Annie Krug

der Heu - Schreck Teil 2

...und es ward Licht

 

Mein blamables Erlebnis mit der Heuschrecke mußte meine Mutter natürlich gleich der ganzen Familie erzählen und ich bekam wochenlang den Spott meiner großen Brüder zu hören.

War das peinlich!

Ich fühlte mich schlicht und einfach "am Boden zerstört".

Mein Vater kaute nur stumm schmunzelnd auf seinem Tabakspfeifchen herum und blies ein paar Rauchwolken in die Luft.

Aber unsere Mutter ritt gerne ein wenig länger auf so einem Thema herum und hielt mir mein Mißgeschick immer und immer wieder vor.

Und da begann die Geschichte, mich gewaltig zu ärgern.

"Als ob ich die einzige Neugierige hier im Haus wäre, also wirklich!

Ha, wer muß denn hier immer alles wissen und belauschen? - Na du doch wohl!

Weil´s wahr is!"

 

War ja auch wahr....!

 

Und hatte mir außerdem gleich eine doppelte Fracht auf den Hosenboden eingebracht!

Dabei hatte ich doch überhaupt níchts gemacht! Oder - fast nichts.

Bloß das Licht eingeschaltet.....

Na und, es wurde ja schließlich auch gerade dunkel und da machte man normalerweise Licht!

Nur war´s halt ausgerechnet der falsche Augenblick - ein sehr, sehr schlechter Augenblick sogar!

Die Ursache allen Übels lag im „Gärstla“ - sozusagen.. Mit "Gärstla" war ein enger Durchgang zwischen einer Reihe von Grundstücken gemeint; beiderseits eingefasst von hohen Maschendrahtzäunen, Hecken, Beerensträuchern und Obstbäumen. Von diesen Pfaden gabs mehrere im Ort. Dieser war aber der längste. Er erstreckte sich die gesamte Südseite unseres Anwesens entlang und führte bis hinauf ins „obere Dorf“.

 

Nun, um konkret zu werden: Die Sache lag so: Wir wohnten direkt neben dem Wirtshaus und dort gab´s üblicherweise fast jedes Wochenende eine Tanzveranstaltung.

Damals hieß das zwar noch nicht "Disco", aber unser bescheidenes Dörfchen stand seinerzeit in der Popularität den heutigen Tanzzentren wie "Trockau" oder "Breitenlesau" in nichts nach. Es war ganz schön was geboten.

Zum Leidwesen meiner Mutter. Sie hatte einen sehr leichten Schlaf und fand in diesen Nächten oft bis frühmorgens keine Ruhe.

Rastlos wanderte sie im dunklen Schlafzimmer auf und ab, lehnte mal genervt, mal belustigt im Nachthemd am offenen Fenster, summte die eine oder andere Melodie mit und verfolgte, was da draußen so alles vor sich ging. Und ich denke, da gab es zweifellos allerhand zu hören und sehen, denn genau vor unserem Haus lag der Eingang zu besagtem "Gärstla".

Beidseits von dichten Hecken begrenzt, zog dieser schmale Trampelpfad all die jungen Leutchen an, die sich zwischen den Tänzen ein wenig erfrischen wollten. Erhitzt vom Alkohol und Zigarettendunst suchte man, bevorzugt pärchenweise natürlich, nach einem ruhigen Eckala,  wo man sich ungestört "unterhalten" konnte.

Allzu weit mochte in der kühlen Nachtluft wohl keiner wandern, vielleicht fürchteten sie, daß sie sich erkälten könnten, oder so - jedenfalls machte alles immer ausgerechnet unter dem Schlafzimmerfenster meiner Eltern halt. Und dann wurde es eben meist interessant...

     

 

Allerdings waren nicht nur zartes Geflüster oder heiße Liebesschwüre aus der Dunkelheit zu vernehmen. Da gab es beispielsweise auch noch diese zwei ganz großen Helden, die sich selbst mit eindrucksvoller Lautstärke ihrer denkwürdigen Trinkfestigkeit rühmten.

Stolzgeschwellt die Brust und biergeschwollen der Bauch, lehnten sie am Gartenzaun,  erleichterten sich und prahlten dabei vor sich hin, unterbrochen nur von herzerquickenden Rülpsern und anderen zünftigen Körpergeräuschen,

"Gell, Hans, mier senn´da halt Kerl! Zehr Mooß gsuffm! Und kann föllt a´wos!  No, uns föllt doch nex!

Ha, mier senn´ra halt!" 

Ob diese beiden mitteilungsfreudigen Saufbumml (Saufköpfe), denen es weder gelang, ihre Zungen, geschweige denn ihre Beine in rechtem Zaum zu halten, nicht am Ende vielleicht auch bloß die Striche auf ihrem Bierfilzla doppelt gesehen hatten, ließ sich im nachhinein leider nicht mehr ermitteln.

 

In anderern "durstigen Seelen" erwachte je nach fortschreitender Nacht und steigendem Alkoholpegel eine scheinbar unbezwingbare Sangeslust.

Als dann allerdings mal so ein verhinderter Minnesänger anhub, unmelodisch wie Troubadix der gallische Barde, ..."Liebeskummer lohnt sich nicht.." zu der einsamen Gestalt am Fenster emporzugrölen, wandte die sich mit Grausen ihrer Schlafstätte zu.

Doch alles in allem empfand sie das Gärstla schon als eine sehr informative Stätte.

 

Eines schönen Sonntagabends nun, die Mutter hatte gerade ihre Stallschürze weggehängt, drang von draußen unterdrücktes Lachen und äußerst verdachterregendes Blättergeraschel herein.

Einem jungen Pärchen, das einen vergnügten Nachmittag in der Gaststube verbracht hatte, war es allem Anschein nach ganz besonders eilig, denn die zwei verdrückten sich in die Büsche, obwohl´s erst gerade mal anfing zu dämmern.

Na, also so was!  Abendbrot hin oder her - meine Mutter mußte sofort wissen, wer diese Beiden waren und was dort vor sich ging. Sie warf das Buttermesser auf den Küchentisch und huschte in die Wohnstube, von wo sie die bessere Aussicht hatte. Dort ging sie hinter den Geranienstöcken in Deckung.

Ich lief ihr beharrlich hinterher, weil ich nämlich schon die ganze Zeit über versucht hatte, ihr etwas ganz Wichtiges zu erzählen.

Doch sie winkte nur ungehalten ab, ohne sich umzudrehen und zischte mir ungehalten über die Schulter zu, "etz halt doch endlich amoll  dei Goschn!" (Klappe halten!). Damit sie nur ja nichts verpasste!

Jäh sprang mich die Wut an, steifbeinig vor Trotz marschierte ich auf den Lichtschalter zu, den ich auf Zehenspitzen gerade eben knapp erreichen konnte, und drehte ihn stillschweigend herum.

Die engumschlungen Knutschenden vor dem Fenster fuhren alarmiert auseinander, entdeckten prompt Mutters Kopf zwischen den Blummer´scherm (Blumentöpfen)  und suchten prustend das Weite.

Meine peinlich überraschte Mutter stand einen Augenblick wie versteinert - aber wirklich nur einen Augenblick... Dann hatte sie mich auch schon am Wickel und verdrosch mir gründlichst das Hinterqartier.

Ich war tödlich beleidigt - da hatte ich doch bloß gewollt, daß sie mir für einen Moment lang zuhörte, statt dessen hörte sie nun nicht mehr auf zu schimpfen.

 

Am nächsten Tag ließ ich voll Rachsucht die Hühner heraus, damit sie laufen und das Ziefer (Geflügel) wieder von der Straße und aus den Gemüsebeeten scheuchen mußte.

Als sie damit fertig war, nahm sie mich "ins Gebet".

Und auch dies endete wieder einmal damit, daß

"da Oasch Kerwa" hatte! (der Hosenboden versohlt wurde)





Sorry an alle Leser!

Wieder lässt sich mein Text nicht in die gewünschte Form bringen. verflixt nocheins!
liegts etz am Einsendesystem, oder an meinem alten PC? Weiß der Coyote!
Annie Krug, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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