Nicole Schnatmann

Ende mit Schrecken

Es regnet in Strömen, als Jackie ´s Wagen ins schleudern kommt und sie verzweifelt versucht den Wagen unter Kontrolle zu bekommen. Kein Gegenlenken, kein Bremsen nichts zeigt irgendeine Wirkung. Das Letzte was sie sieht ist die Leitplanke, die unaufhaltsam immer näher zu kommen scheint, dann schließt sie die Augen.
 
Doch wie war es zu dem Gekommen?
 
Der Tag hat ganz normal angefangen, sie und Jan sind aufgestanden, nein schon falsch, sie wollten aufstehen, doch Jackie hatte an diesem Morgen dieses schöne warme Gefühl im Magen und dieses Kribbeln in den Händen, da half nur eins „Jan“. Langsam dreht sie sich zu ihm um, nimmt ihn in den Arm und küsst ihn dort am Hals wo er es am liebsten mag. Es dauert auch nicht lange bis er sich zu ihr umdreht und seine sanften Hände langsam über ihren Körper wandern, bis sie fast die wärmste Stelle erreicht haben, doch der Weg ist das Ziel und so kommt es noch nicht zur ersehnten Berührung! Damit wartet er, stattdessen fahren seine Hände immer wieder an den Innenseiten ihrer Oberschenkel entlang. Er weiß was sie mag und so schafft er es auch immer wieder, dass ihr ganzer Körper vor Erregung bebt und nur noch auf den Moment wartet, an dem aus zwei eins wird!
 
Leider wird man nach solch schönen Momenten, viel zu schnell wieder vom Alltag eingeholt und so war es auch an diesem Morgen, ein Kaffee und eine Zigarette müssen als Frühstück reichen und schon ist Jan aus der Tür und auf dem Weg zur Arbeit.
Jackie lässt sich noch einmal ins Bett fallen und räkelt sich in den Lacken, der sanfte Geruch von Erregung liegt noch darin und sie kann fast wieder seine Hände auf ihrem nackten Körper spüren.
Nach einer langen Weile schafft sie es dann doch noch aufzustehen, das schlechte Gewissen drückt, er ist arbeiten und sie liegt noch im Bett.
Na gut, dafür war sie gestern lange Arbeiten, war erst nach zwölf zurückgekommen, aber trotzdem irgendwer muss ja den Haushalt machen.
Sie geht vor wie immer, erst einmal Kaffee trinken und schon mal mit der Küche anfangen, aber ganz langsam, kein Stress.
Die Küche war ein schöner geräumiger Raum, für Jackie gab es nichts besseres, als  mit ihren Freundinnen hier zu sitzen und Kaffee zu trinken.
Ihre beste Freundin ist Charlie, die Beiden kennen sich schon so lange, dass sie kaum noch wissen wie es ohne die Andere war. Oft ergibt es sich so, dass die eine an die Andere denkt und kurz drauf das Telefon klingelt.
Und auch jetzt klingelt wieder einmal das Telefon und Charlie ist in der Leitung.
„Hi Süße, ich weiß, es ist noch früh, aber ich muss dir was erzählen!“, die Dringlichkeit in Charlies Stimme lässt keinen Platz für Hoffnung, dass es um etwas Gutes geht.
„Was ist denn los?“, fragt Jackie, ohne genau zu wissen ob sie es wirklich hören will.
„Andrea soll gestern bei Jan gewesen sein“, schießt es aus Charlie heraus.
„Nein, das kann nicht sein, Jan weiß genau, was ich von der Halte und dass ich sie nicht in unserer Wohnung haben will!“
„Und was wenn doch?“
„Ich glaub nicht, aber ich kann ihn ja später mal fragen. Aber du Süße, ich bin gerade erst aufgestanden, kann ich dich später mal zurück rufen?“
„Na klar! Hab dich lieb bis später!“
„OK, bis dann!“
 
Zwar hat sich Jackie gegenüber von Charlie nicht anmerken lassen, dass sie doch Zweifel hat, ob an den Gerüchten nicht doch was Wahres dran ist, aber die Zweifel sind trotzdem da.
So räumt sie nicht normal auf, sondern achtet auf jede Kleinigkeit, die sonst außer Acht gelassen werden. Oder wer kontrolliert schon beim aufräumen jede Falte in der Couch, ob und was da rein gerutscht ist?
Schrecklich ist nur, dass Jackie wirklich fündig wird, eine Haarklemme, und eine Uhr auf der Fensterbank vor der Spüle.
<Na toll, echt klasse Jan, wie man dir doch vertrauen kann>
Es wäre nicht das erst mal, das Jan sie hintergeht, doch Jackie dachte bis heute, dass diese Zeiten hinter ihnen liegen würden, schließlich hat er sich immer wieder für sie entschieden und dann sind sie vor einem halben Jahr zusammen gezogen.
<Wahrscheinlich hat dieses kleine Miststück die Sachen auch noch extra liegen lassen, das ich was merke!>
Je länger sie darüber nachdenkt, desto mehr steigt Unruhe in ihr hoch, sie weint nicht, aber diese Verzweiflung die sich in ihr Breit macht ist vielleicht noch schlimmer als das.
<Wie und was mach ich denn jetzt?>
Jackie versucht sich ihre Möglichkeiten vor Augen zu führen
  • Sachen packen und einfach abhauen
  • Ihr mal einen unfreundlichen Besuch abstatten
  • Jan zur Rede stellen,
doch das würde ja nichts bringen, er wird sich nur wieder raus reden. Irgendwie und am Ende wüsste sie gar nicht mehr, was sie denken soll, würde sich vermutlich noch ein schlechtes Gewissen einreden lassen, von wegen weil sie ihm ja nicht vertrauen kann…bla bla bla.
Auf einmal überschlägt sich alles in ihrem Kopf, kein vor kein zurück, nur noch die Vorstellung Jan und…., alleine an den Namen kann sie schon nicht mehr denken.
<Telefon, Charlie>
Spätestens jetzt sind alle Deiche gebrochen und unter Tränen bringt Jackie nur noch
„Charlie, bitte komm vorbei!“, heraus.
Das Charlie etwas versteht ist schon ein Wunder, den unter den Umständen ist deutliche Aussprache nur noch reine Wunschvorstellung, doch Charlie versteht und ist innerhalb einer halben Stunde da und hält Jackie tröstend im Arm.
Auf einmal schießt Jackie ein Gedanke durch den Kopf, sie springt auf und es ist gut möglich, dass in diesem Moment Blitze durch ihre Augen geschossen sind, rennt wütend durch die Wohnung bis sie schließlich einen Fotoapparat findet und den dazugehörigen Film in sämtliche Einzelheiten zerlegt.
Als Jackie dann Charlies fassungslosen Blick auffängt erklärt sie ihr, welche speziellen Fotos auf dem Film waren und auch das sie jetzt weiß,  was sie machen kann, um sicher zu gehen, dass Andrea hier war.
„wie?“ entgegnete Charlie nur
„ganz einfach, das wirst du jetzt sehen.“
Kaum ausgesprochen hält Jackie schon den Telefonhörer in der einen, das Telefonbuch in der anderen Hand.
„Hi Andrea, hier ist Jackie, du sag mal kann das sein, dass du gestern deine Uhr bei uns vergessen hast?“
Charlie versucht angestrengt aus Jackies Blick zu erkennen, was Andrea antwortet, doch keine Chance, ihre Mimik schein gefroren zu sein.
„Nein, weiß du was Andrea, wir machen das ganz einfach, Montag wird bei uns der Müll abgeholt, versuch einfach deine Uhr darin wieder zu finden, aber pass auf, dass ich nicht zuhause bin, sonst findet dich irgend wann jemand im Müll.“
(Buff) das Gespräch ist beendet.
Jackie sagt nichts mehr steht einen Moment nur regungslos vor dem Fenster und schaut auf den Regen hinaus.
„Und was nun?“ fragt Charlie ein wenig kleinlaut.
„Jetzt fahr ich zu ihm!“ antwortet Jackie nur, schnappt sich ihre Schlüssel und ist auch schon weg. Sie hört gar nicht mehr, wie Charlie hinter ihr her ruft. In Gedanken ist sie schon bei Jan und sagt ihm die Meinung. Im Auto ist es auch nicht besser, ganz im Gegenteil auf einmal schießt ihr durch den Kopf, wie schön es am morgen noch mit ihm war und das er wahrscheinlich keine 12 Stunden vorher, mit Andrea im Bett gewesen sein könnte. Tränen schießen ihr in die Augen, sie muss kurz blinzeln und bremst fast automatisch.
 
Es regnet in Strömen, als Jackie ´s Wagen ins schleudern kommt und sie verzweifelt versucht den Wagen unter Kontrolle zu bekommen. Kein Gegenlenken, kein Bremsen nichts zeigt irgendeine Wirkung. Das Letzte was sie sieht ist die Leitplanke, die unaufhaltsam immer näher zu kommen scheint, dann schließt sie die Augen. Sie denkt noch einmal an Jan und wie traurig er sie gemacht hat, dann an Charlie, die immer für sie da war.
<Danke dafür Charlie!> denkt sie noch, bis der Wagen mit voller Wucht gegen die Leitplanke knallt. Jackie wird trotz Sicherheitsgurt nach vorne geschleudert und schlägt hart mit dem Kopf auf.
Tage später sind Jackies Augen geschlossen, als Charlie sie besucht.
Mit Tränen in den Augen legt Charlie ein Versprechen ab,
„Jan wird nie vergessen, was er angerichtet hat, dafür werde ich Sorgen!“
Dann legt sie ihre weiße Rose auf Jackies Grab und geht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.11.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Der bekannte Autor zahlreicher eBooks über verschiedene Taktiken beim Fliegenfischen ist auch ein begabter Erzähler von Anekdoten rund ums Fliegenfischen. Eine kleine Sammlung lustiger, nachdenklicher und niedlicher Geschichtchen; so recht etwas für den Angler, der zu Hause im Sessel einmal seinem Hobby frönen will oder von den Mißerfolgen und Reinfällen Anderer lesen will. Eben'mit Salmonidenwasser geschrieben'.

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