Barbara Wittig

Das Café

Hier sitze ich nun … in irgendeinem Café an einem unbekannten Ort in
der Innenstadt. Ich hänge meinen Gedanken nach … und sehe die
Menschen, welche vorübergehen … und blicke ihre Gesichter. Hinter
jedem dieser Gesichter steckt ein Schicksal... eine Geschichte.
Manche nehmen auch für einen Moment der Ruhe in meiner Nähe Platz,
hier im Café … andere stehen schon wieder auf um weiter zu eilen um
ihre Besorgungen zu erledigen.
Nach einer Weile fange ich an die Fremden. die Menschen um mich
herum zu beobachten, ihre Gewohnheiten ..ja sie ein wenig zu
entdecken versuchen.

Zum Beispiel ist dort die alte Dame. Schon gebückt vom Alter und ein
wenig unsicher... doch schaut... man in ihre Augen so blitzt es darin.
Sie thront geradezu auf ihrem Stuhl, was sicherlich auch ein wenig daran
liegt, das sie auf zwei Kissen statt einem sitzt.
Ihr weißes Haar trägt sie wie ein Krone und die ganze Gestalt strahlt
eine Art von Würde und Stolz aus.
Sorgfältig, fast kleinlich, isst sie zuerst die Sahne von ihrem
Apfelkuchen.. wie ein Kostbarkeit...um sie dann mit einem Lächeln im
Mund zerschmelzen zu lassen. Doch dann fängt sie plötzlich an zu
nörgeln wie ein Kind...das der Kuchen so trocken sei und früher alles
besser geschmeckt hat.

Und dann sitzt dort, ein paar Tische weiter, ein junger Mann.. mit
hochrotem Kopf starrt er auf die Tischdecke vor sich, denn ein hübsches
junges Mädchen hat sich zu ihm an den Tisch gesetzt. Er wagt es nicht,
in ihre Augen zu sehen...etwas zu ihr zu sagen. Wenn er sich doch ein
Ruck geben könnte, bevor sie wieder aufsteht und in der Anonymität der
Menge verschwindet. Vielleicht ist es dieser Augenblick...der sein
ganzes Leben verändern könnte. Vielleicht geht es dem Mädchen
genauso wie ihm. Los, ihr beiden.

Und die Kellnerin, die dort in der Ecke steht. Vielleicht steht jemand auf -
möchte jemand noch etwas - gibt es etwas abzuräumen?

Die Geschwätzigkeit und Hektik... und doch eine seltsame anmutende
Ruhe liegt in der Luft, im Fluidum dieses Geschäftes. Diese Mischung
findet man nicht oft in dieser Zeit. Sie, diese Stimmung, die sich so
unvergleichbar im Gedächtnis fest haftet, die zum Nachdenken anregt.
Diese Aura genieße ich an diesem Nachmittag. Noch lange sitze ich
dort...immer wieder entdecke ich neue Eigenheiten, neue
Begebenheiten.
Wäre es nicht schön, wenn das Leben in solch einer Atmosphäre
stattfinden würde.
Aber...bedenkt dabei...nicht nur den Anderen beim Leben
zuschauen...auch selber leben !
„Taumeln, aber nicht fallen.. als Zweck des Vergessens..
das beruhigende Gefühl, das alles seinen Ursprung hat."

Und meiner Heimatstadt...Uni- und Fahrradstadt...gibt es sehr viele Orte zum Verweilen und zum "Abschalten"...also auch viele Cafes. Da ist es..bzw. war es naheliegend, von solchem Moment an einem dieser Orte zu schreiben.Barbara Wittig, Anmerkung zur Geschichte

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