...und es ward
Licht
Mein blamables Erlebnis mit der
Heuschrecke mußte meine Mutter natürlich gleich der ganzen Familie erzählen und
ich bekam wochenlang den Spott meiner großen Brüder zu hören.
War das peinlich!
Ich fühlte mich schlicht und
einfach "am Boden zerstört".
Mein Vater kaute nur stumm
schmunzelnd auf seinem Tabakspfeifchen herum und blies ein paar Rauchwolken in
die Luft.
Aber unsere Mutter ritt gerne ein
wenig länger auf so einem Thema herum und hielt mir mein Mißgeschick immer und
immer wieder vor.
Und da begann die Geschichte,
mich gewaltig zu ärgern.
"Als ob ich die einzige
Neugierige hier im Haus wäre, also wirklich!
Ha, wer muß denn hier immer alles
wissen und belauschen? - Na du doch wohl!
Weil´s wahr is!"
War ja auch wahr....!
Und hatte mir außerdem gleich
eine doppelte Fracht auf den
Hosenboden eingebracht!
Dabei hatte ich doch überhaupt
níchts gemacht! Oder - fast nichts.
Bloß das Licht eingeschaltet.....
Na und, es wurde ja schließlich
auch gerade dunkel und da machte man normalerweise Licht!
Nur war´s halt ausgerechnet der
falsche Augenblick - ein sehr, sehr schlechter Augenblick sogar!
Die Ursache allen Übels lag im
„Gärstla“ - sozusagen..
Mit "Gärstla" war ein enger Durchgang zwischen einer Reihe von Grundstücken gemeint; beiderseits eingefasst von hohen Maschendrahtzäunen, Hecken, Beerensträuchern und Obstbäumen.
Von diesen Pfaden gabs mehrere im Ort. Dieser war aber der längste. Er erstreckte sich die gesamte Südseite unseres Anwesens entlang und führte bis hinauf ins „obere Dorf“.
Nun, um konkret zu werden: Die Sache lag so: Wir
wohnten direkt neben dem Wirtshaus und dort gab´s üblicherweise fast jedes
Wochenende eine Tanzveranstaltung.
Damals hieß das zwar noch nicht
"Disco", aber unser bescheidenes Dörfchen stand seinerzeit in der
Popularität den heutigen Tanzzentren wie "Trockau" oder
"Breitenlesau" in nichts nach. Es war ganz schön was geboten.
Zum Leidwesen meiner Mutter. Sie hatte einen sehr
leichten Schlaf und fand in diesen Nächten oft bis frühmorgens keine Ruhe.
Rastlos wanderte sie im dunklen
Schlafzimmer auf und ab, lehnte mal genervt, mal belustigt im Nachthemd am
offenen Fenster, summte die eine oder andere Melodie mit und verfolgte, was da
draußen so alles vor sich ging. Und ich denke, da gab es zweifellos allerhand
zu hören und sehen, denn genau vor unserem Haus lag der Eingang zu besagtem
"Gärstla".
Beidseits von dichten Hecken
begrenzt, zog dieser schmale Trampelpfad all die jungen Leutchen an, die sich
zwischen den Tänzen ein wenig erfrischen wollten. Erhitzt vom Alkohol und
Zigarettendunst suchte man, bevorzugt pärchenweise natürlich, nach einem
ruhigen Eckala, wo man sich ungestört "unterhalten" konnte.
Allzu weit mochte in der kühlen Nachtluft wohl
keiner wandern, vielleicht fürchteten sie, daß sie sich erkälten könnten, oder
so - jedenfalls machte alles immer ausgerechnet unter dem Schlafzimmerfenster
meiner Eltern halt. Und dann wurde es eben meist interessant...
Allerdings waren nicht nur zartes
Geflüster oder heiße Liebesschwüre aus der Dunkelheit zu vernehmen. Da gab es
beispielsweise auch noch diese zwei ganz großen Helden, die sich selbst mit
eindrucksvoller Lautstärke ihrer denkwürdigen Trinkfestigkeit rühmten.
Stolzgeschwellt die Brust und
biergeschwollen der Bauch, lehnten sie am Gartenzaun, erleichterten sich und prahlten dabei vor sich hin, unterbrochen
nur von herzerquickenden Rülpsern und anderen zünftigen Körpergeräuschen,
"Gell,
Hans, mier senn´da halt Kerl! Zehr Mooß gsuffm! Und kann föllt
a´wos! No, uns föllt doch nex!
Ha, mier senn´ra halt!"
Ob diese beiden
mitteilungsfreudigen Saufbumml (Saufköpfe),
denen es weder gelang, ihre Zungen, geschweige denn ihre Beine in rechtem Zaum
zu halten, nicht am Ende vielleicht auch bloß die Striche auf ihrem Bierfilzla
doppelt gesehen hatten, ließ sich im nachhinein leider nicht mehr ermitteln.
In anderern "durstigen
Seelen" erwachte je nach fortschreitender Nacht und steigendem
Alkoholpegel eine scheinbar unbezwingbare Sangeslust.
Als
dann allerdings mal so ein verhinderter Minnesänger anhub, unmelodisch wie
Troubadix der gallische Barde, ..."Liebeskummer lohnt sich nicht.."
zu der einsamen Gestalt am Fenster emporzugrölen, wandte die sich mit
Grausen ihrer Schlafstätte zu.
Doch alles in allem empfand sie
das Gärstla schon als eine sehr informative Stätte.
Eines schönen Sonntagabends nun,
die Mutter hatte gerade ihre Stallschürze weggehängt, drang von draußen
unterdrücktes Lachen und äußerst verdachterregendes Blättergeraschel herein.
Einem jungen Pärchen, das einen
vergnügten Nachmittag in der Gaststube verbracht hatte, war es allem Anschein
nach ganz besonders eilig, denn die zwei verdrückten sich in die Büsche,
obwohl´s erst gerade mal anfing zu dämmern.
Na, also so was! Abendbrot hin oder her - meine Mutter mußte sofort
wissen, wer diese Beiden waren und was dort vor sich ging. Sie warf das
Buttermesser auf den Küchentisch und huschte in die Wohnstube, von wo sie die
bessere Aussicht hatte. Dort ging sie hinter den Geranienstöcken in Deckung.
Ich lief ihr beharrlich
hinterher, weil ich nämlich schon die ganze Zeit über versucht hatte, ihr etwas
ganz Wichtiges zu erzählen.
Doch sie winkte nur ungehalten
ab, ohne sich umzudrehen und zischte mir ungehalten über die Schulter zu, "etz halt doch endlich amoll dei Goschn!" (Klappe halten!).
Damit sie nur ja nichts verpasste!
Jäh sprang mich die Wut an,
steifbeinig vor Trotz marschierte ich auf den Lichtschalter zu, den ich auf
Zehenspitzen gerade eben knapp erreichen konnte, und drehte ihn stillschweigend
herum.
Die engumschlungen Knutschenden
vor dem Fenster fuhren alarmiert auseinander, entdeckten prompt Mutters Kopf
zwischen den Blummer´scherm
(Blumentöpfen) und suchten prustend das
Weite.
Meine peinlich überraschte Mutter stand einen Augenblick
wie versteinert - aber wirklich nur einen Augenblick... Dann hatte sie mich auch schon am Wickel und verdrosch
mir gründlichst das Hinterqartier.
Ich war tödlich beleidigt - da
hatte ich doch bloß gewollt, daß sie mir für einen Moment lang zuhörte, statt
dessen hörte sie nun nicht mehr auf zu schimpfen.
Am nächsten Tag ließ ich voll
Rachsucht die Hühner heraus, damit sie laufen und das Ziefer (Geflügel) wieder von der Straße und aus den Gemüsebeeten
scheuchen mußte.
Als sie damit fertig war, nahm
sie mich "ins Gebet".
Und auch dies endete wieder
einmal damit, daß
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Sorry an alle Leser!
Wieder lässt sich mein Text nicht in die gewünschte Form bringen. verflixt nocheins!
liegts etz am Einsendesystem, oder an meinem alten PC? Weiß der Coyote!
Annie Krug, Anmerkung zur Geschichte
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Annie Krug).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2006.
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Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.
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