5. September 2006
Es begab sich, dass in einem fernen Lande ein Mädchen lebte und in einem anderen fernen Lande, da lebte ein Bursche. Noch kannten sich die beiden nicht, noch wussten sie von einander und doch, das Schicksal wollte es so und nicht anders...... sie waren für einander bestimmt.....
Das Mädchen war eigentlich seit ihrer Kindheit ein fröhliches, aufgestelltes Wesen, das mit vielen Geschwistern aufgewachsen ist. Je älter es wurde, desto mehr entfernten sich ihre Geschwister von ihr, nur eine Schwester hielt eine wahre Verbindung zu ihr. Innige Liebe verbindet die beiden bis zum heutigen Tag, verbindet die beiden wie Pech und Schwefel. Eine Geschwisterliebe, wie sie sonst kaum zu finden ist. Und den noch sind beide unglücklich, auf der ständigen Suche nach dem wahren Leben, versuchen ihr Herz und ihre Seele im Gleichgewicht zu halten.
Unser Mädchen nun wurde in ihrer reifen Jugend von einem bösen Zauber heim -gesucht, der sich langsam, aber kontinuierlich ihrer Lebensfreude und ihrer Herzlichkeit beraubte. Immer öfters war sie traurig und verzweifelt. Dabei begann alles wunderbar. Ein schönes Heim, einen lieben Mann und zwei Kinderlein, eine Idylle wie sie nicht schöner sein könnte. Sie war sehr schön, intelligent und belesen, liebte die Natur und hörte gerne Musik.
Eines Tages kehrte ihr Mann, den sie sehr geliebt hatte, nicht mehr nach Hause zurück. Verwunschen von einem großen bösen Zauber, der sich von nun an über diese glückliche Familie gelegt hatte. Entgegen aller Hoffnung und Liebe blieb er verschwunden. Von nun an kämpfte unser Mädchen tapfer und mit allem was in ihrer Macht stand für ihre beiden Kinder. Mit den Jahren beraubte es nicht nur ihre Kräfte, nein, sie wurde von Tag zu Tag unglücklicher, weinte viel und ihr Herz blutete, genau so wie auch ihre Hände von der schweren Arbeit. Ihre ganze Liebe und Hoffnung vergab sie nun an ihre Kinder, versuchte aber, ihren Kummer und ihre Sorgen vor ihren Kindern zu verbergen.
Immer mehr begann diese Mädchen, das sich trotz aller misslichen Umstände zu einer schönen jungen Frau entwickelt hatte, nun von ihrem Prinzen zu träumen, versuchte mit all ihren Wünschen das Glück der Erde und des Universums einfangen zu können und begann einen schönen, großen Regenbogen zu malen. Da sie aber des Zeichnens nicht mächtig war, versuchte sie es mit Worten und siehe da, Stufe um Stufe wuchs ihr in allen Farben leuchtender Regenbogen, begann zu wachsen zu wachsen, wurde immer größer und mächtiger. Der Wunsch nach Liebe und Geborgenheit, die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, all das gaben ihr das Instrument in ihre Hände, diesen wunderbaren Regenbogen wachsen zu lassen. Das leuchten der Sonne gaben zusammen mit ihren vielen Tränen dem ganzen trotz aller Traurigkeit den notwendigen Glanz.
Eines schönen Tages begegnete ihr ein schöner Bursche, in den sie sich verliebte. Der Tanz auf dem Regenbogen nahm seinen Lauf und ein wenig der verlorenen Gefühle kehrten in sie zurück. Auch die Kinderlein wuchsen zu jungen Burschen heran.
Und ob nun nicht schon genug Leid über die junge Familie gekommen wäre, überfiel den einen der beiden Buben der immer noch über dieser Familie lastenden böse Zauber, ließen auch die Liebe nicht einkehren ins Haus. Der Regenbogen verlor immer mehr an Glanz, große Traurigkeit überzog das schöne Antlitz der jungen Frau....
Weitab von diesem Lande zog ein Mann durch die Unendlichkeit der Wüste. Er ist seit vielen Jahren unterwegs auf der Suche nach dem wahren Glück. Er hatte vor langer Zeit einen immer wiederkehrenden Traum, einen Traum, der ihm all seiner Sinne beraubte und der ihn nicht mehr los ließ. Er träumte von einem Tanz auf dem Regenbogen. Einem Regenbogen, der strahlte und leuchtete als wäre er mit tausend Diamanten besetzt, die mit ihrem Schliff all die Farben hervorzauberten. Dieser Regenbogen soll Glück, Liebe und Zuversicht verheißen, nur, wo er sich befindet, wie er ihn finden soll, dies gab sein Traum nicht her. Auf einer Reise in die Unendlichkeit des Universums, in die andere Welt wollte er entschwinden. Dies ist ihm aber nicht geglückt und so wurde er trotz aller Wünsche, endlich vom großen Schmerz befreit zu werden, zurück in die Wirklichkeit eben in diese Welt, die eher einer Wüste glich, gestoßen.
Eigentlich ging es ihm, bis dieser große Schmerz ausbrach, recht gut, er kämpfte seit seiner überaus glücklichen Jugend um Gerechtigkeit. Erlitt immer wieder Rückschläge, rappelte sich auf und kämpfte weiter. Unser Freund lernte die Natur kennen und lieben, angeführt von einem großen Menschen, den es sehr verehrte und liebte. Dieser sein Lehrer führte ihn auch in die Geheimnisse der Musik und der geschriebenen Worte ein. Liebe waren keine leeren Worte und so wünschte sich der inzwischen Erwachsen gewordene junge Mann nichts sehnlicher, als diesen Idealen von seinem Meister folge zu leisten. Die Worte, die ihm sein Lehrer mit auf den Weg gab, lauteten „nie aufgeben, komme was wolle, es gibt immer ein Weg zum Ziel, auch wenn er beschwerlich, steinig und steil ist, aber am Ende siegt der Glaube und es wird alles gut“.
Und nun irrt er durch diese Unendlichkeit dieser Wüste, da eine Fata Morgana, dort eine Fata Morgana. Durst und Hunger quälte, aber den Regenbogen von dem er immer geträumt hatte, sah er nirgends. Nachts wurde es unheimlich Kalt, dass es ihn frierte, des Tags wurde es unbarmherzig heiß, so dass es ihm schien, als müsse er verbrennen. Verzweiflung ließen ihm Tränen entlocken, Tränen des Schmerzes, Tränen der verlorenen Unendlichkeit seiner allzu langen Wüstenwanderung. All diese schweren, aber auch schönen Erlebnisse schrieb er seit vielen, vielen Jahren, eigentlich seit seiner Kindheit, erst in seinem Kopfe, später dann immer wieder auf Papier auf.
All diese Tränen vereint mit der Hitze der Sonne, vereint mit dem Glauben und dem Wunsche nach Glück und Liebe auf dieser Welt und im ganzen Universum, begann ganz sachte ein Gespinn eines Regenbogen zu wachsen, der immer größer und Mächtiger wurde. Ja, genau von einem solchen hatte es ihm seiner Zeit immer wieder geträumt. Erst glaubte er, wieder eine seiner Fatamorganas zu durchleben. Aber nein, es war reinste Wirklichkeit, die er allmorgendlich aufs Neue erfahren durfte.....
Doch, was sah eines schönen Morgens unsere Freundin aus dem anderen Ende dieser Welt ihr entgegenleuchten? Ja, ein Regenbogen von allerschönstem Ansehen. Er leuchtete und glitzerte noch viel schöner als der ihrige. Der war ja auch am bröckeln, aber an vielen Stellen funkelte auch dieser. Hoffnung kam auf, irgendwie aus ihrem Innersten fühlte sie plötzlich eine ungeheure Wärme aufsteigen, die ihr Zuversicht und Vertrauen bescherte. All das lies ihren Regenbogen von Tag zu Tag schöner und größer werden.
.......Und dann, eines Tages, sie tanzte und freute sich auf ihrem Regenbogen, eines Tages also, sah sie über einer geheimnisvollen Oase, in der sie es sich gemütlich machte, nunmehr den anderen Regenbogen, der auch hin zu dieser Oase reichte, wie der ihre. Einen Mann tanze herunter, eigentlich war es eher ein stürmisches herunterpurzeln, denn er sah schon von weitem eine wunderschöne Prinzessin sich in mitten dieser Herrlichkeit räkelnd und träumend wohl zu fühlen. Er trat sachte an sie heran und küsste sie sanft auf die Stirn. Ist es nun Wirklichkeit oder nur ein Traum, nur eine Fata Morgana?
Frisches Wasser voller Energie, eine Fülle aller süssesten Datteln und eine große Zufriedenheit hüllte nunmehr unser Paar, das sich seit eh und je zu kennen glaubt, ein. Kein Durst mehr, kein Hunger mehr, nur unendliche Zufriedenheit und Friede. Sie versprachen sich ewige Freundschaft und Liebe. „Nie und nimmer werden wir uns je wieder loslassen, nie fallen lassen“, ja, dies haben sie sich fest versprochen. Ein würziger Duft von Weihrauchverbreitete sich in dieser wundervollen Oase, Liebe und Wärme überkam das Paar und sie hielten sich fest, so fest, dass nichts auf der Welt sie je wieder trennen kann. Ein sanfter Wind umspielte die beiden und liebkoste ihre Haare, allerlieblichster Vogelgesang ließ die beiden träumen.
Und diesen Regenbogen kann seither jedermann zu gewissen Zeiten sehen. Und am anderen Ende ist eben dieser Oase, dieser Oase der Liebe und Zuversicht. Über den beiden wacht der Abendstern, die Venus. Die Hoffnung gepaart mit Sehnsucht brachte beiden nun das Glück und die Liebe, das, was sie immer schon gesucht haben.
Möge allen Menschen den Tanz auf dem Regenbogen beschieden sein.
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