Ingo Baumgartner

Jesus und Arafat


Im syrischen Städtchen Maalula, dessen Häuser sich eng an die schroffen Abhänge einer Felsschlucht schmiegen,  wird heute noch das Aramäische, also die Sprache Jesu gesprochen. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Christen. Die Muslime bedienen sich, wie es halt in Syrien so üblich ist, des Arabischen. Das wäre an und für sich gar nicht besonders erwähnenswert. Es fällt aber auf, dass die Christen mit den Muslimen (und umgekehrt) in ihrer jeweiligen Muttersprache verkehren und es trotz der Verwendung zweier Sprachen zu keinerlei Verständnisschwierigkeiten kommt. Diese Tatsache gab mir Anlass zum Sinnieren.

        Hätten Jesus und Arafat in einer Zeitebene gelebt, wäre unter Umständen so mancher palästinensische Konflikt schon im Keime erstickt worden. Nicht alle Bürger des heutigen Israel sind des Hebräischen mächtig und Arabisch sprechen viele schon gar nicht. So etwas kann, ja muss zu Missverständnissen führen. Als Ausweg bietet sich heute Jiddisch an, das aber weder Arafat noch Jesus beherrscht haben, soviel ist sicher. Trotzdem, schön wäre es doch gewesen:

Arafat: A gutn morgn, Jesselebn, wie is doß gesunt? (Guten Morgen, Jesus, wie geht es dir?)

Jesus: A gutn tog, Yassirleben, a broche oif aich! (Guten Tag, Yassir, sei gesegnet!)

Arafat: Lomir gejn spazirn! (Gehen wir spazieren)

Jesus: Schoin lang kejn bißn in moil nischt gehat. Ich wil eßn. (Ich habe schon lange nicht mehr gegessen, ich habe Hunger) … Und so weiter.

        Ganz egal, ob Jesus und Arafat Aramäisch oder Hocharabisch miteinander gesprochen hätten, die Geschichte würde einen anderen Verlauf genommen haben. Bei Verwendung des Jiddischen bin ich mir sogar sicher.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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