Gaby Schumacher

Bärentraum (17. Teil)



Noch immer stand Sofie dort in der Bienenstadt, hielt die Augen fest zugekniffen und presste aufgeregt die Hände zu Fäusten zusammen, wobei sie sich selbst ganz doll die Daumen drückte. Die waren mittlerweile schon rot angelaufen vom vielen Drücken. Sofie beachtete das aber gar nicht, denn sie dachte angestrengt an die Traumfee und noch angestrengter daran, dass sie doch so gerne das Bienenbaby in dem hübschen Häuschen da vor ihr besuchen würde. Doch das Haus war sehr klein und sie einfach zu groß. Sofie hoffte, dass die Fee ihr da half.
„Schließlich können Feen zaubern!“, versicherte sie sich.

Ihre Bärenfreunde Petz, Zottel und natürlich Sofies Benjamin standen neben ihr und beobachteten das kleine Mädchen gerührt.
„Lumi wird doch unsere Sofie nicht vergessen haben?“, sah Benjamin seine Freunde besorgt an.
„Sie ist bestimmt schon auf dem Weg zu uns“, beruhigte ihn Zottel. Er war der Älteste der drei und ganz besonders klug.
Benjamin war erleichtert.
„Wenn Zottel das sagt, dann wird es wohl so sein!“
Auch Petz suchte den Himmel ab, ob er irgendwo vielleicht schon Lumis Lumimobil entdeckte. Die drei Bären wünschten sich nichts mehr, als dass Sofies Wunsch in Erfüllung ginge, denn sie hatten sie sehr lieb. Vor allem natürlich Teddy Benjamin.

Sofie war ganz geknickt. Soo lange hatte sie jetzt da schon auf der Stelle gestanden und nur noch an die Fee und das Bienenbaby gedacht und nichts war passiert. Enttäuscht öffnete sie wieder die Augen, in denen es verdächtig schimmerte. Schwammen da etwa sogar Tränen?

„Vielleicht hat die Fee mich gar nich gehöart?“, flüsterte sie Benjamin mit zittriger Stimme zu.
Was sollte er dazu nur sagen, wie sollte er sie denn da trösten? Er verstand es ja selbst nicht, weshalb Lumi sich nicht meldete. Das passte so gar nicht zu der netten Fee. Weil ihm seine Sofie so schrecklich leid tat, nahm er sie einfach in die Arme und drückte sie an sein Bärenherz.
„Wie gut, dass ich meinen Benjamin habe“, dachte da Sofie. „Der lässt mich nie im Stich!“

Da, war da nicht etwas auffallend Helles dort oben am Himmel? Petz gab sich große Mühe, um das, was er da zu sehen glaubte, auch wirklich richtig zu erkennen.
„Seht doch mal!“, rief er laut, zupfte Sofie am Arm und zeigte aufgekratzt nach oben.
Wie auf Befehl starrten alle Vier in den Himmel. Lange brauchten sie nicht so zu starren, denn das Etwas näherte sich blitzschnell, wurde größer und größer. Vor Staunen fielen Sofie fast die Augen aus dem Kopf. Das Fahrzeug, das da heran sauste, war gelb wie die Sonnenstrahlen und machte im weiten Umkreis den Himmel ganz hell.
„Das Feenauto!“, jubelte Sofie los und hopste vor Freude in die Luft. „Und da ist ja auch die Fee!“

Sie hatte noch nicht zuende gejubelt, da setzte das Lumimobil auch schon auf der Erde auf und heraus stieg eine schöne junge Frau, die Fee Lumi. Es fiel Sofie sehr schwer, abzuwarten, bis die Fee die drei Bären begrüßt hatte und sie dann an der Reihe war. Ungeduldig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Endlich wandte sich die Fee ihr zu:
„Hallo Sofie, ich bin Lumi!“
„Woher weiß die, wie ich heiße?“, überlegte Sofie kurz und gab sich dann selbst die Antwort:
„Weil sie ja eine Fee ist, darum!“
Aber nicht allein deshalb. Sofie vergass in ihrer Aufregung nämlich völlig, dass sie der Fee ja selbst ihren Namen verraten hatte, als sie sie damals um Hilfe gebeten hatte.

„Du bist aber hühübsch!“. staunte sie die Fee an.
Lumi lachte und strich ihr zärtlich über das Haar. Sofie umarmte sie zutraulich.
„Hilfst du mir?“, kam die Frage.
„Deshalb bin ich ja gekommen!“, antwortete Lumi lächelnd.
„Also hat sie mich doch gehört!“, sagte sich Sofie.
Vor Freude kriegte sie ganz rote Wangen.
„Wie denn, zauberst du dann?“, wollte Sofie von Lumi wissen.
„Warte ab. Du möchtest zum Bienenkind, stimmt` s?“
Das kleine Mädchen nickte.
„Abaa ich bin doch viel zu gross, um...!“

„Hör zu, Sofie: Wenn du ganz fest daran glaubst, das etwas geht, dann geht es auch. Vertrau mir!“
Zunächst guckte Sofie sie ja doch ein wenig verdutzt an, aber sie mochte Lumi und deswegen glaubte sie ihr.
„Kommt ihr denn nicht mit?“, drehte sie sich zu ihren Freunden um.
„Nein, Sofie, dort hinein darfst nur du. Das ist Lumis Geschenk an dich.“
Benjamin setzte lachend hinzu:
„Grüß` das Bienenkind von uns!“

„Wenn ich wieder komm`, bist du dann noch hier?“, fragte Sofie die Fee.
„Ich bleib` heute den ganzen Tag bei euch“, erwiderte Lumi.
Sofies Augen strahlten.
„Tschüss und viel Spaß!“, riefen Zottel, Petz und Benjamin wie aus einem Maul und winkten ihrer kleinen Freundin mit ihren Tatzen aufmunternd zu.
„Na, ich bin ja mal gespannt...!?“, lachte Benjamin.

Aber das hörte Sofie schon nicht mehr. Mit raschen Schritten lief sie zum Bienenhaus. Sie hatte es fast erreicht, da zögerte sie denn doch:
„Ich darf nicht ganz allein in ein fremdes Haus gehen. Mama hat mir das immer streng verboten.“
Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte sich doch schon so sehr gefreut. Umkehren und das Bienenkind einfach vergessen??

Aber Sofie war ja ein schlaues, kleines Mädchen. Fix rannte sie die paar Schritte zur Fee zurück:
„Lumi, ich trau mich nicht allein da rein. Meine Mama sagt immer, man geht nicht einfach in fremde Häuser.“
„Ja, was machen wir denn da?“
Lumi zwinkerte Sofie zu.
„Kennst du denn hier schon jemanden?“
Sofie dachte kurz nach. Dann sagte sie stolz:
„Die Oberarbeiterbiene Streifchen. Die ist so lieb gewesen und hat uns in die Bienenstadt geführt.“
Wenn sie es recht bedachte, war Streifchen darum eigentlich schon beinahe ihre Freundin.

„Na, prima. Rufen wir sie einfach herbei!“
„Die hat aber bestimmt Arbeit. Dürfen wir sie denn dabei stören?“, gab Sofie zu bedenken.
Sie erinnerte sich, dass ihr Papa, wenn er fleißig sein musste, es überhaupt nicht mochte, wenn man ihn unterbrach.
„Mir ist sie bestimmt nicht böse. Vielleicht ist sie ja sogar froh, ein paar Minuten Ruhe zu haben.“

Lumi murmelte einige Worte:
„Streifchen, Sofie braucht dich. Eil` schnell herzu!“
Sofie stand neben ihr, aber die Fee sprach dermaßen leise, so dass die Kleine nichts verstehen konnte.
„Das war bestimmt ein Zauberspruch!“, dachte sie. „Ob Streifchen wohl tatsächlich kommt?“

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Gaby Schumacher).
Der Beitrag wurde von Gaby Schumacher auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Gaby Schumacher als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

ER - DE von Helmut Teipel



Stellt euch vor:

"Wenn es oben im All Planeten gibt, auf dem Lebewesen mit Intelligenz wohnen und uns Menschen auf dem Planeten Erde beobachten, sie würden es nicht verstehen, wie Menschen mit Menschen umgehen!"

"Muss ich dieses Leben leben,
um das sterben meinen
Körpers kennen zu lernen?!"

Für jedes verkaufte Buch geht 1 Euro an eine wohltätige Organisation für Obdachlosenhilfe!

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Märchen" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Gaby Schumacher

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Verdrehter Tag von Gaby Schumacher (Humor)
Der Hutmacher von Dieter Fetzer (Märchen)
Der Knittelvers und andere... von Paul Rudolf Uhl (Klassisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen