Susanne Rack

Zeitlose Liebe

Die Menge jubelte und schrie. Sie wollte Blut sehen. Die Arena hallte wider vom Geräusch der aufeinander prallenden Schwerter. Trotz seiner Panzerung, blutete der Mann bereits aus zahlreichen Wunden, und seine Gegner griffen immer öfter an.
Lailas Herz schlug immer schneller und sie konnte sehen, wie er nach nach einem weiteren Schwerthieb auf die Knie fiel. Die Gegner grölten triumphierend, einer ging auf ihn zu, hob sein Schwert ...
 
Mit einem Schrei schlug Laila die Augen auf. Ihre Stirn war schweißbedeckt und ihr Herz hämmerte, als wollte es jeden Moment zerspringen. Sie hatte einen bitteren Geschmack im Mund und merkte, dass sie sich auf die Zunge gebissen hatte. Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich auf und kroch aus dem Bett. Das war jetzt schon das elfte Mal, dass sie diesen Traum hatte und schon langsam wurde es wirklich unheimlich. Laila hatte zwar versucht mit ihren Eltern darüber zu reden, doch die meinten, dass es von dem vielen Fernsehen kam. Ungeschickt zog sie sich an und ging in die Küche, wo bereits ihre Eltern saßen und frühstückten. "Wieso habt ihr mich nicht geweckt"?, fragte Laila, als ihr Blick auf die Uhr fiel.
"Willst du am Sonntag so früh aus dem Bett?", wollte ihr Vater wissen und blätterte die Zeitung um. Laila langte nach den Brötchen. "Ich will zum See, bevor es zu heiß wird." "Und wann kommst du wieder?", fragte Vater, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. "Am Abend", gab sie zur Antwort, schlang das Brötchen hinunter und sprang auf. Eilig holte sie ihren Rucksack, verabschiedete sich im Hinausgehen von ihren Eltern, schwang sich auf ihr Rad und fuhr in Richtung See. Es begann schon jetzt warm zu werden und Laila hoffte am See zu sein, bevor die Sonne auf sie niederbrannte. Nach einer halben Stunde erreichte sie erschöpft den See. Nun, eigentlich konnte man ihn nicht direkt als See bezeichnen, da Schwimmen verboten war und sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darin tummelten. Sie ließ sich auf einen umgefallenen Baumstamm sinken und beobachtete die Fische, die an die Oberfläche stießen, um einen Wasserläufer zu schnappen.    
Eine Spiegelung im Wasser ließ sie aufschauen ... und entsetzt nach Luft schnappen. Sie wusste, dass Träume wiederkehren konnten, aber nicht, dass sie einen bei Tag verfolgten.
Auf dem Wasser stand ein Mann, und zwar jener Mann, den sie immer in ihren Träumen sah.
Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen und alles begann, sich zu drehen. Sie wollte aufstehen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst und sie fiel auf die Knie. Der Schwindel wurden immer schlimmer und schließlich verlor sie das Bewusstsein.
 
"Geht es Euch nicht gut? Kann ich Euch helfen?" Die Stimme drang nur dumpf in Lailas Bewusstsein. Stöhnend schlug sie die Augen auf und griff nach dem ausgestreckten Arm. Als sich ihr Blick klärte, verschlug es ihr den Atem. Ungläubig drehte sie sich um die eigene Achse, doch das Bild änderte sich nicht. Na toll, dachte sie, jetzt bin ich verrückt. Sie befand sich nicht mehr am See, sondern, wenn sie richtig sah, im alten Rom - wie in ihrem Traum. Als Laila an sich heruntersah stellte sie fest, dass sie dieselbe Kleidung trug, wie die Menschen hier. "Habt ihr Euch verletzt?" Erst jetzt wurde Laila bewusst, dass der Mann, der ihr geholfen hatte, noch immer neben ihr stand. Sie nickte stumm und sah sich noch einmal um. Vor ihr erhob sich das Kolosseum in seiner gewaltigen Pracht. Laila erinnerte sich, dass sie das letzte Mal in der Arena gewesen war und dem Kampf zugesehen hatte. Der Gedanke erinnerte sie an den Mann und irgendetwas  sagte ihr, dass sie ihn dort finden würde. Sie hatte einige Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, doch dann sah sie die Arena vor sich. Sie hörte Kampfgeräusche und verlangsamte ihre Schritte. Instinktiv  versteckte sie sich hinter einer Säule und lugte vorsichtig in die Arena. Zwei Männer in Helmen kämpften gegeneinander und in einiger Entfernung standen weitere Bewaffnete. Der Kampf zog Laila sofort in ihren Bann und die eigene Gefahr vergessend, in der sie sich befand, trat sie einen Schritt vor. Der Mann mit der Arm- und Beinpanzerung wich den gezielten Hieben des Gegners geschickt aus und schlug seinerseits immer wieder auf den Schild des anderen ein. Schließlich kam, was kommen musste. Der Gepanzerte wich einem weiteren Hieb aus, trat mit einem schnellen Schritt hinter seinen Gegner und trat ihm in die Kniekelhe, woraufhin dieser auf die Knie fiel. Doch anstatt den Gegner zu besiegen war der Mann das Schwert in den Sand und nahm den Helm ab. Hastig zog sich Laila wieder in den Schatten zurück, als sie den Mann wiedererkannte. Er half den am Boden Knieenden hoch und ging! genau i n Lailas Richtung. Kurz bevor er sie erreichte trat sie aus den Schatten auf ihn zu. Die Zeit schien für einen Moment stehen zu bleiben. Der Mann starrte sie an und für eine Sekunde kamen ihr Zweifel das Richtige getan zu haben. Nach einer Ewigkeit, wie es schien, kamer auf sie zu, packte ihren Arm und zerrte sie in den Schatten.
"Was suchst du hier?", herrschte er sie an. Laila war zu perplex, um zu antworten und er fuhr fort: "Habe ich dir nicht gesagt, dass es hier zu gefährlich ist?" "Was ... was soll das?", stotterte Laila. "Wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?" Er ließ ihren Arm los, doch sein Blick verdüsterte sich. "Was soll dieser Unsinn? Willst du mich veralbern?" Nun war es Laila, die wütend wurde. "Jetzt hören Sie mal zu! Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind und ich möchte endlich wissen, warum Sie mich in meinen Träumen ständig verfolgen. Und außerdem", fuhr sie fort und ließ ihren Blick durch die Runde gleiten, "will ich wissen, wie ich aus diesem Traum wieder herauskomme." Er sah sie an, als zweifle er an ihrem Verstand. "Ich habe das Gefühl, dass dir die Sonne nicht gut bekommt. Aber darüber reden wir später. Erst mal müssen wir weg von hier." Er nahm abermals ihren Arm, jedoch nicht so grob wie vorhin, aber alles andere als sanft, und führte sie aus dem Kolloseum. Sie gingen die gepflasterte Straße entlang und Laila fiel mit der Zeit etwas auf, das ihr bei ihren anderen Träumen nicht bewusst gewesen war: Sie wurde wahrgenommen. Die Menschen grüßten sie und lächelten ihr zu, in ihren Träumen jedoch hatte man sie nicht beachtet, ja es war, als wäre sie nur Zuschauer ohne Körper gewesen. Verwirrt blieb sie stehen. Ihr Begleiter gab einen unwilligen Laut von sich. "Komm schon", drängte er, "wir müssen weiter." Doch Laila rührte sich nicht. Plötzlich packte sie ihn an den Schultern und sah ihn durchdringend an . "Wer bin ich? Ich meine, wer bin ich hier?" Er sah sie verständnislos an. "Bitte, sagen Sie mir, wer ich bin."
"Ja, weißt du das denn nicht mehr?", fragte er. "Du bist Julia, die Tochter von Hemnos, einem Senatsmitglied." "Und wie heißt euer Herrscher?" "Du meinst unser Kaiser?"
Laila nickte. "Na, Julius Cäsar natürlich." Es war, als würde man ihr ein nasses Handtuch ins Gesicht schlagen. Nach einem Moment des Schweigens drehte sie sich um und ging weiter.
"Warum fragst du das alles. Das musst du doch wissen."
"Das erzähle ich Ihnen später", murmelte Laila. "Wie ist eigentlich Ihr Name?", fragte sie, um das Thema zu wechseln. "Aurelius", antwortete er. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Ich habe das starke Gefühl, dass mit dir etwas nicht stimmt." "Das glaube ich schon langsam auch", sagte sie leise zu sich selbst.
 
Fortsetzung folgt (falls erwünscht)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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