Vadim Pryde

Meine innere Zelle

Splitter, die sich durch das Leben schimmern, Töne, die nicht zueinander passen - ein einziger Kegel aus berstendem Stahl. Faseriges Holz, zerbrochenes Glas. Aufgeschlagene Gelenke, ausgeleierte Sehnen, Augen des trüben Blicks. Was ist da geschehen? Warum ist in diesem Moment alles so anders als im letzten und im nächsten. Die Kugel dreht sich. Ich drehe mich. Wende mich. Falle.

Ein Moment voller Stille.

Ich schlage leicht unsanft auf dem blutverschmierten und glassplittergezierten Boden auf. Mein Kiefer wischt eine Spur in das ungleichmäßige Muster des Bodenbelags als ich mich kraftlos versuche aufzurappeln. Die Knie wackeln noch und ich muss mich an der Wand halten um nicht wieder auf die Stelle zu sacken, an der ich gerade lag.

Lichter. Blinkende Lichter.

Ein Hügel. Ein Feuer knistert vor sich hin und ich sehe kleine Nebelschwaden mit jedem Atemzug aus mir fliehen. Die Luft klebt und ist schwer wie Blei. Die müden Knochen zwingen mich ins Sitzen. Ich starre gedankenlos ins Feuer und sehe Funken aufsteigen und auf der Stelle zu Asche verglimmen sobald sie ihren warmen Hort verlassen.

Schwärze.

Die hallenden Schritte klingen durch den kalten Korridor. Die ausgefaserte Matratze knarrt unter meinem Gewicht auf den angefressenen Federn als ich mich aufrichte. Ich taumele zum Waschbecken und lasse ein paar Zähne und Blut den Hahn hinunter. Der schwere Schlüssel dreht sich zwei Mal im Schloss und ich spüre den Luftzug als die Tür aufgeht. Sie holen mich.

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