Lothar Krist

Rockys Apfelnudel-Party in der Afrikanischen Wüste

Rockys Apfelnudel-Party in der Afrikanischen Wüste
(Fortsetzung von „Angeheuert, gefickt und gefeuert“)
 
Rocky hatte gut drei Monate recht aufregende Abenteuer in Israel hinter sich. Seine Firma hatte endlich eingesehen, dass das „Arbeiten“ in diesem von Israel so sehr tyrannisiertem Palästina in der Zeit von Heute mehr als bloß sinnlos ist. Und man hat auch die Gutmenschen-Organisationen Europas endlich überzeugt, dass Geld, das man in die Infrastruktur von diesem so sehr von Israel malträtiertem Palästina steckt, mehr als bloß leichtfertig verschwendetes Geld ist. Dort „überlebt“ etwas Sinnvolles nicht einmal den nächsten Tag, selbst dann nicht, wenn es das Leben von diesen so vielen krebskranken Kindern Palästinas retten könnte, die nur deshalb krebskrank sind, weil die Israelische Armee so gerne mit dieser so saugeilen und so sehr strahlenden DU-Munition um sich und um alle Ecken schießt. Die Israeli sind zurzeit von einer eigenartigen und vom Rest der Welt kaum verstehbaren, jedoch schwer gutmenschlich ignorierten Mord- und Zerstörungswut gepackt.
 
Also war Neues angesagt. Es gab einen lukrativen Auftrag für den Irak. Allein mit der Gefahrenzulage für das halbe Jahr dort hätte sich Rocky noch ein neues Auto kaufen können. Er hat es dann jedoch als einziger aus der versammelten Mannschaft gewagt, den Chef zu fragen, ob „Irak“ nicht eigentlich dasselbe „Arbeiten“ bedeuten würde, wie dieses „Arbeiten“ in diesem von diesen Israelis so satanisch-böse traktiertem Palästina. Alle haben sie gelacht, nur sein Chef nicht. Der hat Rocky nur ganz komisch angeschaut.
 
Er hat dann hinterher von seinem Freund, der ihn in die Firma „gebracht“ hat, erfahren, dass sein Chef nach seinem Abgang vor seinen Kollegen gesagt hätte, dass er das untrügliche Gefühl hätte, „dieser Rocky hat wohl mitsamt seinen goldenen Händen keinen „guten Stern“. Der Typ schweißt zwar wie ein Gott, seine Schweißnähte sieht man nicht, aber kein anderer Gott mag ihn. Und ich sage euch Jungs auch, wieso: selbst Götter sind nicht unfehlbar. Diese Götter des Schweißens hassen jeden Nicht-Gott, der besser schweißt, wie sie, und dann schicken sie ihm das Pech auf den Hals. Echt, dieser Typ, dieser Rocky, bringt nur Unglück. Echt, so einen Geschäftsauftrag hatte ich mit meiner Firma noch nie, und ich habe nun schon fast fünfundzwanzig Jahre Erfahrungen als Unternehmer. Echt, noch nie hat ein Schweißer für mich so perfekt geschweißt. Seine Schweißnähte sind doch tatsächlich unsichtbar. Selbst als Profi muss man da zwei Mal hin sehen. Und auch sonst hat dieser Typ Alles an Arbeit und auch das ganze wichtige und sogar unwichtige Drum-Herum mehr als nur im Griff. Ich war ja, wie ihr wisst, selber drei Mal dort unten im Gaza-Streifen, ich habe den Typen arbeiten und auch organisieren gesehen. Dieser Rocky ist ein Gott, was Arbeiten anbelangt, und eigentlich muss man sich da als Chef ja alle Finger abschlecken, wenn man so einen Rocky hat. Aber vielleicht hat er auch gerade deshalb kein Glück. Kein Gott, der eine Ahnung hat vom Leben, mag den. Also echt, der Typ hat den besten Job erledigt, den ich in meinem Unternehmerleben miterleben durfte, und doch ist zuletzt dann nicht eine einzige Schweißnaht übrig geblieben. Ich hatte bei meinem letzten Besuch dann auch schon fast so das Gefühl, als hätten diese scheiß Juden da unten ihren Gefallen gefunden an ihm. Denen hat dieses Grinsen einfach nicht gefallen, während sie ihm die Gewehrkolben ins Gesicht, in seinen Bauch und in seine Rippen gestoßen haben. Echt, ich selber hatte die Hosen voll. Draußen die Panzer. Dauernd die Schüsse aus Nah und Fern. Da draußen war Krieg, eine einzige Hölle. Und dann diese eiskalten Killer-Kindergesichter dieser jüdischen Mörderbande. Noch nie habe ich so böse Blicke gesehen, noch dazu aus den Gesichtern von Noch-Kindern. Und dieser Rocky stellt sich einfach vor seine scheiß Wasserleitung hin und glaubt, er könnte sie retten, wenn er diesen Killer-Maschinen eiskalt in ihre Kindergesichter grinst. Jungs, ich sage Euch, dieser Rocky zieht das Unglück an. Ich werde mich wohl von ihm trennen müssen, auch wenn es mir noch so leid tut um ihn. Lieber stelle ich zehn Deppen an, ehe ich diesen Unglücksraben noch einmal irgendwohin schicke.“
 
Nun ja, EU! Wurscht! Egal! Also scheißen! Jedenfalls wollte Rocky dann auch nicht nach Afghanistan fahren. Er wollte nicht schon wieder etwas schaffen, von dem er sich sicher sein konnte, dass es seinen Einsatz kein Jahr überleben würde. Also stand er wieder einmal auf der Straße. Und auf einmal verschwanzte seine Seele mitsamt seinem bis dahin doch immer so extra-steifen Schwanz im sexuellen Nichts. Ihm gingen die Worte seines Ex-Chefs im Kopf herum. Konnte es sein, dass der Recht hatte? Nichts, was er jemals in seinem ganzen Leben in dieser Dritten Welt gebaut hatte, existierte heute noch. Es war heute Alles hin, kaputt. Zog er vielleicht tatsächlich das Unglück an?
 
Rocky war das erste Mal in seinem Leben impotent. Er dachte: „Geil! Geil! Geil!“ „Nee, nicht geil! Gar nicht geil! Verdammt! Beschissen!“
 
Die Muschi war megafeucht und extra geil. Er fummelte in ihr herum, wurde steif. Die Muschi, gierig, wie sie war, griff mit ihrer eisenharten Hand dann endlich nach seinem harten Schwanz. Und ….. wow, wumm, und da fiel ihm wieder ein, was sie vor gut zwei Stunden ganz so nebenbei erwähnt hatte. Sie hat noch kein Kind, dabei ist sie doch schon fünfunddreißig. Und sie möchte unbedingt eines, bevor es für sie zu spät ist.
 
Als sie das vor gut zwei Stunden zu ihm gesagt hat, da hat es ihm Nichts ausgemacht, ja, es ist ihm nicht einmal richtig aufgefallen, so EU, ja wurscht, ist ihm das gewesen. Erstens hat er schon ein paar Kinder und zweitens, hihi, kann er keines mehr machen, haha, schließlich hat er sich genau deshalb ja operieren lassen. Noch ein Kind und er kann sich aufhängen. Der viele Unterhalt für seine drei Kinder bringt ihn ja jetzt schon um. Nee, nee, mit ihm nicht mehr, so viel hat er inzwischen schon, spät, aber doch, begriffen.
 
Und auf einmal war seine gerade noch so harte Nudel butterweich. Sie war auf einmal so potent, wie diese EU. Sie hatte der Welt außer hoffnungsvollem Beschwichtigungsblabla Nichts mehr zu sagen. Er wusste auf einmal, dass er die Träume dieser Frau nicht mehr erfüllen konnte. Er war ja außerdem schon wieder einmal arbeitslos. Und da machte zum ersten Mal in seinem Leben sein wichtigster Teil von ihm schlapp, einfach so. Er hatte, so wie diese alte Gutmenschen-EU von Heute keinen die Welt bewegenden harten Schwanz mehr. Eine Lachnummer war er, mehr sicher nicht.
 
Während sich seine neue Freundin um seinen Schlappschwanz bemühte, irrten Rockys Gedanken immer weiter weg. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so eine lätscherte Nudel gehabt. Man soll halt beim Sex nicht denken. Und da war er auf einmal ganz weit weg, ganz weit weg in der Wüste. Wie war das doch damals, also letztes Jahr noch, geil! So was von geil!
 
Er hatte dort einen Auftrag von so einer belgischen Gutmenschen-Organisation. Er hatte mit zwei weiteren Ösi-Kollegen und einigen beigestellten schwarzen Arbeitern einige Brunnen am Rande der Wüste mitsamt Wasseraufbereitungsanlagen zu bauen. Und in seiner Freizeit hat er in den zwei umliegenden Dörfern der Schwarzen und im Auffanglager für Flüchtlinge auf „Samariter“ gemacht. „Gemacht“ deshalb, weil er ja so ein Typ Mensch ist, der selbst dann noch ein schlechtes Gewissen gegenüber den armen Menschen der Dritten Welt hat, wenn er versucht, ihnen aus dieser Scheiße zu helfen, in der sie ja eigentlich eh nur wegen ihm und seinesgleichen drin stecken. Er hilft dann überall, wo er nur kann, und muss dabei dauernd daran denken, wie gut es uns Allen hier in EU-Gutland geht, und das selbst noch dann, wenn man denkt, dass man selber bis zum Hals in der Scheiße steckt.
 
Nun ja, Rocky hat dort Sat-Anlagen, DVD-Player und was auch immer wüsten- und afrika-tauglich gemacht, die natürlich aus Europa gestohlen (und somit anders codiert) waren. Aber EU. Die reiche EU wird es sicher aushalten, und wenn auf Dauer nicht, auch EU. Wurscht! Er hat auch Fernseher und andere Elektrogeräte auf „Wüstenstrom“ umgestellt. Selbst Elektroöfen, die bis zu Rockys Großer Zeit in den Erdhütten als bloße Zierde gedient hatten, kochten auf einmal auf, wie hier in Gutland die TiVi-Köche mit ihren prominenten Gutgästen aus allen möglichen Ecken der Adabei-Scenerien. Rocky und seine zwei Kollegen waren daher jeden Abend irgendwo eingeladen.
 
Und am ersten freien Wochenende hat er dann selber einmal nach dem Hauptmahl für eine deftige Nachspeise gesorgt, er kann ja ganz gut kochen. Wow, was war das dann doch für ein Höhepunkt des Abends. Er hat Omas Rezept „geklaut“ und ihre „Kartoffel-in-Mehl-Nudeln“ gewutzelt, dann in der Pfanne in ein wenig Butter braun gebrutzelt, dann in einer anderen Pfanne, einer Riesenpfanne, klein geschnittene Apfelspalten auf kleiner Hitze mit einem Löffel zart zermantscht, die knusprigen Nudeln hinein getan, und Zucker und etwas Zimt dazu, und fertig war sein Apfelnudel-Zauber. Dabei sind fast zwanzig Frauen und noch mehr Kinder um ihn zur Musik herum getanzt. Und draußen vor der Hütte standen noch einmal so viele. Auch fünf Männer waren dabei und glücklich. (Der Männerrest des Stammes war irgendwo weit fort im Krieg oder sonst wie tot.) Rocky hat natürlich während der ganzen Kocherei seinen Hintern im Rhythmus der Musik bewegt und zuletzt dann die Nudeln auch noch ein wenig in der Pfanne herum geschupft. Und ganz so nebenbei hat er seinen neuen Freunden auch noch erzählt, dass im reichen Ösiland so eine „Nudelparty“ auch etwas anderes bedeuten kann. Was war das Ganze doch für ein Riesen-Bahöö?! Und sein witziges Englisch wurde von einer äußerst hübschen schwarzen Lehrerin, so um die fünfundzwanzig Jahre alt, übersetzt. Sie hat ebenfalls für diese belgische Organisation gearbeitet.
 
Er ist dann mit der Riesenpfanne in der Hand rundum gegangen. Alle durften sie ein paar Bissen kosten. Da wurde er dann auch zum Liebling der Kinder. Er ist mit der Pfanne in der Hand auf den Knien zu jedem Kind einzeln hin gekrochen und hat dabei Grimassen geschnitten und sich dauernd genüsslich mit der Zunge über die von den süßen Nudeln so süßen Lippen geschleckt. Und dabei hat er die Blicke der Frauen gefühlt, die mit ihren großen dunklen Augen heiße Löcher in seinen Rücken brannten. Rocky hat sich schon lange nicht mehr so wohlig und so gut gefühlt.
 
Und da war auch noch eine Ururalte, angeblich war sie schon über hundert Jahre alt, die hat ihm dann immer, wenn er an ihrer Hütte vorbei gegangen ist, hinterher gerufen: „Appelnoddelparrty! Appelnoddelparrty!“ Und dabei hat sie jedes Mal mit ihrem zahnlosen Faltenungeheuer von einem Mund ein spitzes Schnäuzchen gemacht, so als wäre ein kleines „Bläschen“ ihr Eintrittspreis in den Himmel über Afrika für sie. Und für Rocky war diese Zeit, dieses halbe Jahr, sein Paradies auf Erden. Er ist kein einziges Mal nach Hause gefahren und hat sogar die Wochenenden und auch seinen Urlaub dort verbracht.
 
Es geschah am zweiten Wochenende. Seine Kollegen genossen das Nachtleben in der nächsten Stadt. Er lag in seinem Container. Er lag im Halbschlaf da und konnte nicht einschlafen. Es war heißeste Wüste und entgegen aller anders lautenden Gerüchte kein bisschen kalt in der Nacht. Er lag völlig nackt auf seinem Bett. Das Leintuch waschelnass. Aus jeder seiner Poren floss ein Fluss von Schweiß, dabei hatte er doch eben noch eiskalt geduscht. (Er hatte zum Staunen seiner zwei noch sehr jungen und noch völlig unerfahrenen Kollegen gleich am ersten Tag als erste Arbeit ihre Wasserleitung an ein gasbetriebenes Kühlaggregat angeschlossen.) Die Türe des Containers stand weit offen. Die zwei Fensterluken ebenfalls. Kein Luftzug, der sich regte und der Lust gehabt hätte, die Nacht ein wenig kühler und endlich schlafbar zu machen.
 
Doch da! Was war denn das? Schleicht da draußen etwa Jemand herum? Inzwischen kannte er ja diese „schlürfende Leisigkeit“ von Schritten ja schon. So „beleisen“ nackte Füße eine afrikanische Wüstensandigkeit. Und er wusste dann auch gleich, wer da am „Anschleichen“ war. Und dann ging draußen die (eiskalte) Dusche an. Und so dachte er dann laut und völlig ungeniert auf Deutsch. (Er wusste, dass diese so selten gewordene Sprache hier am Ende der Welt kein Mensch verstand. Selbst die Sittenwächter, diese von der die Menschen „brav“ machenden Scharia träumenden Imame, hatten somit keine Chance).
 
„Ja, was schleicht da durch die Wüste?
Ja, wer schaukelt denn da ihre so schweren Brüste?
Es ist Frau Lehrerin, die endlich wissen will,
wer ich, der Ösi, dieser Herr Appelnoddelparrty nun wirklich bin!
Sie will nun endlich voll und ganz ermessen,
ob ich Mann oder nur ein Männlein bin.“
 
Rocky blieb dann sein lautes Dichten glatt im Halse stecken. Frau Lehrerin schwebte völlig nackt zur offenen Tür herein. Der Anblick ihres Körpers, insbesondre ihres Oberkörpers schaukelte ihn „kalt“. Jeder Tropfen Schweiß auf seinem Körper fror sich zu einem kleinen Zapfen Eis. Und das nasse Laken unter ihm fühlte sich auf einmal an, als läge er auf diesem Nordpol drauf.
 
„Appelnoddelparrty! Appelnoddelparrty! Appelnoddelparrty!“ so spottete sie die Dorfalte nach. Oh Gott, welch Stimme Klang? Ein Löwinnenknurren gurrte den Worten hinterher. Rocky schämte sich, …. seiner Nacktheit wegen. Er wollte schon nach dem Zudeckleintuch greifen, doch das ließ er dann doch sein. Und aus seiner Mitte wuchs ein Ding empor, das ausnahmsweise einmal jedem Land Europas wahre Ehre eingetragen hätte.
 
Dabei hatte er doch solche Angst. Er war der reinste Eiszapfen. Noch nie hatte er solche Angst gehabt. (Na ja, vielleicht doch noch einmal, aber nicht bei seinem ersten Mal, denn damals hatte man ihm keine Zeit zum Angst haben gelassen, dafür ist damals alles viel zu schnell gegangen, so und so, hihi.) Er hatte Angst. Aber seine Nudel stand. Seine Nudel stand und hat sich nicht angeschissen. (Seit damals weiß Rocky auch, dass jeder Mensch zwei von einander völlig unabhängige Ichs hat. So viel ist sicher!)
 
Da lachte sie. So warm. Ihr ganzer Körper glänzte feucht. Die Wassertropfen glitzerten wie Sterne so hell. Ihre schwarze Haut erschien ihm im Neonlicht der Hütte wie dieses nächtliche, afrikanisch nahe Himmelszelt. Sie sank neben ihm aufs nasse Bett. „Noddelparrty! Noddelparrty! Noddelparrty!“ Und dann schmiegte sie sich ganz eng an ihn an. Sie küsste ihn. Sie küsste ihn ganz zart. Überall. Rocky war nur noch Gänsehaut.
 
Der Rest ist Geschichte, geht eigentlich Niemanden was an, haha. Nun ja! Sie hat geschrieen. Rocky hat geschrieen. Echt, und wenn dieses scheiß Hosenscheißer-Gutmenschen-Europa davon gewusst hätte, oh, es wäre mit absoluter Sicherheit mehr als nur stolz auf ihn gewesen. Hahaha.
 
Als er dann am nächsten Tag durch das Dorf gegangen ist, hat die Alte „Kijani“ zu ihm gesagt. Er wollte dann von Tutu wissen, was dieses Wort „Kijani“ zu bedeuten hätte. Seine Frau Lehrerin hat gelacht und gemeint, das wäre das afrikanische Wort für „Appelnoddelparty“. Wow! Rocky dachte: „Ich Kijani! Ich Kijani! Ja, gut, gutigutigut, ich Kijani!“ Was für ein geiler Name? Und zu Tutu meinte er: „Ab jetzt heiße ich Kijani! Das ist ein tausend Mal geilerer Name als Rocky! Rocky ist zwar auch ein geiler Name, aber „Kijani“, wow, „Kijani“, das ist echt tausend Mal geiler!“
 
Und am nächsten Tag, wieder nach einer extrem heißen Nacht, so und so, hat das alte Luder dann auch noch zum Trillern angefangen, „iiiiiiiiii“, als er an ihrer Hütte vorbei gegangen ist. Und auf einmal trillerten auch die Kinder mit und dann …… Wahnsinn!
 
Rocky will heute gar nicht mehr daran denken. Nie zuvor ist sein Schwanz so hart gewesen. Kein Vöest-Stahl war jemals so hart. Ja, selbst dieser mit Uran 238 angereicherte Stahl dieser neuen Atommunition, dieser DU-Munition, hätte niemals eine Chance gegen sein Kijani-Stahl-Raketerl gehabt. Und dann hat er in der nächsten Nacht mit Tutu erfahren, was dieses Wort „Kijani“ tatsächlich bedeutete. Es war „suaheli“: Rocky war ab nun „der gute Krieger“ des Dorfes. Alle im Dorf wären der Ansicht, er wäre der Retter aus ihrer so furchtbaren Not, nach dem sie sich Alle doch so sehr sehnten.
 
(Diese Naturvölker haben ja ein einziges Wort für „Etwas“, für das wir Europäer zwei Worte benötigen, weil es hier in Europa ja keine „guten Krieger“ mehr gibt. Schließlich ist unsere ganze so schön westlich zivilisierte Kultur einzig und allein auf die „christliche“ Eroberung und dann „christliche“ Unterdrückung des Restes der Welt aus- und angelegt, auch wenn wir selber heute nicht mehr der Oberunterdrücker, sondern nur noch seine mehr oder weniger willigen Kumpane sind. Bei uns gibt es so einen „Guten Krieger“ nicht mehr, der sein Dorf vor allen Gefahren beschützt. Bei uns kann so ein Helfer in der Not sogar in Teufels Küche kommen, wenn man so blöd ist und Zivilcourage zeigt und der Richter dann auch noch vielleicht ein studierter Gutmensch ist.)
 
Nun ja, EU! Egal! Rocky hat sich jedenfalls schwer verliebt. Als dann das halbe Jahr zu Ende gegangen ist, musste Rocky doch nach Hause. Er hat mit Tutu ausgemacht, dass sie noch ihren Vertrag einhalten und ihm dann nach den gut zwei Monaten nachkommen würde. Er würde einstweilen ihr Visa beantragen und die Einreiseformalitäten erledigen. Nach gut einem Monat war das Alles erledigt. Als er den Bescheid erhalten hat, da ist er vor Freude in seiner Bude herum gehüpft.
 
Am nächsten Tag musste er dann in der Zeitung lesen, dass wieder einmal mehrere Dörfer in Afrika von einer Reiterhorde dem Erdboden gleich gemacht worden sind. Man hätte die Erwachsenen hingemetzelt. Die Kinder wären entführt worden. Eh schon wissen. Er hatte sofort ein beschissen ungutes Gefühl dabei. Oh Gott! Verdammt! Es wird doch nicht „sein Dorf“ gewesen sein. Oh Gott! Bitte, nicht „mein Dorf“!
 
Er hat dann einige Telefonate mit dieser belgischen Organisation geführt, die dieses Dorf mit dem anschließenden Lager verwaltet und finanziert hat. Da hat er dann (erst nach zwei Tagen) erfahren, dass fast das ganze Dorf abgeschlachtet worden ist. Die Mordrebellen hätten sogar Kinder aus dem nahen Flüchtlingslager entführt. Die UNO-Soldaten waren gezwungen, zuzuschauen. Sie hätten, wie üblich, nach westlich-zivilisierter und so überaus wirksamer gutmenschlich gutigutiguten Beschützermanier kein einziges Schüsschen abgefeuert, ausgenommen der vielen feuchten Schüsschen in ihr grünes Uniformhöschen. Klar, so viel Tapferkeit sollte man nicht vergessen. Der Anführer der Reiterhorde hat wohl den Film von Srebrenica gesehen, in dem man sehen kann, wie dieser Massenmördergeneral Mladic mit dem UNO- und somit Massenmitmördergeneral ein Slibovitzerl trinkt. Er hat angeblich einen Flachmann gezückt und zwei verschmierte kleine Gläser mit US-Amerikanischen Bourbon voll gefüllt. Er hat den UNO-Kommandeur dann anerkennend, weil „wissend“, angegrinst und der hat dann angeblich sogar mit ihm auf das Massaker angestoßen. Da kann man wieder sehen, wie die Bösen die einzigen sind, die bereit sind, aus der Menschheitsgeschichte etwas Positives zu lernen.
 
Auch Tutu war unter den Opfern. Massenvergewaltigt. Sie hat sich vor ihre Kinder hin gestellt. Die Brüste abgeschnitten, bei lebendigem Leib. Und weil sie nicht nach afrikanisch-entarteter Islam-Sitte beschnitten war, hat man das dann gleich ordentlich nachgeholt, ebenfalls natürlich bei lebendigem Leib. Und dann hat man sie liegen gelassen, bis sie verblutet war. Auch „seine Alte“, die ihm seinen neuen Namen „Kijani“ gegeben hatte, gab es nicht mehr.
 
Und da war Rocky dann wieder einmal am Ende. Es hat ihn einfach Nichts mehr interessiert. Er träumte wieder von Selbstmord auf der Linzer Nibelungenbrücke.
 
Und nun lag er da mit seiner neuen und so hübschen Freundin, sein müdes Ding in ihrer Hand. So etwas war Rocky noch nie passiert. Er fragte sich: „Fängt so das Sterben von uns Männern an?“ Alles war ihm so völlig EU! Ihm war Alles so egal! Joblos! Wieder einmal! Ein Nichts in seiner Welt, in der nur die Arbeit und das Monetäre zählt.
 
Er versteht nichts, absolut Nichts mehr. Ein Gedicht geistert in seinem Kopf herum, während sich seine neue Freundin noch einmal schon völlig entmutigt um Ihn bemüht:
 
„Unsere Welt hat so viele Gesichter.
Eine Freiheit bekämpft sich mit der anderen.
Unsere Gedanken sind nun alt geworden.
Sie erwecken weltweit nur noch Gelächter.
Nichts ist mehr so, so wie es halt ist.
 
Aber vielleicht hat unsere Welt
ja auch nur ein einziges Gesicht?
Ein einziges Gesicht, das nun zerfällt?
Erleben wir etwa gar gerade den Zerfall der Zeit?
Ist unsere Welt nun wieder einmal
für einen nächsten Untergang bereit?
 
Rocky wusste es nicht! Und dann war Rocky wieder einmal allein, so ganz und gar allein. Seine gerade noch so neue Freundin hat endlich eingesehen, dass Alles zwecklos ist und ist heulend abgehauen. Auch er war das heulende Elend! Seine Tutu steckte in jeder Zelle in seinem Kopf. Wieso ist er nicht einfach dort geblieben? Er hätte sich mit ihr gemeinsam vor die Kinder hingestellt! Er hätte sich mit ihr gemeinsam in die Kugeln hinein geschmissen. Ja, er, der „Kijani“ seines Dorfes, er hätte zumindest ein paar von diesen Massenmördern mit ins Jenseits genommen. Er hätte vielleicht einem von diesen von unserer westlich-zivilisierten Friedensphilosophie zum Hosenscheißen gezwungenen UNO-Soldaten das Gewehr entrissen und damit wenigstens ein paar von diesen Teufeln nieder geschossen. Oh Gott! Was ist das bloß für eine Welt?
 
Rocky will nicht mehr! Was soll er tun? Sich in die kalte Donau stürzen? Oder soll er so ein „Kijani“ werden, so ein „Guter Krieger“? Aber wie? Rocky weiß es nicht. Irgendwann ist er dann eingeschlafen.
 
© Copyright by Lothar Krist (27.+28.10.2006 von 22.10 (O-Bus und Straßenbahn – 04.00 im Smaragd und Asphalt)
 
Ich ersuche um Milde hinsichtlich meiner „elektrischen Unkenntnisse“ und auch der Unkenntnis der genauen Örtlichkeit, aber der echte Rocky befindet sich zurzeit privat auf Kuba und er hat vor, nicht so bald wieder zu kommen. Es scheint, dass er dort „seine Härte“ wieder gefunden hat. Er hat mir auch noch keinen Brief und auch kein E-Mail geschickt, der faule Hund. Ich kann ihn daher nicht fragen, wie er es genau angestellt hat, diese Elektrogeräte wüstentauglich zu machen. Ich werde diese Stellen aber berichtigen, so bald ich weiß, wie (und wo).
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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