Erika Pössinger

Die Träume der kleinen Isabell

 
                     Die Träume der kleinen Isabell
 
Isabell war ein kleines Mädchen von 10 Jahren. Sie zeigte sich lustig und   ideenreich wenn einmal eine Freundin zu Besuch kam, aber häufig war sie allein und traurig. Ja Isabell konnte das Haus nur selten verlassen, denn sie war krank und musste im Rollstuhl sitzen. So saß sie oft mit ihrem Rollstuhl am Fenster, schaute den Kindern auf der Strasse beim Spielen zu und träumte. Ja Isabell träumte und um diese Träume wurde das Mädchen, das doch nicht auf der Strasse spielen und mit anderen Kindern um die Wette laufen konnte, beneidet. Die Krankheit hatte das Mädchen nämlich ganz fantasienreich gemacht und so konnte sie am hellen Tag träumen. Isabell schloss die Augen und schon sah sie die schönsten Bilder und Erlebnisse vor sich.

„ Am Himmel zeigte sich ein Regenbogen, der reichte bis in das Zimmer von Isabell. „ Hallo Isabell, steige über den roten Streifen zu mit herauf,“ rief der Regenbogen. „ Wir werden eine Reise machen.“
 „ Oh, ja  ich komme,“ rief Isabell und schon kletterte sie über den roten Streifen zum Himmel hinauf. Ach wie sah die Welt so klein und zerbrechlich aus und Isabell war groß und stark. Als eine kleine Wolke vorbeikam setzte sich Isabell darauf und lies die Beine baumeln.
 „ Hallo Wolke wir fliegen jetzt zum großen Meer und damit es schneller geht werde ich mit den Beinen mitstrampeln.“ Ruck, zuck waren sie am Meer. Isabell sah die vielen Schiffe und tief im Wasser waren die Fische zu sehen, es war einfach wunderbar, alles leuchtete in bunten Farben. Ja das war berauschend über allem zu schweben und bis auf den Meeresgrund zu sehen. Da schaute ein großer Walfisch aus dem Wasser heraus und rief:
 „ Ach Isabell, ach Isabell, flieg nicht so schnell, flieg nicht so schnell, denn eins, zwei, drei ist dein Traum schon wieder vorbei.“
 Isabell blinzelte mit den Augen und sagte sich:
 „  Nein  der Walfisch hat nicht recht, ich habe doch noch so viel Fantasie, ich erträume mit einfach etwas anderes.“
„ Hallo Isabell, schnell steige auf meinen Rücken,“ rief das große schwarze Pferd.
„ Wir werden einen schönen Ritt durch die Natur machen, komm ich zeige dir die Welt.“ Isabell sprang mit großem Schwung auf den Rücken des Pferdes, hielt sich an der wehenden Mähne fest und schon ging es los. In gestrecktem Galopp ging es über Wiesen und Felder. Das Pferd zeigte ihr die schönsten Blumenwiesen, wie es duftete, so schöne Blumen hatte Isabell noch nie gesehen. Sie pflückte einen großen Strauss, oh diese Blumen waren wunderbar. Jetzt ging es weiter vorbei an Obstbäumen, an denen die Früchte bis zum Boden hingen bis hin zu einem Wasserfall. Das Pferd setzte zum Sprung an und mit wehenden Haaren und wehender Mähne kamen sie über das Wasser. Es war alles sehr schön, die Sonnenstrahlen bildeten am Wasserfall einen kleinen Regenbogen und ganz feine Wassertröpfchen flogen durch die Luft. Doch plötzlich war da wieder die leise Stimme, die sagte:
„ Ach Isabell, ach Isabell, reite nicht so schnell, reite nicht so schnell, denn eins, zwei, drei ist dein Traum schon wieder vorbei.“
 Isabell öffnete die Augen, sie hatte das Gefühl noch auf dem Rücken des      Pferdes zu sitzen und den einzigartigen Duft der Blumenwiese zu riechen. Als ihre Mutter ins Zimmer kam sagte Isabell: „Hallo Mama hast du schon einmal von den Wolken bis auf den Meeresgrund gesehen? Oder bist du schon einmal auf dem Rücken eines Pferdes über einen Wasserfall gesprungen?“
 
„ Ach meine Isabell hat wieder einmal geträumt, du bist um deine fantasiereichen Träume zu beneiden. Ich glaube viele Kinder könntest du mit deiner Fantasie erfreuen“, entgegnete die Mutter. Es wäre gar keine schlechte Idee überlegte sich Isabell, da wären immer wieder ein paar Freundinnen bei mir und ich könnte sie mit meinen Geschichten  unterhalten. Sie sah aus dem Fenster und schaute den springenden und singenden Kindern zu, oh wie gerne hätte sie auf der Strasse mitgetanzt, aber sie war ja an den Rollstuhl gefesselt. Isabell zog sich wieder in ihre Traumwelt zurück und schloss beglückt die Augen.
 
Eine goldene Kutsche mit sechs weißen Pferden kam vorbei und aus dem Innern der Kutsche rief ein Prinz: „ Hallo Isabell, komme zu mir in die Kutsche ich werde dir meinen Besitz zeigen und du darfst dir einen Schatz aus meinem Königreich mitnehmen.“
„ Oh sicher edler Prinz ich werde mit dir fahren und alles besichtigen.“ erwiderte Isabell und stieg in die Kutsche. Ach was waren das für weiche Polster und wie leise die Kutsche fuhr, es war wie ein Schweben. Das Königreich des Prinzen war sehr groß und solche unermesslichen Reichtümer hatte Isabell noch nie gesehen. Zuletzt besichtigten sie die Schatzkammer des Schlosses und der Prinz sagte zu Isabell:
„ Meine Prinzessin nun darfst du dir die Ringe und Ketten nehmen die du möchtest, denn du sollst die schönste Prinzessin im Lande sein.“
Isabell griff in die Schatztruhe und spürte die Ketten und Ringe in den Händen, selbst das Funkeln der Edelsteine sah sie mit geschlossenen Augen. Da bestieg sie wieder die Kutsche und fuhr nach Hause und die bekannte Stimme war wieder zu hören:
„ Ach Isabell, ach Isabell fahr nicht so schnell, fahr nicht so schnell, denn eins, zwei, drei ist dein Traum schon wieder vorbei.“
 Als wieder einmal Kinder bei Isabell waren, erzählte sie von ihren Träumen:
„ Ihr müsst die Augen schließen, damit ihr den Traum besser fühlen und erleben könnt.“
 
Doch es waren nur wenige Kinder die diese Träume so realistisch wie Isabell erleben konnten, denn vielen fehlt die Fantasie der wahren Träume. Isabell war reicher als die Kinder, die auf der Strasse spielen und singen konnten, sie hatte einen Schatz. Ja wenn du diese Geschichte liest, schließe einmal die Augen und versuche zu träumen und wenn es dir gelingt besitzt auch du einen Schatz den dir keiner nehmen kann. Dieser große Schatz heißt Fantasie, hüte ihn gut damit er dir nie verloren geht, denn es gibt keine Stelle wo du ihn erwerben kannst.
 
 „Bewahre dir deine Träume und versuche sie zu leben,
denn nicht jedem wurde diese Begabung gegeben.
 

Vergesse aber nie die Wirklichkeit, denn sie begleitet uns zu jeder Zeit.“
Trotzdem sollte man immer wieder das Ziel haben einen dieser Träume
zu verwirklichen, es muss ja keine unerreichbare Zielsetzung sein, oftmals
heißt der Wunschtraum einfach nur Zeit, Zeit für mich zu nutzen und sei es
denn zum Träumen.
 
 

Denn Zeit ist oftmals sehr kostbar geworden
und sie verfliegt mit jedem Wimpernschlag,
ja du kannst keine Sekunde mehr zurückholen.
 

Wenn du denkst ich werde mir später diesen Traum erfüllen,
so ist es vielleicht schon zu spät.
 
 
 
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Erika Pössinger).
Der Beitrag wurde von Erika Pössinger auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.09.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Erika Pössinger als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

Samhain von Mika Barton



Samhain – die Nacht der keltischen Jahreswende und mit ihr halten sie alle Einzug: die Feen, die Engel, die Fabelwesen, die Tiere wie die Menschen, um im Kreislauf des Lebens eine weitere Drehung hinzunehmen, der Toten zu gedenken und mit Vergangenem abzuschließen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Kinderträume" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Erika Pössinger

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der Baum von Erika Pössinger (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Die Harfe von Frank Guelden (Kinderträume)
Alle Jahre wieder... von Silvia Pommerening (Weihnachten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen