, an der sich eigentlich mein Bauchnabel, verziert mit
einem schicken Piercing, befinden sollte, war eine rote, sehr dicke
Erhebung, in der das Piercingringchen fast vollständig verschwand.
Böse Zungen würden hier jetzt von einer vorhergesagten Entzündung reden, ich nannte es ein optisches Fiasko.
Nicht genug, das der Mist schrecklich weh tat, nein, wenn ich das nicht
bis übermorgen in den Griff bekam war es aus mit der Hüfthose, erst
recht mit den bewundernden Blicken des Schnittchens.
In Gedanken schon die besten Ausreden parat um das Date zu verschieben,
von dem Verlust meiner motorischen Fähigkeit einen Fuss nach dem
anderen auf die Erde zu setzen, bis hin zu einer Notfallmaßnahme im
Familienkreis, trabte ich mit Hängeohren in mein Bad, auf der Suche
nach etwas Entzündungshemmendem.
Ich wurde in meinem reich bestückten Arzneiköfferchen, dessen Inhalt
jedem Mediziner die Angstperlen auf die Stirn treiben würde, fündig und
ergriff eine Heilsalbe...
Beim Auftragen stellte ich fest, dass es wohl nicht ausreichen würde,
das Teil nur am äusseren Bereich aufzutragen und popelte den Ring aus
meinem wunden Bauch, um im Anschluss mit einer Spritze die Salbe in die
gestochene Wunde einzubringen.
Man muss wirklich kein Hellseher sein um zu wissen, dass das eine sehr,
sehr dumme Idee war....wirklich furchtbar dumm um genau zu sein.
Kurz und gut, ich jaulte auf vor Schmerz, aus meinem Bauch floss eine
Mischung aus Blut, Eiter und Salbe und ich bezweifelte ernsthaft meinen
Geisteszustand, der mich zu solchen Taten trieb.
Natürlich wurde es immer schlimmer statt besser und ich fand mich
einige Stunden später in der Notfallaufnahme des Krankenhauses wieder,
neben mir meine doch sehr hämisch grinsende Freundin, die sich nur mit
Müh und Not den Spruch: "Ich habs dir ja gleich gesagt..!"...verkneifen
konnte.
Das Date wurde dann aus bekannten Gründen verschoben, denn es war die
nächsten zwei Wochen nicht mal ansatzweise an das Tragen einer engen
Hose zu denken.....
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Alexandra Loos).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.08.2006.
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