Angelika Röhrig
Heimlich schmunzelte der Fisch...
...und sprang aus seinem Goldfischglas
Einst träumte ein Mensch:
„Und die Wellen brandeten an den Strand - nah der Dünen wuchsen mir
Flossen, und ein Schuppenkleid hüllte mich ein. Das wogende Wasser nahm
mich mit. Ich wuchs, wurde riesengroß. In der neuen Welt fand ich
meinen Platz, doch ich war allein. Einen Fisch wie mich gab es noch
nicht. Und ich suchte verzweifelt zwischen Algenwäldern und
Muschelbänken. Kleine blausilberne Fischchen wirbelten wie Schleier um
mich herum - Ringe über Ringe – sich weitend.
Im Bauch wuchs Raum - hungernd - einer leeren hallenden Höhle
gleich. Dann sah ich dich: wie du im Wasser gegen die Strömung getanzt
hast und deine Feueraugen durch die Algen blitzten – augenblicklich
stand ich unter Strom - Flossen wedelten wild.
Mein Maul öffnete sich vor Staunen und schwups - schwammst du
hinein, als sei nun dein Zuhause in mir - in dem leeren gierigen Raum.
Nun war ich nie mehr allein – es bewegte sich in mir, purzelte quirlig
im Bauchraum, bescherte mir fremde Gefühle – auch Schmerz – nie warst
du ruhig und du wuchsest – es ging lange gut, und wir wuchsen
aneinander – während Flossenstöße Erdbeben in meinen Eingeweiden
auslösten, verlorst du die Worte und wurdest stumm. Nur noch Reibung
spürte ich.
Wann wurde der Raum zu eng? Wuchs ich nicht schnell genug? Ich war
ja schon groß wie ein Wal. Du tobtest, deine Ausschläge schmerzten
heftig, als zwischen innen und außen kein Raum mehr war, und wir nicht
mehr unterscheiden konnten zwischen DU und ICH - fragte ich mich:
verschlang ich dich oder verzehrtest du mich?
Ich spuckte dich aus – fast wärest du mir im Hals
steckengeblieben. Erleichtert, schwamm ich zum Strand zurück, verlor
Schuppenkleid und Flossen, überquerte auf Beinen die Dünen und sah
Land.
Vielleicht, irgendwann - wer weiß das schon - werden mir Federn wachsen und Flügel - und ich fliege hinaus ins weite Himmelsblau.“
@angelika röhrig
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.11.2006.
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Die Autorin:
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Bücher unserer Autoren:
von Florentine Herz
Außen- und Innenwelt unserer Seele stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Wir können untereinander so unerreichbar und uns doch so nah (zugänglich) sein! Verschwimmen die Grenzen von außerhalb/innerhalb nicht auf gewisse Weise? Denn wir erwarten, von außen, von der Partnerseite her, das zu finden, was in uns selbst fehlt. Wir erteilen uns Botschaften und dienen uns als Spiegelbilder. Wenn wir unsere Wahrnehmungen schulen, können wir viel von dem aufnehmen, was uns die Umwelt sagen will. Es gilt, sich mit seinen Ängsten und inneren Wunden zu arrangieren, um sich im Sein zu öffnen. Das Sein kann dann als Bindeglied vom "Ich und du" zum "Wir" zu verstehen sein.
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