Richard von Lenzano

Ersatzteile

 
 
 
 
 
 
 
Jede Maschine wird aus unzähligen Ersatzteilen gefertigt. Einzelteile und Baugruppen ergeben ein Ganzes. Erdacht, vom menschlichen Geist, umgesetzt von Computern und modernster Technik, entsteht ein neues Gerät.
In sehr vielen Fällen vereinfachen diese Maschinen den Produktionsablauf und erleichtern dem Menschen die körperliche Arbeit. Aber es entstehen durch die Neuproduktionen auch diverse Gefahren. Es werden Arbeitsplätze überflüssig, welche danach wegrationalisiert werden.
 
Wird ein Mensch an seinem Arbeitsplatz krank, muss er durch einen Kollegen ersetzt werden, der an anderer Stelle solange abgezogen wird. Bei einer Maschine ist dieses Problem wesentlich einfacher. In der Elektronik werden Leiterplatten oder ganze Systeme ausgetauscht und innerhalb kürzester Zeit ist der Schaden behoben. Sollte der Fehler im mechanischen Abschnitt sein, wird das defekte Teil aus – und ein Ersatzteil eingebaut. Innerhalb kürzester Zeit ist diese Maschine wieder einsatzbereit.
 
Fällt ein Mensch aus, dauert dies meist eine längere Zeit. Genau wie eine Maschine besitzt auch der Mensch seine Schwachstellen. Nur – bei ihm ist die Reparatur wesentlich schwieriger. Es ist nicht einfach damit getan, irgendwelche Teile auszubauen - um Ersatzteile einzuarbeiten. Das Ersatzteillager für uns Menschen ist wesentlich diffiziler  als das der Maschinen. Es ist einfach nicht alles vorhanden, was wir gebrauchen könnten.
 
Menschen und Maschinen haben viele Gemeinsamkeiten - sie haben einen Antrieb, besitzen Bewegungsmittel, Anlagen, Getriebe uns benutzen Werkzeuge. Im Lauf der letzten Jahre hat die Entwicklung der menschlichen Ersatzteile enorme Fortschritte gemacht. Die Entwicklung stand nie still, sie hat für uns viel Positives gebracht.
 
Mit der ersten Herzverpflanzung durch Professor Bernhard in Kapstadt begann die Revolution des Austausches der menschlichen Organe. Was zunächst nur ein Experiment bedeutete, ist inzwischen zum Standard in Fachkliniken geworden. Herz- Nieren- Leber- und Lungenverpflanzungen werden heutzutage tagtäglich weltweit durch-geführt. Sollte kurzfristig kein Organ zur Verfügung stehen, besteht immer noch die Möglich-keit, die Wartezeit durch den Einsatz von künstlichen Systemen zu überbrücken.
 
Bei nachlassender Sehkraft bzw. dem Altersstar hatte man früher nur das Stechen bzw. später das Hilfsmittel der Brille zur Auswahl. Heute können wir unsere Sehschwäche durch Kontaktlinsen oder durch Laser-Operationen korrigieren oder verbessern lassen. Selbst Hornhautübertragungen sind seit langer Zeit möglich. Die Forschung geht aber weiter, und zurzeit entwickelt man elektronische Systeme, um selbst „Blinden“ wieder zum Sehen zu verhelfen.
 
In der Orthopädie hat die Technik auch mit „Siebenmeilenstiefeln“ Einzug gehalten.  Künstliche Hüften gehören zum Alltag der Operateure. Ebenso ist es möglich, künstliche Kniegelenke, Fuß- und Fingergelenke sowie Ersatzteile für die Wirbelsäule zu implantieren. Es gibt fast nichts, was unmöglich ist. Selbst zahnlos braucht heute keiner mehr sein. Sind die eigenen Zähne nicht mehr vorhanden, kann man sich Implantate einsetzen lassen und man kann den Mund wieder zu einem schönen Lächeln öffnen.
Selbst Schwerhörigkeit muss heute nicht mehr unbedingt sein. Es werden Cochlea-Implantate eingesetzt und man kann wieder anfangen – hören zu erlernen.
 
Wenn ich so an meinen Zahnersatz und meine neue künstliche linke Hüfte denke, muss auch ich mich schon allen Ernstes fragen, ob auch ich nicht schon auf dem Weg zu einem - wandelnden Ersatzteillager bin?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Richard von Lenzano
© 11/2006

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