Manuela Hoffmann

Fate of Dragon - Schicksalswege



 
Nicht weit entfernt in einem Gebirge, wo nahend ein größerer See mit türkisblauem Wasser schimmerte, lag ein geheimnisvoller Ort. Dort legten die Drachenmütter ihre Eier ab und versorgten die Jungtiere. Dies geschah in einer großen Höhle, welche so groß war, dass dort die Drachen auch mit hausen konnten, trotz ihren gewaltigen Größen.
Genauso hatte es eine blaue Drachin Kiheira getan.
Der Körper der blauen Drachin war schmal und zierlich. Aber dennoch konnte man sehen, dass sie kräftig genug war, so wie es sich für einen stattlichen Drachen gehörte. Ihr Kopf war schmal und einige Hörner waren am Kopf nach hinten gebogen. Sie glänzten weißlich. Eines der Hörner war schon leicht abgebrochen. Es zeugte davon, dass sie schon einige Kämpfe miterlebt hatte, bei der die Drachin rege beteiligt gewesen war. Und außerdem hatte sie nun auch Eier zu schützen, die gegen Diebe geschützt werden mussten, denn diese lauerten immer gerne die Drachenhöhle auf, wenn die Drachenmütter unaufmerksam waren.
Sanft stupste sie die blaue Drachin das Ei mit ihrer schmalen Schnauze an. Roch an diesem und erwärmte es leicht durch ihrem warmen Atem, wenn sie spürte, dass die Wärme des Eis zu schwach wurde. Die Schnauzen der Drachenweibchen waren sehr sensibel, sodass sie erkennen konnten, wie es um die Temperatur der Eier stand.
Das schwärzliche Ei lag in einem Nest aus Hölzern, Stroh, Fellen und Blättern, die die Drachenmutter hingelegt hatte um dies zu wärmen. Das Schnaufen und der Atem regulierten die Wärme nur noch, sodass die Temperatur nicht zu sehr absackte oder zu hoch wurde, was beides den Tod des Jungdrachen bedeuten würde. Drauflegen konnte sich die Drachin nicht, denn dann würde sie das Ei zerquetschen. Die Schalen der Dracheneier waren rau und Dick. Viele Eierdiebe konnten diese feste Schale nicht durchbrechen, aber so ganz unzerbrechlich waren die Schalen nun auch wieder nicht.
Langsam bildeten sich feine kleine Risse, denn etwas stupste von innen gegen die schwarze Schale des Eis. Etwas wackelte das Ei auch und ganz leise fiepsende Geräusche konnte die Drachin auch schon vernehmen.
Kiheira war aufgeregt, denn dies war ihr erstes Ei, das sie je gelegt hatte.
Die feinen Risse wurden immer mehr und immer breiter, je weiter das kleine Wesen im Ei gegen die Schale stieß mit der Schnauze und dagegen drückte.
Nach scheinbar endlosen Minuten brach das Ei soweit auf, das eine kleine schwarze Schnauze zu sehen war. Leicht öffnete sich diese und entließ einen kleinen hohen Ruf, welcher auch von der Mutter beantwortet wurde durch einen tieferen Ton, welches klackend klang.
Langsam kam immer mehr des kleinen Drachenkopfes zum Vorscheinen. Die kleinen Augen waren noch geschlossen, aber nur deshalb, weil das Drachenbaby die Augen geschlossen hielt. Drachenbabys konnten von Anfang an die Augen öffnen und die Welt erblicken.
Klebrig hing noch der Rest des Eiinneren an dem kleinen schwarzen Körper, welcher sich nach und nach aus dem Ei quälte. Feucht waren die kleinen Schwingen, die den Körper noch nicht tragen würden.
Mit dem ganzen Gewicht, welches das Drachenbaby schon hatte, stützte es sich auf das Ei und die Schale brach weiter auf, bis der Kleine Drache im Nest der Mutter landete. Das halb aufgebrochene Ei blieb leicht aufrecht stehen.
Langsam öffnete das Drachenbaby seine violetten Augen. Sie blinzelten, während der Kleine nach der Mutter rief, welche nicht weit entfernt war, und den Ruf beantwortete.
Der kleine schuppige Drachenkörper war komplett schwarz, verklebt und nass war das kleine Wesen auch noch, doch da kam die Schnauze der Mutter an und mit ihr die schmale Zunge.
Sanft stupste Kiheira das kleine Drachenbaby an, welches leise fiepste.
Die schmale Zunge der Drachin leckte zärtlich über den schwarzschuppigen Körper des Jungdrachens um es von den restens des Schlüpfens zu befreien.
Sie gab gurrende Laute dabei von sich und fing an verschmust mit ihrem Schützling zu kuscheln. Ihrem ersten Kind, ihrem Sohn.
Natürlich vorerst nur mit der Schnauze. Sie war sehr groß und musste aufpassen, dass sie den kleinen Drachen nicht zerdrückte oder schwere Wunden zufügte.
Ihr Blick lag sanft auf den Körper des Drachens und glitt dann zu dem kaputten Ei, welches sie entsorgen wollte, doch wurde ihr Blick fragender, als sie sah, dass noch etwas in dieser eigentlich [i]leeren[/i] Eierschale war.
Leise fiepste der zweite kleine Drache. Er lag noch immer eingerollt in dem Ei, das er sich hatte teilen müssen mit seinem Zwillingsbruder.
Langsam hob dieser zweite Drache den Kopf, als er den Atem der großen Drachin an den nassen schuppigen Körper spürte. Denn es war kalt. Der Windzug brachte den kleinen Körper zum zittern. Dazu fiepste der kleine Drache.
Die grünen Augen des ebenfalls schwarzen Drachens schauten die große Schnauze an, die sich vor ihm aufgebaut hatte.
Etwas Angst beschlich den kleinen Drachen, doch nach dem Stupsen zu schließen und dem zutraulichen Gegurre verging ihm die Angst und langsam kroch auch dieser kleine Drache aus dem Ei hinaus. Genauso unbeholfen wie sein Bruder.
Zwar wunderte sich Kiheira darüber, dass im gleichen Ei nochmals ein kleines Drachenbaby entschlüpft war, doch das war der Drachenmutter egal. Es waren ihre Kinder und sie war glücklich über jedes, dass sie großziehen konnte. Das Glück einer Mutter war es eben, Kinder zu haben. Zwar würde sie es sicher schwer haben, wenn sie auf zwei kleine Drachen aufpassen musste, aber das lies sich bestimmt regeln. Notfalls fragte sie eben die andern, ob sie ihr halfen. Die Drachenmütter lebten nun einmal in einer großen Gemeinschaft zusammen, bis es Zeit war für die kleinen, langsam selbst zu lernen, wie es im leben vor sich ging.
Kiheira war überglücklich über das zweite Drachenkind.
Sanft schmiegte sie ihre Schnauze ebenso an diesen kleinen Drachen, wie an den ersteren.
"Hallo meine Kleinen." sprach die Drachin leise mit ihrer sanften Stimme, die voller Liebe war. "Willkommen im Leben."
Das leise Fiepen ihrer Kleinen nahm sie wohlig auf. Ihre Miene war wahrlich friedlich und sanft.
Fraglich war es Kiheira schon, denn immerhin hatte sie nun zwei Jungs aus dem gleichen Ei bekommen. So etwas war bisher noch nie geschehen. In keiner Erinnerung irgendeines Drachens.
Kain, der kleine schwarze Drache, der zuerst aus dem Ei geklettert war tapste mit sehr unsicheren Schritten voran zu dem anderen kleinen Drachen. Die Flügel nutzte er dabei als Gleichgewichtsorgan. Wenn er zu einer Seite zu kippen drohte, legte er sich zur anderen Seite, dank den Flügeln.
Der zweite kleine Drache sah so aus, als würde es mehr spaß machen, mit diesem zu spielen, denn seine Mutter war schon fast etwas zu monströs, zumindest in den Augen des nicht mal siebzig Zentimeter großen Drachens.
Im Gegensatz zu den kleinen Drachen war Kiheira wirklich ein wahres Riesenmonster.
Leise fiepste der kleine schwarze Drache mit den violetten Augen den anderen an, forderte ihn irgendwie auf zu spielen, wonach dem kleinen Schwarzen gerade zumute war.
Zwar war er geschafft von dem aus-dem-Ei-schlüpfen, aber noch immer protzte in ihm eine gewisse Kraft. Sie reichte aber noch lange nicht an die heran, die seine Mutter besaß oder die eines anderen Drachens.
Der kleinere Drache tapste ebenso unsicher, wie der erste zu der Mutter heran und kuschelte sich an diese heran.
Leise fiepste er ab und an und schloss dann die grünen Augen. Er war sehr erschöpft von dem Schlüpfen her, sodass er sich ausruhen musste. Kain jedoch wollte lieber spielen und so tapste er zu seinem Bruder und stupste diesen an. Jedoch mit dem ganzen Gewicht, denn er plumpste in dem Moment hin, so halb auf seinem Bruder, an den er sich nun gähnend kuschelte.
Die sanfte Zunge der Mutter spürte der kleine Drache an seinen Schuppen. Er genoss es sichtlich, denn auch der andere kleine schwarze Drache kuschelte sich an ihm und schien ebenso erschöpft zu sein, sodass beide nun ineinander gekuschelt da lagen und von der Mutter behütet wurden.
Freudig betrachtete die Drachenmutter ihre beiden Jungen, die sie voller Liebe betrachtete und behütete. Nun sah sie, was aus ihnen geworden war, aus dem einen Ei, wo eigentlich immer nur ein Drache schlüpfte.
Sie war eine sehr glückliche Mutter im Moment und sehr stolz darauf. Kiheira würde sich gut um sie kümmern.
"Meine Kleinen..." sagte Kiheira sanft und sah die beiden an. "Ihr beiden... Kaiyanor und Kirias... ihr seid die ersten, die in diesem Jahr geboren wurden."
Der kleine schwarze Drache mit den violetten Augen hob den Kopf, fiepste leise vor sich her und schmuste an den Kopf seiner Mutter. Er war es, dem der Name Kaiyanor gegeben wurde. Sanft schauten die violetten Augen die Mutter an und den anderen kleinen Drachen, welcher neben ihm war und schon halb schlief. Sie waren gleichgroß und beide waren sie noch schwarz. Doch es war bekannt, dass die Drachen ihre Schuppenfarbe innerhalb des ersten Jahres änderten. Die schwarze Schuppenfarbe war zum Schutze der Kleinen Drachenbabys da, die sehr schnell lernten, sich zu verstecken in den großen Nestern der Drachen oder in irgendwelchen anderen Nischen, wo sie reinpassten.
Die Drachenmutter war sehr froh. Am liebsten hätte sie es in die Welt hinaus gerufen, wie sehr sie sich freute, endlich Mutter geworden zu sein. "Ihr solltet beide schlafen." sagte sie leise. Dass die beiden müde waren hatte sie schon gesehen. Die Anstrengung sah sie den beiden an. Denn es war nicht einfach, aus einem Ei zu schlüpfen.
Außerdem sah sie, dass sich die beiden Zwillingsbrüder schon hingelegt hatten. Eingerollt und zusammengekuschelt. Kaiyanor lag unten auf dem Boden, während Kirias’ Kopf auf dem Rücken von Kaiyanor lag, doch die Körper der kleinen Drachen waren nebeneinander. Die Ruten eingewickelt und verschnörkelt ebenso an die Körper gepresst. Die Flügelchen hatten sie wieder an ihre Körper gelegt.
Doch das würde die Drachenmutter den beiden schon noch beibringen, wie sie die Flügel zu nutzen hatten und auch alles andere, was zum Überleben wichtig war. Mit einem zufriedenen Gesicht legte sich die Drachin vorsichtig zu ihren Jungen, den Kopf neben die beiden kleinen Körper und den Rest halb drum herum. Praktisch so, dass die Jungen in der Mitte des Kreises lagen, den die Mutter mit ihrem Körper gebildet hatte. Auf ihren Zügen lag ein friedlicher und vor allem Glücklicher Ausdruck.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.12.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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