Lothar Krist

Rocky und sein Wahl-2006-Problem

 
 
Was hängt und steht denn da wieder einmal herum? Bin ich etwa dumm? Oder bin ich ein Wähler, der nicht mehr glauben kann? Versprochen hat man uns ja schon immer Vieles. Auf Wahlplakaten stand schon Alles drauf! Doch der Einzige, der dann brav Wort gehalten hat, das war dann immer wieder der Wähler. Der Wähler ist immer wieder ein braver Depp und er war das auch immer schon. Ganz egal, wen er auch wählt, er zahlt für jede Politikerlüge und er füllt selbst heute noch immer jeden Steuertopf, und das selbst dann, wenn er schon sicherer noch als sicher sein kann, dass er nun bald die Gier der von ihm Gewählten nicht mehr stillen kann, egal, wie sehr er sich auch anstrengt. Der Intellektuellen-Adel hat heute die selbe Macht, die einst der Blutadel inne hatte und er ist kein bisschen anständiger, als der. Er wird von derselben Gier geplagt.
 
Der Wähler ist ja ein gar so als saudumm und vergesslich bekannter Mann. Auch Frauen sind inzwischen als genau so dumm bekannt und dürfen daher noch immer wählen gehen. Früher dachten die Männer ja, die Frauen wären intelligenter und daher eine Gefahr für jede Art von Herrschaft. Na ja, egal.
 
Der Weg zur Haltestelle ist von Wahlplakaten eingesäumt und mit Plakatständern total verstellt. Der Weg gerät zum „Spießrutenlauf“. Alle möglichen Hirnlosigkeiten wirken auf den Flüchtling ein. Und ach, was steht denn da? Ach nee! „Islam statt daham!“ Oder steht es da gar umgekehrt? Man fasst es nicht. Selbst Saubanden sind heute wieder Wer und daher wohl wählbar. Na ja, egal. Oder auch nicht?
 
Verdammt! Rocky steht endlich beim Fahrschein-Automaten, drückt sich seinen Fahrschein aus und stellt gleichzeitig fest: „Ich muss dringend schiffen.“ Drei Minuten und der O-Bus kommt. Und dann geht es durch die halbe Stadt. Also stehen dreißig Minuten Harnverhaltung an. Das hält ja selbst der stärkste Neger nicht mehr aus. Und Rocky ist ja nur ein ganz normaler, und deshalb ein wenig verweichlichter, weißer Europäer, und auch schon etwas alt und geplagt vom schnellen Harnentlassungsdrang ist er daher auch. (Der Prostata-Krebs pirscht sich schön langsam aber unaufhaltbar an, ….. also eh schon wissen. Egal. Oder auch nicht? Das Leben ist halt, wie es ist. Man versucht halt nicht zu oft daran zu denken.)
 
Verdammt! Was tun? Drei Minuten schleichen ja nur fort, wenn man „dringend“ warten muss. Doch ihm erscheinen sie immer schneller und schneller. Der „Drang“ wird immer schlimmer. Rocky schaut sich heimlich um. An der Haltestelle stehen drei pubertäre Jungs in Arbeitskluft, haha, perfekt. Also die verstehen es sicherlich. Zwei Mädchen sitzen auf der Bank und unterhalten sich. Die kichern jetzt schon. Also egal. Dann haben sie wenigstens einen ordentlichen Grund dazu.
 
Rocky scheißt also auf jeden Anstand und die nasse Hose. Er dreht sich um, macht zugleich sein Hosentürl auf, holt seinen letzten Freund heraus, und lässt ihn ab den Harn. Er denkt: auf den Zaun. Man verzeih! Es ging ihm ja schon öfters so. Er schaut auf und staunt. Was steht denn da vor „seinem Zaun“ im Weg herum? Ein schönes Wahlplakat! Sein Strahl wird dick und fest, er zieht die Vorhaut noch ein Stück zurück. Da gerät der Druck zum Freiwilligen Feuerwehrschlauch.
 
Und dann schämt er sich. Er schifft einer Frau mitten ins Gesicht. Kurz verliert sein Strahl an Kraft. Doch was steht denn da ganz groß auf diesem Wahlplakat?
 
„Ich vertrete alle Frauen!“
 
„Ja, spinn ich denn!“ Und da ist Rocky wieder dort, „wo“ er beim zur O-Bushaltestelle-Gehen war. Er ist frustriert. Sein Strahl wird wieder megadick, er zielt nun ganz genau. Er strahlt hin auf beide Augen, zuerst links, dann rechts. Sein Saft, er spritzt in alle Richtungen davon. Er lässt ihn dann genau auf ihre Nase drauf und schaut auch darauf, dass sie brav trinkt. Durch Rocky glüht auf einmal das Glückshormon, ein Lachen zerfetzt ihn innerlich. Seine Augen verfolgen seinen Lulu, wie er über Mund und Kinn der Politikerin verrinnt. Oh, wie herrlich, oh, wie schön! Er genießt seine „Macht“! So ist „Wählen“ schön.
 
Rocky denkt: „Ich kenne dich! Du bist doch diese Grüne, die im TiVi ist immer gar so link. Und „grün“ warst du noch nie. Zum neuen Transit-Vertrag der EU hast du den Mund nicht aufgemacht, du Falsche du. Du lügst! Du lügst ja schon, wenn du nur den Mund aufmachst. Wenn ich nämlich eine von diesen so vielen Nur-Hausfrauen wäre, verdammt, dann wäre ich schwer angeschissen, wenn gerade du mich ganz allein vertrittst. Und wenn ich eine Frau wäre, die der Gatte dauernd halb zu Tode prügelt, dann lässt du ihn nach ein paar Tagen wieder aus dem Häfen raus, damit er mich wieder ordentlich züchtigen kann. Echt, du, du bist perfekter Täterhumanist.“
 
Rocky steht vor dem Plakat, total in seinen Gedanken über die Wahl am 1. Oktober Zweitausendundsex versunken. Seinen Pimmel hält er völlig vergessen in der Hand, dabei hat er eh schon keine Tropfen mehr. Da quietscht in seinem Rücken der O-Bus nahezu ungebremst heran. Er wacht auf! Er packt Ihn ein geschwind! Er reißt den Reißverschluss hinauf. Verdammt! Er wird nass. Die letzten Tropfen vertropfen sich seinen rechten Handrücken hinab.
 
Egal! Umgedreht! Dabei wischt er die Hand an der Hose ab. Eingestiegen! Und kurz umgeschaut. Ja, Was, Nein, Wer steht denn da und hält sich an einer Haltestange fest? Ein Freund aus dem Smaragd. Der, der ihm immer so geile Witze erzählt, und das im geilsten Ausländer-Slang. Er muss ihm die Witze oft sogar drei Mal erzählen, bis Rocky sie versteht.
 
Er reicht ihm auch gleich die Hand zum Gruß. Rocky greift unwillkürlich danach und sagt: „Ja, hallo! Ja, Servus, Mustafa, fährst du etwa auch ins Smaragd?“ „Ja, klar! Wo sollte ich denn sonst hingeh’n in dieser Nazi Stadt! In ein anderes Lokal lassen sie mich ja gar nicht hinein!“ „Ja, klar. Ich weiß, 'Daham statt Islam' und so weiter und so fort. Wenn ein Islam im Westen ist, dann ist er nicht daham, und wenn er daham ist, dann ist er auch nicht wirklich daham, weil eben dort der Uncle Sam mit euren Diktatoren bummst, so oder so, haha.“
 
Mustafa versteht, lacht auch, und dann erzählt er ihm auch gleich seinen ersten Witz von heute. Dabei hält er noch immer Rockys Hand ganz fest, während diese langsam trocknet. Er lässt sie nicht mehr los, fast bis ans End des Witz´s.
 
Der Witz: „Wieso schwitzen die österreichischen Männer zwischen dem ersten und dem zweiten Orgasmus so sehr?“ „Puuuhhh, wau, … weiß ich nicht.“ „Na, weil dazwischen der Sommer so heiß ist.“ Endlich lässt er Rockys endlich trockene Hand los, und der muss lachen. Mustafa ist so glücklich, dass der Witz gut angekommen ist und Rocky ihn scheinbar auch gleich verstanden hat. Er lacht mit und erzählt dann gleich den zweiten Witz.
 
„Und weißt du auch, wieso die österreichischen Frauen immer so schwere Depressionen haben?“ „Ne, wieso sollte ich. Ich kenne die österreichischen Frauen ja nicht mehr so gut, mir sind die Ausländerinnen seit gut zwei Jahrzehnten schon viel lieber.“ Hahahaha. Da müssen sie nun beide lachen. Nach gut einer Minute erzählt Mustafa den Witz dann fertig: „Na, weil die Sommer so lang sind.“ Hahahahaha.
 
Und dann kommt auch schon der nächste Witz: „Weißt du, wieso die Mühlviertler beim Schlafengehen das eine Auge zumachen, während das andere Auge die ganze Nacht offen bleibt?“ „Nee, das weiß ich auch nicht.“ „Na, weil sie nur eine halbe Schlaftablette genommen haben.“ Hahahaha.
 
Er hat dann noch zwei Witze erzählt, die sich Rocky leider nicht gemerkt hat. Aber die Fahrt in die Stadt verging jedenfalls sehr schnell. Auf einmal waren sie am Hauptplatz und stiegen aus. Da fing er wieder an, dieser „Spießrutenlauf“. Wo man hingeschaut hat, da stand so ein verlogenes Wahlplakat herum. Na ja, in einer Woche ist der Spuk ja Gott sei Dank vorbei.
 
Rocky hat sich alle Plakate genau angeschaut. Und je intensiver er das gemacht hat, umso weniger hat er eine Ahnung, welches Grauen er nun wählen soll. Ihm ist bewusst: Es ist ja eh Alles völlig EU! Und wenn er ausnahmsweise einmal nicht wählen geht, na, dann ist es auch völlig EU. Also, was soll’s? Mal sehen, es wird darauf ankommen, wie er sich am Sonntag fühlt.
 
© Copyright by Lothar Krist (Smaragd am 22.9.2006 von 23.10 – 01.05 Uhr)
 
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Lothar Krist).
Der Beitrag wurde von Lothar Krist auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Lothar Krist als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Alles Schlagloch von Franz Supersberger



Texte aus dem Internet – Tagebuch “schlagloch”
Im Weblog erschaffe ich mein Leben und meine Welt neu. Jeder Eintrag im Weblog ist ein Eintrag über mich und meine Umgebung. Unsere erlebte Wirklichkeit ist eine Konstruktion unseres Gehirn. Schreiben ist eine Möglichkeit die Fragen des Leben und der Welt zu beantworten.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wie das Leben so spielt" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Lothar Krist

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ich wichse von Lothar Krist (Liebesgeschichten)
Socken von Christiane Mielck-Retzdorff (Wie das Leben so spielt)
Der Hutmacher von Dieter Fetzer (Märchen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen