Anna-Luise Franke

Kann ich nicht glauben

Ich kann nicht glauben, dass es endet, kann ich nicht glauben.
Und dass ich Jungfrau bin, heißt noch lange nicht, dass es mich nicht in Brand stecken würde, auf all das zurück zu blicken. Die Dummheiten im Schneematsch, die Berge von Wissen in der gleißenden Sonne, das Lachen im klirrend kalten Wind, die Einsamkeit im Nieselregen und die Ungewissheit eigentlich immer.
Ich kann nicht glauben, dass es endet, kann ich nicht glauben.
Und es wird auch nicht alles enden. Die Ungewissheit wohl nicht. Die nicht. Aber das Wetter wird sich wohl ändern. Und die Masse an Luft zwischen den Telefonhörern. Vielleicht auch der Blick in unseren Augen. Vielleicht die Meinung über einander. Und die Bank wird auch nicht mehr unsere sein.
Ich kann nicht glauben, dass es endet, kann ich nicht glauben.
Schaut nur her: Was hier alles gesehen haben! Große Gefühle, Schlägereien und Intrigen, gute und schlechte Lügen, Unmengen von Angst, Rausch und Intelligenz, Versagen fast jeden Tag und am Nachmittag manchmal nur das vage Gefühl einer Schlacht entronnen zu sein.
Ich kann nicht glauben, dass es endet, kann ich nicht glauben.
Wir sahen sie kommen und gehen. Nun gehen wir. Gehen wir? Ich will noch nicht gehen. Ich will mit euch in der letzten Nacht gegen halb zwei durch die Straßen rennen, schreien, singen, vielleicht weinen, tanzen und genug Herblut vergießen, um wieder den Weg zurück zu finden.
Ich kann nicht glauben, dass es endet, kann ich nicht glauben.
Ich will nicht ohne euch zu Ende gehen. Nicht ohne euch Neubeginnen. Ich habe Angst vor der Welt, also lasst uns die Zeit entführen in der letzten Nacht und durch die Straßen laufen, lasst uns die eine Stunde von unserem Abiball klauen und uns einfach weigern, ohne Feuerwerk zu gehen. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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